Wer kennt es nicht? Nach einem langen Arbeitstag oder an einem gemütlichen Wochenende lockt die bequeme Option, Essen online zu bestellen. Lieferando, als einer der größten Player auf dem Markt, ist dabei oft die erste Anlaufstelle. Doch hinter der vermeintlichen Bequemlichkeit und Vielfalt verbirgt sich eine komplexe Kostenstruktur, die nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich ist. Wer trägt am Ende wirklich die Kosten für die online bestellte Pizza oder den Burger? Dieser Frage wollen wir in diesem Artikel auf den Grund gehen.
Der bequeme Weg zur Mahlzeit: Ein Überblick über Lieferando
Lieferando ist mehr als nur eine Plattform zur Essensbestellung. Es ist ein gigantisches Netzwerk, das Restaurants, Lieferfahrer und Konsumenten miteinander verbindet. Die App und die Webseite bieten eine riesige Auswahl an kulinarischen Angeboten, von der lokalen Pizzeria bis zum exotischen Thai-Restaurant. Die Bestellung ist denkbar einfach: Adresse eingeben, Restaurant auswählen, Speisen in den Warenkorb legen, bezahlen und auf die Lieferung warten. So weit, so gut. Doch was passiert im Hintergrund?
Die Kosten für den Konsumenten: Mehr als nur der Preis auf der Speisekarte
Auf den ersten Blick scheint der Preis für das Essen der Hauptkostenfaktor zu sein. Doch der Konsument trägt oft mehr Kosten als erwartet. Dazu gehören:
- Liefergebühren: Viele Restaurants erheben eine Liefergebühr, die je nach Entfernung und Bestellwert variieren kann. Diese Gebühr deckt einen Teil der Kosten für den Lieferfahrer ab, ist aber oft nicht ausreichend, um die tatsächlichen Kosten zu decken.
- Servicegebühren: Lieferando selbst erhebt in einigen Fällen eine Servicegebühr. Diese Gebühr soll die Kosten für die Bereitstellung der Plattform und den Kundensupport decken.
- Höhere Preise: Restaurants, die mit Lieferando zusammenarbeiten, erhöhen oft ihre Preise im Vergleich zum Abholpreis. Dies dient dazu, die Provisionen zu kompensieren, die sie an Lieferando zahlen müssen.
- Trinkgeld: Es ist üblich, dem Lieferfahrer ein Trinkgeld zu geben, was die Gesamtkosten der Bestellung weiter erhöht.
- „Versteckte” Kosten: Die Bequemlichkeit hat ihren Preis. Man ist weniger preissensibel, wenn man bequem von zu Hause bestellt und vergleicht weniger genau als beim direkten Gang ins Restaurant.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Endpreis für den Konsumenten oft deutlich höher ist als der Preis, der ursprünglich auf der Speisekarte stand.
Die Herausforderungen für die Restaurants: Zwischen Sichtbarkeit und Provisionen
Für Restaurants bietet Lieferando eine attraktive Möglichkeit, ihre Reichweite zu erhöhen und neue Kunden zu gewinnen. Die Plattform bietet ihnen eine enorme Sichtbarkeit und eine einfache Möglichkeit, Online-Bestellungen abzuwickeln. Allerdings ist diese Sichtbarkeit teuer erkauft.
- Hohe Provisionen: Lieferando erhebt von den Restaurants hohe Provisionen auf jede Bestellung. Diese Provisionen können bis zu 30% oder mehr betragen, was die Gewinnmargen der Restaurants erheblich schmälert.
- Abhängigkeit: Viele Restaurants sind stark von Lieferando abhängig, um einen Großteil ihres Umsatzes zu generieren. Diese Abhängigkeit macht sie verwundbar, da Lieferando die Bedingungen jederzeit ändern kann.
- Druck auf die Qualität: Um die hohen Provisionen zu kompensieren, stehen Restaurants unter Druck, Kosten zu senken. Dies kann sich negativ auf die Qualität der Speisen und den Service auswirken.
- Wettbewerbsdruck: Die hohe Sichtbarkeit auf Lieferando führt auch zu einem erhöhten Wettbewerbsdruck. Restaurants müssen sich ständig bemühen, hervorzustechen und Kunden anzulocken.
Viele Restaurantbesitzer klagen über die hohen Kosten und die zunehmende Abhängigkeit von Lieferando. Einige Restaurants haben sogar beschlossen, die Zusammenarbeit zu beenden, um ihre Unabhängigkeit zu wahren.
Die Rolle der Lieferfahrer: Zwischen Flexibilität und Prekarität
Die Lieferfahrer sind das Rückgrat von Lieferando. Sie sorgen dafür, dass das Essen pünktlich und zuverlässig beim Kunden ankommt. Doch auch für die Lieferfahrer ist die Arbeit bei Lieferando mit Herausforderungen verbunden.
- Geringer Verdienst: Viele Lieferfahrer arbeiten als Selbstständige oder in Teilzeit und erhalten oft nur einen geringen Lohn.
- Hoher Druck: Die Lieferfahrer stehen unter hohem Zeitdruck, um die Bestellungen schnell auszuliefern. Dies kann zu Stress und gefährlichen Situationen im Straßenverkehr führen.
- Unsichere Arbeitsbedingungen: Die Arbeitsbedingungen für Lieferfahrer sind oft unsicher. Sie sind dem Wetter ausgesetzt und müssen mit schwierigen Verkehrssituationen zurechtkommen.
- Abhängigkeit vom Trinkgeld: Ein Großteil des Verdienstes der Lieferfahrer hängt vom Trinkgeld ab. Dies macht ihren Verdienst unsicher und unvorhersehbar.
Die Arbeitsbedingungen der Lieferfahrer sind ein viel diskutiertes Thema. Es gibt Forderungen nach besseren Löhnen, fairer Behandlung und mehr sozialer Sicherheit.
Lieferando: Profiteur oder Vermittler?
Lieferando selbst sieht sich als Vermittler zwischen Restaurants und Konsumenten. Das Unternehmen betont, dass es eine wichtige Plattform für die Gastronomie bietet und Arbeitsplätze schafft. Kritiker werfen Lieferando jedoch vor, von den hohen Provisionen und den unsicheren Arbeitsbedingungen der Lieferfahrer zu profitieren.
Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Lieferando hat zweifellos einen großen Einfluss auf die Gastronomie und die Essgewohnheiten der Menschen. Das Unternehmen bietet eine bequeme und vielfältige Möglichkeit, Essen zu bestellen. Gleichzeitig trägt Lieferando aber auch dazu bei, dass die Kosten für die Essensbestellung steigen und die Arbeitsbedingungen in der Gastronomie prekärer werden.
Alternativen zu Lieferando: Gibt es einen Ausweg?
Glücklicherweise gibt es Alternativen zu Lieferando, die es Konsumenten ermöglichen, die Kostenfalle zu umgehen und die Gastronomie direkt zu unterstützen.
- Direktbestellung beim Restaurant: Viele Restaurants bieten die Möglichkeit, direkt über ihre eigene Webseite oder per Telefon zu bestellen. Dies vermeidet die hohen Provisionen von Lieferando und ermöglicht es den Restaurants, mehr von ihrem Umsatz zu behalten.
- Lokale Lieferdienste: In vielen Städten gibt es lokale Lieferdienste, die mit Restaurants zusammenarbeiten und faire Bedingungen bieten.
- Abholung: Die Abholung des Essens im Restaurant ist oft die günstigste Option. Man vermeidet Liefergebühren und Servicegebühren und unterstützt die Restaurants direkt.
- Selber kochen: Die beste Möglichkeit, Kosten zu sparen und die Kontrolle über die Zutaten zu behalten, ist natürlich, selber zu kochen.
Fazit: Bewusst bestellen und die Kosten im Blick behalten
Die Essensbestellung über Plattformen wie Lieferando ist zweifellos bequem, aber auch mit Kosten verbunden. Konsumenten sollten sich bewusst sein, wer die Kosten für die Bequemlichkeit trägt und welche Alternativen es gibt. Indem man direkt beim Restaurant bestellt, lokale Lieferdienste nutzt oder das Essen selbst abholt, kann man die Kosten senken und die Gastronomie direkt unterstützen. Letztendlich liegt es an jedem Einzelnen, verantwortungsbewusst zu konsumieren und die Kosten im Blick zu behalten.