Das Szenario ist vielen bekannt: Man betritt ein Restaurant, bestellt Essen und möchte zum Essen gerne Wasser trinken. Doch anstatt das teure Flaschenwasser der Karte zu wählen, zückt man die eigene, mitgebrachte Wasserflasche. Was folgt, ist oft ein Moment der Unsicherheit, wenn der Kellner die Flasche erblickt. Darf das Restaurant mir nun eine Gebühr für mein mitgebrachtes Wasser berechnen? Diese Frage sorgt immer wieder für Diskussionen und Verwirrung. In diesem Artikel beleuchten wir die rechtliche Lage, die Gepflogenheiten in der Gastronomie und die Argumente beider Seiten.
Die rechtliche Grauzone
Die klare Antwort ist: Es gibt in Deutschland kein Gesetz, das Restaurants explizit verbietet, eine Gebühr für mitgebrachte Getränke zu erheben. Es gibt aber auch kein Gesetz, das dies explizit erlaubt. Die Rechtslage ist also komplexer und bewegt sich in einer Grauzone.
Grundsätzlich gilt in Deutschland die Vertragsfreiheit. Das bedeutet, dass ein Restaurant grundsätzlich seine eigenen Regeln aufstellen kann, solange diese nicht gegen geltendes Recht verstoßen (z.B. Diskriminierung). Wenn ein Restaurant also deutlich darauf hinweist, beispielsweise durch einen Aushang oder einen Hinweis in der Speisekarte, dass das Mitbringen von Getränken nicht gestattet ist oder eine Gebühr dafür erhoben wird, dann kann dies als Vertragsbestandteil angesehen werden.
Wichtig ist jedoch, dass diese Information **vor** der Bestellung und dem Verzehr des Essens klar und deutlich kommuniziert wird. Eine versteckte Gebühr auf der Rechnung ohne vorherige Ankündigung ist in der Regel nicht rechtens und kann angefochten werden.
Die Sichtweise der Gastronomen
Aus Sicht der Gastronomen gibt es durchaus nachvollziehbare Gründe, warum sie das Mitbringen von Getränken nicht gerne sehen oder sogar eine Gebühr dafür erheben möchten.
* **Umsatzeinbußen:** Getränke, insbesondere Wasser, sind oft ein wichtiger Bestandteil des Umsatzes in der Gastronomie. Wenn Gäste ihre eigenen Getränke mitbringen, entgehen dem Restaurant Einnahmen.
* **Kosten:** Auch wenn es absurd erscheinen mag, verursacht auch das Servieren von mitgebrachtem Wasser Kosten. Das Restaurant muss Gläser bereitstellen, den Tisch abräumen und spülen.
* **Gleichbehandlung:** Um alle Gäste gleich zu behandeln, kann ein Restaurant eine generelle Regel aufstellen, die das Mitbringen von Getränken untersagt oder gebührenpflichtig macht.
* **Konkurrenz:** Das Mitbringen von Getränken könnte als unfaire Konkurrenz zu den angebotenen Getränken des Restaurants angesehen werden.
Viele Restaurants argumentieren auch, dass sie ihren Gästen qualitativ hochwertiges Wasser (z.B. gefiltert, mit Kohlensäure) anbieten und dies ein Teil ihres Service ist.
Die Sichtweise der Gäste
Auf der anderen Seite argumentieren viele Gäste, dass es ihr gutes Recht ist, ihr eigenes Trinkwasser mitzubringen, insbesondere wenn es sich um Leitungswasser handelt oder sie aus gesundheitlichen Gründen auf bestimmte Inhaltsstoffe achten müssen.
* **Gesundheit:** Manche Menschen haben spezielle Bedürfnisse und können nur bestimmte Getränke konsumieren. Das Mitbringen von Wasser kann in solchen Fällen notwendig sein.
* **Kosten:** Das Wasser in Restaurants ist oft überteuert. Das Mitbringen von eigenem Wasser ist eine Möglichkeit, Geld zu sparen.
* **Umwelt:** Viele Menschen bevorzugen es, wiederverwendbare Flaschen zu nutzen, um Plastikmüll zu vermeiden.
* **Durstlöscher:** Wasser ist ein Grundbedürfnis, und Gäste möchten ihren Durst stillen können, ohne dazu gezwungen zu sein, teure Getränke zu kaufen.
Die gängige Praxis in der Gastronomie
Die gängige Praxis in der Gastronomie ist unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. der Art des Restaurants, der Region und der individuellen Einstellung des Betreibers.
* **Akzeptanz:** In vielen Restaurants, insbesondere in einfacheren Lokalen, wird das Mitbringen von Wasser stillschweigend toleriert, vor allem wenn gleichzeitig Essen bestellt wird.
* **Hinweis:** Einige Restaurants weisen in ihrer Speisekarte oder durch einen Aushang darauf hin, dass das Mitbringen von Getränken nicht erwünscht ist.
* **Korkgeld:** In gehobeneren Restaurants ist es üblich, für mitgebrachten Wein (nicht für Wasser) ein sogenanntes Korkgeld zu erheben.
* **Gebühr:** Die explizite Berechnung einer Gebühr für mitgebrachtes Wasser ist eher selten, kommt aber vor, insbesondere in touristischen Gebieten oder bei Veranstaltungen.
Wie man sich richtig verhält
Um unnötige Konflikte zu vermeiden, ist es ratsam, sich im Vorfeld zu informieren und sich respektvoll zu verhalten.
* **Vorab informieren:** Schauen Sie in der Speisekarte oder auf der Webseite des Restaurants nach, ob es Hinweise zum Mitbringen von Getränken gibt.
* **Fragen Sie nach:** Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie den Kellner höflich, ob es in Ordnung ist, Ihr eigenes Wasser zu trinken.
* **Respekt zeigen:** Akzeptieren Sie die Entscheidung des Restaurants, auch wenn Sie damit nicht einverstanden sind.
* **Alternative:** Bieten Sie an, ein Glas Leitungswasser zu bestellen, falls das Restaurant das Mitbringen von eigenem Wasser ablehnt.
* **Kommunikation:** Wenn Ihnen eine Gebühr für mitgebrachtes Wasser berechnet wird, die nicht angekündigt wurde, sprechen Sie das freundlich mit dem Personal an.
Fazit: Ein Balanceakt zwischen Recht und Gastfreundschaft
Die Frage, ob ein Restaurant eine Gebühr für mitgebrachtes Wasser in Rechnung stellen darf, ist juristisch nicht eindeutig zu beantworten. Die Vertragsfreiheit erlaubt es Restaurants, eigene Regeln aufzustellen, solange diese klar und deutlich kommuniziert werden. Aus Sicht der Gastronomen gibt es nachvollziehbare wirtschaftliche Gründe für diese Praxis. Auf der anderen Seite haben Gäste oft berechtigte Gründe, ihr eigenes Wasser mitzubringen.
Letztendlich ist es ein Balanceakt zwischen dem Recht des Restaurants, seinen Umsatz zu sichern, und der Gastfreundschaft, die man seinen Gästen entgegenbringen sollte. Eine offene Kommunikation und gegenseitiger Respekt sind der Schlüssel zu einer zufriedenstellenden Lösung für beide Seiten. Eine versteckte Gebühr ist in jedem Fall unzulässig. Im Zweifelsfall ist es immer ratsam, vorab nachzufragen, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.