Ist es ein Verbrechen gegen die kulinarische Etikette? Ein Fauxpas am Frühstückstisch? Oder gar ein Ausdruck individueller Freiheit im Angesicht des allgegenwärtigen Geschmacksdiktats? Wir sprechen von der Frage aller Fragen: Wer isst ernsthaft und gerne sein Brötchen mit Remoulade?
Die bloße Vorstellung ruft bei manchen Menschen ungläubiges Kopfschütteln hervor. „Remoulade auf einem Brötchen? Das ist doch viel zu mächtig! Das passt doch gar nicht!”, höre ich sie schon rufen. Und doch gibt es sie, die Anhänger dieser vermeintlich unheiligen Allianz. Diejenigen, die mit leuchtenden Augen von der cremigen, würzigen Köstlichkeit schwärmen, die ein schlichtes Brötchen in ein Fest für die Sinne verwandelt.
Bevor wir uns in die Tiefen dieser Geschmacksfrage stürzen, sollten wir uns erst einmal klar machen, was Remoulade eigentlich ist. Denn nicht jede Remoulade ist gleich. Es gibt die klassische, französische Variante, die auf Mayonnaise basiert und mit Kapern, Cornichons, Kräutern und manchmal auch Sardellen verfeinert wird. Dann gibt es die deutsche Remoulade, die oft etwas süßer und milder ist, mit Gewürzgurken und Senf. Und schließlich gibt es unzählige regionale und hausgemachte Varianten, die von der persönlichen Vorliebe des jeweiligen Kochs geprägt sind.
Die Konsistenz variiert ebenfalls. Manche Remouladen sind cremig und sanft, andere etwas stückiger, mit knackigen Gurkenwürfeln und frischen Kräutern. Und genau hier liegt der Schlüssel zum Verständnis, warum manche Menschen ein Brötchen mit Remoulade lieben, während andere es verteufeln. Denn die Qualität der Remoulade spielt eine entscheidende Rolle.
Eine billige, industrielle Remoulade mit künstlichen Aromen und zu viel Zucker wird wohl kaum jemanden begeistern können. Aber eine hausgemachte oder eine hochwertige, handwerklich hergestellte Remoulade mit frischen Zutaten und einem ausgewogenen Geschmacksprofil? Das ist eine ganz andere Geschichte!
Die Liebhaber des Remoulade-Brötchens argumentieren, dass es sich um eine perfekte Kombination aus Texturen und Aromen handelt. Das weiche, fluffige Brötchen bildet einen angenehmen Kontrast zur cremigen, würzigen Remoulade. Die Säure der Gurken und Kapern sorgt für eine erfrischende Note, während die Kräuter dem Ganzen eine aromatische Tiefe verleihen. Und natürlich darf der leichte Schärfe des Senfs nicht fehlen, der dem Brötchen den gewissen Kick verleiht.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Vielseitigkeit des Remoulade-Brötchens. Es eignet sich hervorragend als schnelles Frühstück, als Mittagssnack oder als Beilage zum Grillen. Man kann es pur genießen, oder mit weiteren Zutaten verfeinern. Ein paar Scheiben Schinken, etwas Käse oder ein paar Blätter Salat passen hervorragend zur Remoulade und machen das Brötchen zu einer vollwertigen Mahlzeit.
Aber warum ist das Remoulade-Brötchen trotzdem so umstritten? Ein Grund könnte in der Assoziation mit Fast Food und minderwertigen Zutaten liegen. Viele Menschen haben negative Erfahrungen mit billigen Remouladen gemacht, die in Imbissbuden oder an Tankstellen angeboten werden. Diese Erfahrungen prägen das Bild und führen zu einer Ablehnung des Remoulade-Brötchens an sich.
Ein weiterer Grund könnte die Gewöhnung an bestimmte Geschmackskombinationen sein. In unserer Gesellschaft haben sich bestimmte Essgewohnheiten etabliert, die als „normal” oder „akzeptabel” gelten. Alles, was davon abweicht, wird schnell als „komisch” oder „ungewöhnlich” abgestempelt. Das Remoulade-Brötchen fällt möglicherweise in diese Kategorie, da es nicht den gängigen Frühstücksgewohnheiten entspricht. Marmelade, Honig, Käse oder Wurst sind die Klassiker, Remoulade eher nicht.
Aber ist das wirklich ein Grund, auf dieses Geschmackserlebnis zu verzichten? Sollten wir uns von gesellschaftlichen Konventionen einschränken lassen und uns nicht trauen, unseren eigenen Vorlieben zu folgen? Ich denke nicht. Essen sollte in erster Linie Spaß machen und uns Freude bereiten. Und wenn ein Brötchen mit Remoulade das bewirkt, dann ist das doch wunderbar!
Natürlich ist das Remoulade-Brötchen nicht jedermanns Sache. Geschmäcker sind verschieden, und das ist auch gut so. Aber bevor man es pauschal als „kulinarische Sünde” abtut, sollte man ihm vielleicht doch noch eine Chance geben. Vielleicht mit einer hausgemachten Remoulade, frischen Zutaten und einem offenen Geist. Wer weiß, vielleicht entdeckt man ja eine neue Lieblingsspeise!
Und für alle, die sich jetzt inspiriert fühlen, hier noch ein paar Tipps für das perfekte Remoulade-Brötchen:
- Verwende ein hochwertiges Brötchen. Ein frisches, knuspriges Brötchen vom Bäcker ist ideal.
- Achte auf die Qualität der Remoulade. Selbstgemacht ist immer am besten, aber es gibt auch gute Alternativen im Handel.
- Sei kreativ bei den Zutaten. Schinken, Käse, Salat, Tomaten, Gurken – alles ist erlaubt, was schmeckt.
- Lass es dir schmecken! Genieße dein Remoulade-Brötchen in vollen Zügen und lass dich nicht von negativen Kommentaren verunsichern.
Also, wer isst ernsthaft und gerne sein Brötchen mit Remoulade? Ich, zum Beispiel! Und ich stehe dazu! Es ist ein kleines, simples Vergnügen, das mir den Tag versüßt. Und vielleicht, nur vielleicht, kann ich auch dich davon überzeugen, es einmal zu probieren. Trau dich!
Ob es eine kulinarische Sünde ist? Das mag jeder für sich selbst entscheiden. Für mich ist es ein kleines Stück Glück auf einem Brötchen.