Die Gesetzgebung ist klar: In Deutschland ist der Verkauf von Tabakwaren an Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren verboten. Doch die Realität sieht oft anders aus. Wer in seiner Jugendzeit selbst schon einmal heimlich an einer Zigarette gezogen hat, erinnert sich wahrscheinlich gut daran, woher der erste Glimmstängel kam. Wir werfen einen Blick zurück und beleuchten die oft abenteuerlichen Wege, auf denen Minderjährige früher – und vielleicht auch heute noch – an Zigaretten gelangten.
Die „Klassiker”: Ältere Geschwister, Freunde und Kioske
Die einfachste und häufigste Quelle für Zigaretten waren und sind vermutlich ältere Geschwister oder Freunde, die bereits volljährig sind oder sich zumindest so verhalten. „Mein Bruder war drei Jahre älter als ich und hat schon geraucht, als ich 14 war”, erinnert sich Anna (42). „Klar hat er mir ab und zu eine gegeben. Oder er hat mich mit zum Kiosk geschickt und gesagt, ich solle ‘für ihn’ welche holen.” Diese Art der Weitergabe ist zwar illegal, aber oft schwer zu kontrollieren und basierte auf dem Vertrauen innerhalb der Familie oder des Freundeskreises.
Auch Kioske und Tankstellen spielten eine Rolle, wenn auch eine umstrittene. Obwohl der Verkauf an Minderjährige verboten ist, gab es immer wieder Verkäufer, die ein Auge zudrückten – entweder aus Nachlässigkeit, Gleichgültigkeit oder sogar aus Berechnung. „Es gab diesen einen Kiosk bei uns in der Gegend”, erzählt Mark (38). „Der hat uns Kids immer Zigaretten verkauft, solange wir genug Geld hatten. War zwar ein offenes Geheimnis, aber niemand hat was gesagt.” Solche Verkäufer riskierten zwar Strafen, nahmen diese aber oft in Kauf, um ihren Umsatz zu steigern.
Die „Grauzone”: Automaten und das Abfischen von Kippen
Vor dem flächendeckenden Verbot des Verkaufs von Zigarettenautomaten an öffentlich zugänglichen Orten waren diese eine beliebte Quelle für Minderjährige. Oft reichte ein manipulierter Ausweis, ein Trick oder die Hilfe eines Erwachsenen, um an die begehrte Ware zu gelangen. „Wir haben immer gewartet, bis ein Erwachsener am Automaten war und ihn dann gefragt, ob er uns Zigaretten zieht”, gesteht Lisa (45). „Manchmal hat es geklappt, manchmal nicht. Aber es war immer einen Versuch wert.”
Eine weniger glamouröse, aber dennoch verbreitete Methode war das Sammeln von stummeln. Auf Schulhöfen, in Parks oder vor Kneipen fanden sich oft ausreichend Zigarettenreste, um sich eine „neue” Zigarette zu drehen. Ekelhaft? Ja, aber für viele Jugendliche die einzige Möglichkeit, an den ersehnten Nikotinkick zu kommen. „Wir haben das ‘Abfischen’ genannt”, erinnert sich Thomas (51). „War zwar widerlich, aber besser als nichts.”
Der Wandel der Zeit: Strengere Kontrollen und neue Herausforderungen
Die Gesetzgebung und die Kontrollen haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verschärft. Der Verkauf von Tabakwaren an Minderjährige wird strenger geahndet, und Zigarettenautomaten sind weitgehend aus dem öffentlichen Raum verschwunden. Dennoch bedeutet das nicht, dass Jugendliche heute keinen Zugang mehr zu Zigaretten haben. Die Digitalisierung und das Internet haben neue Wege eröffnet, an die begehrte Ware zu gelangen. Online-Shops, die keine Alterskontrolle durchführen, oder der Kauf über soziale Medien sind nur einige Beispiele.
Auch der Aufstieg von E-Zigaretten und Vapes stellt eine neue Herausforderung dar. Diese Produkte werden oft als weniger schädlich wahrgenommen und sind leichter zugänglich als herkömmliche Zigaretten. Die bunten Farben, die süßen Aromen und das vermeintlich coole Image machen sie besonders attraktiv für Jugendliche. Die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen sind jedoch noch nicht vollständig erforscht, und Experten warnen vor den potenziellen Risiken.
Die Motive: Warum rauchen Jugendliche überhaupt?
Unabhängig davon, wie Jugendliche an Zigaretten gelangen, bleibt die Frage: Warum rauchen sie überhaupt? Die Gründe sind vielfältig und oft komplex. Gruppenzwang, Neugier, Rebellion, Stress und das Bedürfnis nach Entspannung sind nur einige der Faktoren, die eine Rolle spielen können. Auch das Vorbild von Eltern, Freunden oder Prominenten kann einen Einfluss haben.
„Ich habe angefangen, weil alle meine Freunde geraucht haben”, erinnert sich Petra (35). „Ich wollte dazugehören und nicht als Außenseiterin dastehen.” Der Wunsch nach sozialer Akzeptanz ist besonders in der Jugendzeit stark ausgeprägt und kann dazu führen, dass Jugendliche Verhaltensweisen annehmen, die sie eigentlich ablehnen.
Prävention und Aufklärung: Der Schlüssel zur Vermeidung
Um zu verhindern, dass Jugendliche mit dem Rauchen anfangen, sind Prävention und Aufklärung von entscheidender Bedeutung. Eltern, Lehrer und andere Bezugspersonen sollten offen mit Jugendlichen über die Risiken des Rauchens sprechen und ihnen alternative Wege aufzeigen, mit Stress und Gruppenzwang umzugehen. Auch die Stärkung des Selbstbewusstseins und die Förderung eines gesunden Lebensstils können dazu beitragen, dass Jugendliche gar nicht erst in Versuchung geraten, zur Zigarette zu greifen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Zugang von Minderjährigen zu Zigaretten ein komplexes und vielschichtiges Problem ist. Die Quellen sind vielfältig und haben sich im Laufe der Zeit gewandelt. Um Jugendliche vor den gesundheitlichen Risiken des Rauchens zu schützen, sind umfassende Präventionsmaßnahmen und eine konsequente Durchsetzung der Gesetzgebung unerlässlich.