Die Grand Theft Auto-Reihe (GTA) ist ein Phänomen. Sie hat Videospielgeschichte geschrieben, Konventionen gebrochen und gleichzeitig Kontroversen entfacht. Von ihren bescheidenen Anfängen in den 1990ern bis zum heutigen Status als milliardenschwere Marke ist die Geschichte von GTA eine Achterbahnfahrt, geprägt von kreativer Brillanz, öffentlicher Empörung und kommerziellem Erfolg. Dieser Artikel beleuchtet die komplette Story von GTA, von ihren Wurzeln über den berüchtigten „Hot Coffee”-Skandal bis hin zum Aufstieg zur globalen Spitzen-Marke.
Die Anfänge: Von 2D-Experimenten zu ersten Erfolgen
Alles begann im Jahr 1997 mit dem ersten Grand Theft Auto. Entwickelt von DMA Design (später Rockstar North) war das Spiel ein 2D-Top-Down-Action-Titel, der Spieler in die Rolle von Kriminellen versetzte. In verschiedenen Städten konnten Missionen angenommen, Autos gestohlen und Chaos angerichtet werden. Die offene Spielwelt und die freie Entscheidungsfindung waren damals revolutionär. Der erste Teil legte den Grundstein für die spätere Open-World-Formel, auch wenn die Grafik und das Gameplay noch rudimentär waren. Trotz gemischter Kritiken war GTA ein kommerzieller Erfolg und zog die Aufmerksamkeit der Medien auf sich – meist aufgrund seiner gewalttätigen Natur.
Grand Theft Auto 2, veröffentlicht 1999, verbesserte die Grafik und erweiterte die Spielwelt, behielt aber das Top-Down-Gameplay bei. Es führte auch das Konzept von Gang-Loyalitäten ein, das spätere Spiele der Reihe weiter ausbauen sollten. Obwohl GTA 2 einige neue Elemente einführte, gelang es ihm nicht, den großen Durchbruch zu erzielen.
Der Durchbruch: GTA III und die Revolution der 3D-Open-World
Der Wendepunkt kam 2001 mit Grand Theft Auto III. Der Titel wechselte zur 3D-Perspektive und präsentierte eine vollständig begehbare Open-World in der fiktiven Stadt Liberty City. Die Spieler übernahmen die Rolle von Claude, einem stillen Protagonisten, der sich durch die kriminelle Unterwelt kämpfen muss. GTA III revolutionierte das Genre der Open-World-Spiele und definierte es neu. Die Kombination aus einer fesselnden Story, abwechslungsreichen Missionen, einer riesigen Spielwelt und der Freiheit, fast alles zu tun, was man wollte, machte GTA III zu einem sofortigen Klassiker. Der Soundtrack, bestehend aus Radiosendern mit verschiedenen Musikrichtungen und humorvollen Moderatoren, trug ebenfalls maßgeblich zur Atmosphäre bei.
Der Erfolg von GTA III war enorm. Es verkaufte sich millionenfach und wurde von Kritikern hochgelobt. Der Titel etablierte die GTA-Formel: Eine große Open-World, eine fesselnde Story, ein vielfältiger Soundtrack und die Möglichkeit, kriminelle Aktivitäten nachzugehen. GTA III legte den Grundstein für den Aufstieg der GTA-Reihe zu einem globalen Phänomen.
Vice City und San Andreas: Perfektionierung der Formel
Rockstar Games baute auf dem Erfolg von GTA III auf und veröffentlichte 2002 Grand Theft Auto: Vice City. Das Spiel versetzte die Spieler in die 1980er-Jahre in die fiktive Stadt Vice City, die an Miami angelehnt war. Der Protagonist, Tommy Vercetti, gesprochen von Ray Liotta, stieg in der kriminellen Hierarchie auf und baute sein eigenes Imperium auf. Vice City bestach durch sein farbenfrohes Design, den ikonischen 80er-Jahre-Soundtrack und die glamouröse Atmosphäre. Es verbesserte das Gameplay und die Story und festigte den Ruf der GTA-Reihe als Inbegriff für Open-World-Action.
2004 folgte Grand Theft Auto: San Andreas. Das Spiel war noch größer und ambitionierter als seine Vorgänger. Es bot eine riesige Spielwelt, bestehend aus drei Städten (Los Santos, San Fierro und Las Venturas) und ländlichen Gebieten, die an Kalifornien und Nevada angelehnt waren. Der Protagonist, Carl „CJ” Johnson, kehrte nach dem Tod seiner Mutter nach Los Santos zurück und musste sich mit Gang-Rivalitäten, korrupten Polizisten und persönlichen Problemen auseinandersetzen. San Andreas führte zahlreiche neue Gameplay-Mechaniken ein, wie z.B. das Anpassen des Aussehens des Protagonisten, das Erlernen von Kampfsportarten und das Fahren von Fahrrädern. Das Spiel war ein weiterer Riesenerfolg und gilt bis heute als eines der besten Videospiele aller Zeiten.
Der „Hot Coffee”-Skandal: Eine Kontroverse erschüttert die Gaming-Welt
Der Erfolg von San Andreas wurde jedoch von einem Skandal überschattet: dem „Hot Coffee„-Skandal. Modder entdeckten versteckte Dateien im Spiel, die ein sexuelles Minispiel enthielten, in dem CJ Geschlechtsverkehr mit seiner Freundin hatte. Obwohl das Minispiel im Originalspiel deaktiviert war, konnte es durch Modifikationen freigeschaltet werden. Die Entdeckung löste eine Welle der Empörung aus. Politiker und Elternverbände forderten ein Verbot des Spiels. Rockstar Games sah sich mit Klagen und Untersuchungen konfrontiert. Die Entertainment Software Rating Board (ESRB) stufte San Andreas von „Mature” (M) auf „Adults Only” (AO) hoch, was den Verkauf des Spiels in großen Einzelhandelsketten unmöglich machte. Rockstar zog das Spiel vom Markt zurück und veröffentlichte eine überarbeitete Version ohne das „Hot Coffee”-Minispiel.
Der „Hot Coffee”-Skandal hatte erhebliche Auswirkungen auf Rockstar Games und die gesamte Videospielindustrie. Er führte zu einer verstärkten Kontrolle von Videospielen und einer Debatte über die Darstellung von Sex und Gewalt in Spielen. Der Skandal schadete dem Ruf von Rockstar Games, trug aber ironischerweise auch dazu bei, die GTA-Reihe noch bekannter zu machen.
GTA IV und GTA V: Die nächste Generation
Nach dem „Hot Coffee”-Skandal kehrte Rockstar Games mit Grand Theft Auto IV (2008) zurück. Das Spiel bot eine realistische Darstellung von Liberty City, die an New York City angelehnt war. Der Protagonist, Niko Bellic, ein osteuropäischer Kriegsveteran, kam auf der Suche nach dem amerikanischen Traum nach Liberty City und geriet in die kriminelle Unterwelt. GTA IV setzte auf eine düstere und erwachsenere Story und verbesserte die Grafik und Physik des Spiels erheblich. Es war ein weiterer kommerzieller Erfolg und wurde von Kritikern gelobt, obwohl einige Fans die düstere Atmosphäre kritisierten.
2013 veröffentlichte Rockstar Games Grand Theft Auto V, das bis heute erfolgreichste Videospiel aller Zeiten. GTA V bot eine riesige und detaillierte Spielwelt, bestehend aus der Stadt Los Santos und dem umliegenden Blaine County, die an Los Angeles und Südkalifornien angelehnt waren. Das Spiel bot drei spielbare Protagonisten: Michael De Santa, ein ehemaliger Bankräuber im Ruhestand, Franklin Clinton, ein junger Gangster, und Trevor Philips, ein psychotischer Drogenhändler. Die Spieler konnten zwischen den drei Charakteren wechseln und ihre individuellen Geschichten erleben. GTA V überzeugte durch seine atemberaubende Grafik, das fesselnde Gameplay, die abwechslungsreichen Missionen und den satirischen Humor. Der Online-Modus GTA Online entwickelte sich zu einem Phänomen und generiert bis heute hohe Umsätze.
Die Zukunft von GTA: Was kommt als Nächstes?
Nach dem enormen Erfolg von GTA V warten die Fans sehnsüchtig auf Grand Theft Auto VI. Rockstar Games hat die Entwicklung des Spiels bestätigt, aber noch keine Details bekannt gegeben. Gerüchte deuten darauf hin, dass GTA VI in Vice City spielen wird und mehrere spielbare Protagonisten bieten wird. Es wird erwartet, dass GTA VI die Grafik und das Gameplay auf ein neues Level heben wird und eine noch größere und detailliertere Open-World bietet. Die Zukunft der GTA-Reihe sieht rosig aus. Trotz der Kontroversen und Skandale hat sich die Reihe zu einer globalen Spitzen-Marke entwickelt, die die Videospielindustrie maßgeblich beeinflusst hat. Die Kombination aus kreativer Brillanz, kommerziellem Erfolg und der Fähigkeit, Trends zu setzen, macht GTA zu einem Phänomen, das noch lange nicht an Bedeutung verlieren wird.