Es ist eine Situation, die viele Auszubildende und dual Studierende kennen: Das unangenehme Gespräch mit dem Chef über die Berufsschule. Ob es um Fehlzeiten, Leistungsdruck oder die Vereinbarkeit von Arbeit und Studium geht, das Thema kann heikel sein. Keine Panik! Mit der richtigen Vorbereitung und Kommunikation kannst du dieses Gespräch meistern und deine Ausbildung erfolgreich fortsetzen. Dieser Artikel gibt dir wertvolle Tipps und Strategien an die Hand, um die Situation optimal zu gestalten.
Warum ist das Gespräch so unangenehm?
Bevor wir uns konkreten Lösungsansätzen widmen, ist es wichtig zu verstehen, warum das Gespräch über die Berufsschule oft als unangenehm empfunden wird. Hier sind einige häufige Gründe:
- Angst vor negativen Konsequenzen: Viele Auszubildende befürchten, dass eine offene Kommunikation über Schwierigkeiten in der Berufsschule negative Auswirkungen auf ihre Bewertung oder sogar ihre Übernahmechancen haben könnte.
- Schamgefühl: Schwierigkeiten in der Berufsschule können als persönliches Versagen empfunden werden. Dies führt zu Scham und dem Wunsch, das Problem zu verbergen.
- Mangelnde Kommunikation: Oft herrscht ein Kommunikationsdefizit zwischen Ausbildungsbetrieb und Berufsschule. Informationen werden nicht ausreichend ausgetauscht, was zu Missverständnissen und falschen Annahmen führen kann.
- Zeitdruck: Sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule herrscht oft hoher Zeitdruck. Das erschwert die Vereinbarkeit und kann zu Stress und Überforderung führen.
- Unsicherheit: Viele Auszubildende sind unsicher, wie sie ihre Anliegen am besten formulieren und wie ihr Chef reagieren wird.
Vorbereitung ist alles: So bereitest du dich optimal vor
Eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen Gespräch. Nimm dir ausreichend Zeit, um dich mit den folgenden Punkten auseinanderzusetzen:
1. Analysiere die Situation
Bevor du das Gespräch suchst, solltest du dir ein klares Bild von der Situation machen. Stelle dir folgende Fragen:
- Welches konkrete Problem liegt vor? (z.B. Schwierigkeiten in einem bestimmten Fach, hohe Fehlzeiten, Probleme mit der Vereinbarkeit von Arbeit und Studium)
- Welche Ursachen hat das Problem? (z.B. mangelnde Vorkenntnisse, Lernschwierigkeiten, persönliche Probleme, hohe Arbeitsbelastung im Betrieb)
- Welche Auswirkungen hat das Problem auf deine Ausbildung? (z.B. schlechte Noten, Überforderung, Demotivation)
- Welche Lösungsansätze hast du bereits in Betracht gezogen oder umgesetzt? (z.B. Nachhilfe, Lerngruppen, Gespräche mit Lehrern)
- Was wünschst du dir von deinem Chef? (z.B. mehr Unterstützung, flexible Arbeitszeiten, Verständnis für deine Situation)
2. Sammle Informationen
Sammle alle relevanten Informationen, die du für das Gespräch benötigst. Dazu gehören:
- Dein Ausbildungsvertrag: Überprüfe, welche Rechte und Pflichten du hast.
- Die Ausbildungsordnung: Informiere dich über die Anforderungen und Inhalte deiner Ausbildung.
- Dein Berichtsheft: Stelle sicher, dass es aktuell ist und deine Tätigkeiten im Betrieb widerspiegelt.
- Deine Zeugnisse: Halte deine letzten Zeugnisse bereit, um deine schulischen Leistungen zu dokumentieren.
- Informationen von der Berufsschule: Kläre offene Fragen mit deinen Lehrern und hole dir gegebenenfalls eine Bescheinigung über deine Fehlzeiten oder Leistungen ein.
3. Formuliere deine Anliegen klar und präzise
Überlege dir im Vorfeld, wie du deine Anliegen formulieren möchtest. Vermeide vage Aussagen und bringe deine Punkte klar und präzise auf den Punkt. Verwende dabei eine respektvolle und konstruktive Sprache.
Beispiele für Formulierungen:
- „Ich habe in letzter Zeit Schwierigkeiten mit dem Fach XY in der Berufsschule. Ich bin mir unsicher, wie ich den Stoff am besten aufarbeiten kann.”
- „Ich habe in den letzten Wochen einige Fehlzeiten in der Berufsschule gehabt, da ich mit der Vereinbarkeit von Arbeit und Studium überfordert war. Ich suche nach Möglichkeiten, meine Zeit besser einzuteilen.”
- „Ich würde mir wünschen, dass ich während der Prüfungsphase etwas flexiblere Arbeitszeiten habe, um mich optimal auf die Prüfungen vorbereiten zu können.”
4. Übe das Gespräch
Um deine Nervosität zu reduzieren, kannst du das Gespräch mit einer vertrauten Person (z.B. Eltern, Freunde, Kollegen) üben. So kannst du deine Argumente festigen und dich auf mögliche Fragen vorbereiten.
Das Gespräch: So führst du es erfolgreich
Endlich ist es so weit: Das Gespräch mit deinem Chef steht an. Beachte die folgenden Tipps, um es erfolgreich zu gestalten:
1. Wähle den richtigen Zeitpunkt und Ort
Bitte deinen Chef um einen Termin für ein persönliches Gespräch. Wähle einen Zeitpunkt, an dem ihr beide ungestört seid und ausreichend Zeit habt, um über das Thema zu sprechen. Ein ruhiger Ort ohne Ablenkungen ist ebenfalls wichtig.
2. Sei pünktlich und professionell
Pünktlichkeit und ein professionelles Auftreten sind selbstverständlich. Kleide dich angemessen und zeige deinem Chef, dass du das Gespräch ernst nimmst.
3. Beginne das Gespräch positiv
Beginne das Gespräch mit einer positiven Einleitung. Bedanke dich für die Möglichkeit, das Gespräch zu führen, und betone dein Interesse an einer guten Zusammenarbeit.
4. Bleibe ruhig und sachlich
Auch wenn du nervös bist, versuche ruhig und sachlich zu bleiben. Vermeide Vorwürfe und bleibe bei den Fakten. Schildere deine Situation aus deiner Sicht und erkläre, welche Auswirkungen das Problem auf dich hat.
5. Höre aktiv zu
Höre deinem Chef aufmerksam zu und versuche, seine Perspektive zu verstehen. Stelle klärende Fragen, um sicherzustellen, dass du alles richtig verstanden hast.
6. Sei offen für Kompromisse
Sei bereit, Kompromisse einzugehen. Nicht immer wird dein Chef alle deine Wünsche erfüllen können. Versuche, gemeinsam eine Lösung zu finden, die für beide Seiten akzeptabel ist.
7. Frage nach Unterstützung
Scheue dich nicht, deinen Chef um Unterstützung zu bitten. Erkläre, welche Art von Unterstützung du dir wünschst und wie sie dir helfen könnte, deine Probleme zu lösen.
8. Bedanke dich für das Gespräch
Bedanke dich am Ende des Gesprächs bei deinem Chef für seine Zeit und sein Verständnis. Betone noch einmal dein Interesse an einer erfolgreichen Ausbildung und deine Bereitschaft, an einer Lösung mitzuarbeiten.
Nach dem Gespräch: So geht es weiter
Auch nach dem Gespräch ist es wichtig, am Ball zu bleiben. Hier sind einige Tipps:
1. Setze die vereinbarten Maßnahmen um
Setze alle vereinbarten Maßnahmen so schnell wie möglich um. Zeige deinem Chef, dass du seine Unterstützung ernst nimmst und bereit bist, an dir zu arbeiten.
2. Halte deinen Chef auf dem Laufenden
Halte deinen Chef regelmäßig über deine Fortschritte auf dem Laufenden. So zeigst du ihm, dass du engagiert bist und dass sich die vereinbarten Maßnahmen positiv auswirken.
3. Suche weiterhin das Gespräch
Sollten trotz der vereinbarten Maßnahmen weiterhin Probleme auftreten, suche erneut das Gespräch mit deinem Chef. Gemeinsam könnt ihr nach weiteren Lösungen suchen.
4. Hole dir externe Hilfe
Wenn du das Gefühl hast, dass du alleine nicht weiterkommst, hole dir externe Hilfe. Es gibt zahlreiche Beratungsstellen und Unterstützungsprogramme, die dir bei deinen Problemen helfen können. Sprich mit deinen Lehrern, der IHK oder HWK oder suche im Internet nach geeigneten Ansprechpartnern.
Fazit
Das Gespräch mit dem Chef über die Berufsschule mag unangenehm sein, aber mit der richtigen Vorbereitung und Kommunikation kannst du es erfolgreich meistern. Analysiere die Situation, sammle Informationen, formuliere deine Anliegen klar und präzise und sei bereit, Kompromisse einzugehen. So kannst du deine Ausbildung erfolgreich fortsetzen und eine gute Beziehung zu deinem Chef aufbauen. Denke daran: Offene Kommunikation ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Ausbildung!