Die IQOS, ein Produkt des Tabakkonzerns Philip Morris International (PMI), hat in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen. Sie wird oft als eine weniger schädliche Alternative zum herkömmlichen Rauchen angepriesen. Doch ist das wirklich so? Oder handelt es sich lediglich um eine geschickte Marketingstrategie, um Konsumenten weiterhin an Nikotin zu binden? Dieser Artikel nimmt die IQOS genauer unter die Lupe, beleuchtet die Vor- und Nachteile, die wissenschaftlichen Erkenntnisse und wirft einen kritischen Blick auf die Marketingstrategien.
Was ist IQOS und wie funktioniert es?
IQOS steht für „I Quit Ordinary Smoking” (Ich höre mit dem gewöhnlichen Rauchen auf). Im Gegensatz zu herkömmlichen Zigaretten, die Tabak verbrennen, erhitzt die IQOS Tabaksticks, sogenannte HEETS oder Fiit, auf eine Temperatur von bis zu 350 Grad Celsius. Bei dieser Temperatur entsteht ein nikotinhaltiges Aerosol, das der Konsument inhaliert. Da der Tabak nicht verbrannt wird, entstehen weniger schädliche Verbrennungsprodukte wie Teer und Kohlenmonoxid.
Das Gerät besteht aus einem Holder, in den der Tabakstick eingesetzt wird, und einem Charger, der den Holder auflädt. Nach etwa 14 Zügen oder 6 Minuten muss der Stick gewechselt und der Holder wieder aufgeladen werden.
Die Vorteile von IQOS – Eine weniger schädliche Alternative?
Philip Morris International bewirbt die IQOS als eine „Reduced-Risk Product” (RRP), also ein Produkt mit reduziertem Risiko. Die Argumentation basiert darauf, dass durch das Erhitzen statt Verbrennen des Tabaks deutlich weniger schädliche Substanzen entstehen. Zahlreiche Studien, sowohl von PMI selbst als auch von unabhängigen Forschern, haben sich mit diesem Thema auseinandergesetzt. Die Ergebnisse sind jedoch nicht immer eindeutig.
Einige Studien zeigen, dass die IQOS im Vergleich zu herkömmlichen Zigaretten tatsächlich weniger schädliche Substanzen freisetzt. Dies betrifft insbesondere Teer, Kohlenmonoxid und bestimmte Karzinogene. Allerdings bedeutet dies nicht, dass die IQOS harmlos ist. Das Aerosol enthält weiterhin Nikotin, das stark abhängig macht, sowie andere potenziell schädliche Substanzen.
Ein weiterer vermeintlicher Vorteil ist die Reduzierung von Passivrauchen. Da die IQOS keinen Rauch, sondern ein Aerosol erzeugt, wird argumentiert, dass die Belastung für Umstehende geringer ist. Auch hier ist die Studienlage jedoch nicht eindeutig. Zwar ist die Konzentration bestimmter Schadstoffe in der Raumluft geringer als bei herkömmlichen Zigaretten, aber das Aerosol enthält dennoch Partikel, die eingeatmet werden können.
Die Nachteile von IQOS – Gesundheitsrisiken und Abhängigkeit
Trotz der potenziellen Reduzierung bestimmter Schadstoffe birgt die IQOS weiterhin Gesundheitsrisiken. Das Aerosol enthält Nikotin, das nicht nur stark abhängig macht, sondern auch negative Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben kann. Es kann den Blutdruck erhöhen, die Herzfrequenz beschleunigen und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen.
Darüber hinaus enthält das IQOS-Aerosol auch andere potenziell schädliche Substanzen, darunter Formaldehyd, Acetaldehyd und Acrolein. Diese Stoffe können die Atemwege reizen, Entzündungen verursachen und möglicherweise das Krebsrisiko erhöhen. Die Langzeitwirkungen des IQOS-Konsums sind noch nicht vollständig erforscht, weshalb endgültige Aussagen über die langfristigen gesundheitlichen Folgen noch nicht möglich sind.
Ein weiterer Nachteil ist der Preis. Die Anschaffung des IQOS-Geräts selbst ist bereits kostspielig, und auch die Tabaksticks sind teurer als herkömmliche Zigaretten. Für starke Raucher kann der Umstieg auf IQOS daher eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen.
Schließlich ist auch die Verfügbarkeit der HEETS und Fiit-Sticks nicht immer gewährleistet. In einigen Ländern oder Regionen sind sie möglicherweise schwerer erhältlich als herkömmliche Zigaretten.
Die Marketingstrategie von Philip Morris International
Philip Morris International investiert massiv in die Vermarktung der IQOS. Die Marketingstrategie zielt darauf ab, die IQOS als eine moderne, stilvolle und weniger schädliche Alternative zum Rauchen zu positionieren. Die Werbung ist oft auf junge Erwachsene ausgerichtet und betont den Lifestyle-Aspekt des Produkts.
Ein Kritikpunkt ist, dass PMI die IQOS auch als eine Art „Ausstiegsprodukt” für Raucher bewirbt, obwohl es sich nicht um ein zugelassenes Mittel zur Raucherentwöhnung handelt. Kritiker werfen dem Konzern vor, mit der IQOS lediglich eine neue Generation von Nikotinkonsumenten zu gewinnen und die Abhängigkeit aufrechtzuerhalten.
Die Marketingstrategie umfasst auch Influencer-Marketing und Social-Media-Kampagnen. Prominente Persönlichkeiten und Influencer werden dafür bezahlt, die IQOS zu bewerben und ein positives Image zu vermitteln. Dies kann insbesondere junge Menschen dazu verleiten, das Produkt auszuprobieren, ohne sich der Risiken bewusst zu sein.
Wissenschaftliche Erkenntnisse im Überblick
Die wissenschaftliche Evidenz zur IQOS ist komplex und widersprüchlich. Während einige Studien zeigen, dass die IQOS weniger schädliche Substanzen freisetzt als herkömmliche Zigaretten, weisen andere Studien auf potenzielle Gesundheitsrisiken hin. Es ist wichtig zu beachten, dass viele Studien von Philip Morris International selbst finanziert wurden, was zu möglichen Interessenkonflikten führen kann.
Unabhängige Studien haben gezeigt, dass das IQOS-Aerosol weiterhin Nikotin und andere potenziell schädliche Substanzen enthält. Die Langzeitwirkungen des IQOS-Konsums sind noch nicht ausreichend erforscht, um endgültige Aussagen über die langfristigen gesundheitlichen Folgen zu treffen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich kritisch zur IQOS geäußert und betont, dass alle Tabakprodukte schädlich sind, einschließlich der IQOS. Die WHO warnt davor, die IQOS als eine sichere Alternative zum Rauchen zu betrachten und empfiehlt, den Konsum von Tabakprodukten vollständig einzustellen.
Fazit: Eine Entscheidung mit Augenmaß
Die IQOS ist keine harmlose Alternative zum Rauchen. Obwohl sie möglicherweise weniger schädliche Substanzen freisetzt als herkömmliche Zigaretten, birgt sie weiterhin Gesundheitsrisiken. Das Aerosol enthält Nikotin, das stark abhängig macht, sowie andere potenziell schädliche Substanzen.
Ob die IQOS eine „smarte Alternative” ist, hängt von der individuellen Perspektive ab. Für Raucher, die nicht in der Lage sind, mit dem Rauchen aufzuhören, könnte die IQOS eine weniger schädliche Option sein. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass sie keine risikofreie Alternative darstellt und weiterhin gesundheitsschädlich ist. Für Nichtraucher ist die IQOS keine Option, da sie das Risiko einer Nikotinabhängigkeit und anderer gesundheitlicher Probleme erhöht.
Letztendlich ist die Entscheidung, ob man die IQOS konsumiert, eine persönliche. Es ist jedoch wichtig, sich umfassend zu informieren, die Vor- und Nachteile abzuwägen und sich der potenziellen Risiken bewusst zu sein. Eine Raucherentwöhnung ist immer die beste Option für die Gesundheit.