Die Waage ist oft das erste, was uns in den Sinn kommt, wenn wir über Übergewicht nachdenken. Doch die Zahl auf dem Display erzählt nur einen Teil der Geschichte. Sie berücksichtigt weder die Zusammensetzung deines Körpers (Muskelmasse vs. Fett) noch deine individuelle Gesundheit. Viele Menschen mit „normalem” Gewicht können ungesunde Körperwerte aufweisen, während andere, die auf der Waage vielleicht etwas mehr anzeigen, dennoch fit und gesund sind. Wie erkennst du also, ob du wirklich stark übergewichtig bist, und was bedeutet das für deine Gesundheit? Dieser Artikel geht über die reine Zahl hinaus und beleuchtet weitere Indikatoren.
Was bedeutet „stark übergewichtig” überhaupt?
Zunächst ist es wichtig, den Begriff „stark übergewichtig” zu definieren. Im medizinischen Kontext wird oft der Body-Mass-Index (BMI) verwendet. Ein BMI über 30 kg/m² gilt als Adipositas (Fettleibigkeit), was eine ernsthafte Form von Übergewicht darstellt. Ein BMI über 40 kg/m² wird als morbide Adipositas oder extreme Adipositas bezeichnet. Diese Kategorisierungen sind jedoch nur Richtwerte und berücksichtigen, wie bereits erwähnt, nicht die individuelle Körperzusammensetzung.
Es ist auch wichtig, zu betonen, dass der Begriff „stark übergewichtig” stigmatisierend sein kann. Wir verwenden ihn hier, um die medizinischen Aspekte zu diskutieren, möchten aber gleichzeitig betonen, dass Gesundheit und Wohlbefinden nicht allein durch das Gewicht definiert werden.
Der Body-Mass-Index (BMI) und seine Grenzen
Der BMI ist eine einfache Berechnung, die dein Gewicht in Relation zu deiner Größe setzt. Er ist ein schneller und kostengünstiger Weg, um das Übergewicht in der Bevölkerung zu beurteilen. Allerdings hat der BMI erhebliche Einschränkungen:
* Muskelmasse: Muskeln wiegen mehr als Fett. Daher können sehr muskulöse Menschen einen hohen BMI haben, ohne übergewichtig zu sein.
* Körperbau: Unterschiedliche Körperbauten können den BMI beeinflussen.
* Alter und Geschlecht: Die altersbedingte Veränderung der Körperzusammensetzung und Unterschiede zwischen Männern und Frauen werden im BMI nicht berücksichtigt.
* Ethnische Unterschiede: Studien zeigen, dass der BMI für bestimmte ethnische Gruppen weniger genau ist.
Daher sollte der BMI immer in Verbindung mit anderen Faktoren betrachtet werden.
Weitere Indikatoren für starkes Übergewicht und gesundheitliche Risiken
Jenseits der Waage und des BMI gibt es eine Reihe weiterer Indikatoren, die Aufschluss darüber geben können, ob du wirklich **stark übergewichtig** bist und ob dein Gewicht deine Gesundheit beeinträchtigt.
* Taillenumfang: Der Taillenumfang ist ein guter Indikator für das Bauchfett, das besonders gefährlich für die Gesundheit ist. Bei Frauen sollte der Taillenumfang unter 88 cm liegen, bei Männern unter 102 cm. Ein erhöhter Taillenumfang ist mit einem erhöhten Risiko für Herzkrankheiten, Typ-2-Diabetes und bestimmte Krebsarten verbunden.
* Körperfettanteil: Eine professionelle Körperfettanalyse kann genauere Informationen über deine Körperzusammensetzung liefern als der BMI. Es gibt verschiedene Methoden zur Messung des Körperfettanteils, darunter Bioimpedanzanalyse (BIA), Hautfaltenmessung und DXA-Scan.
* Gesundheitliche Probleme: Bestimmte Gesundheitsprobleme sind oft mit Übergewicht verbunden, insbesondere mit Adipositas. Dazu gehören:
* **Typ-2-Diabetes:** Übergewicht ist ein Hauptrisikofaktor für Typ-2-Diabetes.
* **Herzkrankheiten:** Übergewicht erhöht das Risiko für Herzkrankheiten, Bluthochdruck und Schlaganfall.
* **Schlafapnoe:** Übergewicht kann zu Schlafapnoe führen, einer Schlafstörung, bei der die Atmung während des Schlafs wiederholt aussetzt.
* **Gelenkschmerzen:** Übergewicht belastet die Gelenke und kann zu Arthrose führen.
* **Fettleber:** Übergewicht kann zu einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung führen.
* **Bestimmte Krebsarten:** Übergewicht ist mit einem erhöhten Risiko für bestimmte Krebsarten verbunden, darunter Darmkrebs, Brustkrebs und Gebärmutterkrebs.
* Eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit: Wenn du Schwierigkeiten hast, alltägliche Aufgaben wie Treppensteigen oder Spazierengehen zu bewältigen, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass dein Gewicht deine körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigt.
* Atemnot: Kurze Atemnot bei leichter Anstrengung kann ein Zeichen von Übergewicht sein, da das zusätzliche Gewicht die Lunge belastet.
* Starke Müdigkeit: Ständige Müdigkeit kann ein Zeichen von Übergewicht und den damit verbundenen Gesundheitsproblemen sein.
* Psychisches Wohlbefinden: Übergewicht kann sich negativ auf das psychische Wohlbefinden auswirken und zu Depressionen, Angstzuständen und einem geringen Selbstwertgefühl führen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Wenn du Bedenken wegen deines Gewichts hast und eines oder mehrere der oben genannten Symptome aufweist, solltest du einen Arzt aufsuchen. Dein Arzt kann deine Gesundheit beurteilen, dich beraten und dir gegebenenfalls Behandlungsmöglichkeiten empfehlen. Dies kann Folgendes umfassen:
* **Ernährungsberatung:** Ein Ernährungsberater kann dir helfen, einen gesunden Ernährungsplan zu erstellen und umzusetzen.
* **Bewegungsprogramm:** Ein Bewegungsprogramm kann dir helfen, Gewicht zu verlieren und deine körperliche Fitness zu verbessern.
* **Medikamente:** In einigen Fällen können Medikamente zur Gewichtsreduktion in Betracht gezogen werden.
* **Chirurgische Eingriffe:** Bei starker Adipositas kann eine bariatrische Operation (z.B. Magenbypass oder Schlauchmagen) eine Option sein.
Was tun bei starkem Übergewicht?
Die Behandlung von starkem Übergewicht ist ein langfristiger Prozess, der eine Kombination aus Ernährungsumstellung, Bewegung und Verhaltensänderung erfordert. Es ist wichtig, realistische Ziele zu setzen und sich auf kleine, nachhaltige Veränderungen zu konzentrieren. Hier sind einige Tipps:
* Finde einen Ernährungsplan, der zu dir passt: Es gibt viele verschiedene Ernährungspläne, aber nicht jeder Plan ist für jeden geeignet. Sprich mit einem Ernährungsberater, um einen Plan zu finden, der deinen Bedürfnissen und Vorlieben entspricht.
* Bewege dich regelmäßig: Versuche, mindestens 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive körperliche Aktivität pro Woche zu erreichen. Finde eine Aktivität, die dir Spaß macht, damit du dabei bleibst.
* Achte auf deine Essgewohnheiten: Nimm dir Zeit zum Essen, kaue gründlich und achte auf deine Körpersignale für Hunger und Sättigung.
* Vermeide stark verarbeitete Lebensmittel: Diese Lebensmittel sind oft reich an Kalorien, Zucker und ungesunden Fetten.
* Trinke ausreichend Wasser: Wasser hilft, den Stoffwechsel anzukurbeln und das Hungergefühl zu reduzieren.
* Suche dir Unterstützung: Sprich mit Freunden, Familie oder einem Therapeuten über deine Herausforderungen. Es gibt auch Selbsthilfegruppen für Menschen mit Übergewicht.
* Sei geduldig: Gewichtsverlust braucht Zeit und Anstrengung. Lass dich nicht entmutigen, wenn du nicht sofort Ergebnisse siehst.
Fazit
Die Waage ist nur ein Werkzeug unter vielen, um den eigenen Gesundheitszustand zu beurteilen. Wenn du vermutest, stark übergewichtig zu sein, solltest du andere Faktoren wie Taillenumfang, Körperfettanteil und gesundheitliche Probleme berücksichtigen. Sprich mit deinem Arzt, um eine umfassende Beurteilung zu erhalten und einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen. Denke daran, dass es beim Thema Gesundheit nicht nur um die Zahl auf der Waage geht, sondern vor allem darum, sich wohlzufühlen und ein aktives, erfülltes Leben zu führen. Konzentriere dich auf nachhaltige Veränderungen und sei geduldig mit dir selbst – jeder Schritt in Richtung eines gesünderen Lebens ist ein Erfolg.