Die Inflation nagt, die Energiekosten explodieren und der Wunsch nach einem neuen Laptop wird immer lauter? Bevor man tief in die Tasche greift, stellt sich die Frage: Reicht ein 200-Euro-Laptop wirklich für den Alltag aus? Und kann Linux hier die Lösung sein, um aus wenig Hardware viel Leistung herauszukitzeln? Wir haben uns dieser Frage in unserem „Sparfuchs-Experiment” angenommen und einen Billig-Laptop mit verschiedenen Linux-Distributionen auf Herz und Nieren geprüft.
Die Ausgangslage: Ein Laptop für 200 Euro
Die Suche nach einem Laptop für rund 200 Euro gleicht einer Schatzsuche. Neuware ist in diesem Preissegment kaum zu finden, daher fiel unsere Wahl auf einen gebrauchten, aber generalüberholten Laptop. Das Modell, das wir ergattert haben, ist ein Lenovo ThinkPad T430. Er verfügt über folgende Eckdaten:
- Prozessor: Intel Core i5-3320M (Dual-Core)
- Arbeitsspeicher: 8 GB DDR3
- Festplatte: 128 GB SSD
- Display: 14 Zoll, 1366×768 Pixel
Auf dem Papier keine High-End-Ausstattung, aber für den Preis durchaus akzeptabel. Ein neuer Laptop mit ähnlichen Spezifikationen würde deutlich mehr kosten. Der größte Vorteil dieses Modells ist die bereits verbaute SSD. Sie sorgt für deutlich schnellere Bootzeiten und Programmstarts im Vergleich zu herkömmlichen Festplatten.
Warum Linux? Die Vorteile für ältere Hardware
Warum haben wir uns für Linux entschieden? Windows, insbesondere die neueren Versionen, sind ressourcenhungrig. Auf einem älteren Laptop kann dies zu Leistungseinbußen und einer frustrierenden Nutzererfahrung führen. Linux hingegen bietet eine Vielzahl von Distributionen, die speziell für ältere oder leistungsschwache Hardware optimiert sind. Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Geringere Systemanforderungen: Linux-Distributionen benötigen oft weniger Arbeitsspeicher und Prozessorleistung als Windows.
- Anpassbarkeit: Linux ist hochgradig anpassbar. Man kann nur die Programme installieren, die man wirklich benötigt, und so das System schlank halten.
- Kostenlos: Die meisten Linux-Distributionen sind kostenlos und Open Source. Es fallen keine Lizenzgebühren an.
- Sicherheit: Linux gilt als sicherer als Windows, da es weniger anfällig für Viren und Malware ist.
Die Kandidaten: Welche Linux-Distributionen haben wir getestet?
Für unser Experiment haben wir drei verschiedene Linux-Distributionen ausgewählt, die sich besonders für ältere Hardware eignen:
- Xubuntu: Eine schlanke Variante von Ubuntu mit der XFCE-Desktopumgebung. Sie ist benutzerfreundlich und bietet eine gute Balance zwischen Leistung und Funktionsumfang.
- Linux Mint Xfce: Basiert auf Ubuntu, ist aber noch einfacher zu bedienen und bietet eine Vielzahl von vorinstallierten Programmen. Die Xfce-Desktopumgebung ist ressourcenschonend und anpassbar.
- Lubuntu: Eine extrem leichte Distribution mit der LXQt-Desktopumgebung. Sie ist ideal für sehr alte oder leistungsschwache Computer.
Der Test: Alltagstauglichkeit im Fokus
Um die Alltagstauglichkeit der verschiedenen Linux-Distributionen zu testen, haben wir sie im täglichen Einsatz simuliert. Dazu gehörten folgende Aufgaben:
- Office-Anwendungen: Schreiben von Texten, Erstellen von Tabellenkalkulationen und Präsentationen mit LibreOffice.
- Webbrowser: Surfen im Internet, E-Mail-Verkehr, Nutzung von Webanwendungen wie Google Docs und Social Media.
- Multimedia: Abspielen von Musik und Videos, Bildbearbeitung mit GIMP.
- Programmierung: Schreiben und Ausführen von einfachem Code in Python und JavaScript.
Xubuntu: Der Allrounder
Xubuntu erwies sich als solider Allrounder. Die Installation verlief problemlos und die XFCE-Desktopumgebung ist intuitiv zu bedienen. Die Leistung war gut, selbst bei mehreren geöffneten Programmen. LibreOffice und der Webbrowser liefen flüssig. Auch das Abspielen von Videos in Full HD-Auflösung war kein Problem. Xubuntu ist eine gute Wahl für Nutzer, die eine benutzerfreundliche und performante Linux-Distribution suchen.
Linux Mint Xfce: Der Einsteigerfreundliche
Linux Mint Xfce überzeugte durch seine einfache Bedienung und die vielen vorinstallierten Programme. Die Installation war noch einfacher als bei Xubuntu. Die Leistung war ebenfalls gut, allerdings fühlte sich das System etwas träger an als Xubuntu. Dies liegt wahrscheinlich an den zusätzlichen Programmen, die vorinstalliert sind. Linux Mint Xfce ist ideal für Einsteiger, die ein sofort einsatzbereites System suchen.
Lubuntu: Der Leistungskünstler
Lubuntu ist die leichtgewichtigste der drei Distributionen. Die LXQt-Desktopumgebung ist minimalistisch und ressourcenschonend. Die Leistung war spürbar besser als bei Xubuntu und Linux Mint Xfce. Das System reagierte schnell und flüssig, selbst bei anspruchsvollen Aufgaben. Allerdings ist die LXQt-Desktopumgebung nicht jedermanns Geschmack. Sie ist weniger intuitiv zu bedienen als XFCE und bietet weniger Anpassungsmöglichkeiten. Lubuntu ist die beste Wahl für Nutzer, die maximale Leistung aus ihrem Laptop herausholen wollen und bereit sind, Abstriche bei der Benutzerfreundlichkeit zu machen.
Fazit: Linux macht den 200-Euro-Laptop alltagstauglich
Unser „Sparfuchs-Experiment” hat gezeigt, dass ein 200-Euro-Laptop mit der richtigen Linux-Distribution durchaus alltagstauglich sein kann. Die Leistung ist zwar nicht mit der eines modernen High-End-Laptops vergleichbar, aber für alltägliche Aufgaben wie Office-Arbeiten, Surfen im Internet und Multimedia-Anwendungen reicht sie allemal. Durch die schlanken und ressourcenschonenden Linux-Distributionen wird die alte Hardware optimal ausgenutzt.
Die Wahl der richtigen Distribution hängt von den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben ab. Xubuntu ist ein guter Allrounder, Linux Mint Xfce ist besonders einsteigerfreundlich und Lubuntu ist die beste Wahl für maximale Leistung. Wer bereit ist, sich ein wenig mit Linux auseinanderzusetzen, kann mit einem 200-Euro-Laptop und der passenden Distribution viel Geld sparen und trotzdem ein vollwertiges Arbeitsgerät erhalten.
Empfehlung: Vor der endgültigen Installation empfiehlt es sich, die Linux-Distributionen als Live-System zu testen. So kann man herausfinden, welche Distribution am besten zum eigenen Laptop und den eigenen Bedürfnissen passt.