Wir alle kennen das Gefühl: Man steht an der Kasse, hat einen vollen Einkaufswagen und entdeckt dann, dass die Erdbeeren, auf die man sich so gefreut hat, doch nicht mehr ganz frisch aussehen. Oder die Packung mit dem reduzierten Preis hat einen kleinen Riss. Kommt dann die Frage auf: Kann man im Supermarkt wirklich feilschen? Ist es legitim, an der Kasse den Preis zu verhandeln, oder ist das ein absolutes No-Go?
Mythos oder Realität: Die Verhandlungskultur im Einzelhandel
Die Idee, im Supermarkt um den Preis zu feilschen, mag für viele befremdlich klingen. Schließlich sind wir an feste Preisschilder und standardisierte Prozesse gewöhnt. Im Gegensatz zu Flohmärkten oder orientalischen Basaren, wo das Feilschen zur Kultur gehört, scheint im deutschen Einzelhandel alles auf Effizienz und Einheitlichkeit ausgelegt zu sein.
Dennoch ist die Realität etwas komplexer. Während ein offenes, aggressives Feilschen wie auf einem türkischen Markt eher unangebracht ist, gibt es durchaus Situationen, in denen eine freundliche Anfrage nach einem Preisnachlass erfolgreich sein kann.
Wann und wie kann man im Supermarkt den Preis verhandeln?
Es gibt bestimmte Umstände, unter denen die Chancen auf einen Rabatt im Supermarkt deutlich steigen:
* **Beschädigte oder minderwertige Ware:** Wenn ein Produkt, wie beispielsweise die oben erwähnten Erdbeeren, nicht mehr in einwandfreiem Zustand ist, ist es durchaus legitim, nach einem Preisnachlass zu fragen. Kleine Druckstellen bei Obst oder Gemüse, eine leicht beschädigte Verpackung oder ein kurz bevorstehendes Ablaufdatum sind gute Argumente.
* **Falsche Preisauszeichnung:** Es kommt immer wieder vor, dass der Preis am Regal nicht mit dem in der Datenbank hinterlegten Preis übereinstimmt. In diesem Fall hat man in der Regel das Recht, den niedrigeren Preis zu verlangen, der am Regal ausgezeichnet war. Achten Sie hierbei auf die Beschilderung und machen Sie gegebenenfalls ein Foto als Beweis.
* **Aktionen und Angebote:** Auch wenn eine Aktion bereits abgelaufen ist, aber noch nicht korrekt entfernt wurde, kann man höflich nachfragen, ob der Aktionspreis noch gilt. Hier ist es aber wichtig, freundlich und verständnisvoll zu sein, wenn dies nicht der Fall ist.
* **Großeinkäufe:** In einigen Supermärkten, besonders bei kleineren, inhabergeführten Läden, kann es sich lohnen, bei größeren Mengen nach einem Mengenrabatt zu fragen.
**Wie geht man am besten vor?**
* **Freundlichkeit ist Trumpf:** Ein freundliches und respektvolles Auftreten ist entscheidend. Anstatt zu fordern, sollte man die Situation ruhig und sachlich erklären.
* **Die richtige Person ansprechen:** Wenden Sie sich am besten an den Kassenleiter oder einen Mitarbeiter, der Entscheidungsbefugnis hat.
* **Argumente liefern:** Erklären Sie nachvollziehbar, warum Sie einen Preisnachlass für angebracht halten.
* **Flexibel sein:** Seien Sie bereit, einen Kompromiss einzugehen. Vielleicht ist kein voller Rabatt möglich, aber ein kleiner Nachlass oder ein zusätzliches Produkt sind eine akzeptable Lösung.
Rechtliche Aspekte und Kulanzregelungen
Rein rechtlich gesehen sind Supermärkte nicht verpflichtet, auf Preisverhandlungen einzugehen. Die ausgezeichneten Preise sind grundsätzlich bindend. Allerdings gibt es Kulanzregelungen, die es den Mitarbeitern ermöglichen, in bestimmten Fällen einen Rabatt zu gewähren. Diese Regelungen sind von Supermarkt zu Supermarkt unterschiedlich.
Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) regelt das Zustandekommen von Kaufverträgen. Demnach kommt ein Kaufvertrag durch Angebot und Annahme zustande. Das Ausstellen der Ware mit einem Preis stellt juristisch gesehen ein Angebot dar, welches der Kunde mit der Vorlage an der Kasse annimmt. Abweichungen von diesem Preis bedürfen einer gesonderten Vereinbarung.
Die psychologische Komponente: Warum wir (nicht) feilschen
Die Hemmschwelle, im Supermarkt zu feilschen, ist für viele Menschen hoch. Das liegt zum einen an der bereits erwähnten Gewohnheit fester Preise, zum anderen aber auch an der Angst vor Ablehnung oder gar Peinlichkeit. Wir wollen nicht als „Geizkragen” oder „unangenehmer Kunde” wahrgenommen werden.
Allerdings zeigt die Praxis, dass viele Mitarbeiter durchaus bereit sind, entgegenzukommen, wenn die Anfrage freundlich und begründet ist. Oftmals ist es einfach eine Frage der Kommunikation.
Alternativen zum Feilschen: Clever sparen im Supermarkt
Wer sich mit dem Feilschen unwohl fühlt, kann auch auf andere Strategien zurückgreifen, um im Supermarkt zu sparen:
* **Angebote nutzen:** Achten Sie auf Prospekte, Aktionen und Sonderangebote. Viele Supermärkte bieten auch Apps an, mit denen man exklusive Rabatte erhalten kann.
* **Vergleichsportale nutzen:** Vor dem Einkauf lohnt sich ein Blick auf Vergleichsportale, um die Preise verschiedener Supermärkte zu vergleichen.
* **Saisonale Produkte kaufen:** Obst und Gemüse sind in der Saison oft günstiger und schmecken besser.
* **Eigenmarken wählen:** Die Eigenmarken der Supermärkte sind oft deutlich günstiger als Markenprodukte, ohne dabei an Qualität einzubüßen.
* **Bewusst einkaufen:** Planen Sie Ihre Einkäufe im Voraus und schreiben Sie eine Einkaufsliste, um Impulskäufe zu vermeiden.
Fazit: Feilschen im Supermarkt – Ein Versuch ist es wert
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Feilschen im Supermarkt zwar nicht die Regel ist, aber in bestimmten Situationen durchaus möglich und legitim sein kann. Besonders bei beschädigter Ware, falschen Preisauszeichnungen oder kurz vor dem Ablaufdatum stehenden Produkten kann eine freundliche Anfrage nach einem Preisnachlass erfolgreich sein. Wichtig ist dabei ein respektvolles Auftreten und eine gute Begründung.
Wer sich unwohl fühlt, kann auf andere Sparstrategien zurückgreifen. Letztendlich kommt es auf die individuelle Situation und die Kulanz des jeweiligen Supermarktes an. Ein Versuch ist es aber allemal wert – und im besten Fall spart man sogar noch Geld! Auch wenn man die Erdbeeren am Ende doch zum vollen Preis kauft, hat man zumindest versucht, das Beste herauszuholen. Und das ist doch auch schon etwas wert.