Endlich Urlaub! Koffer gepackt, Flug gebucht, und die Vorfreude steigt. Doch bevor Sie sich entspannt zurücklehnen, sollten Sie sich bewusst machen, dass Ihr Smartphone im Ausland zur Kostenfalle werden kann – trotz EU-Roaming. Was viele Urlauber nicht wissen: Die vermeintliche Kostenfreiheit innerhalb der EU birgt einige Tücken, die die Handyrechnung nach dem Urlaub in die Höhe treiben können. Dieser Artikel zeigt Ihnen, wo die Stolpersteine liegen und wie Sie sich vor unerwarteten Kosten schützen können.
Was EU-Roaming wirklich bedeutet
Die EU-Roaming-Verordnung hat das Telefonieren, SMS-Schreiben und Surfen im Internet im EU-Ausland deutlich günstiger gemacht. Seit 2017 zahlen Sie grundsätzlich die gleichen Preise wie in Ihrem Heimatland. Das ist grundsätzlich eine tolle Sache, doch es gibt Ausnahmen und versteckte Kosten, die es zu kennen gilt.
Achtung: „EU-Roaming” gilt nur in den EU-Mitgliedsstaaten sowie in Island, Liechtenstein und Norwegen. Die Schweiz, Großbritannien (nach dem Brexit) und andere Länder außerhalb der EU sind nicht inbegriffen. Hier gelten oft deutlich höhere Roaming-Gebühren.
Die größten Kostenfallen im Überblick
Auch innerhalb der EU gibt es einige Fallen, die Sie kennen sollten:
1. Datennutzung im Hintergrund
Viele Apps auf Ihrem Smartphone verbrauchen Daten im Hintergrund, ohne dass Sie es merken. Das können automatische Updates, Cloud-Synchronisationen, oder das Abrufen von E-Mails sein. Diese unbemerkte Datennutzung kann schnell Ihr Datenvolumen aufbrauchen und zu zusätzlichen Kosten führen, wenn Ihr inkludiertes Volumen erschöpft ist.
Tipp: Schalten Sie die automatische Datensynchronisation für unwichtige Apps aus und laden Sie Updates nur im WLAN herunter. Aktivieren Sie die Datensparfunktion Ihres Smartphones, um den Datenverbrauch zu reduzieren.
2. Roaming außerhalb der EU/EWR
Wie bereits erwähnt, gilt EU-Roaming nicht in allen europäischen Ländern. Die Schweiz ist ein besonders beliebtes Urlaubsziel, das jedoch nicht zur EU gehört. Hier können horrende Roaming-Gebühren anfallen. Auch in anderen Ländern außerhalb der EU, wie der Türkei, Albanien oder Serbien, sollten Sie sich vorab über die Roaming-Kosten informieren.
Tipp: Prüfen Sie vor der Reise, ob Ihr Reiseland zum EU/EWR-Raum gehört. Informieren Sie sich bei Ihrem Mobilfunkanbieter über die Roaming-Kosten außerhalb der EU. Gegebenenfalls ist der Kauf einer lokalen SIM-Karte oder die Nutzung von WLAN eine günstigere Alternative.
3. Telefonieren und SMS aus dem EU-Ausland in andere Länder
Die EU-Roaming-Verordnung bezieht sich primär auf die Nutzung Ihres Handys *im* EU-Ausland. Wenn Sie aus dem EU-Ausland in ein anderes Land (innerhalb oder außerhalb der EU) telefonieren oder SMS versenden, können andere Tarife gelten. Dies kann besonders teuer werden, wenn Sie beispielsweise aus Spanien in die USA telefonieren.
Tipp: Nutzen Sie für Anrufe und Nachrichten ins Ausland bevorzugt Messenger-Dienste wie WhatsApp oder Signal, die über eine WLAN-Verbindung laufen. Informieren Sie sich vor dem Telefonieren bei Ihrem Anbieter über die Kosten für Auslandsgespräche.
4. Sonderrufnummern und Mehrwertdienste
Auch im EU-Ausland können Sonderrufnummern (z.B. Hotlines, Premium-SMS-Dienste) teuer sein. Die EU-Roaming-Verordnung regelt nicht die Kosten für diese Dienste. Wenn Sie eine solche Nummer anrufen oder eine SMS an einen Mehrwertdienst senden, können hohe Gebühren anfallen.
Tipp: Seien Sie vorsichtig beim Anrufen von unbekannten Rufnummern und beim Abonnieren von Mehrwertdiensten. Im Zweifelsfall verzichten Sie auf die Nutzung solcher Dienste.
5. Schiffs- und Flugzeug-Roaming
Auf Schiffen und in Flugzeugen wird oft ein spezielles Roaming-Netzwerk genutzt, das nicht unter die EU-Roaming-Verordnung fällt. Die Kosten für die Nutzung dieser Netze sind in der Regel sehr hoch. Schalten Sie Ihr Smartphone daher während der Reise auf Schiffen und in Flugzeugen in den Flugmodus oder deaktivieren Sie Roaming vollständig.
Tipp: Nutzen Sie, wenn verfügbar, das bordeigene WLAN des Schiffes oder Flugzeugs. Beachten Sie jedoch, dass auch hier Kosten anfallen können.
6. Grenzüberschreitendes Roaming
Wenn Sie sich in der Nähe einer Landesgrenze aufhalten, kann es passieren, dass sich Ihr Smartphone automatisch in das Netz eines ausländischen Anbieters einwählt. Dies kann zu ungewollten Roaming-Gebühren führen, besonders wenn Sie sich nicht im EU/EWR-Raum befinden. Überprüfen Sie regelmäßig, in welches Netz Ihr Handy eingebucht ist und wählen Sie gegebenenfalls manuell Ihr Heimnetzwerk aus.
Tipp: Deaktivieren Sie die automatische Netzwahl und wählen Sie Ihr Heimnetzwerk manuell aus. Beachten Sie, dass dies möglicherweise nicht immer möglich ist.
7. Vertragsbedingungen und Datenvolumen
Auch wenn die Roaming-Gebühren innerhalb der EU abgeschafft wurden, gelten weiterhin die Bedingungen Ihres Mobilfunkvertrags. Wenn Ihr Datenvolumen aufgebraucht ist, können zusätzliche Kosten anfallen, selbst wenn Sie sich noch im EU-Ausland befinden. Prüfen Sie vor der Reise, wie viel Datenvolumen Ihnen zur Verfügung steht und wie hoch die Kosten für zusätzliches Volumen sind.
Tipp: Überwachen Sie Ihren Datenverbrauch regelmäßig. Viele Mobilfunkanbieter bieten Apps oder Online-Portale an, mit denen Sie Ihren Verbrauch einsehen können. Buchen Sie gegebenenfalls zusätzliches Datenvolumen, bevor Ihr inkludiertes Volumen aufgebraucht ist.
Wie Sie sich vor Kostenfallen schützen
Mit ein paar einfachen Maßnahmen können Sie sich vor unerwarteten Kosten im Urlaub schützen:
- Informieren Sie sich: Prüfen Sie vor der Reise, ob Ihr Reiseland zum EU/EWR-Raum gehört und welche Roaming-Kosten anfallen.
- Datenvolumen im Blick behalten: Überwachen Sie Ihren Datenverbrauch regelmäßig.
- Automatische Updates deaktivieren: Schalten Sie automatische App-Updates und Cloud-Synchronisationen aus.
- WLAN nutzen: Verbinden Sie sich, wann immer möglich, mit WLAN-Netzwerken.
- Roaming-Optionen prüfen: Informieren Sie sich bei Ihrem Mobilfunkanbieter über spezielle Roaming-Optionen oder -Pakete.
- Lokale SIM-Karte in Betracht ziehen: In Ländern außerhalb der EU kann der Kauf einer lokalen SIM-Karte eine günstigere Alternative sein.
- Flugmodus nutzen: Schalten Sie Ihr Smartphone auf Schiffen und in Flugzeugen in den Flugmodus.
- Auf Sonderrufnummern verzichten: Seien Sie vorsichtig beim Anrufen von unbekannten Rufnummern und beim Abonnieren von Mehrwertdiensten.
- Manuelle Netzwahl aktivieren: Deaktivieren Sie die automatische Netzwahl und wählen Sie Ihr Heimnetzwerk manuell aus, besonders in Grenznähe.
Fazit
Die EU-Roaming-Verordnung hat das mobile Surfen und Telefonieren im Urlaub deutlich vereinfacht. Dennoch lauern auch innerhalb der EU-Grenzen einige Kostenfallen. Wer sich jedoch vor der Reise informiert und die oben genannten Tipps beachtet, kann böse Überraschungen auf der Handyrechnung vermeiden und den Urlaub unbeschwert genießen. Ein bewusster Umgang mit Ihrem Smartphone im Ausland ist der Schlüssel zu einem entspannten Urlaub ohne finanzielle Nachwehen.