Kennen Sie das auch? Sie fühlen sich schlapp, die Nase läuft und der Gedanke an den Arbeitsplatz treibt Ihnen die Schweißperlen auf die Stirn. Früher hieß das: Auf zum Arzt, Wartezimmeratmosphäre schnuppern und am Ende ein Stück Papier in der Hand halten – die Krankschreibung. Doch die Zeiten ändern sich. Die Online-Krankschreibung ist auf dem Vormarsch. Aber ist das wirklich so einfach und vor allem: ist es rechtssicher? Dieser Artikel nimmt die Online-Krankschreibung unter die Lupe und beantwortet all Ihre Fragen.
Was ist eine Online-Krankschreibung überhaupt?
Die Online-Krankschreibung, auch Fernbehandlung genannt, ermöglicht es Ihnen, sich von einem Arzt krankschreiben zu lassen, ohne persönlich in der Praxis vorstellig zu werden. Der Ablauf ist meist simpel: Sie füllen einen Online-Fragebogen zu Ihren Symptomen aus, gegebenenfalls folgt ein kurzes Telefongespräch oder eine Videosprechstunde mit einem Arzt, und bei entsprechender Indikation erhalten Sie die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) digital oder per Post.
Die Vorteile der Online-Krankschreibung
Die Beliebtheit der Online-Krankschreibung ist kein Zufall. Sie bietet zahlreiche Vorteile:
- Zeitersparnis: Kein Warten im Wartezimmer, keine Anfahrtswege. Die Krankschreibung lässt sich bequem von zu Hause aus erledigen.
- Flexibilität: Sie sind zeitlich unabhängig und können die Online-Konsultation auch außerhalb der üblichen Sprechstundenzeiten durchführen.
- Barrierefreiheit: Besonders für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder in ländlichen Gebieten mit schlechter ärztlicher Versorgung ist die Online-Krankschreibung eine wertvolle Alternative.
- Diskretion: Manche Menschen scheuen den persönlichen Gang zum Arzt, besonders bei sensiblen Beschwerden. Die Online-Krankschreibung kann hier eine diskrete Lösung bieten.
Die rechtliche Grundlage: Was ist erlaubt und was nicht?
Die gute Nachricht: Die Online-Krankschreibung ist grundsätzlich rechtlich zulässig. Die Grundlage dafür bildet das Patientenrechtegesetz und die Berufsordnung für Ärzte. Allerdings gibt es einige wichtige Punkte zu beachten:
- Sorgfaltspflicht des Arztes: Der Arzt muss sich ein hinreichendes Bild vom Gesundheitszustand des Patienten machen. Das bedeutet, dass er nicht einfach „blind” Krankschreibungen ausstellen darf.
- Fernbehandlung muss geeignet sein: Nicht jede Erkrankung ist für eine Fernbehandlung geeignet. Bei schweren oder unklaren Symptomen ist eine persönliche Untersuchung unerlässlich.
- Dokumentation: Der Arzt ist verpflichtet, die Online-Konsultation und die Gründe für die Krankschreibung sorgfältig zu dokumentieren.
- Einhaltung der Datenschutzbestimmungen: Anbieter von Online-Krankschreibungen müssen die geltenden Datenschutzbestimmungen (DSGVO) einhalten und Ihre persönlichen Daten schützen.
Wann ist eine Online-Krankschreibung sinnvoll (und wann nicht)?
Die Online-Krankschreibung ist ideal für Bagatellerkrankungen wie Erkältungen, Grippeinfekte oder Magen-Darm-Beschwerden, wenn die Symptome eindeutig sind und keine Komplikationen vorliegen. Auch bei Folgebescheinigungen für bereits bekannte Erkrankungen kann die Online-Krankschreibung eine bequeme Lösung sein.
Nicht geeignet ist die Online-Krankschreibung in folgenden Fällen:
- Schwere oder unklare Symptome: Bei starken Schmerzen, hohem Fieber, Atemnot oder anderen besorgniserregenden Symptomen ist ein persönlicher Arztbesuch unerlässlich.
- Chronische Erkrankungen: Bei chronischen Erkrankungen, die regelmäßig kontrolliert werden müssen, ist eine Fernbehandlung oft nicht ausreichend.
- Erstmalige Krankschreibung bei einer neuen Erkrankung: Hier ist eine gründliche Untersuchung durch einen Arzt vor Ort in der Regel notwendig.
- Psychische Erkrankungen: Bei Verdacht auf psychische Erkrankungen ist eine persönliche Behandlung durch einen Psychiater oder Psychotherapeuten unerlässlich.
- Unfälle: Nach einem Unfall ist eine umgehende ärztliche Untersuchung notwendig.
Wie finde ich einen seriösen Anbieter für Online-Krankschreibungen?
Da der Markt für Online-Krankschreibungen boomt, gibt es auch unseriöse Anbieter. Achten Sie daher auf folgende Punkte, um einen vertrauenswürdigen Anbieter zu finden:
- Impressum und Kontaktdaten: Ein seriöser Anbieter verfügt über ein vollständiges Impressum mit Name, Anschrift und Kontaktdaten.
- Qualifikation der Ärzte: Überprüfen Sie, ob die Ärzte über eine deutsche Approbation verfügen.
- Datenschutzbestimmungen: Lesen Sie die Datenschutzbestimmungen sorgfältig durch und achten Sie darauf, dass Ihre Daten sicher und vertraulich behandelt werden.
- Transparente Kosten: Die Kosten für die Online-Krankschreibung sollten transparent dargestellt werden. Achten Sie auf versteckte Gebühren.
- Bewertungen und Erfahrungsberichte: Lesen Sie Bewertungen und Erfahrungsberichte anderer Nutzer, um sich ein Bild von der Qualität des Anbieters zu machen.
- Kooperation mit Krankenkassen: Einige Anbieter kooperieren mit Krankenkassen. Dies kann ein Zeichen für Seriosität sein, da die Krankenkassen in der Regel hohe Qualitätsstandards an die Anbieter stellen.
Was passiert, wenn mein Arbeitgeber die Online-Krankschreibung nicht akzeptiert?
Grundsätzlich ist eine ordnungsgemäß ausgestellte Online-Krankschreibung einer herkömmlichen Krankschreibung gleichgestellt und muss vom Arbeitgeber akzeptiert werden. Sollte Ihr Arbeitgeber die Krankschreibung dennoch ablehnen, sollten Sie das Gespräch suchen und die rechtliche Grundlage erläutern. Im Zweifelsfall können Sie sich an einen Anwalt für Arbeitsrecht oder Ihre Gewerkschaft wenden.
Die Zukunft der Online-Krankschreibung
Die Online-Krankschreibung wird in Zukunft voraussichtlich weiter an Bedeutung gewinnen. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens schreitet voran und die Vorteile der Fernbehandlung liegen auf der Hand. Wichtig ist jedoch, dass die Qualität und die Rechtssicherheit gewährleistet bleiben. Eine umfassende Regulierung und klare Qualitätsstandards sind daher unerlässlich.
Fazit: Bequemlichkeit mit Bedacht genießen
Die Online-Krankschreibung ist eine bequeme und zeitsparende Alternative zum herkömmlichen Arztbesuch – aber eben nicht in jedem Fall. Informieren Sie sich gründlich, wählen Sie einen seriösen Anbieter und nutzen Sie die Online-Krankschreibung verantwortungsbewusst. So können Sie die Vorteile der Digitalisierung im Gesundheitswesen nutzen, ohne Ihre Rechtssicherheit zu gefährden.