Die Corona-Pandemie hat unser Leben in vielerlei Hinsicht verändert. Ein wichtiger Bestandteil der Bekämpfung war und ist der Einsatz von Corona-Apps, die dabei helfen, Infektionsketten nachzuverfolgen und das eigene Risiko einzuschätzen. Doch oft geht die Nutzung dieser Apps mit Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes einher. Viele Nutzer sind besorgt, dass ihre Daten durch die Nutzung der Apps, insbesondere durch die Integration von Google-Diensten, an den Konzern übermittelt werden. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie Sie Corona-Apps auch ohne Google-Tracking installieren und nutzen können, um Ihre Privatsphäre besser zu schützen.
Warum ist Datenschutz bei Corona-Apps so wichtig?
Die Corona-Apps sammeln sensible Daten über Ihre Kontakte und Bewegungen. Diese Informationen können, wenn sie in die falschen Hände geraten oder für unerwartete Zwecke verwendet werden, erhebliche Auswirkungen auf Ihre Privatsphäre haben. Die Bedenken beziehen sich vor allem auf:
- Datensammlung: Welche Daten werden genau erfasst und wie lange werden sie gespeichert?
- Datenweitergabe: Wer hat Zugriff auf die Daten? Werden sie an Dritte weitergegeben, beispielsweise an Google?
- Zweckbindung: Werden die Daten wirklich nur für die Bekämpfung der Pandemie verwendet oder könnten sie auch für andere Zwecke missbraucht werden?
- Transparenz: Sind die Datenschutzrichtlinien der App verständlich und transparent?
Gerade die Abhängigkeit von Google-Diensten, insbesondere den Google Play Services, ist für viele Nutzer ein Dorn im Auge. Diese Dienste sammeln ohnehin schon viele Daten über die Nutzer und deren Geräte. Die Integration in Corona-Apps verstärkt diese Datensammlung noch weiter.
Die Herausforderung: Google-Tracking umgehen
Die meisten Corona-Apps sind so konzipiert, dass sie optimal mit den Google Play Services zusammenarbeiten. Diese Dienste sind auf den meisten Android-Smartphones vorinstalliert und bieten Funktionen wie die Exposure Notification API, die für die Kontaktverfolgung unerlässlich ist. Allerdings bedeutet die Nutzung dieser Dienste auch, dass Google Einblick in die App-Nutzung und die damit verbundenen Daten erhält.
Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, das Google-Tracking zu umgehen und die Corona-App trotzdem zu nutzen:
1. Nutzung eines Android-Smartphones ohne Google-Dienste
Die radikalste, aber auch effektivste Methode ist die Verwendung eines Android-Smartphones, das nicht mit den Google Play Services ausgestattet ist. Es gibt verschiedene Hersteller, die Android-Geräte anbieten, die entweder von Haus aus ohne Google ausgeliefert werden oder bei denen die Google-Dienste nachträglich deinstalliert werden können. Beispiele hierfür sind:
- Fairphone: Das Fairphone ist bekannt für seine Nachhaltigkeit und Reparierbarkeit. Es kann mit einem alternativen Betriebssystem wie LineageOS ohne Google-Dienste betrieben werden.
- Shiftphone: Auch Shiftphones legen Wert auf Nachhaltigkeit und bieten Modelle an, die ohne Google-Dienste genutzt werden können.
- PinePhone: Dieses Smartphone ist speziell für Linux-Enthusiasten konzipiert und kann mit verschiedenen Linux-basierten Betriebssystemen betrieben werden, die keine Google-Dienste verwenden.
Auf diesen Geräten können Sie die Corona-App installieren, indem Sie sie entweder aus einem alternativen App-Store (siehe Punkt 3) herunterladen oder sie als APK-Datei direkt installieren. Die Exposure Notification API wird in der Regel durch eine alternative Implementierung bereitgestellt, die keine Verbindung zu Google aufbaut.
2. Nutzung eines alternativen Betriebssystems (Custom ROM)
Wenn Sie bereits ein Android-Smartphone besitzen, können Sie versuchen, ein alternatives Betriebssystem (auch Custom ROM genannt) zu installieren. Beliebte Custom ROMs sind:
- LineageOS: Eine sehr verbreitete und gut gepflegte Custom ROM, die auf Android basiert, aber ohne die Google-Dienste ausgeliefert wird.
- /e/OS (eelo): Ein weiteres datenschutzfreundliches Betriebssystem, das auf Android basiert und die Google-Dienste weitgehend ersetzt.
- CalyxOS: Ein auf Sicherheit und Datenschutz ausgerichtetes Betriebssystem, das ebenfalls ohne Google-Dienste auskommt.
Die Installation eines Custom ROMs ist jedoch nicht ganz einfach und erfordert technisches Know-how. Außerdem kann die Installation das Gerät beschädigen, wenn sie nicht korrekt durchgeführt wird. Bevor Sie ein Custom ROM installieren, sollten Sie sich daher gründlich informieren und sicherstellen, dass Sie die Anweisungen genau befolgen. Nach der Installation des Custom ROMs können Sie die Corona-App aus einem alternativen App-Store installieren.
3. Nutzung eines alternativen App-Stores
Auch wenn Sie die Google Play Services auf Ihrem Smartphone installiert haben, können Sie versuchen, die Corona-App aus einem alternativen App-Store zu beziehen. Beliebte Alternativen sind:
- F-Droid: Ein App-Store, der sich auf freie und Open-Source-Software konzentriert. Viele datenschutzfreundliche Apps sind hier verfügbar.
- Aurora Store: Eine Alternative zum Google Play Store, die es ermöglicht, Apps herunterzuladen, ohne ein Google-Konto zu verwenden oder sich anzumelden.
- APKMirror: Eine Website, auf der Sie APK-Dateien von Apps herunterladen können. Achten Sie jedoch darauf, nur Apps von vertrauenswürdigen Quellen herunterzuladen, um Malware zu vermeiden.
Die Corona-App ist möglicherweise nicht in allen alternativen App-Stores verfügbar. Wenn sie verfügbar ist, sollten Sie darauf achten, dass es sich um die offizielle Version der App handelt, um Sicherheitsrisiken zu vermeiden.
4. Nutzung von Firewall-Apps
Mit einer Firewall-App können Sie den Netzwerkverkehr Ihres Smartphones kontrollieren und verhindern, dass bestimmte Apps Daten an Google oder andere unerwünschte Server senden. Beliebte Firewall-Apps sind:
- NetGuard: Eine Open-Source-Firewall-App, mit der Sie den Internetzugang für einzelne Apps blockieren können.
- NoRoot Firewall: Eine Firewall-App, die keine Root-Rechte benötigt und den Netzwerkverkehr von Apps kontrollieren kann.
Mit einer Firewall-App können Sie verhindern, dass die Corona-App Daten an Google sendet, auch wenn die App selbst die Google Play Services nutzt. Allerdings kann dies die Funktionalität der App beeinträchtigen, wenn wichtige Dienste blockiert werden.
Wichtige Hinweise und Tipps
- Informieren Sie sich gründlich: Bevor Sie eine der oben genannten Methoden anwenden, sollten Sie sich gründlich informieren und sicherstellen, dass Sie die Risiken und Konsequenzen verstehen.
- Sichern Sie Ihre Daten: Bevor Sie ein Custom ROM installieren oder andere tiefgreifende Änderungen an Ihrem Smartphone vornehmen, sollten Sie unbedingt ein Backup Ihrer Daten erstellen.
- Vertrauen Sie auf Open Source: Open-Source-Software ist in der Regel transparenter und sicherer als proprietäre Software, da der Quellcode öffentlich einsehbar ist.
- Achten Sie auf Updates: Stellen Sie sicher, dass Ihre Corona-App und Ihr Betriebssystem immer auf dem neuesten Stand sind, um Sicherheitslücken zu schließen.
- Prüfen Sie die Datenschutzrichtlinien: Lesen Sie die Datenschutzrichtlinien der Corona-App sorgfältig durch, um zu verstehen, welche Daten erfasst werden und wie sie verwendet werden.
Fazit
Der Datenschutz ist ein wichtiges Anliegen, insbesondere bei der Nutzung von Corona-Apps. Obwohl die Integration von Google-Diensten in viele Apps die Nutzung vereinfacht, birgt sie auch Risiken für die Privatsphäre. Mit den oben genannten Methoden können Sie jedoch das Google-Tracking umgehen und die Corona-App nutzen, ohne Ihre Daten unnötig preiszugeben. Wählen Sie die Methode, die am besten zu Ihren technischen Fähigkeiten und Ihren Bedürfnissen passt, und schützen Sie Ihre Privatsphäre!