Mobbing am Arbeitsplatz ist kein Kavaliersdelikt. Es ist eine Form von psychischer Gewalt, die Betroffene schwer belasten und langfristige gesundheitliche Schäden verursachen kann. Doch welche rechtlichen Schritte können unternommen werden, um Täter zur Rechenschaft zu ziehen und den Betroffenen Schutz zu bieten? Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Möglichkeiten und zeigt auf, wie Sie sich gegen Mobbing wehren können.
Was ist Mobbing am Arbeitsplatz überhaupt?
Bevor wir uns den rechtlichen Aspekten zuwenden, ist es wichtig, den Begriff „Mobbing” klar zu definieren. Mobbing am Arbeitsplatz umfasst systematische, wiederholte und über einen längeren Zeitraum stattfindende feindselige Handlungen, die darauf abzielen, eine Person zu isolieren, zu demütigen oder aus dem Arbeitsverhältnis zu drängen. Es handelt sich also nicht um einmalige Konflikte oder Meinungsverschiedenheiten, sondern um eine gezielte Kampagne, die das Opfer psychisch unter Druck setzt.
Typische Beispiele für Mobbing sind:
- Schikanen: Ständige Kritik, unfaire Behandlung, ungerechtfertigte Vorwürfe.
- Isolation: Ausgrenzung von sozialen Aktivitäten, Verweigerung der Kommunikation, Hintergehen.
- Demütigung: Lächerlichmachen vor Kollegen, Verbreitung von Gerüchten, sexuelle Belästigung.
- Benachteiligung: Ungerechte Aufgabenverteilung, Verweigerung von Weiterbildungsmöglichkeiten, Behinderung der Karriere.
- Psychische Gewalt: Drohungen, Einschüchterungen, Beschimpfungen.
Wichtig ist, dass Mobbing von verschiedenen Seiten ausgehen kann: von Vorgesetzten (Bossing), von Kollegen (horizontales Mobbing) oder sogar von Untergebenen (Staff-Mobbing).
Die rechtliche Grundlage: Welche Gesetze schützen vor Mobbing?
In Deutschland gibt es kein explizites „Anti-Mobbing-Gesetz”. Dennoch bieten verschiedene Gesetze und Verordnungen Schutz vor Mobbing am Arbeitsplatz. Hier sind die wichtigsten:
- Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG): Das AGG schützt vor Diskriminierung aufgrund von Rasse, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter oder sexueller Identität. Mobbing kann eine Form der Diskriminierung darstellen, insbesondere wenn es sich gegen eine Person aufgrund eines dieser Merkmale richtet.
- Bürgerliches Gesetzbuch (BGB): Das BGB enthält verschiedene Paragraphen, die im Zusammenhang mit Mobbing relevant sein können, insbesondere § 823 BGB (Schadensersatzpflicht bei Verletzung des Persönlichkeitsrechts) und § 611a BGB (Arbeitsvertrag und Fürsorgepflicht des Arbeitgebers).
- Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG): Das ArbSchG verpflichtet den Arbeitgeber, die Gesundheit seiner Beschäftigten zu schützen und psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu minimieren. Mobbing stellt eine solche psychische Belastung dar.
- Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG): Das BetrVG gibt dem Betriebsrat Mitbestimmungsrechte in Bezug auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz. Der Betriebsrat kann sich aktiv gegen Mobbing im Betrieb einsetzen.
Welche rechtlichen Schritte können Sie unternehmen?
Wenn Sie von Mobbing am Arbeitsplatz betroffen sind, stehen Ihnen verschiedene rechtliche Schritte zur Verfügung:
- Dokumentation: Der erste und wichtigste Schritt ist die genaue Dokumentation aller Mobbingvorfälle. Notieren Sie Datum, Uhrzeit, Ort, Beteiligte und eine detaillierte Beschreibung der Ereignisse. Sammeln Sie Beweise, wie E-Mails, Nachrichten oder Zeugenaussagen.
- Gespräch mit dem Arbeitgeber: Informieren Sie Ihren Arbeitgeber über die Mobbingvorfälle und fordern Sie ihn auf, Maßnahmen zu ergreifen. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, seine Mitarbeiter vor Mobbing zu schützen und zu intervenieren.
- Einbeziehung des Betriebsrats: Der Betriebsrat hat ein Mitbestimmungsrecht in Fragen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes und kann sich aktiv gegen Mobbing einsetzen. Suchen Sie das Gespräch mit dem Betriebsrat und bitten Sie um Unterstützung.
- Beschwerde bei der zuständigen Stelle: Wenn der Arbeitgeber nicht angemessen reagiert, können Sie sich an eine externe Beschwerdestelle wenden, z.B. an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes oder an eine Beratungsstelle für Mobbingopfer.
- Anzeige erstatten: In bestimmten Fällen kann Mobbing auch strafrechtlich relevant sein, z.B. bei Beleidigung, übler Nachrede, Verleumdung oder Nötigung. In diesen Fällen können Sie Anzeige bei der Polizei erstatten.
- Klage vor dem Arbeitsgericht: Wenn alle anderen Maßnahmen nicht zum Erfolg geführt haben, können Sie Klage vor dem Arbeitsgericht erheben. Mögliche Klageziele sind: Unterlassung von Mobbinghandlungen, Schadensersatz, Schmerzensgeld oder eine Versetzung des Täters.
Welche Beweise sind wichtig für eine Klage?
Um eine Klage erfolgreich führen zu können, benötigen Sie stichhaltige Beweise für die Mobbingvorfälle. Dazu gehören:
- Das Mobbingtagebuch: Eine detaillierte Dokumentation der Vorfälle mit Datum, Uhrzeit, Ort, Beteiligten und genauer Beschreibung.
- Zeugenaussagen: Aussagen von Kollegen, die die Mobbingvorfälle beobachtet haben.
- E-Mails, Nachrichten, Briefe: Schriftliche Beweismittel, die die Mobbinghandlungen belegen.
- Ärztliche Atteste: Nachweise über gesundheitliche Schäden, die durch das Mobbing entstanden sind (z.B. Burnout, Depressionen).
Was sind die möglichen Konsequenzen für den Täter?
Die Konsequenzen für den Täter können vielfältig sein, abhängig von der Schwere der Mobbingvorfälle und den getroffenen Maßnahmen. Mögliche Konsequenzen sind:
- Abmahnung: Der Arbeitgeber kann den Täter abmahnen und ihn auffordern, sein Verhalten zu ändern.
- Versetzung: Der Täter kann an einen anderen Arbeitsplatz versetzt werden, um den Kontakt zum Opfer zu vermeiden.
- Kündigung: In schweren Fällen kann der Arbeitgeber den Täter fristlos oder ordentlich kündigen.
- Strafrechtliche Verfolgung: Bei strafrechtlich relevanten Handlungen (z.B. Beleidigung, Nötigung) kann der Täter strafrechtlich verfolgt werden.
- Schadensersatz: Der Täter kann verpflichtet werden, dem Opfer Schadensersatz und Schmerzensgeld zu zahlen.
Wichtige Tipps für Betroffene
Mobbing am Arbeitsplatz ist eine belastende Situation. Hier sind einige Tipps, die Ihnen helfen können:
- Suchen Sie Unterstützung: Sprechen Sie mit Freunden, Familie, Kollegen oder einer Beratungsstelle über Ihre Situation.
- Stärken Sie Ihr Selbstbewusstsein: Arbeiten Sie an Ihrem Selbstwertgefühl und lernen Sie, sich abzugrenzen.
- Schützen Sie Ihre Gesundheit: Achten Sie auf ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und Bewegung.
- Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch: Ein Therapeut oder Coach kann Ihnen helfen, die Situation zu bewältigen und neue Perspektiven zu entwickeln.
Fazit
Mobbing am Arbeitsplatz ist inakzeptabel und hat schwerwiegende Folgen für die Betroffenen. Es ist wichtig, sich gegen Mobbing zu wehren und die rechtlichen Schritte zu nutzen, um Täter zur Rechenschaft zu ziehen und den eigenen Schutz zu gewährleisten. Die Dokumentation der Vorfälle, die Einbeziehung des Arbeitgebers und des Betriebsrats sowie die notfalls Klage vor dem Arbeitsgericht sind wichtige Instrumente, um gegen Mobbing vorzugehen. Lassen Sie sich nicht unterkriegen und kämpfen Sie für Ihr Recht auf einen respektvollen und gesunden Arbeitsplatz. Die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers ist ein zentraler Ankerpunkt, den es zu nutzen gilt.