Die Bundeswehr ist für viele junge Menschen ein attraktiver Arbeitgeber. Sie bietet vielfältige Karrieremöglichkeiten, eine sichere Anstellung und die Chance, dem Land zu dienen. Doch was passiert, wenn man eine Vorstrafe hat? Insbesondere, wenn es sich um einen Eintrag wegen Marihuana-Besitz handelt? Macht das den Traum von der Uniform zunichte? In diesem Artikel beleuchten wir umfassend, welche Auswirkungen eine Vorstrafe auf die Karrierechancen bei der Bundeswehr hat und wie die Chancen bei einem Eintrag wegen Marihuana-Besitz konkret aussehen.
Die Bundeswehr und das Strafregister: Eine strenge Prüfung
Die Bundeswehr legt großen Wert auf die Integrität ihrer Soldatinnen und Soldaten. Das bedeutet, dass vor einer Einstellung eine gründliche Überprüfung der Bewerber stattfindet. Ein wichtiger Bestandteil dieser Überprüfung ist die Einsicht in das Führungszeugnis (umgangssprachlich auch Strafregister genannt). Hier werden alle rechtskräftigen Verurteilungen eingetragen, die eine gewisse Schwere überschreiten. Nicht jede Straftat führt automatisch zu einem Eintrag im Führungszeugnis. Bagatelldelikte, wie kleinere Ordnungswidrigkeiten, bleiben in der Regel unberücksichtigt.
Die Bundeswehr unterscheidet bei der Beurteilung zwischen verschiedenen Arten von Straftaten. Delikte, die die innere und äußere Sicherheit des Staates gefährden, oder solche, die gegen die Prinzipien der freiheitlich-demokratischen Grundordnung verstoßen, führen in der Regel zu einer Ablehnung. Auch Straftaten, die mit Gewalt, Drogenhandel oder anderen schweren Verbrechen in Verbindung stehen, sind ein Ausschlusskriterium.
Marihuana-Besitz: Ein Sonderfall?
Der Besitz von Marihuana ist in Deutschland grundsätzlich illegal, auch wenn die Debatte um eine mögliche Legalisierung seit Jahren geführt wird. Ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) kann somit zu einer Verurteilung und einem Eintrag im Führungszeugnis führen. Ob und wie sich dieser Eintrag auf eine Bewerbung bei der Bundeswehr auswirkt, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Die Art der Verurteilung: Wurde die Person zu einer Geldstrafe, einer Bewährungsstrafe oder einer Freiheitsstrafe verurteilt?
- Die Höhe der Strafe: Je höher die Strafe, desto schwerwiegender wird die Verurteilung bewertet.
- Das Alter zum Zeitpunkt der Tat: Handelte es sich um eine Jugendstraftat? Jugendliche werden oft milder beurteilt.
- Die Umstände der Tat: Wurde die Tat einmalig begangen oder handelt es sich um wiederholten Marihuana-Besitz?
- Der Zeitpunkt der Tat: Liegt die Tat schon länger zurück? Je länger die Tat zurückliegt, desto geringer ist in der Regel die Auswirkung.
- Die Rolle des Bewerbers: Für welche Laufbahn bewirbt sich der Kandidat? Die Anforderungen an Offiziere sind in der Regel höher als an Mannschaften.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Bundeswehr jeden Fall individuell prüft. Es gibt keine pauschale Aussage, die besagt, dass ein Eintrag wegen Marihuana-Besitz automatisch zur Ablehnung führt. Die Entscheidung hängt von einer Gesamtabwägung aller relevanten Faktoren ab.
Ausschlussgründe und Wann es Trotzdem Klappen Kann
Generell gelten folgende Punkte als kritisch:
- Wiederholter Marihuana-Besitz: Wer wiederholt wegen Marihuana-Besitz verurteilt wurde, zeigt ein problematisches Verhalten, das die Bundeswehr kritisch sieht.
- Handel mit Marihuana: Der Handel mit Betäubungsmitteln ist ein schwerwiegendes Verbrechen und führt in der Regel zu einer Ablehnung.
- Konsum harter Drogen: Der Konsum harter Drogen ist ein absolutes Ausschlusskriterium.
- Fahrten unter Drogeneinfluss: Wer unter Drogeneinfluss ein Fahrzeug geführt hat, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Dies wird von der Bundeswehr nicht toleriert.
- Falschangaben: Wer bei der Bewerbung falsche Angaben macht oder Vorstrafen verschweigt, riskiert eine sofortige Ablehnung. Ehrlichkeit ist oberstes Gebot.
Wann besteht trotz Vorstrafe eine Chance?
- Einmaliger Marihuana-Besitz in der Jugend: Wenn die Tat in der Jugend begangen wurde, schon einige Jahre zurückliegt und der Bewerber seitdem ein einwandfreies Verhalten gezeigt hat, bestehen durchaus Chancen.
- Geringe Menge und Eigenbedarf: Wenn es sich um eine geringe Menge Marihuana zum Eigenbedarf handelte, kann die Bundeswehr dies milder bewerten.
- Offene und ehrliche Kommunikation: Es ist wichtig, bei der Bewerbung offen und ehrlich mit der Vorstrafe umzugehen. Die Umstände der Tat sollten detailliert erläutert werden. Reue und eine glaubwürdige Distanzierung von der Tat sind von Vorteil.
- Positive Entwicklung: Der Bewerber sollte nachweisen können, dass er sich positiv entwickelt hat und ein verantwortungsbewusstes Leben führt. Zum Beispiel durch ehrenamtliches Engagement, gute schulische oder berufliche Leistungen.
- Überzeugende Persönlichkeit: Ein überzeugendes Auftreten, eine hohe Motivation und die Fähigkeit, sich in die Werte der Bundeswehr zu integrieren, können die Chancen erhöhen.
Was du tun kannst: Vorbereitung und Transparenz
Wenn du dich trotz einer Vorstrafe wegen Marihuana-Besitz bei der Bundeswehr bewerben möchtest, solltest du dich gut vorbereiten:
- Informiere dich gründlich: Informiere dich über die Anforderungen der Bundeswehr und die spezifischen Voraussetzungen für deine gewünschte Laufbahn.
- Hole dir dein Führungszeugnis ein: Du hast das Recht, dein eigenes Führungszeugnis einzusehen. So weißt du genau, was dort eingetragen ist.
- Bereite dich auf Fragen vor: Sei darauf vorbereitet, im Bewerbungsgespräch offen und ehrlich über deine Vorstrafe zu sprechen. Erkläre die Umstände der Tat und zeige Reue.
- Betone deine positiven Eigenschaften: Konzentriere dich auf deine Stärken, deine Motivation und deine Fähigkeiten. Zeige, dass du ein wertvoller Kandidat bist.
- Suche professionelle Beratung: Es kann hilfreich sein, sich von einem Karriereberater oder einem Anwalt beraten zu lassen. Diese können dir bei der Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch helfen und deine Chancen einschätzen.
Fazit: Eine Chance, aber kein Selbstläufer
Eine Vorstrafe wegen Marihuana-Besitz muss nicht zwangsläufig das Ende deiner Karrierepläne bei der Bundeswehr bedeuten. Es ist jedoch wichtig, sich der Herausforderungen bewusst zu sein und sich optimal vorzubereiten. Ehrlichkeit, Transparenz und eine positive Entwicklung sind entscheidend. Die Bundeswehr prüft jeden Fall individuell und berücksichtigt alle relevanten Faktoren. Wenn du überzeugst und zeigst, dass du ein verantwortungsbewusster und loyaler Soldat sein kannst, hast du durchaus eine Chance, trotz deiner Vergangenheit in Uniform zu dienen. Die Entscheidung liegt letztendlich bei der Bundeswehr, aber mit der richtigen Vorbereitung kannst du deine Chancen deutlich verbessern.