Nutella-Croissants – ein verlockender Anblick in fast jeder Bäckerei. Die knusprige, goldbraune Kruste, gefüllt mit einer vermeintlich üppigen Schicht des geliebten Haselnuss-Schokoladen-Aufstrichs. Aber ist das, was wir da wirklich schmecken, auch das Original Nutella, das wir aus dem Glas kennen? Oder steckt hinter dem verheißungsvollen Namen eine bittere Wahrheit, eine Art „Bäckerei-Lüge”?
Diese Frage beschäftigt nicht nur Naschkatzen, sondern auch Verbraucherschützer und natürlich auch uns. Wir haben uns auf die Suche nach Antworten begeben und sind tief in die Welt der Bäckereien, Lieferanten und Inhaltsstoffe eingetaucht. Das Ergebnis ist überraschend vielschichtig und weitaus komplexer, als man auf den ersten Blick vermuten würde.
Die Anziehungskraft des Namens „Nutella”
Warum gerade Nutella? Der Name ist längst zu einem Synonym für Haselnuss-Schokoladen-Aufstrich geworden. Er weckt positive Assoziationen, Kindheitserinnerungen und das Versprechen von Genuss. Für Bäckereien ist die Verwendung des Namens „Nutella” ein cleverer Marketingtrick. Er zieht Kunden an, erhöht die Verkaufszahlen und rechtfertigt oft auch einen höheren Preis. Wer kann schon einem frisch gebackenen Croissant mit dem verlockenden Zusatz „Nutella” widerstehen?
Doch genau hier liegt der Knackpunkt. Der Begriff „Nutella” ist markenrechtlich geschützt. Nur Produkte, die von Ferrero selbst hergestellt und unter diesem Namen vertrieben werden, dürfen sich auch offiziell so nennen. Das bedeutet, dass Bäckereien, die ihre Croissants mit einem anderen Haselnuss-Schokoladen-Aufstrich füllen, diesen nicht als „Nutella-Croissant” bezeichnen dürften. Theoretisch zumindest.
Grauzonen und Schummeleien in der Backstube
Die Realität sieht oft anders aus. Viele Bäckereien bezeichnen ihre Croissants dennoch als „Nutella-Croissants„, obwohl sie ein günstigeres, generisches Produkt verwenden. Dieses kann geschmacklich ähnlich sein, aber qualitativ deutlich hinter dem Original Nutella zurückstehen. Der Grund dafür ist simpel: Kostenersparnis. Nutella ist im Einkauf teuer, insbesondere für Bäckereien, die große Mengen benötigen. Günstigere Alternativen sind da natürlich verlockend.
Aber wie erkennen wir, ob wir wirklich Nutella im Croissant haben oder nicht? Das ist leider gar nicht so einfach. Oft fehlt eine klare Kennzeichnung der Inhaltsstoffe, insbesondere bei loser Ware. Man kann sich zwar auf seinen Geschmackssinn verlassen, aber auch der kann getäuscht werden. Generische Aufstriche können dem Original geschmacklich sehr nahekommen, insbesondere, wenn sie mit Aromen oder anderen Zusätzen „aufgepeppt” werden.
Einige Bäckereien greifen auch zu einer Mischung aus Nutella und günstigeren Alternativen, um Kosten zu sparen und gleichzeitig den Eindruck von Originalität zu wahren. Diese „Streckung” des Nutella kann den Geschmack verändern und das Endprodukt weniger hochwertig machen.
Das sagen die Hersteller und Verbraucherschützer
Ferrero selbst geht rigoros gegen die unautorisierte Verwendung des Namens „Nutella” vor. Sie mahnen Bäckereien ab, die ihre Produkte fälschlicherweise als „Nutella-Croissants” bezeichnen und fordern Unterlassungserklärungen. Allerdings ist es für den Konzern unmöglich, jede einzelne Bäckerei zu überwachen und rechtlich zu belangen. Hier sind auch die Verbraucherschutzorganisationen gefordert.
Diese raten Verbrauchern, bei Unsicherheit direkt in der Bäckerei nachzufragen, welche Art von Haselnuss-Schokoladen-Aufstrich verwendet wird. Eine ehrliche Antwort ist zwar keine Garantie, aber sie gibt zumindest einen Hinweis. Außerdem sollte man aufmerksam auf die Kennzeichnung der Inhaltsstoffe achten, sofern vorhanden. Fehlt diese komplett, ist das bereits ein Warnsignal.
Die Rolle der Lieferanten und Großhändler
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Rolle der Lieferanten und Großhändler, die Bäckereien mit Zutaten beliefern. Diese bieten oft eine breite Palette an Haselnuss-Schokoladen-Aufstrichen an, von günstigen No-Name-Produkten bis hin zu Markenartikeln wie Nutella. Einige Lieferanten bieten sogar speziell „Bäckerei-taugliche” Varianten von Nutella an, die in größeren Gebinden und möglicherweise zu leicht veränderten Konditionen erhältlich sind.
Es liegt letztendlich in der Verantwortung der Bäckerei, welche Produkte sie einkauft und wie sie diese verwendet. Eine transparente Kommunikation gegenüber den Kunden wäre wünschenswert, ist aber leider nicht immer gegeben.
Die Alternative: Selber backen und wissen, was drin ist
Wer auf Nummer sicher gehen will, dass im Nutella-Croissant auch wirklich Nutella enthalten ist, kann natürlich selbst zum Bäcker werden. Es gibt zahlreiche Rezepte für Croissants und selbstgemachten Haselnuss-Schokoladen-Aufstrich im Internet. So hat man die volle Kontrolle über die Inhaltsstoffe und kann sicherstellen, dass nur das Beste in den Teig kommt.
Der Vorteil des Selberbackens ist nicht nur die Gewissheit über die Inhaltsstoffe, sondern auch die Möglichkeit, den Geschmack individuell anzupassen. Ob mehr Haselnuss, weniger Zucker oder eine Prise Salz – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Fazit: Wachsamkeit ist gefragt
Die Frage, ob in Nutella-Croissants in Bäckereien wirklich originales Nutella enthalten ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es gibt Bäckereien, die ehrlich mit ihren Kunden umgehen und ausschließlich Nutella verwenden. Es gibt aber auch solche, die schummeln und günstigere Alternativen einsetzen. Als Verbraucher ist man gut beraten, wachsam zu sein, nachzufragen und im Zweifelsfall lieber selbst zu backen.
Die „große Bäckerei-Lüge” ist vielleicht nicht immer eine böswillige Täuschung, sondern oft ein Kompromiss zwischen Kosten und Qualität. Dennoch ist es wichtig, dass Verbraucher nicht hinters Licht geführt werden und die Möglichkeit haben, informierte Entscheidungen zu treffen. Transparenz und Ehrlichkeit sollten in der Backstube oberste Priorität haben.
Letztendlich bleibt die Faszination für das Nutella-Croissant ungebrochen. Egal, ob mit Original-Nutella oder einer Alternative gefüllt – der Geschmack von knusprigem Teig und süßer Haselnusscreme ist einfach unwiderstehlich. Solange man sich bewusst ist, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, kann man den Genuss unbeschwert genießen.