Wieder Herr im eigenen Haus: Wie Sie den Lauschangriff beenden und „OK Google“ abschalten

In einer zunehmend vernetzten Welt, in der smarte Geräte unser Leben erleichtern sollen, wächst gleichzeitig die Sorge um unsere Privatsphäre. Sprachassistenten wie Google Assistant, aktiviert durch das Kommando „OK Google”, sind allgegenwärtig – in Smartphones, Smart Speakern, Smart TVs und sogar in unseren Autos. Doch was passiert wirklich, wenn wir „OK Google” sagen? Und wie können wir uns davor schützen, ungewollt abgehört zu werden?

Die Technologie hinter „OK Google”

Die Funktionsweise von „OK Google” ist komplex. Im Wesentlichen handelt es sich um ein System, das ständig auf das Aktivierungswort lauscht. Sobald es dieses erkennt, beginnt es, die nachfolgende Sprache aufzuzeichnen und an die Google Server zur Verarbeitung zu senden. Dort wird die Sprache in Text umgewandelt und analysiert, um die Anfrage zu verstehen und entsprechend zu handeln.

Dieses System ist darauf ausgelegt, möglichst präzise zu sein und auch in lauten Umgebungen zuverlässig zu funktionieren. Dies erfordert jedoch, dass das Mikrofon ständig aktiv ist und Daten verarbeitet, was zu Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes führt.

Die Bedenken: Datenschutz und Datensicherheit

Die Hauptbedenken im Zusammenhang mit Sprachassistenten und dem ständigen Mithören lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Datenschutz und Datensicherheit.

Datenschutz

Beim Datenschutz geht es darum, wer Zugriff auf unsere Daten hat und wie diese verwendet werden. Google speichert die Sprachaufnahmen, die nach dem Aktivierungswort gemacht wurden, und verwendet diese Daten zur Verbesserung seiner Dienste. Kritiker argumentieren jedoch, dass diese Daten auch zur Erstellung von Nutzerprofilen und für personalisierte Werbung verwendet werden können. Die Frage ist, inwieweit wir die Kontrolle über diese Daten haben und ob wir uns wirklich sicher sein können, dass sie nicht missbraucht werden.

Datensicherheit

Die Datensicherheit betrifft die Frage, wie gut die Daten vor unbefugtem Zugriff geschützt sind. Hacker könnten potenziell in die Systeme eindringen und auf die gespeicherten Sprachaufnahmen zugreifen. Auch wenn Google betont, dass die Daten verschlüsselt und sicher gespeichert werden, besteht immer ein Restrisiko.

Wie Sie den Lauschangriff beenden: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Glücklicherweise gibt es verschiedene Möglichkeiten, um den Einfluss von „OK Google” auf Ihre Privatsphäre zu reduzieren und die Kontrolle über Ihre Daten zurückzugewinnen.

1. „OK Google” deaktivieren

Der einfachste Weg, das Mithören zu beenden, ist die Deaktivierung von „OK Google”. Die genaue Vorgehensweise hängt vom Gerät ab, auf dem der Google Assistant aktiviert ist:

• Auf Android-Smartphones und -Tablets:
  1. Öffnen Sie die Google App.
  2. Tippen Sie unten rechts auf „Mehr” und dann auf „Einstellungen”.
  3. Wählen Sie „Google Assistant”.
  4. Gehen Sie zum Reiter „Hey Google & Voice Match”.
  5. Deaktivieren Sie „Hey Google”.
• Auf Google Home und Nest Speakern:
  1. Öffnen Sie die Google Home App.
  2. Tippen Sie auf das Gerät, das Sie deaktivieren möchten.
  3. Gehen Sie zu den Einstellungen (Zahnradsymbol).
  4. Suchen Sie nach „Hey Google” oder „Voice Match” und deaktivieren Sie die Funktion.
• Auf Smart TVs mit Google Assistant:
  1. Öffnen Sie die Einstellungen Ihres Fernsehers.
  2. Suchen Sie nach den Einstellungen für den Google Assistant.
  3. Deaktivieren Sie „Hey Google” oder die Option, die das Mithören aktiviert. (Die genaue Bezeichnung kann je nach Hersteller variieren.)

Nachdem Sie „OK Google” deaktiviert haben, reagiert das Gerät nicht mehr auf das Aktivierungswort. Sie können den Google Assistant weiterhin nutzen, indem Sie ihn manuell aktivieren, beispielsweise durch Tippen auf ein Symbol oder Drücken einer Taste.

2. Sprachaufnahmen löschen

Google speichert standardmäßig Ihre Sprachaufnahmen. Sie können diese jedoch jederzeit löschen. So geht’s:

• Gehen Sie zu Ihrem Google-Konto unter myaccount.google.com.
• Wählen Sie „Daten & Datenschutz”.
• Suchen Sie unter „Aktivitätseinstellungen” nach „Web- & App-Aktivitäten”.
• Klicken Sie auf „Web- & App-Aktivitäten”.
• Klicken Sie auf „Aktivitäten verwalten”.
• Filtern Sie nach „Audio” oder „Sprache”.
• Löschen Sie die gewünschten Aufnahmen einzeln oder wählen Sie einen Zeitraum aus, um mehrere Aufnahmen gleichzeitig zu löschen.
• Sie können auch die Option aktivieren, dass Google Ihre Sprachaufnahmen automatisch löscht.

3. Web- & App-Aktivitäten deaktivieren oder einschränken

Die Web- & App-Aktivitäten umfassen nicht nur Sprachaufnahmen, sondern auch andere Daten, die Google über Ihre Nutzung seiner Dienste sammelt. Sie können diese Funktion deaktivieren oder einschränken, um Ihre Privatsphäre weiter zu schützen:

• Gehen Sie zu Ihrem Google-Konto unter myaccount.google.com.
• Wählen Sie „Daten & Datenschutz”.
• Suchen Sie unter „Aktivitätseinstellungen” nach „Web- & App-Aktivitäten”.
• Deaktivieren Sie „Web- & App-Aktivitäten” oder passen Sie die Einstellungen an, um nur bestimmte Arten von Daten zu speichern.

4. Mikrofonzugriff kontrollieren

Überprüfen Sie regelmäßig, welche Apps Zugriff auf Ihr Mikrofon haben und widerrufen Sie den Zugriff für Apps, die ihn nicht unbedingt benötigen:

• Auf Android: Gehen Sie zu „Einstellungen” > „Apps” > „Berechtigungen” > „Mikrofon”.
• Auf iOS: Gehen Sie zu „Einstellungen” > „Datenschutz” > „Mikrofon”.

5. Physische Maßnahmen

Für besonders sensible Gespräche können Sie physische Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass Sie nicht abgehört werden:

• Schalten Sie das Mikrofon an Ihren Geräten manuell aus, wenn möglich (z.B. über einen Schalter am Gerät).
• Decken Sie die Kamera und das Mikrofon an Ihren Geräten ab, wenn Sie sie nicht verwenden.
• Verwenden Sie einen Privacy-Schutz für Ihr Mikrofon, der das Mithören verhindert.

Alternativen zu Google Assistant

Wenn Sie auf die Bequemlichkeit eines Sprachassistenten nicht verzichten möchten, aber Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes haben, können Sie alternative Sprachassistenten in Betracht ziehen, die möglicherweise mehr Wert auf Privatsphäre legen:

• Apple Siri: Obwohl auch Siri Daten sammelt, legt Apple Wert auf eine transparente Datenverarbeitung und bietet mehr Kontrolle über die eigenen Daten.
• Amazon Alexa: Ähnlich wie Google Assistant, aber mit eigenen Datenschutzeinstellungen und -funktionen.
• Open-Source-Alternativen: Es gibt verschiedene Open-Source-Sprachassistenten, die von der Community entwickelt werden und oft mehr Wert auf Privatsphäre legen. Diese erfordern jedoch in der Regel mehr technisches Know-how für die Installation und Konfiguration.

Fazit: Eigenverantwortung und bewusster Umgang mit Technologie

Der Schutz der Privatsphäre in einer vernetzten Welt erfordert Eigenverantwortung und einen bewussten Umgang mit Technologie. Indem Sie „OK Google” deaktivieren, Ihre Sprachaufnahmen löschen, Ihre Datenschutzeinstellungen anpassen und alternative Sprachassistenten in Betracht ziehen, können Sie die Kontrolle über Ihre Daten zurückgewinnen und sich vor ungewolltem Mithören schützen. Denken Sie daran: Datenschutz ist kein Privileg, sondern ein Recht. Nutzen Sie die verfügbaren Werkzeuge und Informationen, um dieses Recht zu schützen.