Jeder, der schon einmal eine Freundin erlebt hat, die zu tief ins Glas geschaut hat, kennt das beklemmende Gefühl: Sorge, Hilflosigkeit und vielleicht auch ein Hauch von Schuldgefühlen. Egal, ob es ein unglücklicher Ausrutscher auf einer Party war oder ein wiederholtes Muster, es ist wichtig, zu wissen, wie man in solchen Situationen richtig handelt. Dieser Artikel beleuchtet, wie Sie Ihrer betrunkenen Freundin helfen können und gleichzeitig mit den eigenen Emotionen umgehen.
Was tun, wenn die Freundin betrunken ist: Sofortmaßnahmen
Die erste Reaktion ist entscheidend. Hier sind einige Schritte, die Sie sofort unternehmen können:
- Sicherheit geht vor: Bringen Sie Ihre Freundin an einen sicheren Ort, fernab von Gefahrenquellen wie Straßen oder Treppen.
- Überblick verschaffen: Wie stark ist sie betrunken? Kann sie sich noch verständlich äußern? Kennt sie ihren Namen und ihren Standort? Dies hilft Ihnen, die Situation einzuschätzen.
- Nicht allein lassen: Lassen Sie Ihre Freundin niemals unbeaufsichtigt. Bleiben Sie bei ihr, um sicherzustellen, dass sie sich nicht verletzt oder etwas Dummes anstellt.
- Flüssigkeitszufuhr: Bieten Sie ihr Wasser an, um sie zu rehydrieren. Vermeiden Sie Kaffee oder andere aufputschende Getränke.
- Essen: Wenn sie in der Lage ist, etwas zu essen, geben Sie ihr etwas Leichtes wie Toast oder Crackers. Dies kann helfen, den Alkohol im Blut zu verdünnen.
- Übelkeit: Wenn ihr übel ist, helfen Sie ihr, sich zu übergeben. Stellen Sie sicher, dass sie sich dabei nicht verschluckt. Halten Sie ihr Haar zurück und geben Sie ihr danach etwas Wasser zum Ausspülen des Mundes.
- Atemwege frei halten: Achten Sie darauf, dass ihre Atemwege frei sind, besonders wenn sie schläft. Legen Sie sie in die stabile Seitenlage, um zu verhindern, dass sie an Erbrochenem erstickt.
Umgang mit Schuldgefühlen
Oftmals kommen Schuldgefühle auf, wenn die Freundin betrunken ist. Fragen wie „Hätte ich das verhindern können?” oder „Hätte ich sie aufhalten sollen?” quälen den Verstand. Hier sind einige Tipps, wie Sie mit diesen Gefühlen umgehen können:
- Realistische Erwartungen: Sie sind nicht für das Verhalten Ihrer Freundin verantwortlich. Jeder Mensch trägt die Verantwortung für seine eigenen Entscheidungen und Handlungen.
- Selbstreflexion: Hinterfragen Sie Ihre Gefühle ehrlich. Was genau verursacht die Schuldgefühle? Liegt es daran, dass Sie sich machtlos fühlen oder weil Sie denken, versagt zu haben?
- Kommunikation: Sprechen Sie mit einer vertrauten Person über Ihre Gefühle. Das kann ein Freund, ein Familienmitglied oder ein Therapeut sein. Das Aussprechen der Gefühle kann helfen, sie zu verarbeiten.
- Vergebung: Vergeben Sie sich selbst. Niemand ist perfekt, und Fehler passieren. Lernen Sie aus der Situation und konzentrieren Sie sich darauf, in Zukunft besser zu handeln.
- Professionelle Hilfe: Wenn die Schuldgefühle überwältigend sind und Ihr Leben beeinträchtigen, suchen Sie professionelle Hilfe bei einem Therapeuten.
Langfristige Unterstützung: Wenn es mehr als nur ein Ausrutscher ist
Wenn das Betrunkensein der Freundin kein Einzelfall ist, sondern sich wiederholt, ist es wichtig, langfristige Unterstützung anzubieten:
- Offenes Gespräch: Suchen Sie das Gespräch mit Ihrer Freundin, wenn sie nüchtern ist. Sprechen Sie ruhig und ehrlich über Ihre Sorgen und Beobachtungen. Vermeiden Sie Vorwürfe und konzentrieren Sie sich darauf, Ihre Gefühle auszudrücken.
- Ursachenforschung: Versuchen Sie, gemeinsam mit Ihrer Freundin herauszufinden, warum sie trinkt. Steckt Stress, Trauer oder ein anderes Problem dahinter?
- Unterstützung anbieten: Bieten Sie Ihre Unterstützung an, wenn sie Hilfe sucht. Begleiten Sie sie zu Beratungsgesprächen oder Selbsthilfegruppen.
- Grenzen setzen: Es ist wichtig, klare Grenzen zu setzen. Machen Sie deutlich, dass Sie ihr helfen wollen, aber nicht bereit sind, ihr Verhalten zu tolerieren oder zu decken.
- Selbstfürsorge: Vergessen Sie nicht, auf sich selbst zu achten. Die Situation kann emotional belastend sein. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre eigenen Bedürfnisse und suchen Sie Unterstützung, wenn Sie sie brauchen.
- Professionelle Hilfe: Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihre Freundin ein Alkoholproblem hat, ermutigen Sie sie, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es gibt zahlreiche Beratungsstellen und Therapieangebote.
Wann ist es ein Notfall?
Es gibt Situationen, in denen das Betrunkensein der Freundin einen Notfall darstellt. Rufen Sie sofort den Notruf (112) wenn:
- Sie bewusstlos ist und nicht auf Ansprache reagiert.
- Sie Atembeschwerden hat.
- Sie sich verletzt hat.
- Sie Anzeichen einer Alkoholvergiftung zeigt (z.B. Erbrechen, Bewusstseinsverlust, langsame Atmung, kalte und blasse Haut).
- Sie Suizidgedanken äußert.
Zusammenfassend: Helfen, aber nicht aufopfern
Die Situation, wenn die Freundin betrunken ist, kann herausfordernd und emotional belastend sein. Es ist wichtig, in diesem Moment richtig zu handeln, die Sicherheit der Freundin zu gewährleisten und gleichzeitig die eigenen Schuldgefühle zu verarbeiten. Bieten Sie langfristige Unterstützung an, wenn nötig, aber vergessen Sie dabei nicht, auf sich selbst zu achten und Ihre eigenen Grenzen zu wahren. Denken Sie daran, Sie sind nicht für das Verhalten Ihrer Freundin verantwortlich, aber Sie können ihr helfen, den Weg zur Besserung zu finden.
Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung. Bei gesundheitlichen Problemen oder Fragen sollten Sie immer einen Arzt oder anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleister konsultieren.