Es ist ein Horrorszenario für jeden Smartphone-Besitzer: Das geliebte Gerät fällt ins Wasser. Ob im Pool, in der Badewanne oder sogar nur in der Toilette – die Frage ist immer dieselbe: Ist mein Handy jetzt kaputt? Viele moderne Smartphones werben mit Wasserdichtigkeit. Aber was bedeutet das wirklich? Und was bedeuten die kryptischen Kürzel IP67 und IP68, die oft in den technischen Daten auftauchen?
Was bedeuten die IP-Schutzklassen?
Die Abkürzung IP steht für Ingress Protection, zu Deutsch „Eindringschutz”. Die IP-Schutzklassen sind ein internationaler Standard (definiert in der Norm DIN EN 60529) und geben an, wie gut ein Gerät gegen das Eindringen von Fremdkörpern (z.B. Staub) und Wasser geschützt ist. Die IP-Kennziffer besteht immer aus zwei Ziffern. Die erste Ziffer gibt den Schutzgrad gegen feste Fremdkörper an, die zweite den Schutzgrad gegen Wasser.
Die erste Ziffer: Schutz gegen feste Fremdkörper
Die erste Ziffer reicht von 0 bis 6. Hier eine kurze Übersicht:
- 0: Kein Schutz gegen feste Fremdkörper.
- 1: Geschützt gegen feste Fremdkörper mit einem Durchmesser größer als 50 mm (z.B. eine Hand).
- 2: Geschützt gegen feste Fremdkörper mit einem Durchmesser größer als 12,5 mm (z.B. ein Finger).
- 3: Geschützt gegen feste Fremdkörper mit einem Durchmesser größer als 2,5 mm (z.B. Werkzeuge und dicke Drähte).
- 4: Geschützt gegen feste Fremdkörper mit einem Durchmesser größer als 1 mm (z.B. dünne Drähte).
- 5: Geschützt gegen Staub in schädigender Menge. Staub kann eindringen, darf aber die Funktion des Geräts nicht beeinträchtigen.
- 6: Staubdicht. Kein Eindringen von Staub.
Die zweite Ziffer: Schutz gegen Wasser
Die zweite Ziffer reicht von 0 bis 9. Hier eine detailliertere Übersicht:
- 0: Kein Schutz gegen Wasser.
- 1: Geschützt gegen senkrecht fallendes Tropfwasser.
- 2: Geschützt gegen fallendes Tropfwasser, wenn das Gehäuse bis zu 15° geneigt ist.
- 3: Geschützt gegen fallendes Sprühwasser bis 60° gegen die Senkrechte.
- 4: Geschützt gegen allseitiges Spritzwasser.
- 5: Geschützt gegen Strahlwasser (Düse) aus beliebigem Winkel.
- 6: Geschützt gegen starkes Strahlwasser.
- 7: Geschützt gegen zeitweiliges Untertauchen.
- 8: Geschützt gegen dauerndes Untertauchen.
- 9K: Geschützt gegen Wasser bei Hochdruck-/Dampfstrahlreinigung.
Was bedeutet IP67 für mein Smartphone?
Ein Smartphone mit der Schutzklasse IP67 ist staubdicht (6) und geschützt gegen zeitweiliges Untertauchen (7). Das bedeutet konkret: Das Gerät kann bis zu 30 Minuten lang in einer Wassertiefe von maximal 1 Meter untergetaucht werden, ohne Schaden zu nehmen. Allerdings gilt das in der Regel nur für klares Süßwasser. Salzwasser oder chlorhaltiges Wasser können die Dichtungen angreifen.
Was bedeutet IP68 für mein Smartphone?
Ein Smartphone mit der Schutzklasse IP68 ist ebenfalls staubdicht (6), aber geschützt gegen dauerndes Untertauchen (8). Das bedeutet, dass das Gerät länger und tiefer unter Wasser bleiben kann als ein Gerät mit IP67. Die genauen Bedingungen (Tiefe und Dauer) werden jedoch vom Hersteller festgelegt und sollten in den technischen Daten des Smartphones nachgelesen werden. Auch hier gilt in der Regel: Süßwasser ist sicherer als Salzwasser oder Chlorwasser.
Der Unterschied zwischen IP67 und IP68
Der Hauptunterschied zwischen IP67 und IP68 liegt im Schutz gegen Wasser. Während IP67 nur einen Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen bietet (30 Minuten in 1 Meter Tiefe), garantiert IP68 den Schutz gegen dauerndes Untertauchen. Die genauen Bedingungen für IP68 werden jedoch vom Hersteller definiert. Das bedeutet, dass ein Smartphone mit IP68 theoretisch länger und tiefer unter Wasser bleiben kann als ein Gerät mit IP67, aber die spezifischen Angaben sind entscheidend.
Wichtige Hinweise zur Wasserdichtigkeit von Smartphones
Auch wenn Ihr Smartphone mit IP67 oder IP68 zertifiziert ist, sollten Sie einige wichtige Punkte beachten:
- Garantie: Die Garantie deckt Wasserschäden oft nicht ab. Informieren Sie sich genau über die Garantiebedingungen Ihres Herstellers.
- Salzwasser und Chlorwasser: Vermeiden Sie den Kontakt mit Salzwasser oder Chlorwasser. Diese können die Dichtungen angreifen und die Wasserdichtigkeit beeinträchtigen. Spülen Sie das Gerät nach Kontakt mit Salzwasser oder Chlorwasser mit klarem Süßwasser ab.
- Beschädigungen: Kleine Risse oder Beschädigungen am Gehäuse können die Wasserdichtigkeit beeinträchtigen. Überprüfen Sie Ihr Smartphone regelmäßig auf Beschädigungen.
- Alterung: Die Dichtungen können mit der Zeit porös werden und ihre Schutzwirkung verlieren.
- Heißes Wasser: Vermeiden Sie den Kontakt mit heißem Wasser oder Dampf. Hohe Temperaturen können die Dichtungen beschädigen.
- Tasten und Anschlüsse: Achten Sie darauf, dass alle Tasten und Anschlüsse (z.B. Ladeanschluss) fest verschlossen sind, bevor Sie das Gerät ins Wasser nehmen.
- Herstellerangaben beachten: Lesen Sie die Bedienungsanleitung und beachten Sie die spezifischen Hinweise des Herstellers zur Wasserdichtigkeit Ihres Smartphones.
Was tun, wenn mein Handy nass geworden ist?
Auch wenn Ihr Smartphone wasserdicht ist, kann es passieren, dass Wasser eindringt. Hier sind einige Tipps, was Sie in diesem Fall tun sollten:
- Sofort ausschalten: Schalten Sie das Smartphone sofort aus, um Kurzschlüsse zu vermeiden.
- Nicht aufladen: Versuchen Sie nicht, das Smartphone aufzuladen, solange es nass ist.
- Akku entfernen (wenn möglich): Wenn möglich, entfernen Sie den Akku.
- SIM-Karte und Speicherkarte entfernen: Entfernen Sie die SIM-Karte und die Speicherkarte.
- Trocknen: Trocknen Sie das Smartphone vorsichtig mit einem weichen Tuch ab.
- Nicht föhnen: Verwenden Sie keinen Föhn oder andere Wärmequellen, da diese das Gerät beschädigen können.
- In Reis legen: Legen Sie das Smartphone in eine Schüssel mit trockenem Reis. Reis kann Feuchtigkeit aufnehmen.
- Professionelle Hilfe: Wenn Sie sich unsicher sind, bringen Sie das Smartphone zu einem professionellen Reparaturdienst.
Fazit: Wasserdichtigkeit ist kein Freifahrtschein
IP67 und IP68 bieten einen gewissen Schutz vor Wasser und Staub, aber sie sind kein Freifahrtschein für sorglosen Umgang mit Ihrem Smartphone. Beachten Sie die Herstellerangaben, vermeiden Sie extreme Bedingungen und behandeln Sie Ihr Gerät vorsichtig. So können Sie die Lebensdauer Ihres Smartphones verlängern und teure Reparaturen vermeiden.