Die Frage, ob man bedenkenlos verschiedene Teesorten in derselben Teekanne aufbrühen darf, ohne sie zwischendurch zu reinigen, spaltet die Teetrinker-Gemeinde. Einige schwören auf die dadurch entstehenden komplexen Aromen, während andere von einem kulinarischen Frevel sprechen. Tauchen wir ein in diese spannende Thematik und beleuchten die Vor- und Nachteile.
Die Verfechter des „Tea-Blending”-Ansatzes
Für manche ist es eine Selbstverständlichkeit: Die Teekanne wird zum lebendigen Aromenspeicher. Nach dem Motto „Was dem Tee gut tut, kann der Kanne nicht schaden” wird fröhlich ein Aufguss nach dem anderen zubereitet, ohne die Kanne dazwischen zu reinigen. Anhänger dieser Methode argumentieren, dass sich mit der Zeit eine Patina bildet, die den Geschmack der nachfolgenden Tees bereichert und verfeinert. Diese Patina, auch bekannt als „Tee-Ablagerung„, soll subtile Noten der vorherigen Aufgüsse konservieren und in den neuen Tee einbringen. So kann beispielsweise ein Hauch von Earl Grey in einem anschließenden Grünen Tee für eine interessante Geschmacksüberraschung sorgen.
Manche Teetrinker sehen darin sogar eine Möglichkeit, ihren persönlichen Tee-Blend zu kreieren. Durch die wiederholte Verwendung derselben Kanne entwickeln sich einzigartige Geschmacksprofile, die so in keinem Laden erhältlich sind. Es ist ein bisschen wie bei einem Sauerteigbrot, das durch die im Teig vorhandenen Hefen und Bakterien seinen besonderen Charakter erhält.
Die Kritiker: Hygiene, Reinheit und unerwünschte Aromen
Auf der anderen Seite stehen die Verfechter der reinen Lehre. Sie argumentieren, dass das Vermischen von Teesorten in einer nicht gereinigten Teekanne zu einem unkontrollierten und unerwünschten Aromen-Chaos führen kann. Bestimmte Teesorten, wie beispielsweise stark geräucherte Tees oder solche mit intensiven Gewürzen, können einen starken Eigengeschmack hinterlassen, der andere, subtilere Teesorten überdeckt.
Ein weiteres Argument ist die Hygiene. In den Ablagerungen in der Teekanne können sich Bakterien und Schimmelpilze ansiedeln, die zwar in den meisten Fällen unschädlich sind, aber dennoch den Geschmack des Tees beeinträchtigen und in seltenen Fällen gesundheitliche Probleme verursachen können. Insbesondere bei Teesorten, die ätherische Öle enthalten, können sich diese Öle in der Kanne ablagern und ranzig werden.
Zudem argumentieren Kritiker, dass die feinen Nuancen hochwertiger Teesorten durch die Vermischung mit anderen Aromen verloren gehen. Ein edler Darjeeling, der für seine blumigen Noten bekannt ist, würde durch die Rückstände eines kräftigen Assam an Finesse verlieren.
Die Materialfrage: Welche Teekanne eignet sich für „Tea-Blending”?
Die Art der Teekanne spielt eine entscheidende Rolle bei der Frage, ob das „Tea-Blending” gelingt oder zum Fiasko wird. Tonkannen, insbesondere solche aus Yixing-Ton, sind traditionell dafür bekannt, dass sie Aromen aufnehmen und speichern. Diese Kannen werden oft für bestimmte Teesorten reserviert, beispielsweise für Pu-Erh oder Oolong. Die Idee dahinter ist, dass die Kanne mit der Zeit den Geschmack des Tees „lernt” und ihn dadurch noch intensiver und komplexer macht.
Glas-, Porzellan- und Edelstahlkannen sind hingegen weniger anfällig für die Aufnahme von Aromen. Sie lassen sich leichter reinigen und sind daher besser geeignet für Teetrinker, die Wert auf einen unverfälschten Geschmack legen oder verschiedene Teesorten nacheinander aufbrühen möchten.
Die richtige Reinigung: So bleibt deine Teekanne sauber und geschmacksneutral
Unabhängig davon, ob du dich für oder gegen das „Tea-Blending” entscheidest, ist eine regelmäßige und gründliche Reinigung der Teekanne wichtig. Hier einige Tipps:
- Direkt nach dem Aufguss: Entleere die Teekanne sofort und spüle sie mit heißem Wasser aus. Vermeide Spülmittel, da diese Rückstände hinterlassen können, die den Geschmack des Tees beeinträchtigen.
- Regelmäßige Reinigung: Einmal pro Woche solltest du die Teekanne gründlicher reinigen. Verwende dazu eine weiche Bürste oder einen Schwamm und heißes Wasser. Bei hartnäckigen Ablagerungen kannst du etwas Natron oder Essigessenz hinzufügen.
- Spezielle Reinigungsmittel: Im Fachhandel sind spezielle Reinigungsmittel für Teekannen erhältlich. Achte darauf, dass diese für das Material deiner Kanne geeignet sind.
- Trocknung: Lasse die Teekanne nach der Reinigung vollständig trocknen, bevor du sie wieder verwendest oder verstaust.
Fazit: Deine Teekanne, deine Entscheidung!
Ob das Aufbrühen verschiedener Teesorten in derselben Teekanne ein Aromen-Chaos oder ein Geniestreich ist, hängt letztendlich von deinen persönlichen Vorlieben ab. Es gibt keine allgemeingültige Antwort. Wenn du experimentierfreudig bist und Spaß daran hast, neue Geschmacksrichtungen zu entdecken, dann probiere es einfach aus! Achte jedoch auf eine regelmäßige und gründliche Reinigung der Teekanne, um unerwünschte Aromen und hygienische Probleme zu vermeiden.
Wenn du hingegen Wert auf den unverfälschten Geschmack einzelner Teesorten legst, dann ist es ratsam, die Teekanne nach jedem Aufguss zu reinigen oder verschiedene Kannen für unterschiedliche Teesorten zu verwenden. Letztendlich ist es dein Tee, deine Kanne und deine Entscheidung. Genieße deinen Tee, ganz egal wie du ihn zubereitest!