Ein gemütlicher Restaurantbesuch mit der Familie – da darf es auch mal etwas Besonderes sein. Sauerbraten nach Oma’s Rezept, ein cremiges Tiramisu zum Dessert… doch was, wenn im Menü Alkohol steckt und der Nachwuchs erst 15 Jahre alt ist? Eine Frage, die sich viele Eltern und Gastronomen stellen und die gar nicht so einfach zu beantworten ist.
Die Gesetzeslage in Deutschland: Was ist erlaubt, was nicht?
Das Jugendschutzgesetz (JuSchG) regelt in Deutschland den Umgang mit Alkohol für Minderjährige. Grundsätzlich gilt: Branntwein, branntweinhaltige Getränke (z.B. Schnaps, Likör) und Lebensmittel, die diese enthalten, dürfen an Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren weder abgegeben noch von ihnen verzehrt werden (§9 JuSchG). Das ist relativ klar. Schwieriger wird es bei Bier, Wein, Sekt und Apfelwein. Diese dürfen an Jugendliche ab 16 Jahren abgegeben und von ihnen verzehrt werden. Aber auch hier gilt: Immer nur, wenn der Jugendliche dabei nicht in der Öffentlichkeit erkennbar betrunken ist.
Doch was bedeutet das für Speisen, die mit Alkohol zubereitet wurden? Hier wird die Sache komplizierter, denn das Gesetz schweigt sich dazu aus. Es gibt keine explizite Regelung, die sich auf alkoholhaltige Speisen bezieht. Das bedeutet, dass die Interpretation des Gesetzes im Vordergrund steht.
Sauerbraten mit Rotwein: Eine Grauzone
Nehmen wir den Sauerbraten. Traditionell wird dieser mit Rotwein oder Essig zubereitet. Der Alkoholgehalt im fertigen Gericht ist in der Regel gering, da der Alkohol während des Garprozesses verdampft. Dennoch bleibt oft ein Restalkoholgehalt bestehen. Ist es also erlaubt, einem 15-Jährigen Sauerbraten zu servieren?
Hier gehen die Meinungen auseinander. Einige Experten argumentieren, dass das Jugendschutzgesetz in erster Linie den Konsum von Alkohol als Genussmittel verhindern soll. Der geringe Restalkoholgehalt in einem Gericht wie Sauerbraten sei nicht mit dem Konsum eines alkoholischen Getränks vergleichbar. Andere betonen, dass das Gesetz sehr weit gefasst ist und jegliche Abgabe von Alkohol an unter 16-Jährige verbietet – unabhängig von der Form.
In der Praxis entscheiden oft die Gastronomen selbst, wie sie mit dieser Grauzone umgehen. Viele servieren Gerichte wie Sauerbraten bedenkenlos an Jugendliche ab 14 oder 15 Jahren, während andere vorsichtiger sind und sich im Zweifelsfall für die strengere Auslegung des Gesetzes entscheiden.
Tiramisu mit Amaretto: Dessert-Debatte
Ähnlich verhält es sich mit Tiramisu. Das italienische Dessert wird häufig mit Amaretto, Rum oder Kaffee Likör zubereitet. Im Gegensatz zum Sauerbraten wird der Alkohol beim Tiramisu in der Regel nicht erhitzt, sodass ein höherer Restalkoholgehalt zu erwarten ist.
Auch hier stellt sich die Frage: Dürfen Gastronomen einem 15-Jährigen Tiramisu mit Alkohol servieren? Die Argumente sind ähnlich wie beim Sauerbraten. Einerseits ist der Alkoholgehalt in einer einzelnen Portion Tiramisu wahrscheinlich gering. Andererseits ist der Alkohol deutlicher wahrnehmbar als beim Sauerbraten und es besteht eine größere Wahrscheinlichkeit, dass der Jugendliche tatsächlich einen geringen Rauschzustand erfährt.
Viele Gastronomen sind hier besonders vorsichtig, da der Alkoholgehalt im Tiramisu höher sein kann und der Geschmack oft stärker nach Alkohol ist. Es ist ratsam, im Zweifelsfall nachzufragen, ob das Tiramisu mit Alkohol zubereitet wurde und gegebenenfalls eine Alternative ohne Alkohol zu wählen.
Verantwortung der Gastronomen und Eltern
Die Verantwortung liegt nicht nur bei den Gastronomen, sondern auch bei den Eltern. Sie sollten sich bewusst sein, welche Speisen Alkohol enthalten könnten und gegebenenfalls beim Bestellen darauf achten. Ein offenes Gespräch mit dem Kind über den Umgang mit Alkohol ist ebenfalls wichtig.
Gastronomen sollten transparent sein und in der Speisekarte auf den Alkoholgehalt in bestimmten Gerichten hinweisen. Im Zweifelsfall sollten sie das Gespräch mit den Eltern suchen und gegebenenfalls eine alkoholfreie Alternative anbieten. Eine klare Kennzeichnung von Gerichten mit Alkohol in der Speisekarte hilft, Missverständnisse zu vermeiden und die Einhaltung des Jugendschutzgesetzes zu gewährleisten.
Was tun bei Unsicherheit?
Wenn Sie als Eltern oder Gastronom unsicher sind, wie Sie mit der Situation umgehen sollen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich zu informieren:
- Gespräch mit dem Gastronomen: Fragen Sie nach, wie das Gericht zubereitet wurde und ob es Alkohol enthält.
- Informieren Sie sich über das Jugendschutzgesetz: Die Broschüren des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bieten eine gute Übersicht.
- Beratung bei der Gemeinde oder Stadt: Die Jugendämter können Ihnen ebenfalls weiterhelfen.
Fazit: Augen auf bei der Menüwahl!
Die Frage, ob ein 15-Jähriger Sauerbraten oder Tiramisu mit Alkohol im Restaurant bestellen darf, ist nicht eindeutig zu beantworten. Das Jugendschutzgesetz lässt hier Interpretationsspielraum. Gastronomen und Eltern tragen eine gemeinsame Verantwortung, um sicherzustellen, dass Jugendliche keinen Alkohol konsumieren, der ihnen laut Gesetz nicht erlaubt ist. Transparenz, Kommunikation und eine bewusste Menüwahl sind der Schlüssel, um die Alkohol-Falle im Menü zu vermeiden.