Die meisten von uns kennen es: Der Einkauf ist erledigt, die leeren Pfandflaschen und -dosen wurden brav am Automaten abgegeben und der Pfandbon landet im Portemonnaie. Doch wie oft vergessen wir, diesen kleinen Zettel an der Kasse einzulösen? Oder er verschwindet spurlos in den Tiefen der Handtasche? Was passiert mit diesem Geld, das uns eigentlich zusteht?
Die Antwort ist einfach: Es bleibt bei den Supermärkten hängen. Und das summiert sich zu einer beträchtlichen Summe, die Experten auf Millionen Euro jährlich schätzen. Ein unbeabsichtigtes, aber lukratives Geschäftsmodell, das im Schatten der alltäglichen Einkaufserfahrung abläuft.
Das System Pfand: Eine kurze Auffrischung
Bevor wir uns dem eigentlichen Thema widmen, ist es wichtig, das Pfandsystem in Deutschland noch einmal kurz zu beleuchten. Es dient der Wiederverwertung von Getränkeverpackungen und soll die Umwelt schonen. Für Einwegflaschen und -dosen beträgt das Pfand in der Regel 25 Cent, für Mehrwegflaschen (Glas- und PET-Flaschen) zwischen 8 und 15 Cent.
Der Kunde zahlt das Pfand beim Kauf des Getränks und erhält es zurück, wenn er die leere Verpackung im Supermarkt oder beim Getränkehändler zurückgibt. Der Automat spuckt dann einen Pfandbon aus, der an der Kasse mit dem Einkauf verrechnet wird.
Die Dunkelziffer der vergessenen Pfandbons
Wie viele Pfandbons tatsächlich nicht eingelöst werden, lässt sich schwer genau beziffern. Es gibt keine zentrale Erfassung, und die Supermärkte selbst geben ungern Auskunft über die genauen Zahlen. Schätzungen basieren daher auf Stichproben, Hochrechnungen und Erfahrungswerten.
Einige Studien gehen davon aus, dass bis zu 10% der Pfandbons nicht eingelöst werden. Bei einem jährlichen Pfandvolumen von mehreren Milliarden Euro in Deutschland ergibt das eine beträchtliche Summe. Andere Schätzungen liegen etwas niedriger, aber selbst wenn nur 5% der Bons vergessen werden, reden wir von einem Millionenbetrag.
Warum vergessen wir, die Bons einzulösen?
Es gibt verschiedene Gründe, warum Pfandbons in Vergessenheit geraten:
- Ablenkung: Der Einkauf ist stressig, die Schlange an der Kasse lang, die Kinder quengeln – in solchen Situationen kann der kleine Zettel leicht übersehen werden.
- Vergesslichkeit: Einfach vergessen, dass man noch einen Pfandbon hat.
- Unbequemlichkeit: Der Pfandbon ist zerknittert, schwer lesbar oder man hat gerade keine Lust, ihn aus der Tasche zu kramen.
- Geringe Summe: Bei kleinen Beträgen denken manche, der Aufwand lohnt sich nicht.
- Verlust: Der Pfandbon geht verloren, bevor er eingelöst werden kann.
Was passiert mit dem Geld der uneingelösten Bons?
Das Geld, das durch nicht eingelöste Pfandbons entsteht, verbleibt zunächst in der Kasse des Supermarktes. Buchhalterisch wird es als „sonstige betriebliche Erträge” verbucht. Was genau mit diesem Geld passiert, ist nicht immer transparent. Einige Supermärkte argumentieren, dass sie damit interne Kosten decken, beispielsweise für die Wartung der Pfandautomaten oder die Entsorgung beschädigter Flaschen.
Andere Supermärkte spenden einen Teil der Einnahmen an wohltätige Organisationen. Allerdings ist dies oft nicht öffentlich kommuniziert und erfolgt eher sporadisch. Kritiker bemängeln, dass die Supermärkte hier ein stilles Geschäft betreiben und die Transparenz fehlt.
Die moralische Frage: Wem steht das Geld zu?
Rein rechtlich gesehen gehört das Geld der Supermarktkette, solange der Pfandbon nicht eingelöst wird. Aber moralisch stellt sich die Frage, ob es nicht gerechter wäre, wenn das Geld einem guten Zweck zugute käme oder auf andere Weise den Kunden zugutekommt.
Einige Verbraucherschützer fordern mehr Transparenz und eine klare Regelung, was mit dem Geld passiert. Denkbar wäre beispielsweise, dass die Supermärkte verpflichtet werden, die Einnahmen aus nicht eingelösten Pfandbons regelmäßig an eine gemeinnützige Organisation zu spenden.
Tipps, um den Pfandbon nicht zu vergessen
Um nicht zu denjenigen zu gehören, die den Supermärkten unbeabsichtigt Geld schenken, hier einige praktische Tipps:
- Direkt einlösen: Lösen Sie den Pfandbon direkt nach der Abgabe der Flaschen ein.
- Feste Ablage: Bewahren Sie den Pfandbon an einem festen Platz auf, z.B. im Portemonnaie oder in einer kleinen Box am Kühlschrank.
- Erinnerung: Stellen Sie sich eine Erinnerung im Handy, die Sie daran erinnert, den Pfandbon beim nächsten Einkauf einzulösen.
- App nutzen: Einige Supermärkte bieten Apps an, mit denen man den Pfandbon digitalisieren und direkt mit dem Smartphone an der Kasse einlösen kann.
- Spenden: Wenn Sie den Betrag nicht benötigen, spenden Sie den Pfandbon an eine Spendenbox im Supermarkt (falls vorhanden).
Fazit: Ein unbeabsichtigtes Millionengeschäft
Die Einnahmen aus nicht eingelösten Pfandbons sind für Supermärkte ein unbeabsichtigtes, aber lukratives Geschäft. Zwar sind die Beträge pro Bon gering, aber in der Summe kommen Millionen von Euro zusammen. Während die rechtliche Lage eindeutig ist, bleibt die moralische Frage, wem dieses Geld zusteht. Mehr Transparenz und eine klare Regelung würden das Vertrauen der Verbraucher stärken und sicherstellen, dass das Geld einem sinnvollen Zweck zugeführt wird. Bis dahin liegt es an uns selbst, unsere Pfandbons nicht zu vergessen und so zu verhindern, dass die Supermärkte weiterhin an unserem Vergessen profitieren.
Letztendlich ist es eine kleine Geste, die uns allen zugutekommt – sei es durch eine Entlastung der eigenen Geldbörse oder durch die Unterstützung einer wohltätigen Organisation. Und vielleicht erinnert uns dieser Artikel beim nächsten Einkauf ja daran, den kleinen Pfandbon nicht zu vergessen.