Sommerzeit ist Grillzeit! Doch bevor die ersten Würstchen und Steaks auf dem Rost brutzeln, steht die Frage nach dem richtigen Anzünden. Während chemische Grillanzünder eine schnelle und bequeme Lösung versprechen, rückt die traditionelle Methode des Grillens ohne chemische Zusätze immer mehr in den Fokus. Aber ist diese „Zurück zum Ursprung“-Bewegung wirklich die bessere Wahl? Dieser Artikel beleuchtet die Vor- und Nachteile beider Methoden, um Ihnen die Entscheidung für das perfekte Grillerlebnis zu erleichtern.
Die dunkle Seite der chemischen Grillanzünder
Chemische Grillanzünder, meist in Form von Flüssigkeiten, Pasten oder festen Würfeln erhältlich, basieren in der Regel auf Erdölprodukten wie Paraffin oder Petroleum. Ihre Hauptattraktivität liegt in der einfachen Handhabung und der schnellen Entzündung. Doch dieser Komfort hat seinen Preis.
Einer der größten Kritikpunkte ist die potenzielle Freisetzung von gesundheitsschädlichen Stoffen. Beim Verbrennen entstehen Rauchgase, die polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) enthalten können. Diese PAKs sind als krebserregend eingestuft und können sich auf das Grillgut übertragen, insbesondere wenn der Anzünder nicht vollständig verbrannt ist, bevor das Essen auf den Grill kommt. Auch der Geruch, der während des Anzündens entsteht, ist oft unangenehm und kann den Geschmack des Grillguts negativ beeinflussen.
Zusätzlich belasten chemische Grillanzünder die Umwelt. Die Herstellung aus fossilen Brennstoffen trägt zur CO2-Emission bei, und die Entsorgung der leeren Verpackungen kann problematisch sein. Es gibt zwar auch Anzünder auf Basis nachwachsender Rohstoffe, diese sind aber oft teurer und nicht immer so effektiv wie ihre chemischen Pendants.
Grillen ohne Chemie: Eine Renaissance der Tradition
Die Alternative zu chemischen Grillanzündern ist das Grillen mit natürlichen Materialien wie Holz, Holzkohle oder Briketts, entzündet mit Hilfe von Anzündhilfen aus Holzwolle, Anzündkamin oder elektrischen Anzündern. Diese Methode erfordert zwar etwas mehr Zeit und Geduld, bietet aber zahlreiche Vorteile, die weit über den bloßen Verzicht auf schädliche Chemikalien hinausgehen.
Der Geschmack entscheidet
Einer der Hauptgründe für die Rückkehr zur traditionellen Methode ist der Geschmack. Das Grillen über Holzkohle, insbesondere über hochwertiger Holzkohle aus Hartholz, verleiht dem Grillgut ein unverwechselbares Raucharoma, das mit chemischen Anzündern nicht erreicht werden kann. Dieses Aroma entsteht durch die Verbrennung der Holzkohle und die Freisetzung von aromatischen Verbindungen, die sich auf das Fleisch, Gemüse oder den Fisch übertragen.
Gesundheitliche Vorteile und Umweltbewusstsein
Der Verzicht auf chemische Anzünder minimiert das Risiko, dass schädliche PAKs auf das Grillgut gelangen. Stattdessen kann man sich auf den reinen Geschmack der Zutaten und das natürliche Raucharoma konzentrieren. Auch das Gewissen wird beruhigt, da man die Umwelt weniger belastet. Holzkohle aus nachhaltiger Forstwirtschaft ist eine umweltfreundlichere Alternative zu Holzkohle aus Raubbau. Anzündhilfen aus Holzwolle und Wachs sind biologisch abbaubar und verbrennen ohne schädliche Rückstände.
Die Kunst des Anzündens: Tipps und Tricks
Das Anzünden ohne chemische Hilfsmittel mag zunächst etwas komplizierter erscheinen, ist aber mit den richtigen Techniken und Werkzeugen leicht zu meistern. Hier einige bewährte Methoden:
- Der Anzündkamin: Ein Anzündkamin ist ein Metallzylinder mit Löchern, der mit Holzkohle oder Briketts gefüllt wird. Unter dem Kamin werden Anzündwürfel oder Holzwolle platziert und entzündet. Die entstehende Hitze zieht durch den Kamin und entzündet die Holzkohle gleichmäßig. Nach etwa 20-30 Minuten ist die Holzkohle durchgeglüht und kann in den Grill gekippt werden. Der Anzündkamin ist eine saubere, sichere und effiziente Methode, um Holzkohle zum Glühen zu bringen.
- Die Pyramiden-Methode: Die Holzkohle wird in Form einer Pyramide aufgeschichtet, wobei in der Mitte ein Hohlraum für die Anzündhilfe gelassen wird. Die Anzündhilfe, z.B. Holzwolle oder ein natürlicher Anzündwürfel, wird entzündet und die Pyramide vorsichtig zusammenfallen gelassen, sobald das Feuer gut brennt. Diese Methode ist etwas weniger effizient als der Anzündkamin, aber dennoch eine gute Option.
- Der elektrische Anzünder: Ein elektrischer Anzünder ist eine Heizspirale, die in die Holzkohle gesteckt wird. Die Hitze der Spirale entzündet die Holzkohle direkt. Diese Methode ist sauber und schnell, benötigt aber einen Stromanschluss.
Die Wahl der richtigen Holzkohle: Qualität zahlt sich aus
Nicht jede Holzkohle ist gleich. Für ein optimales Grillerlebnis ist es wichtig, auf die Qualität zu achten. Hochwertige Holzkohle aus Hartholz, wie z.B. Buche oder Eiche, brennt länger, entwickelt eine höhere Hitze und erzeugt weniger Rauch als minderwertige Holzkohle. Achten Sie beim Kauf auf das FSC-Siegel, das eine nachhaltige Forstwirtschaft garantiert.
Briketts sind eine Alternative zu Holzkohle. Sie bestehen aus gepressten Holzkohlenstaub und brennen sehr lange und gleichmäßig, entwickeln aber oft weniger Aroma. Für lange Grillabende, bei denen eine konstante Temperatur benötigt wird, sind Briketts eine gute Wahl.
Grillen ohne Chemie: Ist es wirklich die bessere Wahl?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Grillen ohne chemische Anzünder viele Vorteile bietet: Es ist gesünder, umweltfreundlicher und ermöglicht ein intensiveres Geschmackserlebnis. Zwar erfordert diese Methode etwas mehr Zeit und Aufwand, aber die Mühe lohnt sich.
Für Grillanfänger mag der Umgang mit dem Anzündkamin oder der Pyramiden-Methode zunächst ungewohnt sein, aber mit etwas Übung wird man schnell zum Experten. Und wer einmal den Unterschied im Geschmack zwischen chemisch angezündetem Grillgut und Holzkohle-gegrilltem Essen erlebt hat, wird kaum mehr zu den chemischen Anzündern zurückkehren.
Letztendlich ist die Entscheidung für oder gegen chemische Anzünder eine Frage der persönlichen Präferenz. Wer Wert auf Gesundheit, Umwelt und Geschmack legt, sollte jedoch unbedingt die traditionelle Methode des Grillens ohne Chemie ausprobieren. Sie werden überrascht sein, wie einfach und lohnend es sein kann, „Zurück zum Ursprung” zu gehen!