Lakritz. Allein das Wort spaltet die Gemüter. Für die einen ist es die ultimative Süßigkeit, eine aromatische Offenbarung, die Kindheitserinnerungen weckt und den Gaumen verwöhnt. Für die anderen ist es ein grässlicher Geschmack, der an Hustensaft, Teer oder gar schlimmeres erinnert. Es gibt kaum eine Süßigkeit, die so polarisiert wie die schwarze Köstlichkeit. Aber was steckt eigentlich hinter dem Phänomen Lakritz? Und warum lieben oder hassen wir es so leidenschaftlich?
Die Geschichte der Lakritze: Von der Heilpflanze zur Süßigkeit
Die Wurzeln der Lakritze reichen weit zurück. Schon im alten Ägypten wurde die Süßholzwurzel, aus der Lakritz gewonnen wird, als Heilmittel verwendet. Sie galt als wohltuend für Hals und Magen und wurde sogar als Schönheitsmittel eingesetzt. Auch in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) spielt die Süßholzwurzel eine wichtige Rolle.
Im Mittelalter gelangte die Süßholzwurzel nach Europa, wo sie zunächst in Apotheken verkauft wurde. Mönche bauten sie in ihren Klostergärten an und nutzten sie zur Herstellung von Hustensaft und anderen medizinischen Präparaten. Erst im Laufe der Zeit, etwa ab dem 18. Jahrhundert, begann man, Lakritz in größerem Umfang als Süßigkeit herzustellen. Durch die Zugabe von Zucker, Melasse und anderen Aromen entstanden die ersten Lakritzprodukte, die wir heute kennen.
Die Herstellung von Lakritz: Ein komplexer Prozess
Die Basis jedes Lakritzprodukts ist die Süßholzwurzel (Glycyrrhiza glabra). Diese wird geerntet, getrocknet und anschließend gemahlen. Das Pulver wird dann mit Wasser extrahiert, um den wertvollen Süßholzsaft zu gewinnen. Dieser Saft enthält Glycyrrhizin, den Inhaltsstoff, der Lakritz seinen charakteristischen süß-würzigen Geschmack verleiht.
Für die Herstellung von Lakritz wird der Süßholzsaft eingedickt und mit weiteren Zutaten vermischt. Dazu gehören in der Regel Zucker, Melasse, Stärke (zum Beispiel Weizen- oder Maisstärke) und verschiedene Aromen. Je nach Rezeptur können auch Salmiaksalz (Ammoniumchlorid), Anisöl oder andere Gewürze hinzugefügt werden.
Die Mischung wird dann gekocht und geformt. Es gibt verschiedene Verfahren, um Lakritz in die gewünschte Form zu bringen. Häufig wird die Masse in Formen gegossen oder durch eine Düse gepresst, um Stangen, Schnecken oder andere Formen zu erzeugen. Anschließend wird das Lakritz getrocknet und verpackt.
Die Vielfalt der Lakritz: Von süß bis salzig
Lakritz ist nicht gleich Lakritz. Es gibt eine unglaubliche Vielfalt an Sorten und Geschmacksrichtungen. Grob lassen sich die Lakritzprodukte in folgende Kategorien einteilen:
- Süßlakritz: Diese Variante enthält einen höheren Zuckeranteil und ist somit süßer im Geschmack. Sie ist oft milder und weniger intensiv als andere Sorten.
- Salzlakritz: Hier wird zusätzlich Salmiaksalz (Ammoniumchlorid) hinzugefügt, was dem Lakritz einen salzigen und leicht stechenden Geschmack verleiht. Salzlakritz ist besonders in Nordeuropa sehr beliebt.
- Starklakritz: Diese Sorte enthält einen besonders hohen Anteil an Süßholz und ist daher sehr intensiv und aromatisch. Sie ist oft bitterer und weniger süß als andere Varianten.
- Lakritz mit Füllung: Viele Lakritzprodukte sind mit einer Füllung versehen, zum Beispiel mit Schokolade, Karamell oder Fruchtgelee.
- Kräuterlakritz: Hier werden dem Lakritz zusätzlich Kräuter wie Minze, Eukalyptus oder Anis hinzugefügt, um den Geschmack zu verfeinern.
Die Geschmäcker sind verschieden, und so hat jeder seine persönliche Lieblingssorte. Während die einen die süße Milde bevorzugen, lieben andere den intensiven, salzigen Geschmack. Die Vielfalt der Lakritz bietet für jeden Geschmack etwas.
Lakritz und Gesundheit: Was man wissen sollte
Lakritz ist nicht nur eine Süßigkeit, sondern auch eine Quelle für bestimmte Inhaltsstoffe, die sich auf die Gesundheit auswirken können. Der wichtigste Inhaltsstoff ist Glycyrrhizin, der für den süß-würzigen Geschmack verantwortlich ist. Glycyrrhizin kann jedoch auch den Blutdruck erhöhen und zu Wassereinlagerungen im Körper führen. Daher sollten Menschen mit Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen Lakritz nur in Maßen konsumieren.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfiehlt, nicht mehr als 100 mg Glycyrrhizinsäure pro Tag zu konsumieren. Diese Menge entspricht etwa 50 Gramm Lakritz pro Tag. Kinder sollten noch weniger Lakritz essen.
Lakritz kann auch Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten haben. So kann es beispielsweise die Wirkung von blutdrucksenkenden Mitteln oder entwässernden Medikamenten beeinflussen. Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte daher vor dem Verzehr von Lakritz seinen Arzt oder Apotheker konsultieren.
Trotz dieser möglichen Nebenwirkungen kann Lakritz auch positive Effekte haben. So wird der Süßholzwurzel eine entzündungshemmende und schleimlösende Wirkung zugeschrieben. Sie kann daher bei Erkältungen oder Halsschmerzen lindernd wirken.
Warum lieben oder hassen wir Lakritz? Psychologische Aspekte
Warum spaltet Lakritz die Menschen so? Die Antwort liegt wahrscheinlich in einer Kombination aus genetischen, kulturellen und psychologischen Faktoren. Einige Menschen sind genetisch bedingt empfindlicher für den Geschmack von Glycyrrhizin. Sie empfinden den Geschmack als besonders intensiv und unangenehm. Andere haben positive Kindheitserinnerungen mit Lakritz verbunden und lieben den Geschmack daher.
Auch kulturelle Faktoren spielen eine Rolle. In einigen Ländern, wie den Niederlanden oder Skandinavien, ist Lakritz ein fester Bestandteil der Esskultur. Dort ist der Konsum von Lakritz weit verbreitet und wird von vielen Menschen als selbstverständlich angesehen. In anderen Ländern ist Lakritz weniger bekannt und wird von vielen Menschen als ungewöhnlich oder sogar abstoßend empfunden.
Letztendlich ist der Geschmack von Lakritz eine sehr persönliche Sache. Ob man es liebt oder hasst, hängt von den individuellen Vorlieben und Erfahrungen ab. Eines ist jedoch sicher: Lakritz ist und bleibt eine Süßigkeit, die polarisiert und zu Diskussionen anregt.
Fazit: Ein zeitloser Klassiker mit Ecken und Kanten
Lakritz ist mehr als nur eine Süßigkeit. Es ist ein Stück Kulturgeschichte, ein aromatisches Erlebnis und ein Gesprächsthema. Ob man es liebt oder hasst, es lässt niemanden kalt. Die Vielfalt der Sorten, die gesundheitlichen Aspekte und die psychologischen Hintergründe machen Lakritz zu einem faszinierenden Phänomen. Also, trauen Sie sich und probieren Sie es aus! Vielleicht entdecken Sie ja Ihre neue Lieblingssüßigkeit.