Wer kennt es nicht? Man trinkt mit Freunden, die Stimmung ist gut, und plötzlich fängt der eine an, sich komisch zu benehmen. Er redet wirres Zeug, schwankt bedenklich oder lacht über Dinge, die eigentlich gar nicht lustig sind. Oft wird das Ganze dann als „schief trinken” abgetan. Aber was steckt wirklich hinter diesem Phänomen und welche Risiken birgt es?
Was bedeutet „Schief Trinken” eigentlich?
Der Begriff „schief trinken” ist umgangssprachlich und beschreibt einen Zustand der Alkoholisierung, der sich von der „normalen” Betrunkenheit unterscheidet. Es geht dabei weniger um die reine Menge an Alkohol, die konsumiert wurde, sondern vielmehr um die Art und Weise, wie der Alkohol auf den jeweiligen Menschen wirkt. Jemand, der „schief trinkt”, zeigt oft unerwartete oder verstärkte Verhaltensweisen, die von Euphorie und Albernheit bis hin zu Aggression und Kontrollverlust reichen können. Es ist also ein sehr subjektives Erleben, das von Person zu Person variiert.
Die Wissenschaft hinter dem Rausch: Wie Alkohol auf unser Gehirn wirkt
Um zu verstehen, warum manche Menschen „schief trinken”, müssen wir uns zunächst ansehen, wie Alkohol überhaupt auf unser Gehirn wirkt. Alkohol ist eine psychoaktive Substanz, die verschiedene Bereiche des Gehirns beeinflusst. Er wirkt dämpfend auf das zentrale Nervensystem, was zu einer Verlangsamung der Reaktionen und einer Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen führt.
Konkret greift Alkohol in die Kommunikation zwischen den Nervenzellen ein. Er beeinflusst die Freisetzung von Neurotransmittern, den Botenstoffen, die für die Übertragung von Signalen verantwortlich sind. Einige wichtige Neurotransmitter, die von Alkohol beeinflusst werden, sind:
- GABA (Gamma-Aminobuttersäure): Alkohol verstärkt die Wirkung von GABA, einem hemmenden Neurotransmitter. Das bedeutet, dass die Nervenzellaktivität gedämpft wird, was zu Entspannung, Beruhigung und einer Verringerung der Angstgefühle führt.
- Glutamat: Alkohol hemmt die Wirkung von Glutamat, einem erregenden Neurotransmitter. Dies trägt ebenfalls zur Verlangsamung der Gehirnaktivität und zur Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen bei.
- Dopamin: Alkohol kann die Freisetzung von Dopamin, dem „Glückshormon”, erhöhen. Dies führt zu einem Gefühl der Euphorie und Belohnung, das zum Suchtpotenzial von Alkohol beiträgt.
Die spezifische Kombination dieser Effekte, kombiniert mit der individuellen Veranlagung und den Umständen des Trinkens, bestimmt, wie sich der Rausch letztendlich äußert.
Faktoren, die das „Schiefe Trinken” beeinflussen
Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die dazu beitragen können, dass jemand „schief trinkt”. Dazu gehören:
- Genetik: Die genetische Veranlagung spielt eine wichtige Rolle bei der Reaktion auf Alkohol. Manche Menschen sind aufgrund ihrer Gene anfälliger für bestimmte Verhaltensweisen unter Alkoholeinfluss.
- Geschlecht: Frauen verstoffwechseln Alkohol in der Regel langsamer als Männer. Dies liegt unter anderem an einem geringeren Wasseranteil im Körper und einer geringeren Menge des Enzyms Alkoholdehydrogenase, das für den Abbau von Alkohol verantwortlich ist. Daher können Frauen schneller betrunken werden und möglicherweise auch eher „schief trinken”.
- Körpergewicht und Körperzusammensetzung: Je geringer das Körpergewicht und je höher der Fettanteil, desto schneller steigt der Alkoholspiegel im Blut.
- Nahrung: Wenn man auf nüchternen Magen trinkt, gelangt der Alkohol schneller ins Blut. Eine fettreiche Mahlzeit vor oder während des Trinkens kann die Aufnahme von Alkohol verlangsamen.
- Tagesform und Stimmung: Stress, Müdigkeit oder eine ohnehin schon gedrückte Stimmung können die Wirkung von Alkohol verstärken und dazu führen, dass man „schiefer” trinkt.
- Medikamente: Bestimmte Medikamente können die Wirkung von Alkohol verstärken oder unerwünschte Wechselwirkungen hervorrufen. Es ist wichtig, vor dem Alkoholkonsum die Packungsbeilage von Medikamenten zu lesen oder einen Arzt zu konsultieren.
- Art des Alkohols: Auch die Art des Alkohols kann eine Rolle spielen. Spirituosen mit einem hohen Alkoholgehalt werden schneller aufgenommen als Bier oder Wein. Auch die Inhaltsstoffe und Zusatzstoffe in alkoholischen Getränken können die Wirkung beeinflussen.
- Trinkgeschwindigkeit: Wer schnell und viel trinkt, erhöht das Risiko, „schief” zu trinken. Der Körper hat weniger Zeit, den Alkohol abzubauen, und der Alkoholspiegel im Blut steigt rasant an.
- Umfeld: In einer ausgelassenen und stimmungsvollen Umgebung neigt man eher dazu, mehr zu trinken und sich weniger zu kontrollieren.
- Erwartungen: Die eigenen Erwartungen an den Alkoholkonsum können ebenfalls eine Rolle spielen. Wenn man erwartet, dass Alkohol die Stimmung hebt und enthemmt, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass dies auch tatsächlich eintritt.
Die Risiken des „Schiefen Trinkens”
Auch wenn „schief trinken” oft als harmlos abgetan wird, birgt es doch einige Risiken:
- Kontrollverlust: Wer „schief trinkt”, verliert leichter die Kontrolle über sein Verhalten. Dies kann zu peinlichen oder gefährlichen Situationen führen, wie beispielsweise unüberlegten Äußerungen, riskantem Verhalten oder Aggressionen.
- Blackouts: Bei starker Alkoholisierung kann es zu Blackouts kommen, bei denen man sich später nicht mehr an das Geschehene erinnern kann.
- Erhöhtes Unfallrisiko: Alkohol beeinträchtigt die Reaktionsfähigkeit und das Urteilsvermögen, was das Unfallrisiko im Straßenverkehr oder bei anderen Aktivitäten erhöht.
- Gesundheitliche Risiken: Übermäßiger Alkoholkonsum kann zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen, wie beispielsweise Leberschäden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychischen Erkrankungen.
- Abhängigkeit: Regelmäßiges „schiefes Trinken” kann ein Zeichen für einen problematischen Alkoholkonsum sein und das Risiko einer Alkoholabhängigkeit erhöhen.
- Negative soziale Folgen: Das Verhalten unter Alkoholeinfluss kann Beziehungen belasten und zu Konflikten mit Freunden, Familie oder dem Partner führen.
Wie man „Schiefem Trinken” vorbeugen kann
Es gibt einige Maßnahmen, die man ergreifen kann, um das Risiko des „Schiefen Trinkens” zu minimieren:
- Verantwortungsbewusster Umgang mit Alkohol: Kenne deine Grenzen und überschreite sie nicht.
- Langsam trinken: Gib deinem Körper Zeit, den Alkohol abzubauen.
- Genug essen: Trinke nicht auf nüchternen Magen.
- Ausreichend Wasser trinken: Alkohol dehydriert den Körper. Trinke zwischen alkoholischen Getränken immer wieder Wasser.
- Alkoholische Getränke mit niedrigem Alkoholgehalt bevorzugen: Wähle Bier, Wein oder Mixgetränke mit geringerem Alkoholanteil.
- Umfeld wählen: Trinke in einer Umgebung, in der du dich wohl und sicher fühlst.
- Auf die eigene Stimmung achten: Vermeide Alkoholkonsum, wenn du gestresst, müde oder schlecht gelaunt bist.
- Kein Alkohol bei Medikamenteneinnahme: Informiere dich über mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten.
- Wenn du merkst, dass du die Kontrolle verlierst, höre auf zu trinken: Es ist nie zu spät, eine Pause einzulegen oder ganz auf Alkohol zu verzichten.
Fazit: Kenne deine Grenzen und trinke verantwortungsbewusst
„Schief trinken” ist ein vielschichtiges Phänomen, das von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Es ist wichtig, sich der Risiken bewusst zu sein und einen verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol zu pflegen. Wenn du Bedenken hinsichtlich deines eigenen oder des Alkoholkonsums einer anderen Person hast, suche professionelle Hilfe. Es gibt viele Ressourcen, die dir oder deinem Bekanntenkreis helfen können, ein gesünderes Verhältnis zum Alkohol zu entwickeln.