Daniel Craig, der Mann, der James Bond für das 21. Jahrhundert neu definierte, hat sich in einem aufschlussreichen Interview offen über seine Zeit im Dienst Ihrer Majestät geäußert. Vom anfänglichen Aufschrei bis zum globalen Erfolg – Craig scheut keine unbequemen Wahrheiten und enthüllt die emotionalen und physischen Tributforderungen der ikonischen Rolle.
Der Aufschrei und die Zweifel
Als Craig 2005 als sechster Schauspieler in die Fußstapfen von Sean Connery, Roger Moore und Pierce Brosnan trat, brandete ein Sturm der Kritik auf. Viele zweifelten, ob dieser „blondhaarige“, „kleinwüchsige“ Schauspieler wirklich das Zeug zum eleganten und weltgewandten Agenten 007 hatte. Craig erinnert sich an diese Zeit mit gemischten Gefühlen: „Es war brutal. Die Negativität war überwältigend. Ich fragte mich ehrlich, ob ich den richtigen Job angenommen hatte.“
Er enthüllt, dass er stark an seiner Entscheidung zweifelte und die Last der Erwartungen fast erdrückend war. „Es gab Momente, in denen ich am liebsten alles hingeschmissen hätte”, gesteht er. „Aber dann erinnerte ich mich daran, warum ich den Job überhaupt angenommen hatte: um etwas Neues zu schaffen, um James Bond in eine neue Ära zu führen.”
Casino Royale: Die Neugeburt von 007
Casino Royale, Craigs erster Bond-Film, erwies sich als bahnbrechend. Die düstere, realistische und körperbetonte Darstellung des Agenten kam beim Publikum an und läutete eine neue Ära für die Filmreihe ein. Craig brachte eine Verletzlichkeit und emotionale Tiefe in die Rolle, die zuvor nur angedeutet wurde.
„Wir wollten Bond wieder menschlicher machen“, erklärt Craig. „Er sollte nicht mehr der unbesiegbare Superheld sein, sondern ein Mann mit Fehlern, Zweifeln und Verletzungen. Das war der Schlüssel, um ihn für ein modernes Publikum relevant zu machen.“ Die brutalen Kampfszenen, der minimalistische Stil und die komplexe Handlung trugen dazu bei, dass Casino Royale zu einem kritischen und kommerziellen Erfolg wurde.
Die körperliche Belastung und die Verletzungen
Die Rolle des James Bond ist bekanntermaßen physisch anstrengend, und Craig zahlte einen hohen Preis für seine Hingabe. Während seiner Amtszeit erlitt er zahlreiche Verletzungen, darunter eine Schulterverletzung bei den Dreharbeiten zu Casino Royale, eine Knieverletzung bei Quantum of Solace und einen Beinbruch bei Spectre.
„Es war hart“, gibt Craig zu. „Ich war ständig verletzt und musste mich durch die Dreharbeiten quälen. Aber ich wollte meinen Beitrag leisten, um die bestmöglichen Filme zu machen, und das bedeutete, dass ich meine körperlichen Grenzen ausreizen musste.“ Er reflektiert auch, dass die ständigen Verletzungen zu einer zusätzlichen psychischen Belastung führten. „Man beginnt, sich zu fragen, ob es das wirklich wert ist.”
Der Druck und die Verantwortung
Neben den körperlichen Herausforderungen sprach Craig auch offen über den enormen Druck und die Verantwortung, die mit der Rolle des James Bond einhergingen. Er betonte die Bedeutung, die Rolle zu respektieren und gleichzeitig neue Wege zu beschreiten. „Man erbt eine Ikone“, erklärt Craig. „Man muss sie mit Würde behandeln und gleichzeitig versuchen, sie in eine neue Richtung zu lenken.“
Die ständige öffentliche Aufmerksamkeit und die Erwartungen der Fans belasteten Craig zusätzlich. Er gesteht, dass er Schwierigkeiten hatte, mit dem Ruhm und der Intensität der Berichterstattung umzugehen. „Es war manchmal überwältigend“, sagt er. „Man ist ständig im Rampenlicht, und jeder hat eine Meinung über einen. Es braucht Zeit, um sich daran zu gewöhnen.“
Abschied von 007: No Time to Die
Nach fünf Filmen und 15 Jahren im Dienst verabschiedete sich Daniel Craig 2021 mit No Time to Die von der Rolle des James Bond. Der Film markierte einen emotionalen und dramatischen Abschied von der Figur und bot Craig die Möglichkeit, Bond eine finale Note zu verleihen.
„Ich bin unglaublich stolz auf das, was wir erreicht haben“, sagt Craig. „Wir haben James Bond neu erfunden und ihm eine neue Tiefe und Komplexität verliehen. Es war eine unglaubliche Reise, und ich bin dankbar für jede Minute davon.“ Er räumt jedoch auch ein, dass es Zeit war, weiterzugehen. „Ich wusste, dass ich nicht ewig Bond spielen konnte. Es war wichtig, aufzuhören, solange ich noch etwas zu bieten hatte.”
Die Zukunft von James Bond: Wer wird der Nachfolger?
Die Frage, wer Daniel Craig als James Bond beerben wird, beschäftigt die Filmwelt seit Jahren. Namen wie Idris Elba, Tom Hardy, Henry Cavill und Regé-Jean Page wurden immer wieder genannt. Craig selbst hat sich zu der Debatte geäußert und betont, dass es wichtig ist, einen Schauspieler zu finden, der die Rolle mit Leidenschaft und Engagement angeht.
„Ich denke, es ist wichtig, dass sie jemanden finden, der die Rolle wirklich will”, sagt Craig. „Es ist eine riesige Verantwortung, und es braucht jemanden, der bereit ist, sich voll und ganz darauf einzulassen.” Er fügte hinzu, dass er hofft, dass der nächste Bond neue und unerwartete Wege einschlagen wird. „Ich bin gespannt zu sehen, was die Zukunft für James Bond bereithält.”
Fazit: Craigs Vermächtnis
Daniel Craig hat sich zweifellos einen festen Platz in der Geschichte von James Bond gesichert. Seine Darstellung des Agenten 007 war mutig, innovativ und unvergesslich. Er hat die Figur für ein neues Publikum relevant gemacht und eine neue Ära für die Filmreihe eingeläutet. Seine schonungslose Ehrlichkeit über die Herausforderungen und Belastungen der Rolle zeigt, dass hinter der glamourösen Fassade ein Mensch mit Zweifeln und Verletzungen steckt. Craigs Vermächtnis wird noch lange nach seinem Abschied von der Rolle weiterleben.