Die Welt ist gespalten. Nicht durch Politik, Religion oder Lieblingssportmannschaften, sondern durch eine viel grundlegendere, geschmackliche Frage: Koriander. Genauer gesagt, die große Frage, ob man den Geschmack von frischem Koriander liebt oder ob er für einen wie Seife schmeckt. Diese scheinbar harmlose Kräuterpflanze hat eine Kluft zwischen Menschen geschaffen, die so tiefgreifend ist, dass sie Freundschaften belasten und Familien spalten kann. Aber warum ist das so? Und was steckt hinter dieser geschmacklichen Polarisierung?
Was ist Koriander eigentlich?
Bevor wir uns in die Kontroverse stürzen, sollten wir uns kurz damit beschäftigen, was Koriander botanisch gesehen ist. Koriander (Coriandrum sativum) ist eine einjährige Pflanze aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Er ist sowohl für seine Blätter (die wir als Koriander bezeichnen, in den USA oft als Cilantro) als auch für seine Samen (Koriandersamen) bekannt und wird in einer Vielzahl von Küchen weltweit eingesetzt. Die Blätter sind das, was im Zentrum unserer Diskussion steht.
Die Befürworter: Ein Hauch von Frische und Zitrus
Für viele ist frischer Koriander ein unverzichtbarer Bestandteil ihrer Lieblingsgerichte. Sie beschreiben seinen Geschmack als frisch, zitronig und leicht pfeffrig. Er verleiht Guacamole, Salsas, Currys, Tacos und unzähligen anderen Gerichten eine lebendige Note und hebt sie auf ein neues Geschmacksniveau. Die Befürworter lieben die Art und Weise, wie Koriander die anderen Aromen ergänzt und ausbalanciert, ohne sie zu überdecken. Er ist ein Zeichen für Authentizität und Qualität in vielen Küchen, besonders in der mexikanischen, thailändischen und indischen Küche.
Für diese Menschen ist Koriander nicht nur ein Kraut, sondern ein Erlebnis. Sie können sich ein Leben ohne ihn kaum vorstellen und würden jedes Gericht, in dem er vorkommt, sofort mit Begeisterung begrüßen. Sie sind die stolzen Koriander-Liebhaber, die ihr Lieblingskraut in Ehren halten und jeden, der es nicht mag, mit Ungläubigkeit betrachten.
Die Gegner: Seife, Insekten und mehr
Auf der anderen Seite des Spektrums stehen die Koriander-Hasser. Für sie ist der Geschmack von Koriander alles andere als erfrischend oder zitronig. Sie beschreiben ihn oft als seifig, metallisch, erdig oder sogar nach Insekten schmeckend. Für diese Menschen ist Koriander nicht nur unangenehm, sondern regelrecht abstoßend. Er kann ein Gericht komplett ruinieren und sie dazu bringen, den Appetit zu verlieren.
Die Gegner leiden unter dem, was sie als eine genetische Anomalie bezeichnen würden, die sie dazu verdammt, den wahren Geschmack von Koriander niemals zu erleben. Sie müssen sorgfältig darauf achten, was sie essen, und Restaurants warnen, dass sie Koriander nicht vertragen. Für sie ist es ein ständiger Kampf gegen ein allgegenwärtiges Kraut, das überall zu lauern scheint.
Die Wissenschaft hinter der Kontroverse: Gene im Spiel
Die gute Nachricht für die Koriander-Hasser ist, dass sie nicht allein sind und dass es eine wissenschaftliche Erklärung für ihre Abneigung gibt. Studien haben gezeigt, dass der Geschmack von Koriander genetisch bedingt sein kann. Ein bestimmtes Gen, OR6A2, das für einen Geruchsrezeptor zuständig ist, der Aldehyde erkennt, spielt eine Schlüsselrolle. Aldehyde sind chemische Verbindungen, die in Koriander und auch in Seife vorkommen.
Menschen, die dieses Gen in einer bestimmten Variante tragen, sind empfindlicher für diese Aldehyde und nehmen den Geschmack von Koriander daher als seifig wahr. Schätzungen zufolge betrifft dies zwischen 4 und 14 Prozent der Bevölkerung, abhängig von der ethnischen Zugehörigkeit. Menschen europäischer Abstammung sind eher betroffen als Menschen aus dem Nahen Osten, Asien oder Lateinamerika, wo Koriander häufiger in der Küche verwendet wird. Das bedeutet, dass die Häufigkeit der „Seifen-Gene“ in Populationen variiert, was teilweise die unterschiedlichen Ansichten über Koriander erklärt.
Mehr als nur Genetik: Umwelteinflüsse und Gewohnheit
Obwohl die Genetik eine wichtige Rolle spielt, ist sie nicht der einzige Faktor, der den Geschmack von Koriander beeinflusst. Auch Umwelteinflüsse und Gewohnheit können eine Rolle spielen. So kann beispielsweise die Art und Weise, wie Koriander angebaut und gelagert wird, seinen Geschmack beeinflussen. Älterer Koriander kann beispielsweise einen stärkeren und unangenehmeren Geschmack entwickeln. Zudem kann die wiederholte Exposition gegenüber Koriander den Geschmacksempfindlichkeit beeinflussen. Kinder, die von klein auf regelmäßig Koriander essen, entwickeln möglicherweise eine Toleranz oder sogar eine Vorliebe dafür, während Menschen, die erst im Erwachsenenalter damit in Berührung kommen, eher eine Abneigung entwickeln.
Umgang mit der Koriander-Kontroverse: Tipps für Köche und Genießer
Wie können wir mit dieser geschmacklichen Kluft umgehen? Hier sind einige Tipps für Köche und Genießer:
- Für Köche: Seien Sie sich bewusst, dass Koriander eine polarisierende Zutat ist. Bieten Sie Gerichte mit und ohne Koriander an oder fragen Sie Ihre Gäste, ob sie Koriander mögen, bevor Sie ihn hinzufügen. Verwenden Sie Koriander sparsam und probieren Sie das Gericht, bevor Sie es servieren.
- Für Koriander-Liebhaber: Seien Sie rücksichtsvoll gegenüber den Koriander-Hassern in Ihrem Leben. Verurteilen Sie sie nicht für ihren Geschmack und akzeptieren Sie, dass sie Koriander einfach nicht mögen. Bieten Sie an, Gerichte ohne Koriander zuzubereiten, wenn Sie zusammen kochen oder essen.
- Für Koriander-Hasser: Geben Sie Koriander nicht sofort auf. Versuchen Sie, ihn in verschiedenen Formen und Mengen zu probieren. Vielleicht finden Sie eine Zubereitung, bei der der Geschmack für Sie akzeptabel ist. Wenn nicht, ist das auch in Ordnung. Es gibt viele andere leckere Kräuter, die Sie stattdessen verwenden können.
- Alternativen: Für Rezepte, die Koriander erfordern, aber Sie ihn absolut nicht ausstehen können, versuchen Sie Petersilie (insbesondere glatte Petersilie), Kerbel oder eine Mischung aus beiden. Sie bieten einen ähnlichen frischen, grünen Geschmack, ohne die Seifigkeit.
Koriander: Mehr als nur ein Geschmack
Die Koriander-Kontroverse ist mehr als nur eine Frage des Geschmacks. Sie ist ein Beispiel dafür, wie unsere Gene, unsere Umwelt und unsere persönlichen Erfahrungen unsere Geschmackswahrnehmung beeinflussen können. Sie zeigt uns, dass wir alle unterschiedlich sind und dass es wichtig ist, die Vorlieben und Abneigungen anderer zu respektieren. Und sie erinnert uns daran, dass selbst die einfachste Zutat eine Geschichte erzählen kann, die so komplex und vielfältig ist wie die Menschen, die sie essen.
Ob Sie nun ein leidenschaftlicher Koriander-Liebhaber oder ein eingefleischter Koriander-Hasser sind, eines ist sicher: Diese kleine grüne Pflanze wird weiterhin für Gesprächsstoff und Kontroversen sorgen. Und das ist vielleicht auch gut so. Denn am Ende des Tages ist es doch gerade die Vielfalt unserer Geschmäcker, die die Welt so spannend und interessant macht.