Es gibt kaum eine Süßigkeit, die so polarisiert wie Lakritz. Entweder man liebt sie, oder man hasst sie – ein Dazwischen scheint es kaum zu geben. Während die einen von dem intensiven, leicht salzigen und herben Geschmack schwärmen, empfinden andere ihn als unangenehm, medizinisch oder gar abstoßend. Doch was steckt hinter dieser tiefgreifenden Ablehnung oder grenzenlosen Begeisterung für die schwarze Köstlichkeit?
Eine Reise durch die Geschichte der Lakritz
Um die Faszination und Ablehnung von Lakritz besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick in ihre Geschichte. Die Wurzeln der Lakritz reichen weit zurück. Bereits im alten Ägypten und China wurde die Süßholzwurzel, aus der Lakritz gewonnen wird, als Heilmittel verwendet. Sie galt als hustenstillend, entzündungshemmend und wohltuend für den Magen. Auch in der Antike war die Süßholzwurzel bekannt und wurde für medizinische Zwecke eingesetzt. Die Römer beispielsweise nutzten sie zur Stärkung ihrer Truppen während langer Märsche.
Im Mittelalter gelangte die Süßholzwurzel nach Europa und wurde in Klöstern kultiviert. Dort experimentierte man mit verschiedenen Rezepturen und entwickelte die ersten Formen von Lakritz, wie wir sie heute kennen. Die industrielle Herstellung von Lakritz begann im 19. Jahrhundert und trug maßgeblich zu ihrer Verbreitung bei. So entwickelte sich Lakritz von einem Heilmittel zu einer beliebten Süßigkeit.
Die chemische Zusammensetzung: Ein komplexes Geschmackserlebnis
Der einzigartige Geschmack der Lakritz ist auf ihre komplexe chemische Zusammensetzung zurückzuführen. Der Hauptbestandteil ist das Glycyrrhizin, ein Süßstoff, der etwa 50-mal süßer ist als Zucker. Glycyrrhizin verleiht der Lakritz nicht nur ihre Süße, sondern auch ihren charakteristischen, leicht salzigen und herben Geschmack. Daneben enthält Lakritz weitere Inhaltsstoffe wie ätherische Öle, Flavonoide und Cumarine, die zu ihrem komplexen Geschmacksprofil beitragen. Die genaue Zusammensetzung variiert je nach Sorte und Hersteller, was zu den unterschiedlichen Geschmackserlebnissen beiträgt.
Die Wahrnehmung dieser Inhaltsstoffe ist jedoch subjektiv und variiert von Person zu Person. Einige Menschen empfinden die Süße als angenehm und ausgewogen, während andere sie als künstlich oder überwältigend wahrnehmen. Der leicht salzige und herbe Geschmack, der durch das Glycyrrhizin verursacht wird, kann ebenfalls polarisieren. Manche schätzen ihn als raffiniert und interessant, während andere ihn als unangenehm und bitter empfinden.
Genetische Veranlagung: Sind wir zum Lakritz-Liebhaber geboren?
Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass die genetische Veranlagung eine Rolle bei der Vorliebe für bestimmte Geschmäcker spielt. Studien haben gezeigt, dass es Gene gibt, die unsere Fähigkeit beeinflussen, Bitterstoffe wahrzunehmen. Menschen mit bestimmten Varianten dieser Gene sind empfindlicher für Bitterstoffe und neigen möglicherweise dazu, Lakritz abzulehnen. Umgekehrt können Menschen mit anderen Genvarianten weniger empfindlich für Bitterstoffe sein und daher Lakritz eher mögen.
Darüber hinaus spielen auch kulturelle Faktoren eine Rolle. In einigen Ländern, wie den Niederlanden, Skandinavien und Deutschland, ist Lakritz sehr beliebt und gehört zum festen Bestandteil der Süßwarenlandschaft. Kinder wachsen dort oft mit Lakritz auf und entwickeln eine positive Assoziation damit. In anderen Ländern, in denen Lakritz weniger verbreitet ist, kann die ungewohnte Geschmackserfahrung zu einer Ablehnung führen.
Die psychologische Komponente: Kindheitserinnerungen und Assoziationen
Unsere Vorlieben und Abneigungen werden oft von unseren Erfahrungen in der Kindheit geprägt. Wenn wir als Kind positive Erfahrungen mit einer bestimmten Süßigkeit gemacht haben, verbinden wir sie auch im Erwachsenenalter mit positiven Emotionen. Wenn wir beispielsweise Lakritz mit einem schönen Urlaub oder einem besonderen Ereignis assoziieren, ist es wahrscheinlicher, dass wir sie auch später noch mögen.
Umgekehrt kann eine negative Erfahrung mit Lakritz dazu führen, dass wir sie ablehnen. Wenn wir beispielsweise als Kind gezwungen wurden, Lakritz zu essen, oder wenn wir uns nach dem Verzehr schlecht gefühlt haben, verbinden wir sie möglicherweise mit negativen Emotionen. Diese negativen Assoziationen können dazu führen, dass wir Lakritz auch im Erwachsenenalter ablehnen.
Lakritz ist nicht gleich Lakritz: Vielfalt und Variationen
Ein weiterer Faktor, der zur Polarisierung beiträgt, ist die große Vielfalt an Lakritz-Sorten. Es gibt süße Lakritz, salzige Lakritz, harte Lakritz, weiche Lakritz, Lakritz mit Füllung und Lakritz mit verschiedenen Aromen. Die Unterschiede in Geschmack, Textur und Intensität sind enorm. Wer einmal eine schlechte Erfahrung mit einer bestimmten Lakritz-Sorte gemacht hat, schließt möglicherweise voreilig auf alle anderen Sorten.
Es lohnt sich also, verschiedene Lakritz-Sorten auszuprobieren, um herauszufinden, welche einem am besten schmeckt. Vielleicht entdeckt man ja doch noch die Liebe zur schwarzen Köstlichkeit. In den Niederlanden beispielsweise gibt es eine riesige Auswahl an Lakritz, von milden, süßen Varianten bis hin zu extra salzigen und intensiven Sorten. Hier findet jeder Lakritz-Fan etwas nach seinem Geschmack.
Gesundheitliche Aspekte: Lakritz in Maßen genießen
Lakritz enthält Glycyrrhizin, das bei übermäßigem Verzehr zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Glycyrrhizin kann den Blutdruck erhöhen, den Kaliumspiegel senken und Wassereinlagerungen verursachen. Menschen mit Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Nierenerkrankungen sollten daher Lakritz nur in Maßen genießen oder ganz darauf verzichten.
Auf der anderen Seite kann Lakritz auch positive gesundheitliche Effekte haben. Die Süßholzwurzel wird seit Jahrhunderten als Heilmittel eingesetzt und hat entzündungshemmende, hustenstillende und magenschützende Eigenschaften. In kleinen Mengen kann Lakritz daher durchaus wohltuend sein. Wie bei allen Süßigkeiten gilt jedoch: Die Menge macht das Gift. Lakritz sollte in Maßen genossen werden, um die potenziellen gesundheitlichen Vorteile zu nutzen, ohne die Risiken in Kauf zu nehmen.
Fazit: Eine Frage des Geschmacks und der persönlichen Präferenz
Die Frage, warum sich beim Thema Lakritz die Geister scheiden, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es ist eine komplexe Mischung aus genetischer Veranlagung, kulturellen Einflüssen, persönlichen Erfahrungen und der subjektiven Wahrnehmung des Geschmacks. Während die einen von dem intensiven, leicht salzigen und herben Geschmack begeistert sind, empfinden andere ihn als unangenehm und abstoßend. Die Vielfalt an Lakritz-Sorten trägt ebenfalls zur Polarisierung bei. Letztendlich ist es eine Frage des Geschmacks und der persönlichen Präferenz, ob man Lakritz mag oder nicht. Und das ist auch gut so, denn Vielfalt macht das Leben schließlich erst interessant.