Jeder Schüler kennt das Gefühl: Manchmal scheint es, als ob Lehrer absolute Macht über uns haben. Hausaufgaben bis zum Umfallen, Stillsitzen im Unterricht, Teilnahme an Sportveranstaltungen – die Liste der Anforderungen kann endlos erscheinen. Aber dürfen Lehrer wirklich alles von uns verlangen? Wo sind die Grenzen der Lehrerbefugnisse und was können Schüler tun, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen? Dieser Artikel soll dir einen umfassenden Überblick über deine Rechte und Pflichten in der Schule geben.
Die Grundlagen: Das Schulgesetz und die Schulordnung
Die Grundlage für die Befugnisse von Lehrern bildet das jeweilige Schulgesetz des Bundeslandes, in dem du zur Schule gehst. Dieses Gesetz legt die allgemeinen Rahmenbedingungen für den Schulbetrieb fest, wie beispielsweise die Schulpflicht, die Aufgaben der Schule und die Rechte und Pflichten von Schülern und Lehrern. Konkretere Regelungen finden sich dann in der Schulordnung deiner Schule. Diese regelt den Schulalltag und legt fest, was erlaubt ist und was nicht. Sie ist also quasi das „Gesetz” deiner Schule.
Wichtig ist, dass sowohl das Schulgesetz als auch die Schulordnung für alle gelten – für Schüler, Lehrer und Eltern. Sie sollen einen geordneten Schulbetrieb gewährleisten und sicherstellen, dass alle Beteiligten ihre Aufgaben erfüllen können.
Was dein Lehrer von dir verlangen darf: Ein Überblick
Grundsätzlich haben Lehrer das Recht, von dir die Einhaltung bestimmter Pflichten zu verlangen. Diese Pflichten dienen dazu, einen reibungslosen Unterrichtsablauf zu gewährleisten und die Erreichung der Lernziele zu fördern. Zu den häufigsten Anforderungen gehören:
- Teilnahme am Unterricht: Die Teilnahme am Unterricht ist in der Regel Pflicht. Fehlzeiten müssen entschuldigt werden.
- Erledigung von Hausaufgaben: Hausaufgaben dienen der Vertiefung des Unterrichtsstoffs und der Vorbereitung auf den Unterricht. Lehrer dürfen also grundsätzlich Hausaufgaben aufgeben und deren Erledigung kontrollieren.
- Mitarbeit im Unterricht: Lehrer dürfen von dir verlangen, dass du dich aktiv am Unterricht beteiligst, beispielsweise durch Antworten auf Fragen oder das Vorstellen von Ergebnissen.
- Einhalten der Schulordnung: Die Schulordnung regelt das Verhalten in der Schule. Lehrer dürfen von dir verlangen, dass du dich an diese Regeln hältst, beispielsweise was das Tragen von Kleidung, die Nutzung von Handys oder das Verhalten in Pausen angeht.
- Teilnahme an Klassenarbeiten und Prüfungen: Klassenarbeiten und Prüfungen dienen der Leistungsüberprüfung. Lehrer dürfen von dir verlangen, dass du daran teilnimmst.
- Respektvoller Umgang: Lehrer haben das Recht, von dir einen respektvollen Umgang mit ihnen, deinen Mitschülern und dem Schuleigentum zu verlangen.
Wo sind die Grenzen? Was dein Lehrer NICHT darf
Auch wenn Lehrer viele Befugnisse haben, dürfen sie nicht alles. Es gibt klare Grenzen, die sie nicht überschreiten dürfen. Hier einige Beispiele:
- Körperliche Züchtigung: Körperliche Strafen sind in Deutschland generell verboten. Ein Lehrer darf dich also niemals schlagen oder auf andere Weise körperlich bestrafen.
- Demütigungen: Lehrer dürfen dich nicht öffentlich demütigen oder bloßstellen. Das gilt sowohl für mündliche als auch für schriftliche Äußerungen.
- Aufgaben, die nichts mit dem Unterricht zu tun haben: Lehrer dürfen dich grundsätzlich nicht mit Aufgaben betrauen, die nichts mit dem Unterricht zu tun haben, beispielsweise private Besorgungen. (Ausnahmen können im Rahmen von Projekten oder AGs entstehen, müssen aber klar definiert sein).
- Verstoß gegen deine Grundrechte: Lehrer dürfen deine Grundrechte, wie beispielsweise die freie Meinungsäußerung oder die Religionsfreiheit, nicht einschränken.
- Unangemessene Hausaufgaben: Die Menge und der Schwierigkeitsgrad der Hausaufgaben müssen angemessen sein und dürfen dich nicht überfordern. Hausaufgaben dürfen nicht als reine Bestrafung eingesetzt werden.
- Willkürliche Benotung: Die Benotung muss fair und nachvollziehbar sein. Lehrer dürfen dich nicht ohne sachlichen Grund schlechter bewerten als andere Schüler.
- Diskriminierung: Lehrer dürfen dich nicht aufgrund deiner Herkunft, deines Geschlechts, deiner Religion oder anderer persönlicher Merkmale diskriminieren.
Was tun, wenn du dich ungerecht behandelt fühlst?
Wenn du das Gefühl hast, dass dein Lehrer seine Befugnisse überschreitet oder dich ungerecht behandelt, solltest du zunächst versuchen, das Gespräch mit dem Lehrer zu suchen. Vielleicht lässt sich das Problem im direkten Gespräch klären. Bereite dich gut auf das Gespräch vor und schildere deine Sicht der Dinge sachlich und ruhig.
Wenn das Gespräch mit dem Lehrer nicht zu einer Lösung führt, kannst du dich an deinen Klassenlehrer, den Vertrauenslehrer oder die Schulleitung wenden. Diese können dir helfen, das Problem zu lösen und gegebenenfalls vermittelnd einwirken.
In schwerwiegenden Fällen, beispielsweise bei Diskriminierung oder körperlicher Gewalt, kannst du dich auch an das Schulamt oder eine andere zuständige Behörde wenden. Du hast auch die Möglichkeit, dich an eine Beratungsstelle für Schüler zu wenden, die dich bei der Durchsetzung deiner Rechte unterstützen kann.
Deine Rechte kennen und nutzen
Es ist wichtig, dass du deine Rechte als Schüler kennst und dich nicht scheust, diese auch einzufordern. Gleichzeitig solltest du aber auch deine Pflichten ernst nehmen und dich an die Regeln der Schule halten. Nur so kann ein respektvolles und konstruktives Miteinander gelingen.
Denke daran: Ein gutes Verhältnis zu deinen Lehrern ist wichtig für deinen Lernerfolg. Versuche also immer, das Gespräch zu suchen und Probleme gemeinsam zu lösen. Wenn du dich aber ungerecht behandelt fühlst, solltest du dich nicht scheuen, dich zu wehren und dir Hilfe zu suchen. Denn auch Schüler haben Rechte!
Zusammenfassende Tipps für Schüler:
- Kenne die Schulordnung: Sie ist die Grundlage für das Zusammenleben in der Schule.
- Sprich Probleme an: Suche das Gespräch mit dem Lehrer, dem Vertrauenslehrer oder der Schulleitung.
- Dokumentiere Vorfälle: Notiere dir Datum, Uhrzeit und Details von Vorfällen, bei denen du dich ungerecht behandelt fühlst.
- Hole dir Unterstützung: Wende dich an deine Eltern, Freunde, eine Beratungsstelle oder das Schulamt.
- Sei selbst respektvoll: Ein respektvoller Umgang miteinander ist die Basis für ein gutes Schulklima.
Dieser Artikel soll dir einen Überblick über deine Rechte und Pflichten als Schüler geben. Er ersetzt jedoch keine Rechtsberatung. Im Zweifelsfall solltest du dich immer an eine kompetente Stelle wenden.