Die jährliche Nebenkostenabrechnung – für viele Mieter ist sie ein Moment der Wahrheit. Manchmal erfreulich, manchmal aber auch ein Grund für Herzrasen. Besonders der Posten „Strom” kann dabei für Überraschungen sorgen. Aber was kostet eine Kilowattstunde (kWh) Strom eigentlich wirklich? Und wie setzt sich dieser Preis zusammen? Dieser Artikel soll Licht ins Dunkel bringen und Ihnen helfen, Ihre Stromkosten besser zu verstehen und gegebenenfalls Einsparpotenziale zu erkennen.
Die Bestandteile des Strompreises: Ein komplexes Puzzle
Der Strompreis, den Sie als Endverbraucher zahlen, ist kein einfacher Wert. Er setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, die sich grob in drei Kategorien einteilen lassen:
- Energiebeschaffung und Vertrieb: Dies ist der Preis, den der Stromanbieter für den eigentlichen Strom bezahlt. Er beinhaltet die Kosten für die Erzeugung (z.B. durch Kohle, Gas, Kernkraft, Wind oder Sonne) und den Transport des Stroms zum Anbieter. Der Anteil dieses Postens am Gesamtpreis ist börsenabhängig und unterliegt Schwankungen.
- Netzentgelte: Diese Gebühren werden für die Nutzung der Stromnetze erhoben. Sie decken die Kosten für den Bau, die Wartung und den Betrieb der Stromleitungen und Umspannwerke. Die Netzentgelte werden von den Netzbetreibern festgelegt und sind regional unterschiedlich.
- Steuern, Abgaben und Umlagen: Dieser Block umfasst verschiedene staatliche Belastungen, die auf den Strompreis aufgeschlagen werden. Dazu gehören unter anderem die Stromsteuer, die Mehrwertsteuer und verschiedene Umlagen, wie die EEG-Umlage (die allerdings seit Juli 2022 entfällt).
Es ist wichtig zu verstehen, dass nur ein Teil des Strompreises direkt vom Stromanbieter beeinflusst wird. Die Netzentgelte und die Steuern, Abgaben und Umlagen sind staatlich reguliert und werden an den Netzbetreiber bzw. den Staat abgeführt.
Aktuelle Strompreise: Eine Momentaufnahme
Die Strompreise sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Dies ist vor allem auf die gestiegenen Energiepreise an den Börsen, die politischen Entwicklungen (z.B. der Ukraine-Krieg) und die Inflation zurückzuführen. Im Jahr 2023 liegen die durchschnittlichen Strompreise für Haushaltskunden in Deutschland bei etwa 30 bis 40 Cent pro Kilowattstunde. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass dies nur ein Durchschnittswert ist. Die tatsächlichen Preise können je nach Anbieter, Tarif und Region stark variieren. Achten Sie besonders auf die Preisangaben in Cent/kWh (Brutto inklusive Mehrwertsteuer).
Um einen genauen Überblick über die aktuellen Strompreise zu erhalten, empfiehlt es sich, verschiedene Vergleichsportale im Internet zu nutzen. Diese Portale vergleichen die Angebote verschiedener Stromanbieter und helfen Ihnen, den günstigsten Tarif für Ihren Bedarf zu finden. Achten Sie dabei auf die Vertragslaufzeit, die Kündigungsfristen und die Preisgarantie. Manche Anbieter locken mit günstigen Neukundenboni, die aber oft an bestimmte Bedingungen geknüpft sind.
Die Nebenkostenabrechnung: Wo finde ich den Strompreis?
In der Nebenkostenabrechnung finden Sie den Strompreis pro Kilowattstunde in der Regel im Abschnitt „Stromkosten” oder „Allgemeinstrom”. Dort wird der Verbrauch in Kilowattstunden (kWh) ausgewiesen und mit dem Preis pro kWh multipliziert. Es ist wichtig zu prüfen, ob der Preis pro kWh in der Abrechnung mit dem Preis übereinstimmt, der in Ihrem Stromvertrag vereinbart wurde. Sollten hier Unstimmigkeiten auftreten, sollten Sie sich umgehend mit Ihrem Vermieter oder dem zuständigen Abrechnungsdienstleister in Verbindung setzen. Kontrollieren Sie auch, ob die angegebene Zählernummer mit Ihrer übereinstimmt.
Achten Sie auch darauf, ob in der Abrechnung zwischen Allgemeinstrom (z.B. für die Treppenhausbeleuchtung oder den Aufzug) und Ihrem persönlichen Stromverbrauch unterschieden wird. Der Allgemeinstrom wird in der Regel auf alle Mieter verteilt.
Einsparpotenziale: So senken Sie Ihre Stromkosten
Auch wenn die Strompreise hoch sind, gibt es viele Möglichkeiten, Ihre Stromkosten zu senken. Hier sind einige Tipps:
- Stromfresser identifizieren: Untersuchen Sie Ihre Geräte auf ihren Stromverbrauch. Oft sind es alte Kühlgeräte, Standby-Geräte oder ineffiziente Lampen, die den größten Anteil am Stromverbrauch haben. Ein Strommessgerät kann Ihnen helfen, den Verbrauch einzelner Geräte zu ermitteln.
- Energiesparende Geräte verwenden: Ersetzen Sie alte Geräte durch energieeffiziente Modelle mit einer hohen Energieeffizienzklasse (A+++ oder höher). Investieren Sie in LED-Lampen, die deutlich weniger Strom verbrauchen als herkömmliche Glühbirnen oder Halogenlampen.
- Standby-Modus vermeiden: Schalten Sie Geräte, die Sie nicht aktiv nutzen, komplett aus. Verwenden Sie Steckerleisten mit Schaltern, um mehrere Geräte gleichzeitig vom Stromnetz zu trennen.
- Richtig lüften und heizen: Lüften Sie kurz und kräftig, anstatt Fenster dauerhaft gekippt zu lassen. Senken Sie die Heizungstemperatur um ein Grad, um Energie zu sparen.
- Waschmaschine und Geschirrspüler effizient nutzen: Starten Sie Waschmaschine und Geschirrspüler erst, wenn sie voll beladen sind. Nutzen Sie Eco-Programme, die weniger Wasser und Energie verbrauchen.
- Stromtarif optimieren: Vergleichen Sie regelmäßig die Angebote verschiedener Stromanbieter und wechseln Sie gegebenenfalls zu einem günstigeren Tarif. Achten Sie dabei auf die Vertragslaufzeit, die Kündigungsfristen und die Preisgarantie.
- Bewusstsein schärfen: Seien Sie sich Ihres Stromverbrauchs bewusst und versuchen Sie, Ihren Verbrauch aktiv zu reduzieren. Kleine Veränderungen im Alltag können große Auswirkungen haben.
- Warmwasserverbrauch reduzieren: Duschen Sie kürzer und weniger heiß. Nutzen Sie einen Sparduschkopf, um den Wasserverbrauch zu reduzieren.
Fazit: Informiert sein und handeln
Die Nebenkostenabrechnung muss kein Schock sein. Indem Sie sich über die Zusammensetzung des Strompreises informieren, Ihre Stromkosten analysieren und Einsparpotenziale nutzen, können Sie Ihre Stromrechnung deutlich senken. Vergleichen Sie regelmäßig die Angebote verschiedener Stromanbieter und scheuen Sie sich nicht, zu einem günstigeren Tarif zu wechseln. Mit etwas Achtsamkeit und Engagement können Sie Ihren Stromverbrauch optimieren und bares Geld sparen. Die Investition in energieeffiziente Geräte und die Anpassung Ihrer Gewohnheiten zahlen sich langfristig aus – sowohl für Ihren Geldbeutel als auch für die Umwelt.
Nutzen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen zur Verfügung stehen, um Ihren Stromverbrauch zu kontrollieren und zu reduzieren. Informieren Sie sich, vergleichen Sie und handeln Sie! So können Sie den Strompreis besser verstehen und aktiv dazu beitragen, Ihre Energiekosten zu senken.