Datenhoheit zurückerobern: Bauen Sie Ihre eigene Cloud mit einem Raspberry Pi und ownCloud

In einer Welt, in der Ihre Daten ständig von großen Technologieunternehmen gesammelt und analysiert werden, wächst das Bedürfnis nach Datenhoheit. Sie möchten die Kontrolle darüber haben, wo Ihre Dateien gespeichert sind und wer darauf zugreifen kann. Eine fantastische Möglichkeit, diese Kontrolle zurückzugewinnen, ist der Aufbau Ihrer eigenen privaten Cloud zu Hause. Und was wäre dafür besser geeignet als ein Raspberry Pi, kombiniert mit der Open-Source-Software ownCloud?

Warum eine eigene Cloud? Die Vorteile im Überblick

Bevor wir uns in die Details des Aufbaus Ihrer eigenen Cloud stürzen, wollen wir uns kurz die Vorteile ansehen:

• Datenhoheit & Datenschutz: Sie bestimmen, wo Ihre Daten gespeichert sind und wer Zugriff hat. Keine Abhängigkeit von Drittanbietern und deren Datenschutzrichtlinien.
• Kostenersparnis: Langfristig können Sie sich die monatlichen Gebühren für Cloud-Speicherdienste sparen.
• Flexibilität & Anpassung: Sie haben die volle Kontrolle über Ihre Cloud-Umgebung und können sie an Ihre Bedürfnisse anpassen.
• Lernen & Experimentieren: Der Aufbau Ihrer eigenen Cloud ist ein großartiges Lernprojekt, das Ihnen wertvolle Einblicke in Serveradministration und Netzwerke gibt.
• Unabhängigkeit: Sie sind nicht auf die Launen eines bestimmten Cloud-Anbieters angewiesen.

Was Sie benötigen: Die Zutaten für Ihre private Cloud

Um Ihre eigene Cloud mit einem Raspberry Pi und ownCloud zu bauen, benötigen Sie folgende Dinge:

• Raspberry Pi: Empfohlen wird ein Raspberry Pi 4 oder 5 mit mindestens 2 GB RAM (4 GB sind besser). Ältere Modelle können zwar funktionieren, sind aber möglicherweise zu langsam.
• MicroSD-Karte: Eine schnelle microSD-Karte mit mindestens 32 GB für das Betriebssystem und die ownCloud-Software. 64 GB oder mehr sind ratsam, wenn Sie größere Datenmengen speichern möchten.
• Externes USB-Laufwerk (HDD/SSD): Für den eigentlichen Datenspeicher. Eine SSD sorgt für schnellere Zugriffszeiten, aber eine HDD ist eine kostengünstigere Option für größere Kapazitäten.
• Netzteil: Ein ausreichend starkes Netzteil für den Raspberry Pi und das externe Laufwerk.
• Ethernet-Kabel: Für eine stabile Netzwerkverbindung (WLAN ist auch möglich, aber Ethernet ist zuverlässiger).
• Computer: Für die Einrichtung und Konfiguration des Raspberry Pi.
• Etwas Zeit und Geduld: Der Aufbau einer eigenen Cloud erfordert ein wenig technisches Know-how, aber mit dieser Anleitung sollte es kein Problem sein.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: Ihre eigene Cloud in wenigen Schritten

Hier ist eine detaillierte Anleitung, die Sie durch den Prozess der Installation und Konfiguration von ownCloud auf Ihrem Raspberry Pi führt:

Schritt 1: Das Betriebssystem auf den Raspberry Pi installieren

1. Laden Sie das Raspberry Pi OS (ehemals Raspbian) von der offiziellen Raspberry Pi-Website herunter. Empfohlen wird die „Raspberry Pi OS Lite”-Version, da sie weniger Ressourcen verbraucht.
2. Laden Sie ein Tool zum Schreiben von Images auf microSD-Karten herunter, z. B. BalenaEtcher.
3. Verwenden Sie BalenaEtcher, um das Raspberry Pi OS-Image auf die microSD-Karte zu schreiben.
4. Legen Sie die microSD-Karte in den Raspberry Pi ein und schließen Sie ihn an Strom, Ethernet und Monitor (optional) an.
5. Starten Sie den Raspberry Pi.

Schritt 2: Zugriff auf den Raspberry Pi

Sie können auf den Raspberry Pi entweder direkt über einen Monitor und eine Tastatur zugreifen oder über SSH (Secure Shell). SSH ist bequemer, da Sie den Raspberry Pi von Ihrem Computer aus steuern können.

1. Finden Sie die IP-Adresse Ihres Raspberry Pi heraus. Dies können Sie entweder über Ihren Router oder mit einem Tool wie nmap tun.
2. Aktivieren Sie SSH auf dem Raspberry Pi. Wenn Sie Raspberry Pi OS Lite verwenden, müssen Sie eine leere Datei namens „ssh” (ohne Dateiendung) in das Boot-Verzeichnis der microSD-Karte legen, bevor Sie den Raspberry Pi starten.
3. Verwenden Sie einen SSH-Client (z. B. PuTTY unter Windows oder das Terminal unter macOS/Linux), um sich mit dem Raspberry Pi zu verbinden. Der Standardbenutzername ist „pi” und das Standardpasswort ist „raspberry”. Ändern Sie das Standardpasswort sofort!

Schritt 3: Raspberry Pi aktualisieren und vorbereiten

Sobald Sie mit dem Raspberry Pi verbunden sind, führen Sie die folgenden Befehle aus, um ihn zu aktualisieren und für die Installation von ownCloud vorzubereiten:

sudo apt update
sudo apt upgrade
sudo apt install apache2 mariadb-server php php-gd php-curl php-mbstring php-intl php-xml php-zip unzip

Diese Befehle aktualisieren die Softwarepakete, installieren den Apache-Webserver, die MariaDB-Datenbank und die erforderlichen PHP-Module für ownCloud.

Schritt 4: MariaDB konfigurieren

Die MariaDB-Datenbank wird von ownCloud verwendet, um Daten zu speichern. Führen Sie die folgenden Schritte aus, um sie zu konfigurieren:

sudo mysql_secure_installation

Beantworten Sie die Fragen mit Bedacht. Es wird empfohlen, ein starkes Passwort für den MariaDB-Root-Benutzer festzulegen und anonyme Benutzer zu entfernen.

Erstellen Sie nun eine Datenbank und einen Benutzer für ownCloud:

sudo mysql -u root -p
CREATE DATABASE owncloud;
CREATE USER 'owncloud'@'localhost' IDENTIFIED BY 'IhrSuperSicheresPasswort';
GRANT ALL PRIVILEGES ON owncloud.* TO 'owncloud'@'localhost';
FLUSH PRIVILEGES;
EXIT;

Ersetzen Sie „IhrSuperSicheresPasswort” durch ein sicheres Passwort.

Schritt 5: ownCloud herunterladen und installieren

Laden Sie die neueste Version von ownCloud von der offiziellen ownCloud-Website herunter (die Community-Edition ist kostenlos).

cd /tmp
wget [Link zur aktuellen ownCloud-Version]
unzip owncloud-[Versionsnummer].zip
sudo mv owncloud /var/www/html/

Ersetzen Sie „[Link zur aktuellen ownCloud-Version]” durch den tatsächlichen Download-Link und „[Versionsnummer]” durch die Versionsnummer der heruntergeladenen Datei.

Setzen Sie die korrekten Berechtigungen:

sudo chown -R www-data:www-data /var/www/html/owncloud
sudo chmod -R 750 /var/www/html/owncloud

Schritt 6: Apache konfigurieren

Erstellen Sie eine Apache-Konfigurationsdatei für ownCloud:

sudo nano /etc/apache2/sites-available/owncloud.conf

Fügen Sie den folgenden Inhalt in die Datei ein:

    DocumentRoot /var/www/html/owncloud/
    ServerName IhreDomainOderIPAdresse

    
        Options Indexes FollowSymLinks MultiViews
        AllowOverride All
        Require all granted
    

    ErrorLog ${APACHE_LOG_DIR}/owncloud_error.log
    CustomLog ${APACHE_LOG_DIR}/owncloud_access.log combined

Ersetzen Sie „IhreDomainOderIPAdresse” durch die Domain, die Sie für ownCloud verwenden möchten, oder die IP-Adresse Ihres Raspberry Pi.

Aktivieren Sie die Konfiguration und starten Sie Apache neu:

sudo a2ensite owncloud.conf
sudo a2enmod rewrite
sudo a2enmod headers
sudo a2enmod env
sudo a2enmod dir
sudo a2enmod mime
sudo systemctl restart apache2

Schritt 7: ownCloud über den Browser konfigurieren

Öffnen Sie Ihren Webbrowser und geben Sie die Domain oder die IP-Adresse Ihres Raspberry Pi ein. Sie sollten die ownCloud-Weboberfläche sehen.

Geben Sie einen Administratorbenutzernamen und ein Passwort ein, und geben Sie die MariaDB-Datenbankdetails an, die Sie zuvor erstellt haben. Geben Sie den Pfad zum Datenverzeichnis an (dies sollte sich auf Ihrem externen USB-Laufwerk befinden).

Klicken Sie auf „Installation abschließen”.

Schritt 8: Datenspeicher auf das externe Laufwerk verlagern

Um sicherzustellen, dass Ihre Daten auf dem externen USB-Laufwerk gespeichert werden, mounten Sie dieses dauerhaft in das Dateisystem. Zuerst identifizieren Sie das Laufwerk:

sudo blkid

Suchen Sie nach der UUID des externen Laufwerks. Erstellen Sie dann einen Mountpoint:

sudo mkdir /mnt/owncloud_data

Fügen Sie einen Eintrag zur `/etc/fstab`-Datei hinzu, um das Laufwerk beim Booten zu mounten:

sudo nano /etc/fstab

Fügen Sie die folgende Zeile hinzu (ersetzen Sie UUID und Mountpoint entsprechend):

UUID=IhreUUID /mnt/owncloud_data ext4 defaults,nofail 0 2

Mounten Sie das Laufwerk:

sudo mount -a

Übertragen Sie die Daten von dem Standarddatenverzeichnis in das neue Verzeichnis auf dem externen Laufwerk und passen Sie die ownCloud Konfiguration entsprechend an.

Sicherheit geht vor: Schützen Sie Ihre Cloud

Nachdem Ihre Cloud eingerichtet ist, ist es wichtig, sie zu sichern. Hier sind einige wichtige Tipps:

• Verwenden Sie ein starkes Passwort: Verwenden Sie für alle Benutzerkonten (Raspberry Pi, MariaDB, ownCloud) starke, eindeutige Passwörter.
• Aktivieren Sie HTTPS: Verwenden Sie ein SSL-Zertifikat, um die Kommunikation zwischen Ihrem Browser und dem Server zu verschlüsseln. Let’s Encrypt ist eine kostenlose und einfache Möglichkeit, ein Zertifikat zu erhalten.
• Halten Sie die Software aktuell: Installieren Sie regelmäßig Updates für das Raspberry Pi OS, ownCloud und alle anderen installierten Softwarepakete.
• Firewall: Konfigurieren Sie eine Firewall (z. B. ufw), um unbefugten Zugriff zu verhindern.
• Regelmäßige Backups: Erstellen Sie regelmäßig Backups Ihrer Daten, falls etwas schief geht.

Fazit: Kontrolle und Freiheit

Der Aufbau Ihrer eigenen Cloud mit einem Raspberry Pi und ownCloud ist ein lohnendes Projekt, das Ihnen die Datenhoheit zurückgibt. Es erfordert zwar etwas technisches Know-how, aber mit dieser Anleitung sollten Sie in der Lage sein, Ihre eigene private Cloud in kurzer Zeit einzurichten. Genießen Sie die Freiheit und Kontrolle, die Ihnen eine eigene Cloud bietet!