Herzlichen Glückwunsch! Du hast einen Ausbildungsplatz in der Schweiz ergattert. Das ist grossartig! Aber jetzt kommt die Realität: Die Schweiz ist bekannt für ihre hohen Lebenshaltungskosten. Die Frage, die sich viele angehende Lernende stellen, ist daher: Kann man mit dem Lehrlingslohn in der Schweiz wirklich überleben? Dieser Guide soll dir helfen, diese Frage zu beantworten und dir praktische Tipps für ein finanziell entspanntes Leben als Azubi zu geben.
Die Realität des Lehrlingslohns in der Schweiz
Zunächst einmal: Der Lehrlingslohn in der Schweiz variiert stark. Er hängt vom Beruf, dem Lehrjahr und dem Kanton ab. Während beispielsweise ein angehender Koch in einem teuren Kanton wie Zürich vielleicht etwas mehr verdient, kann ein angehender Landwirt in einem ländlichen Kanton weniger erhalten. Generell gilt: Je anspruchsvoller die Ausbildung und je höher die Nachfrage nach Fachkräften in diesem Bereich, desto höher ist auch der Lohn.
Es ist wichtig zu verstehen, dass der Lehrlingslohn dazu gedacht ist, einen Teil deiner Lebenshaltungskosten zu decken. Er ist kein Gehalt, mit dem du dir ein luxuriöses Leben finanzieren kannst. Vielmehr soll er dir ermöglichen, deine Ausbildung zu absolvieren und gleichzeitig etwas Selbstständigkeit zu erlangen.
Wo fliesst das Geld hin? Die grössten Kostenfaktoren für Azubis
Bevor wir uns Sparmöglichkeiten ansehen, ist es wichtig zu wissen, wo dein Geld überhaupt hinfliesst. Die grössten Kostenfaktoren für Azubis in der Schweiz sind:
- Wohnen: Miete (inkl. Nebenkosten), Kaution
- Essen: Lebensmittel, auswärts essen
- Transport: ÖV-Ticket, Fahrradreparaturen, evtl. Auto (eher unwahrscheinlich als Azubi)
- Krankenversicherung: Obligatorische Krankenversicherung
- Kleidung: Berufsbekleidung (teilweise vom Betrieb gestellt), Freizeitkleidung
- Freizeit: Kino, Konzerte, Sport, Ausflüge
- Lernmaterialien: Bücher, Kurse, Arbeitsmittel
- Telefon/Internet: Handyvertrag, Internetanschluss
- Steuern: Ja, auch als Azubi musst du Steuern zahlen, abhängig vom Kanton und deinem Lohn
Sparen, sparen, sparen: Tipps und Tricks für ein kleines Budget
Keine Panik! Auch mit einem kleinen Lehrlingslohn lässt sich in der Schweiz leben. Hier sind einige bewährte Sparstrategien:
- Wohnen:
- WG-Zimmer: Ziehe in eine Wohngemeinschaft (WG). Das ist oft die günstigste Option.
- Eltern: Bleibe, wenn möglich, bei deinen Eltern wohnen. Das spart dir Miete und Nebenkosten.
- Günstige Lage: Suche nach einer Wohnung in einer etwas abgelegeneren Gegend oder in einem Nachbarkanton.
- Nebenkosten senken: Achte auf deinen Energieverbrauch (Heizung, Strom, Wasser).
- Essen:
- Selber kochen: Koche so oft wie möglich selbst. Auswärts essen gehen ist teuer.
- Meal Prep: Bereite Mahlzeiten im Voraus zu (Meal Prep) und nimm sie mit zur Arbeit.
- Saisonale und regionale Produkte: Kaufe saisonale und regionale Produkte. Diese sind oft günstiger.
- Aktionen nutzen: Achte auf Sonderangebote und Aktionen in Supermärkten.
- Resten verwerten: Wirf keine Lebensmittel weg. Verwerte Resten zu neuen Gerichten.
- Mittagstisch: Nutze den Mittagstisch in Restaurants oder der Kantine. Oft gibt es günstige Angebote für Lernende.
- Transport:
- ÖV statt Auto: Nutze öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad.
- Jugendabonnement: Kaufe ein Jugendabonnement für den öffentlichen Verkehr.
- Fahrrad: Investiere in ein gutes Fahrrad und halte es in Schuss.
- Mitfahrgelegenheiten: Nutze Mitfahrgelegenheiten für längere Strecken.
- Krankenversicherung:
- Franchise erhöhen: Erhöhe deine Franchise bei der Krankenversicherung. Das senkt die monatlichen Prämien. (Achtung: Im Krankheitsfall musst du dann mehr selbst bezahlen.)
- Vergleichsportale: Vergleiche die Prämien verschiedener Krankenkassen über Vergleichsportale.
- Freizeit:
- Gratis-Angebote nutzen: Suche nach kostenlosen Freizeitangeboten in deiner Umgebung (z.B. Parks, Museen mit Gratistagen).
- Günstige Alternativen: Gehe ins Kino am Dienstag (Kinotag) oder suche nach günstigen Konzertangeboten.
- Freunde treffen: Verbringe Zeit mit Freunden, ohne viel Geld auszugeben (z.B. Spaziergänge, Spieleabende).
- Lernmaterialien:
- Gebrauchte Bücher kaufen: Kaufe gebrauchte Bücher oder leihe sie in der Bibliothek aus.
- Online-Ressourcen nutzen: Nutze kostenlose Online-Ressourcen und Lernplattformen.
- Budgetplanung:
- Budget erstellen: Erstelle ein monatliches Budget und halte dich daran.
- Einnahmen und Ausgaben verfolgen: Verfolge deine Einnahmen und Ausgaben, um zu sehen, wo du sparen kannst.
- App nutzen: Es gibt viele Apps, die dir bei der Budgetplanung helfen können.
Zusätzliche Einnahmen: Nebenjobs für Azubis
Wenn dein Lehrlingslohn trotzdem nicht reicht, kannst du über einen Nebenjob nachdenken. Viele Betriebe erlauben ihren Lernenden, nebenbei zu arbeiten. Achte aber darauf, dass dein Nebenjob nicht deine Ausbildung beeinträchtigt und du genügend Zeit für Erholung hast. Beliebte Nebenjobs für Azubis sind:
- Aushilfe im Detailhandel
- Servicekraft in Restaurants oder Bars
- Nachhilfe geben
- Babysitten
Wichtig: Informiere dich über die gesetzlichen Bestimmungen bezüglich Arbeitszeiten und Lohn für Jugendliche.
Versicherungen und Steuern: Was du wissen musst
Auch als Azubi musst du dich mit dem Thema Versicherungen und Steuern auseinandersetzen. Die wichtigsten Punkte:
- Krankenversicherung: Wie bereits erwähnt, ist die Krankenversicherung obligatorisch.
- Unfallversicherung: Du bist in der Regel über deinen Betrieb unfallversichert.
- Haftpflichtversicherung: Eine Haftpflichtversicherung ist empfehlenswert, falls du Schäden verursachst.
- Steuern: Informiere dich über die Steuerpflicht in deinem Kanton. Oft gibt es Freibeträge für Lernende.
Hilfe holen: Wo du Unterstützung findest
Wenn du Schwierigkeiten hast, mit deinem Lehrlingslohn über die Runden zu kommen, scheue dich nicht, Hilfe zu suchen. Es gibt verschiedene Anlaufstellen:
- Berufsberatung: Die Berufsberatung kann dir bei finanziellen Fragen weiterhelfen.
- Sozialdienste: Die Sozialdienste deiner Gemeinde bieten finanzielle Beratung und Unterstützung an.
- Eltern/Familie: Sprich mit deinen Eltern oder deiner Familie über deine finanzielle Situation.
- Lehrbetrieb: Manche Betriebe bieten ihren Lernenden finanzielle Unterstützung an.
Fazit: Es ist machbar!
Ja, es ist möglich, mit dem Lehrlingslohn in der Schweiz zu überleben. Es erfordert jedoch eine gute Planung, Sparwillen und gegebenenfalls einen Nebenjob. Mit den richtigen Strategien und der Bereitschaft, Kompromisse einzugehen, kannst du deine Ausbildung in der Schweiz erfolgreich absolvieren und gleichzeitig finanziell unabhängig sein. Viel Erfolg!