Der Abschluss – ein Meilenstein, auf den man jahrelang hingearbeitet hat. Endlich ist er da, der Tag, an dem man Zeugnisse in den Händen hält und sich von Kommilitonen verabschiedet. Doch was kommt danach? Für viele Absolventen folgt auf die Euphorie eine Phase der großen Leere, ein Gefühl der Orientierungslosigkeit, das sich anfühlt, als ob man plötzlich am Rande einer unbekannten Landkarte steht. Keine Stundenpläne, keine Prüfungen, keine vorgegebenen Ziele mehr – nur die Weite der Möglichkeiten und die damit einhergehende Frage: Was nun?
Die Ursachen der Orientierungslosigkeit
Die Orientierungslosigkeit nach dem Abschluss ist ein weit verbreitetes Phänomen, das verschiedene Ursachen hat. Während des Studiums oder der Ausbildung ist der Weg vorgezeichnet. Es gibt klare Ziele, Deadlines und Bewertungen, die Struktur und Sinn stiften. Nach dem Abschluss fällt diese Struktur weg. Plötzlich ist man für seine Entscheidungen selbst verantwortlich und muss sich seinen eigenen Weg suchen. Das kann überwältigend sein.
Ein weiterer Faktor ist der Druck, der von der Gesellschaft und oft auch von der Familie ausgeübt wird. Man soll „etwas Sinnvolles” mit seinem Leben anfangen, einen „guten Job” finden und „erfolgreich” sein. Diese Erwartungen können lähmen und die Suche nach der eigenen Berufung erschweren. Auch die Konfrontation mit der Realität des Arbeitsmarktes, die oft weniger rosig ist als erwartet, kann zu Frustration und Unsicherheit führen.
Nicht zuletzt spielt auch die Identitätsfindung eine Rolle. Während des Studiums definieren sich viele Menschen stark über ihre Studienrichtung oder ihre Rolle in der studentischen Gemeinschaft. Wenn diese wegfällt, muss man sich neu definieren und seine Identität neu ausrichten. Das ist ein Prozess, der Zeit und Selbstreflexion erfordert.
Strategien zur Überwindung der Leere
Die gute Nachricht ist, dass die Leere nach dem Abschluss kein unüberwindbares Hindernis ist. Es gibt viele Strategien, die helfen können, wieder Sinn und Orientierung zu finden. Hier sind einige davon:
1. Selbstreflexion: Wer bin ich, was will ich?
Der erste Schritt ist die Selbstreflexion. Nimm dir Zeit, um über deine Werte, Interessen, Stärken und Schwächen nachzudenken. Was ist dir wirklich wichtig im Leben? Was macht dir Freude? Was kannst du gut? Welche Art von Arbeit würde dich erfüllen? Diese Fragen können dir helfen, deine Prioritäten zu klären und deine Ziele zu definieren.
Schreibe deine Gedanken und Erkenntnisse auf. Das kann dir helfen, Klarheit zu gewinnen und deine Ziele zu visualisieren. Du kannst auch ein Journal führen, in dem du deine Erfahrungen und Gefühle festhältst. Das hilft dir, dich selbst besser kennenzulernen und deine Fortschritte zu verfolgen.
2. Ziele setzen: Schritt für Schritt zum Erfolg
Sobald du eine Vorstellung davon hast, was du willst, ist es wichtig, Ziele zu setzen. Ziele geben dir eine Richtung und motivieren dich, aktiv zu werden. Achte darauf, dass deine Ziele realistisch und erreichbar sind. Teile große Ziele in kleinere, überschaubare Schritte auf. Das macht den Weg zum Erfolg weniger überwältigend und ermöglicht es dir, regelmäßig Erfolge zu feiern.
Formuliere deine Ziele konkret und messbar. Statt „Ich möchte einen Job finden” schreibe „Ich möchte bis zum nächsten Monat fünf Bewerbungen verschicken”. Auf diese Weise kannst du deinen Fortschritt besser verfolgen und dich motivieren, weiterzumachen.
3. Netzwerk aufbauen: Kontakte knüpfen und pflegen
Ein starkes Netzwerk ist unerlässlich für den beruflichen Erfolg. Nutze deine bestehenden Kontakte und baue neue auf. Sprich mit Freunden, Familie, ehemaligen Kommilitonen und Dozenten über deine Ziele und deine Jobsuche. Besuche Branchenveranstaltungen, Jobmessen und Networking-Events. Online-Plattformen wie LinkedIn können dir helfen, Kontakte zu knüpfen und dich über aktuelle Jobangebote zu informieren.
Sei proaktiv und scheue dich nicht, um Hilfe zu bitten. Viele Menschen sind bereit, ihr Wissen und ihre Erfahrungen zu teilen. Ein Mentorenprogramm kann dir ebenfalls helfen, deine Karriere voranzutreiben und dich bei der Bewältigung von Herausforderungen zu unterstützen.
4. Praktika und Volontariate: Berufserfahrung sammeln
Wenn du noch keine konkrete Vorstellung davon hast, welchen Beruf du ausüben möchtest, sind Praktika und Volontariate eine gute Möglichkeit, verschiedene Bereiche kennenzulernen und Berufserfahrung zu sammeln. Sie bieten dir die Möglichkeit, deine Fähigkeiten und Kenntnisse zu erproben und herauszufinden, was dir liegt und was nicht. Außerdem kannst du Kontakte knüpfen und dein Netzwerk erweitern.
Auch wenn du bereits einen Job hast, können Praktika und Volontariate in anderen Bereichen dir helfen, neue Perspektiven zu gewinnen und deine Fähigkeiten zu erweitern. Sie können dir auch dabei helfen, deine Leidenschaften zu entdecken und neue Karrierewege einzuschlagen.
5. Weiterbildung: Fähigkeiten erweitern und am Ball bleiben
Die Arbeitswelt ist im ständigen Wandel. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es wichtig, sich kontinuierlich weiterzubilden und seine Fähigkeiten zu erweitern. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten zur Weiterbildung, von Online-Kursen und Seminaren bis hin zu berufsbegleitenden Studiengängen. Wähle Weiterbildungen, die deinen Interessen und Zielen entsprechen und dir helfen, deine Karriere voranzutreiben.
Auch ehrenamtliches Engagement kann eine Form der Weiterbildung sein. Durch die Übernahme von Verantwortung und die Arbeit im Team kannst du wichtige Soft Skills erwerben und deine sozialen Kompetenzen stärken.
6. Reisen und neue Erfahrungen sammeln: Den Horizont erweitern
Reisen können eine wunderbare Möglichkeit sein, den Horizont zu erweitern, neue Kulturen kennenzulernen und sich selbst besser zu verstehen. Sie können dir helfen, aus deiner Komfortzone auszubrechen, neue Perspektiven zu gewinnen und deine Kreativität anzuregen. Auch wenn du nicht viel Geld zur Verfügung hast, gibt es viele Möglichkeiten, günstig zu reisen, zum Beispiel durch Work and Travel oder Couchsurfing.
Auch wenn du nicht reisen kannst, kannst du neue Erfahrungen sammeln, indem du dich in deiner Umgebung engagierst, neue Hobbys ausprobierst oder dich mit Menschen aus anderen Kulturen austauschst.
7. Achtsamkeit und Selbstfürsorge: Auf die eigene Gesundheit achten
In der Phase der Orientierungslosigkeit ist es besonders wichtig, auf die eigene Gesundheit zu achten und sich Zeit für Selbstfürsorge zu nehmen. Achte auf eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung. Entspannungsübungen wie Yoga oder Meditation können dir helfen, Stress abzubauen und deine innere Balance wiederzufinden.
Verbringe Zeit mit Menschen, die dir guttun und dich unterstützen. Sprich über deine Gefühle und Ängste. Scheue dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn du dich überfordert fühlst. Ein Coach oder Therapeut kann dir helfen, deine Probleme zu lösen und deine Ziele zu erreichen.
Fazit
Die große Leere nach dem Abschluss ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance. Es ist eine Zeit des Übergangs, in der du die Möglichkeit hast, dich neu zu orientieren, deine Ziele neu zu definieren und deinen eigenen Weg zu finden. Mit Selbstreflexion, Zielsetzung, Networking, Weiterbildung und Selbstfürsorge kannst du diese Phase erfolgreich meistern und ein erfülltes und sinnvolles Leben gestalten.
Denke daran: Es ist okay, sich verloren zu fühlen. Es ist okay, Fehler zu machen. Es ist okay, Umwege zu gehen. Der Weg ist das Ziel. Vertraue auf dich selbst und deine Fähigkeiten. Du wirst deinen Weg finden.