Die Familie soll ein sicherer Hafen sein, ein Ort der Geborgenheit und des Verständnisses. Doch leider ist das nicht immer die Realität. Gerade in der Familie fallen oft ungefilterte Kommentare über das Aussehen, die schnell zu Bodyshaming führen können. Besonders verletzend ist die Frage: „Hast du zugenommen?”, die viele von uns schon am Familientisch gehört haben. Dieser Artikel zeigt dir, wie du dich clever gegen diese Art von verbalen Angriffen wehren und deine Grenzen respektvoll, aber bestimmt setzen kannst.
Was ist Bodyshaming überhaupt?
Bodyshaming bedeutet, jemanden aufgrund seines Körpers zu kritisieren oder zu demütigen. Das kann sich auf das Gewicht, die Größe, die Form, Narben, Hautfarbe oder andere körperliche Merkmale beziehen. Es kann offen und direkt geschehen, wie in Form von abwertenden Kommentaren, aber auch subtil und indirekt durch Blicke, Gesten oder „gut gemeinte” Ratschläge. Bodyshaming kann schwere psychische Folgen haben, wie geringes Selbstwertgefühl, Depressionen, Essstörungen und soziale Angst.
Warum passiert Bodyshaming gerade in der Familie?
Obwohl es paradox erscheint, dass Bodyshaming oft von den Menschen kommt, die uns am nächsten stehen, gibt es dafür verschiedene Gründe:
- Generationenübergreifende Muster: In manchen Familien werden Schönheitsideale und Körperbilder von Generation zu Generation weitergegeben. Kommentare über das Gewicht galten früher vielleicht als harmlos oder sogar als Ausdruck von Besorgnis.
- Ungefilterte Ehrlichkeit: Familienmitglieder fühlen sich oft berechtigt, „ehrlich” zu sein, ohne Rücksicht auf die Gefühle des anderen. Diese Ehrlichkeit kann jedoch schnell in Verletzungen umschlagen.
- Kontrollbedürfnis: Manchmal steckt hinter Bodyshaming der Versuch, Kontrolle auszuüben. Eltern oder Großeltern könnten versuchen, das Verhalten oder die Entscheidungen ihrer Kinder oder Enkelkinder zu beeinflussen.
- Eigene Unsicherheiten: Oft projizieren Menschen ihre eigenen Unsicherheiten und Komplexe auf andere. Wer selbst unzufrieden mit seinem Körper ist, neigt eher dazu, andere zu kritisieren.
Wie du auf Bodyshaming-Kommentare reagieren kannst: 5 Strategien
Es gibt viele Wege, mit Bodyshaming-Kommentaren umzugehen. Welche Strategie für dich am besten funktioniert, hängt von der Situation, deiner Persönlichkeit und der Beziehung zu der Person ab, die den Kommentar gemacht hat.
1. Die direkte Konfrontation
Wenn du dich stark und selbstbewusst fühlst, kannst du den Kommentar direkt ansprechen. Das bedeutet nicht, dass du dich streiten musst, sondern dass du klar und deutlich deine Grenzen setzt.
Beispiel:
* „Ich weiß, du meinst es vielleicht nicht böse, aber Kommentare über mein Gewicht sind nicht hilfreich und verletzen mich. Bitte unterlasse das in Zukunft.”
* „Ich bin zufrieden mit meinem Körper, und ich möchte nicht, dass du ihn kommentierst.”
* „Ich finde es nicht in Ordnung, wie du über meinen Körper sprichst. Könnten wir das Thema wechseln?”
Wichtig ist, dass du ruhig und sachlich bleibst. Vermeide es, dich in eine hitzige Diskussion hineinziehen zu lassen.
2. Die humorvolle Entgegnung
Humor kann eine gute Möglichkeit sein, die Situation zu entschärfen und gleichzeitig deine Botschaft zu vermitteln. Wichtig ist, dass der Humor nicht sarkastisch oder abwertend ist, sondern eher spielerisch und selbstironisch.
Beispiel:
* „Ja, ich habe etwas zugelegt. Das liegt aber nur daran, dass ich jetzt mehr Platz für all die Liebe und das gute Essen habe!”
* „Ich bin nicht dick, ich bin nur schwer zu entlieben.”
* „Ach, mein Gewicht? Das ist mein Schutzschild gegen schlechte Laune.”
3. Die Ablenkung
Manchmal ist es am besten, das Thema einfach zu wechseln und den Kommentar zu ignorieren. Das kann besonders dann sinnvoll sein, wenn du weißt, dass die Person uneinsichtig ist oder wenn du keine Lust auf eine Auseinandersetzung hast.
Beispiel:
* (Nach dem Kommentar über dein Gewicht) „Apropos, hast du schon den neuen Film gesehen? Der soll ja wirklich gut sein.”
* (Lächeln und das Thema wechseln) „Erzähl mal, wie war eigentlich dein Urlaub?”
Indem du das Thema wechselst, signalisierst du, dass du dich nicht auf die Diskussion einlassen möchtest.
4. Das Gespräch unter vier Augen suchen
Wenn du merkst, dass die Kommentare über dein Aussehen immer wieder vorkommen und dich stark belasten, kann es hilfreich sein, das Gespräch mit der Person unter vier Augen zu suchen. Wähle einen Zeitpunkt und einen Ort, an dem ihr ungestört seid und du dich wohlfühlst.
Beispiel:
* „Mama/Papa/Oma/Opa, ich möchte gerne mit dir über etwas sprechen, das mich beschäftigt. In letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass du oft Kommentare über mein Gewicht machst. Das verletzt mich sehr, und ich möchte dich bitten, das in Zukunft zu unterlassen. Mir ist wichtig, dass wir ein gutes Verhältnis haben, und ich glaube, dass diese Kommentare dem im Weg stehen.”
In diesem Gespräch kannst du deine Gefühle offen und ehrlich mitteilen und erklären, warum dich die Kommentare so belasten.
5. Die professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
Wenn Bodyshaming in der Familie zu einer schweren Belastung für dich wird und du dich hilflos fühlst, kann es sinnvoll sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Therapeut oder Coach kann dir helfen, deine Selbstachtung zu stärken, gesunde Grenzen zu setzen und Strategien zu entwickeln, um mit den Kommentaren umzugehen.
Zusätzliche Tipps für den Umgang mit Bodyshaming in der Familie
- Stärke dein Selbstwertgefühl: Je stärker dein Selbstwertgefühl ist, desto weniger können dich die Kommentare anderer verletzen. Konzentriere dich auf deine Stärken und positiven Eigenschaften.
- Umgib dich mit positiven Menschen: Suche den Kontakt zu Menschen, die dich wertschätzen und unterstützen, unabhängig von deinem Aussehen.
- Achte auf deine eigene Sprache: Sei achtsam, wie du selbst über deinen Körper und den Körper anderer sprichst. Vermeide es, dich selbst oder andere zu kritisieren.
- Erinnere dich daran, dass du wertvoll bist: Dein Wert als Mensch hängt nicht von deinem Aussehen ab. Du bist wertvoll, liebenswert und einzigartig, so wie du bist.
Bodyshaming in der Familie ist ein schwieriges Thema, aber du bist nicht machtlos. Mit den richtigen Strategien und einer starken Selbstachtung kannst du dich gegen diese Art von verbalen Angriffen wehren und deine Grenzen respektvoll, aber bestimmt setzen. Denke daran: Dein Körper ist dein Zuhause, und du hast das Recht, dich darin wohlzufühlen!