Das Praktikum – für viele der erste Schritt in die Berufswelt, eine Chance, Gelerntes in die Praxis umzusetzen und herauszufinden, ob der gewählte Studiengang wirklich das Richtige ist. Doch die Realität sieht oft anders aus. Zwischen idealisierten Vorstellungen und der harten Arbeitswelt liegen Welten. Wir haben euch gefragt: Wie war euer Praktikum wirklich? Die Antworten waren vielfältig – von „Traumjob” bis „Totalausfall” war alles dabei.
Die rosarote Brille: Wenn der Traumjob Realität wird
Es gibt sie, die Glücklichen, bei denen das Praktikum alle Erwartungen übertrifft. Lisa, die Marketing studiert, berichtet begeistert von ihrem Praktikum bei einer kleinen Agentur: „Ich durfte von Anfang an richtig mitarbeiten, eigene Projekte übernehmen und meine Ideen einbringen. Meine Kollegen waren super hilfsbereit und haben mir viel beigebracht. Am Ende des Praktikums wusste ich, dass ich genau das machen möchte.” Ihre Aufgaben reichten von der Konzeption von Social-Media-Kampagnen bis zur Erstellung von Pressemitteilungen. Lisa fühlte sich wertgeschätzt und als Teil des Teams. Der Lerneffekt war enorm, und sie konnte ihr theoretisches Wissen endlich anwenden und vertiefen.
Auch für Max, der ein Praktikum in einem Ingenieurbüro absolvierte, war es eine positive Erfahrung: „Ich hatte die Möglichkeit, an spannenden Projekten mitzuarbeiten und konnte meine Kenntnisse in CAD und Simulationen anwenden. Mein Betreuer hat sich viel Zeit für mich genommen und mir alles geduldig erklärt.” Besonders wertvoll war für Max die Möglichkeit, die gesamte Prozesskette von der Planung bis zur Umsetzung zu begleiten. Er konnte so einen umfassenden Einblick in das Berufsfeld gewinnen und seine Stärken und Schwächen besser einschätzen lernen.
Diese positiven Beispiele zeigen, dass ein Praktikum eine fantastische Möglichkeit sein kann, sich beruflich zu orientieren, wertvolle Erfahrungen zu sammeln und Kontakte zu knüpfen. Entscheidend sind dabei eine gute Betreuung, interessante Aufgaben und die Möglichkeit, aktiv mitzuarbeiten.
Der harte Aufprall: Wenn das Praktikum zum Albtraum wird
Doch leider ist nicht jedes Praktikum ein voller Erfolg. Viele berichten von enttäuschenden Erfahrungen, die von Langeweile und Unterforderung bis hin zu Ausbeutung und mangelnder Wertschätzung reichen. Sarah, die ein Praktikum in einem großen Konzern absolvierte, erzählt frustriert: „Ich durfte den ganzen Tag nur Kaffee kochen, kopieren und E-Mails sortieren. Niemand hat sich wirklich für mich interessiert, und ich habe nichts gelernt, was mich beruflich weiterbringt.” Sie fühlte sich wie eine billige Arbeitskraft, die für unliebsame Aufgaben missbraucht wurde.
Auch Thomas hatte eine negative Praktikumserfahrung. Er sollte in einem IT-Unternehmen als Softwareentwickler mitarbeiten, wurde aber stattdessen mit der Reparatur von Druckern und dem Einrichten von Computern beschäftigt. „Ich habe mich total fehl am Platz gefühlt und war unglaublich frustriert. Ich hatte gehofft, meine Programmierkenntnisse einsetzen zu können, aber stattdessen habe ich mich wie ein schlecht bezahlter Hausmeister gefühlt”, berichtet er.
Ein weiteres Problem, das viele Praktikanten beklagen, ist die mangelnde Betreuung. Oftmals werden sie sich selbst überlassen und haben keinen Ansprechpartner, an den sie sich mit Fragen oder Problemen wenden können. Dies kann zu Unsicherheit und Frustration führen und den Lerneffekt erheblich beeinträchtigen.
Die Grauzone: Das Praktikum zwischen Licht und Schatten
Die meisten Praktika bewegen sich jedoch in einer Grauzone zwischen Traumjob und Totalausfall. Sie sind weder total katastrophal noch restlos begeisternd. Oftmals sind es Kleinigkeiten, die den Unterschied machen. Anna, die ein Praktikum im Bereich Journalismus absolvierte, berichtet: „Die Aufgaben waren an sich interessant, aber die Arbeitsatmosphäre war sehr angespannt und meine Kollegen waren oft gestresst. Das hat mir die Freude an der Arbeit etwas genommen.”
Auch Lukas, der ein Praktikum in einer Werbeagentur absolvierte, hatte gemischte Gefühle: „Ich durfte zwar an einigen interessanten Projekten mitarbeiten, aber die Arbeitszeiten waren extrem lang und die Bezahlung war miserabel. Ich habe mich oft ausgebeutet gefühlt.” Solche Erfahrungen sind leider keine Seltenheit. Viele Praktikanten arbeiten lange Stunden für wenig Geld und müssen dabei Aufgaben erledigen, die wenig mit ihrem eigentlichen Studienfach zu tun haben.
Was macht ein gutes Praktikum aus? Tipps für angehende Praktikanten
Damit das Praktikum zu einer positiven Erfahrung wird, sollten angehende Praktikanten einige Dinge beachten:
- Recherche: Informiert euch vorab gründlich über das Unternehmen und die angebotenen Aufgaben. Lest Erfahrungsberichte anderer Praktikanten und sprecht gegebenenfalls mit ehemaligen Mitarbeitern.
- Erwartungen: Seid realistisch in euren Erwartungen. Ein Praktikum ist kein Zuckerschlecken, sondern harte Arbeit.
- Kommunikation: Sprecht offen mit eurem Betreuer über eure Erwartungen und Wünsche. Fragt nach, wenn ihr etwas nicht versteht, und scheut euch nicht, Kritik zu äußern.
- Eigeninitiative: Zeigt Engagement und Eigeninitiative. Sucht euch eigene Aufgaben und bringt eure Ideen ein.
- Networking: Nutzt die Chance, Kontakte zu knüpfen. Sprecht mit euren Kollegen, besucht Veranstaltungen und tauscht euch mit anderen Praktikanten aus.
Fazit: Das Praktikum als Chance zur beruflichen Orientierung
Ob Traumjob oder Totalausfall – das Praktikum ist in jedem Fall eine wertvolle Erfahrung. Es bietet die Möglichkeit, sich beruflich zu orientieren, die eigenen Stärken und Schwächen kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Auch wenn das Praktikum nicht immer den eigenen Erwartungen entspricht, kann es wertvolle Erkenntnisse liefern und bei der Wahl des zukünftigen Karrierewegs helfen. Wichtig ist, sich nicht entmutigen zu lassen und die Erfahrung als Chance zur Weiterentwicklung zu sehen. Denn auch ein „Totalausfall” kann lehrreich sein und helfen, die eigenen Ziele zu definieren.