Träumt nicht jeder davon, seine eigene Schokolade von Grund auf selbst herzustellen? Der Duft gerösteter Kakaobohnen, die cremige Textur auf der Zunge – ein wahrer Genuss! Doch der Weg von der Bohne zur Tafel ist oft komplex und erfordert spezielle Geräte. Aber was, wenn wir versuchen würden, diesen Prozess zu vereinfachen? Was, wenn wir eine herkömmliche Getreidemühle verwenden würden, um Kakaobohnen zu verarbeiten und unsere eigene Schokolade herzustellen? In diesem Artikel begeben wir uns auf ein spannendes Experiment, um genau das herauszufinden.
Die Faszination der Schokoladenherstellung
Die Herstellung von Schokolade ist eine Kunst, die auf jahrhundertealten Traditionen basiert. Ursprünglich wurde Kakao in Mittelamerika als bitteres Getränk konsumiert. Erst später, durch die Zugabe von Zucker und anderen Zutaten, entwickelte sich die süße Leckerei, die wir heute so lieben. Die industrielle Schokoladenherstellung beinhaltet eine Vielzahl von Prozessen, von der Fermentation und Trocknung der Kakaobohnen bis hin zum Conchieren und Temperieren der Schokolade.
Doch auch zu Hause kann man mit den richtigen Zutaten und etwas Geduld köstliche Schokolade herstellen. Viele Hobby-Chocolatiers verwenden dafür spezielle Schokoladenmaschinen, wie Melangeure oder Conchen. Diese Geräte sind jedoch oft teuer und nicht für jeden zugänglich. Daher stellt sich die Frage: Gibt es eine kostengünstigere und einfachere Alternative?
Das Experiment: Eine Getreidemühle als Schokoladenmaschine?
Die Idee, eine Getreidemühle für die Schokoladenherstellung zu verwenden, mag zunächst ungewöhnlich erscheinen. Getreidemühlen sind schließlich dafür konzipiert, Getreide zu Mehl zu vermahlen. Aber beide Prozesse – das Mahlen von Getreide und das Verarbeiten von Kakaobohnen – erfordern eine feine Zerkleinerung des Ausgangsmaterials. Könnte die Getreidemühle also auch die Aufgabe übernehmen, Kakaobohnen in eine cremige Schokoladenmasse zu verwandeln?
Die Theorie: Im Prinzip soll die Mühle die gerösteten Kakaobohnen so fein mahlen, dass die Kakaobutter freigesetzt wird. Die entstehende Reibungswärme hilft dabei, die Masse zu verflüssigen und die Aromen zu entwickeln. Durch die Zugabe von Zucker und anderen Zutaten während des Mahlprozesses soll dann eine homogene Schokoladenmasse entstehen.
Die Vorbereitung: Zutaten und Material
Für unser Experiment benötigen wir folgende Zutaten und Materialien:
* Kakaobohnen: Am besten ungeröstete Kakaobohnen, die wir selbst rösten können, um den Röstgrad optimal zu kontrollieren.
* Zucker: Puderzucker oder feiner Kristallzucker eignen sich gut.
* Optional: Kakaobutter (zusätzlich), Milchpulver, Vanilleextrakt, Nüsse, Gewürze.
* Eine Getreidemühle: Wir verwenden eine Steinmühle, da diese schonender mahlt als eine Schlagmühle.
* Ein Backofen oder eine Pfanne zum Rösten der Kakaobohnen.
* Eine Küchenwaage.
* Ein Thermometer (optional).
* Geduld und Neugier!
Der Ablauf: Schritt für Schritt zur eigenen Schokolade
- Rösten der Kakaobohnen: Die Kakaobohnen werden bei 120-150°C für ca. 20-30 Minuten im Ofen oder in einer Pfanne geröstet. Dabei ist es wichtig, die Bohnen regelmäßig zu wenden, um ein gleichmäßiges Rösten zu gewährleisten. Der Röstgrad beeinflusst maßgeblich den Geschmack der späteren Schokolade.
- Schälen der Kakaobohnen: Nach dem Rösten müssen die Kakaobohnen geschält werden, um die äußere Hülle (die sogenannte „Nibs”) zu entfernen. Dies kann manuell oder mit einer speziellen Schälmaschine erfolgen.
- Mahlen der Kakaobohnen: Die geschälten Kakaobohnen werden nun in die Getreidemühle gegeben. Wichtig ist, die Mühle langsam und vorsichtig zu befüllen, um eine Überlastung zu vermeiden. Der Mahlgrad sollte anfangs grob sein und nach und nach feiner eingestellt werden.
- Zugabe von Zucker und anderen Zutaten: Sobald eine feine Kakaomasse entstanden ist, können Zucker und andere Zutaten nach Geschmack hinzugefügt werden. Auch hier gilt: langsam und vorsichtig vorgehen, um die Mühle nicht zu überlasten.
- Verfeinern der Schokoladenmasse: Die Schokoladenmasse wird nun weiter in der Getreidemühle gemahlen, bis eine homogene und cremige Konsistenz erreicht ist. Dieser Prozess kann mehrere Stunden dauern, abhängig von der Leistung der Mühle und der gewünschten Feinheit der Schokolade.
- Temperieren der Schokolade: Um eine glänzende Oberfläche und einen knackigen Bruch zu erhalten, sollte die Schokolade temperiert werden. Dabei wird die Schokolade auf eine bestimmte Temperatur erhitzt, abgekühlt und wieder leicht erwärmt.
- Gießen und Aushärten: Die temperierte Schokolade wird in Formen gegossen und zum Aushärten in den Kühlschrank gestellt.
Die Herausforderungen und Ergebnisse
Unser Experiment war nicht ohne Herausforderungen. Eine der größten Schwierigkeiten war die Wärmeentwicklung in der Getreidemühle. Durch die Reibung der Kakaobohnen kann die Mühle sehr heiß werden, was die Qualität der Schokolade beeinträchtigen kann. Es ist daher wichtig, die Mühle nicht zu überlasten und gegebenenfalls Pausen einzulegen, um sie abkühlen zu lassen.
Ein weiteres Problem war die Konsistenz der Schokoladenmasse. Da die Getreidemühle nicht speziell für die Schokoladenherstellung konzipiert ist, kann es schwierig sein, eine wirklich feine und cremige Textur zu erzielen. Die Schokolade kann daher etwas körnig sein.
Trotz dieser Herausforderungen konnten wir mit unserer Getreidemühle durchaus passable Schokolade herstellen. Der Geschmack war intensiv und aromatisch, und die selbstgemachte Schokolade hatte einen ganz besonderen Charme. Die Textur war zwar nicht perfekt, aber dennoch genießbar.
Fazit: Ein interessantes Experiment mit Grenzen
Die Verwendung einer Getreidemühle zur Schokoladenherstellung ist ein interessantes Experiment, das zeigt, dass es möglich ist, auch mit unkonventionellen Mitteln köstliche Schokolade herzustellen. Allerdings sind die Ergebnisse nicht mit der Qualität von industriell gefertigter Schokolade oder Schokolade, die mit speziellen Schokoladenmaschinen hergestellt wurde, vergleichbar. Die Getreidemühle stößt bei der Feinheit und Konsistenz der Schokoladenmasse an ihre Grenzen.
Dennoch ist das Experiment eine lohnende Erfahrung für alle, die sich für die Schokoladenherstellung interessieren und nach einer kostengünstigen Alternative suchen. Es ist eine tolle Möglichkeit, die Grundlagen der Schokoladenherstellung zu erlernen und den Geschmack selbstgemachter Schokolade zu genießen. Wer jedoch Wert auf höchste Qualität und Perfektion legt, sollte weiterhin auf spezielle Schokoladenmaschinen zurückgreifen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Ja, man kann mit einer Getreidemühle prinzipiell Kakaobohnen zu Schokolade verarbeiten. Aber die Ergebnisse sind qualitativ nicht mit professionell hergestellter Schokolade zu vergleichen und erfordern Geduld und Experimentierfreude. Es ist ein spannendes DIY-Projekt für Schokoladenliebhaber, die bereit sind, Kompromisse bei der Perfektion einzugehen.