Du hast ein tolles Video im Querformat gedreht, brauchst es aber jetzt im Hochformat für Instagram Reels, TikTok oder YouTube Shorts? Keine Panik! Mit DaVinci Resolve ist das nachträgliche Anpassen des Bildausschnitts kinderleicht. In diesem umfassenden Guide zeigen wir dir Schritt für Schritt, wie du in DaVinci Resolve den perfekten Hochformat-Bildausschnitt erstellst, ohne dabei die Bildqualität zu beeinträchtigen.
Warum überhaupt nachträglich den Bildausschnitt ändern?
Es gibt viele Gründe, warum man einen Bildausschnitt nachträglich ändern muss:
- Plattform-Anforderungen: Unterschiedliche Social-Media-Plattformen wie TikTok, Instagram und YouTube nutzen unterschiedliche Seitenverhältnisse. Ein Video im Querformat (16:9) sieht auf einem Smartphone im Hochformat (9:16) einfach nicht gut aus.
- Vergessene Aufnahmeeinstellungen: Vielleicht hast du beim Dreh vergessen, die richtige Auflösung oder das passende Seitenverhältnis einzustellen.
- Kreative Freiheit: Manchmal entdeckt man erst im Schnitt, dass ein anderer Bildausschnitt die Geschichte besser erzählt oder den Fokus auf das Wesentliche lenkt.
- Archivmaterial wiederverwenden: Du hast altes Filmmaterial, das nur im Querformat vorliegt und möchtest es für neue Projekte im Hochformat verwenden.
Vorbereitung in DaVinci Resolve: Projekt einrichten
Bevor du mit dem Zuschneiden beginnst, musst du sicherstellen, dass dein Projekt in DaVinci Resolve richtig eingerichtet ist. So geht’s:
- Neues Projekt erstellen: Öffne DaVinci Resolve und klicke auf „Neues Projekt”. Gib deinem Projekt einen Namen und wähle den gewünschten Speicherort.
- Projekt-Einstellungen anpassen: Gehe zum „File”-Menü und wähle „Project Settings”. Hier findest du die wichtigsten Einstellungen für dein Projekt.
- Timeline-Auflösung festlegen: Unter „Master Settings” findest du die Option „Timeline Resolution”. Wähle hier die passende Hochformat-Auflösung. Typische Auflösungen für 9:16 sind:
- 1080×1920: Full HD im Hochformat (ideal für Instagram Reels, TikTok, YouTube Shorts)
- 720×1280: HD im Hochformat (etwas weniger anspruchsvoll)
- Frame Rate auswählen: Stelle sicher, dass die Frame Rate (Bilder pro Sekunde) mit deinem Ausgangsmaterial übereinstimmt. Typische Werte sind 24, 25, 30 oder 60 fps.
- Speichern: Klicke auf „Save”, um die Projekt-Einstellungen zu speichern.
Die verschiedenen Methoden zum Ändern des Bildausschnitts in DaVinci Resolve
DaVinci Resolve bietet verschiedene Möglichkeiten, um den Bildausschnitt nachträglich anzupassen. Hier sind die gängigsten:
1. Die „Clip Attributes” Methode
Diese Methode ist besonders nützlich, wenn du das Seitenverhältnis des gesamten Clips ändern möchtest. Sie ist schnell und einfach, bietet aber weniger Kontrolle über den genauen Bildausschnitt.
- Clip auswählen: Ziehe den Clip, den du bearbeiten möchtest, in die Timeline.
- Clip Attributes öffnen: Klicke mit der rechten Maustaste auf den Clip in der Timeline und wähle „Clip Attributes”.
- Pixel Aspect Ratio ändern: Im Fenster „Clip Attributes” findest du den Abschnitt „Pixel Aspect Ratio”. Ändere die Einstellung von „Square” auf „Custom”.
- Auflösung anpassen: Gib die gewünschte Hochformat-Auflösung (z.B. 1080×1920) ein. Beachte: Dies verzerrt das Bild.
- „Scale” verwenden: Um die Verzerrung zu korrigieren, verwende im Inspector-Panel den „Scale”-Parameter, bis das Bild wieder korrekt dargestellt wird.
Vorteile: Schnelle Methode, geeignet für einfache Anpassungen des Seitenverhältnisses.
Nachteile: Kann zu Bildverzerrungen führen, weniger Kontrolle über den Bildausschnitt.
2. Der „Zoom” und „Position” Trick im Inspector-Panel
Diese Methode bietet mehr Kontrolle über den Bildausschnitt und ermöglicht es dir, den Fokus auf bestimmte Bereiche des Videos zu legen.
- Clip auswählen: Ziehe den Clip in die Timeline.
- Inspector-Panel öffnen: Wähle den Clip in der Timeline aus und öffne den „Inspector”-Panel (befindet sich normalerweise auf der rechten Seite des Bildschirms).
- „Zoom” verwenden: Erhöhe den „Zoom”-Wert, bis das Video den gesamten Hochformat-Bildschirm ausfüllt. Beachte, dass du hierbei Bildinformationen verlierst.
- „Position” anpassen: Verwende die „Position X” und „Position Y” Parameter, um den Bildausschnitt zu verschieben und den Fokus auf den gewünschten Bereich zu legen.
- Keyframes setzen: Für dynamische Anpassungen kannst du Keyframes setzen, um den Zoom und die Position im Laufe des Videos zu verändern.
Vorteile: Präzise Kontrolle über den Bildausschnitt, Möglichkeit dynamische Anpassungen vorzunehmen.
Nachteile: Benötigt mehr Zeit und Geduld, potenzieller Qualitätsverlust durch Zoomen.
3. Die „Transform”-Funktion in der Edit-Page
Eine weitere flexible Methode, die dir erlaubt, das Bild nicht nur zu zoomen und zu positionieren, sondern auch zu rotieren und zu verzerren.
- Clip auswählen: Ziehe den Clip in die Timeline.
- Transform-Werkzeug auswählen: Aktiviere das „Transform”-Werkzeug im Viewer (das Fenster, in dem du dein Video siehst).
- Anpassen: Nun kannst du direkt im Viewer das Bild skalieren, positionieren und rotieren.
- Inspector-Panel für Feinabstimmung: Verwende zusätzlich das Inspector-Panel, um die Transformationen präzise einzustellen.
Vorteile: Sehr intuitive Bedienung, volle Kontrolle über alle Transformationsparameter.
Nachteile: Kann etwas unübersichtlich werden, wenn viele Transformationen gleichzeitig angewendet werden.
4. Der „Dynamic Zoom” Effekt
Diese Funktion ist besonders nützlich, um automatisch in das Bild hineinzuzoomen und einen dynamischen Effekt zu erzeugen. Sie ist vor allem bei Interviews und Präsentationen beliebt.
- Clip auswählen: Ziehe den Clip in die Timeline.
- Effekte-Panel öffnen: Gehe zum „Effects Library” und suche nach dem „Dynamic Zoom” Effekt.
- Auf Clip ziehen: Ziehe den Effekt auf den Clip in der Timeline.
- Einstellungen anpassen: Im Inspector-Panel kannst du die Start- und Endpunkte des Zooms festlegen.
Vorteile: Erzeugt automatisch einen dynamischen Zoom-Effekt, spart Zeit.
Nachteile: Weniger Kontrolle über den genauen Zoom-Verlauf, kann bei falscher Anwendung unnatürlich wirken.
Tipps und Tricks für den perfekten Hochformat-Bildausschnitt
- Denke in Hochformat beim Dreh: Auch wenn du im Querformat drehst, versuche bereits beim Dreh zu berücksichtigen, wie das Bild im Hochformat aussehen könnte. Lasse genug Raum um das Hauptmotiv, damit du später beim Zuschneiden flexibel bist.
- Goldener Schnitt beachten: Auch im Hochformat gilt der Goldene Schnitt. Versuche, wichtige Elemente im Bild an den Schnittpunkten der goldenen Linien zu positionieren.
- Bewegung im Bild: Achte darauf, dass Bewegungen im Bild nicht abgeschnitten werden. Passe den Bildausschnitt so an, dass die Bewegung im sichtbaren Bereich stattfindet.
- Keyframes nutzen: Nutze Keyframes, um den Bildausschnitt dynamisch anzupassen und den Fokus auf unterschiedliche Elemente im Video zu legen.
- Qualitätsverluste vermeiden: Vermeide es, zu stark in das Bild hineinzuzoomen, da dies zu Qualitätsverlusten führen kann. Drehe, wenn möglich, in einer höheren Auflösung, um später mehr Spielraum beim Zuschneiden zu haben.
- Frame.io Integration nutzen: Mit Frame.io kannst du mit anderen an deinem Projekt zusammenarbeiten und Feedback direkt in DaVinci Resolve erhalten. Das ist besonders hilfreich, wenn du den Bildausschnitt für verschiedene Plattformen anpassen musst.
Fazit: Flexibel sein mit DaVinci Resolve
Das nachträgliche Anpassen des Bildausschnitts in DaVinci Resolve ist mit den richtigen Techniken kein Problem. Mit den verschiedenen Methoden und Tipps, die wir in diesem Artikel vorgestellt haben, kannst du jedes Video problemlos für Hochformat-Plattformen optimieren und deine kreativen Visionen verwirklichen. Experimentiere mit den verschiedenen Werkzeugen und finde den Workflow, der am besten zu dir passt. Viel Erfolg!