Online-Shopping ist bequem, bietet eine riesige Auswahl und oft auch bessere Preise. Doch wer im Ausland bestellt, kann schnell eine böse Überraschung erleben, wenn der Postbote klingelt und neben dem Paket auch eine saftige Rechnung für Zoll und Einfuhrabgaben präsentiert. Damit Ihnen das nicht passiert, zeigen wir Ihnen in diesem Artikel, wie Sie diese Kosten vorab berechnen und unliebsame Überraschungen vermeiden.
Warum fallen Zoll und Einfuhrabgaben überhaupt an?
Die gute Nachricht zuerst: Innerhalb der Europäischen Union (EU) fallen in der Regel keine Zollgebühren an. Der freie Warenverkehr ermöglicht es, dass Waren ohne zusätzliche Abgaben zwischen den Mitgliedsstaaten gehandelt werden können.
Die schlechte Nachricht: Sobald Sie Waren aus einem Land außerhalb der EU (einem sogenannten Drittland) importieren, können Zoll und Einfuhrabgaben fällig werden. Diese Gebühren dienen dazu, die heimische Wirtschaft zu schützen und Steuern auf importierte Waren zu erheben.
Die wichtigsten Faktoren, die Zoll und Einfuhrabgaben beeinflussen
Die Höhe der Zoll und Einfuhrabgaben hängt von verschiedenen Faktoren ab:
* **Herkunftsland:** Aus welchem Land wird die Ware importiert? Die Zollbestimmungen und -sätze können je nach Herkunftsland variieren.
* **Warenart:** Was genau wurde bestellt? Unterschiedliche Waren werden unterschiedlich besteuert. Beispielsweise können für Kleidung andere Zollsätze gelten als für Elektronik.
* **Warenwert:** Wie hoch ist der Wert der bestellten Ware inklusive Versandkosten? Der Warenwert ist die Grundlage für die Berechnung von Zoll und Einfuhrumsatzsteuer.
* **Versandkosten:** Die Versandkosten werden oft zum Warenwert addiert, um die Bemessungsgrundlage für Zoll und Einfuhrumsatzsteuer zu ermitteln.
* **Freibeträge:** Es gibt Freibeträge, bis zu denen keine Zoll und Einfuhrabgaben anfallen. Diese Freibeträge sind jedoch oft gering und gelten nicht für alle Waren.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Berechnung von Zoll und Einfuhrabgaben
Die Berechnung von Zoll und Einfuhrabgaben kann kompliziert sein, aber mit unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung wird es einfacher:
1. **Warenwert ermitteln:** Notieren Sie sich den Wert der bestellten Ware inklusive aller Rabatte und Gutscheine.
2. **Versandkosten ermitteln:** Addieren Sie die Versandkosten zum Warenwert. Dies ergibt die Bemessungsgrundlage für die Berechnung von Zoll und Einfuhrumsatzsteuer.
3. **Zolltarifnummer (HS-Code) finden:** Die Zolltarifnummer, auch HS-Code genannt, ist eine internationale Warennomenklatur, die jede Ware eindeutig identifiziert. Sie finden die Zolltarifnummer in der Regel auf der Webseite des Händlers oder Sie können diese über die Datenbank des Deutschen Zolls (www.zoll.de) recherchieren. Die Suche nach der korrekten Zolltarifnummer ist entscheidend, da diese den Zollsatz bestimmt.
4. **Zollsatz ermitteln:** Mit der Zolltarifnummer können Sie den Zollsatz für die jeweilige Ware ermitteln. Nutzen Sie dazu die Datenbank des Deutschen Zolls oder spezielle Online-Rechner. Achten Sie darauf, dass der Zollsatz je nach Herkunftsland variieren kann.
5. **Zoll berechnen:** Multiplizieren Sie die Bemessungsgrundlage (Warenwert + Versandkosten) mit dem Zollsatz. Das Ergebnis ist der zu zahlende Zoll.
6. **Einfuhrumsatzsteuer (EUSt) berechnen:** Die Einfuhrumsatzsteuer entspricht in der Regel der Mehrwertsteuer, die auch auf inländische Produkte erhoben wird. Der Satz beträgt in Deutschland meist 19 % oder 7 % für bestimmte Waren (z.B. Lebensmittel, Bücher). Die Einfuhrumsatzsteuer wird auf die Summe aus Warenwert, Versandkosten und Zoll berechnet.
7. **Eventuelle Verbrauchsteuern berücksichtigen:** Für bestimmte Waren wie Alkohol, Tabak oder Kaffee können zusätzlich Verbrauchsteuern anfallen. Die Höhe dieser Steuern ist abhängig von der Warenart und der Menge.
8. **Gesamtkosten berechnen:** Addieren Sie den Warenwert, die Versandkosten, den Zoll, die Einfuhrumsatzsteuer und eventuelle Verbrauchsteuern. Das Ergebnis sind die Gesamtkosten der Bestellung.
Online-Rechner und Tools zur Berechnung
Glücklicherweise gibt es zahlreiche Online-Rechner und Tools, die Ihnen die Berechnung von Zoll und Einfuhrabgaben erleichtern. Diese Rechner berücksichtigen in der Regel die aktuellen Zollsätze und Freibeträge und führen die Berechnung automatisch durch.
Einige beliebte Online-Rechner sind:
* **Zollrechner des Deutschen Zolls:** Der offizielle Rechner des Deutschen Zolls bietet eine umfassende Berechnungsgrundlage, ist aber möglicherweise etwas komplex in der Bedienung.
* **Einfuhr- und Zollrechner von Drittanbietern:** Es gibt viele weitere Online-Rechner von Drittanbietern, die eine benutzerfreundlichere Oberfläche bieten. Achten Sie jedoch darauf, dass die Angaben aktuell und korrekt sind.
Tipps zur Vermeidung von bösen Überraschungen
Hier sind einige praktische Tipps, mit denen Sie böse Überraschungen bei Onlinebestellungen im Ausland vermeiden können:
* **Informieren Sie sich vor der Bestellung:** Recherchieren Sie die Zollbestimmungen und -sätze für das jeweilige Herkunftsland und die Warenart.
* **Achten Sie auf den Warenwert:** Behalten Sie den Warenwert im Auge, um nicht über die Freibeträge zu kommen.
* **Wählen Sie den richtigen Versanddienstleister:** Einige Versanddienstleister bieten eine Vorab-Kalkulation der Zoll und Einfuhrabgaben an.
* **Beachten Sie die AGB des Händlers:** Lesen Sie die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Händlers sorgfältig durch, um sich über die Versandbedingungen und eventuelle zusätzliche Kosten zu informieren.
* **Fragen Sie beim Zoll nach:** Bei Unsicherheiten können Sie sich direkt an den Deutschen Zoll wenden und sich beraten lassen.
* **Prüfen Sie die Rechnung des Versanddienstleisters:** Vergleichen Sie die Rechnung des Versanddienstleisters mit Ihren eigenen Berechnungen. Wenn Sie Unstimmigkeiten feststellen, reklamieren Sie die Rechnung.
* **Vermeiden Sie riskante Artikel:** Einige Artikel unterliegen besonderen Bestimmungen oder sind sogar verboten. Informieren Sie sich vor der Bestellung über die Einfuhrbestimmungen für die jeweilige Ware.
Was tun, wenn die Zoll und Einfuhrabgaben zu hoch sind?
Manchmal stellt man erst nach der Bestellung fest, dass die Zoll und Einfuhrabgaben höher sind als erwartet. In diesem Fall haben Sie folgende Möglichkeiten:
* **Annahme verweigern:** Sie können die Annahme des Pakets verweigern. Die Ware wird dann an den Absender zurückgeschickt. Beachten Sie jedoch, dass Sie möglicherweise die Versandkosten trotzdem tragen müssen.
* **Reklamation:** Wenn Sie der Meinung sind, dass die Zoll und Einfuhrabgaben zu hoch berechnet wurden, können Sie die Rechnung beim Versanddienstleister reklamieren.
* **Kulanzantrag:** In manchen Fällen können Sie beim Deutschen Zoll einen Kulanzantrag stellen. Dies ist jedoch nur in Ausnahmefällen möglich.
Fazit
Die Berechnung von Zoll und Einfuhrabgaben mag auf den ersten Blick kompliziert erscheinen, ist aber mit der richtigen Vorbereitung und den passenden Tools gut machbar. Indem Sie sich vor der Bestellung informieren, die Kosten im Voraus berechnen und die oben genannten Tipps beachten, können Sie böse Überraschungen vermeiden und entspannt online shoppen. Viel Spaß beim Stöbern und Einkaufen!