Der Charme alter Röhrenbildschirme ist unbestreitbar. Ob es sich um das nostalgische Flair von Videospielen, das authentische Aussehen alter Filme oder das einzigartige Rastermuster handelt – Röhrenbildschirme haben eine besondere Anziehungskraft. Doch wer versucht hat, einen Röhrenbildschirm abzufilmen, kennt das Problem: Flimmern. Dieser Artikel widmet sich der Herausforderung, Röhrenbildschirme flimmerfrei aufzunehmen und stellt die idealen Kameras und Techniken vor, um den perfekten Retro-Look einzufangen.
Warum flimmern Röhrenbildschirme beim Filmen?
Das Problem liegt in der Funktionsweise von Röhrenbildschirmen (CRTs). Anders als moderne LCD- oder OLED-Displays bauen CRTs das Bild nicht gleichzeitig auf, sondern zeilenweise von oben nach unten. Diese Zeilen werden mit hoher Frequenz abgetastet, typischerweise mit 50 Hz (PAL) oder 60 Hz (NTSC). Das menschliche Auge nimmt dies als kontinuierliches Bild wahr, aber eine Kamera, die mit einer anderen Frequenz aufzeichnet, erfasst die einzelnen Zeilenabtastungen, was zu einem sichtbaren Flimmern führt. Dies äußert sich oft als dunkle Balken, die über den Bildschirm wandern.
Die Herausforderung: Synchronisation und Bildrate
Die Schlüsselfrage ist also, wie man die Aufnahmefrequenz der Kamera mit der Bildwiederholfrequenz des Röhrenbildschirms synchronisiert oder zumindest so anpasst, dass das Flimmern minimiert wird. Es gibt verschiedene Ansätze, die wir im Folgenden genauer betrachten werden.
Kamera-Anforderungen für flimmerfreie Aufnahmen
Nicht jede Kamera eignet sich für flimmerfreie Aufnahmen von Röhrenbildschirmen. Folgende Eigenschaften sind wichtig:
- Manuelle Kontrolle: Die Möglichkeit, Blende, Verschlusszeit und Bildrate manuell einzustellen, ist unerlässlich. Automatikmodi sind in diesem Fall ungeeignet.
- Anpassbare Bildrate: Eine Kamera mit einer Bildrate von 50 oder 60 fps (oder einem Vielfachen davon) ist ideal, um sich an die Bildwiederholfrequenz des Röhrenbildschirms anzupassen.
- Hohe Verschlusszeit: Eine schnelle Verschlusszeit kann dazu beitragen, die einzelnen Zeilenabtastungen zu minimieren und das Flimmern zu reduzieren. Allerdings kann eine zu schnelle Verschlusszeit zu einem dunkleren Bild führen, daher ist ein gutes Gleichgewicht erforderlich.
- Gute Sensorqualität: Ein empfindlicher Sensor mit gutem Dynamikumfang hilft, auch bei kürzeren Verschlusszeiten ausreichend Licht einzufangen.
- Zebrastreifen/Fokus-Peaking: Diese Funktionen helfen, die Belichtung und den Fokus präzise einzustellen.
- Externe Stromversorgung: Gerade bei längeren Aufnahmen ist eine externe Stromversorgung sinnvoll, um Akku-bedingte Unterbrechungen zu vermeiden.
Empfohlene Kameratypen und Modelle
Welche Kameratypen eignen sich nun am besten? Hier sind einige Empfehlungen:
1. Spiegelreflexkameras (DSLRs) und spiegellose Kameras (Mirrorless)
DSLRs und spiegellose Kameras bieten in der Regel die größte Flexibilität und Kontrolle über die Aufnahmeeinstellungen. Sie verfügen über große Sensoren, die eine hohe Bildqualität und gute Low-Light-Performance ermöglichen. Viele Modelle bieten auch die Möglichkeit, Videos in 50 oder 60 fps aufzunehmen. Zu den empfehlenswerten Modellen gehören:
- Sony Alpha Serie (z.B. A7 III, A7S III): Bekannt für ihre hervorragende Low-Light-Performance und umfangreiche Video-Funktionen.
- Panasonic Lumix Serie (z.B. GH5, GH6): Bietet professionelle Video-Funktionen und eine große Auswahl an Objektiven.
- Canon EOS Serie (z.B. EOS R6, EOS 90D): Solide Allrounder mit guter Bildqualität und Benutzerfreundlichkeit.
Vorteile:
- Hohe Bildqualität
- Umfangreiche manuelle Kontrolle
- Große Auswahl an Objektiven
Nachteile:
- Können teuer sein
- Benötigen möglicherweise zusätzliche Ausrüstung (z.B. Objektive, externes Mikrofon)
2. Camcorder
Camcorder sind speziell für Videoaufnahmen konzipiert und bieten oft Funktionen, die bei der Aufnahme von Röhrenbildschirmen hilfreich sein können. Viele Modelle bieten eine hohe Bildrate und eine gute Kontrolle über die Belichtung. Zu den empfehlenswerten Modellen gehören:
- Panasonic HC-X1500: Kompakter Camcorder mit professionellen Funktionen und guter Bildqualität.
- Sony PXW-Z150: Vielseitiger Camcorder mit hoher Empfindlichkeit und umfangreichen Anschlussmöglichkeiten.
Vorteile:
- Ergonomisches Design für Videoaufnahmen
- Oftmals integrierte ND-Filter
- Gute Audioqualität
Nachteile:
- Weniger flexibel als DSLRs oder spiegellose Kameras
- Weniger Auswahl an Objektiven
3. Smartphones
Auch moderne Smartphones können überraschend gute Ergebnisse liefern, insbesondere wenn sie über einen Pro-Modus verfügen, der manuelle Einstellungen ermöglicht. Einige Smartphones bieten auch die Möglichkeit, Videos in 60 fps aufzunehmen. Zu den empfehlenswerten Modellen gehören:
- iPhone (ab iPhone 11): Bieten eine gute Videoqualität und eine einfache Bedienung.
- Samsung Galaxy Serie (ab Galaxy S20): Bietet eine hohe Auflösung und umfangreiche Video-Funktionen.
- Google Pixel Serie: Bekannt für ihre hervorragende Bildverarbeitung und gute Low-Light-Performance.
Vorteile:
- Handlich und einfach zu bedienen
- Immer dabei
- Kosten vergleichsweise gering
Nachteile:
- Weniger Kontrolle über die Aufnahmeeinstellungen als bei DSLRs oder Camcordern
- Geringere Sensorgröße und damit schlechtere Low-Light-Performance
Die richtige Vorgehensweise: Einstellungen und Techniken
Unabhängig von der verwendeten Kamera ist die richtige Vorgehensweise entscheidend, um flimmerfreie Aufnahmen zu erzielen. Hier sind einige Tipps und Tricks:
1. Bildrate anpassen
Die wichtigste Maßnahme ist, die Bildrate der Kamera an die Bildwiederholfrequenz des Röhrenbildschirms anzupassen. Wenn der Bildschirm mit 60 Hz läuft, sollte die Kamera idealerweise auch mit 60 fps aufnehmen. Bei 50 Hz-Bildschirmen entsprechend 50 fps. In manchen Fällen kann es auch funktionieren, ein Vielfaches der Bildwiederholfrequenz zu verwenden (z.B. 120 fps bei einem 60 Hz Bildschirm) und das Video später in der Postproduktion zu verlangsamen.
2. Verschlusszeit optimieren
Die Verschlusszeit sollte so kurz wie möglich sein, um die einzelnen Zeilenabtastungen zu minimieren. Eine gute Ausgangsbasis ist 1/60 Sekunde bei 60 Hz-Bildschirmen oder 1/50 Sekunde bei 50 Hz-Bildschirmen. Experimentieren Sie mit kürzeren Verschlusszeiten, um zu sehen, ob sich das Flimmern weiter reduzieren lässt. Beachten Sie jedoch, dass eine zu kurze Verschlusszeit zu einem dunkleren Bild führt, das möglicherweise durch eine höhere ISO-Einstellung oder eine weitere Blendenöffnung kompensiert werden muss.
3. Blende und ISO-Wert anpassen
Die Blende und der ISO-Wert sollten so eingestellt werden, dass ein ausgewogenes Bild entsteht. Eine größere Blendenöffnung (kleinere Blendenzahl) lässt mehr Licht auf den Sensor, verringert aber auch die Schärfentiefe. Ein höherer ISO-Wert verstärkt das Signal des Sensors, kann aber auch zu Bildrauschen führen. Finden Sie das richtige Gleichgewicht, um ein ausreichend helles und scharfes Bild mit möglichst wenig Rauschen zu erhalten.
4. Abstand und Winkel
Der Abstand zwischen Kamera und Röhrenbildschirm kann ebenfalls einen Einfluss auf das Flimmern haben. Experimentieren Sie mit verschiedenen Abständen, um zu sehen, welcher am besten funktioniert. Auch der Aufnahmewinkel kann eine Rolle spielen. Vermeiden Sie es, den Bildschirm direkt frontal aufzunehmen, da dies das Flimmern verstärken kann. Ein leichter Winkel kann helfen, das Flimmern zu reduzieren.
5. Beleuchtung kontrollieren
Die Umgebungsbeleuchtung sollte so kontrolliert werden, dass sie nicht zu stark auf den Bildschirm reflektiert. Vermeiden Sie direkte Lichteinstrahlung und dimmen Sie das Umgebungslicht, um das Flimmern zu minimieren. Eine gleichmäßige, diffuse Beleuchtung kann helfen, das Bild zu verbessern.
6. Postproduktion
Auch in der Postproduktion können Sie noch einiges tun, um das Flimmern zu reduzieren. Einige Videoschnittprogramme bieten spezielle Filter oder Effekte, die das Flimmern reduzieren können. Allerdings können diese Filter auch zu einem Qualitätsverlust führen, daher sollten sie sparsam eingesetzt werden.
Fazit
Das Abfilmen von Röhrenbildschirmen ohne Flimmern ist eine Herausforderung, aber mit der richtigen Kamera, den richtigen Einstellungen und etwas Geduld durchaus machbar. Wichtig ist, die Bildrate der Kamera an die Bildwiederholfrequenz des Bildschirms anzupassen, die Verschlusszeit zu optimieren und die Umgebungsbeleuchtung zu kontrollieren. Mit den oben genannten Tipps und Tricks gelingt es Ihnen, den authentischen Retro-Look einzufangen und Ihre Zuschauer mit flimmerfreien Aufnahmen zu begeistern. Experimentieren Sie mit verschiedenen Einstellungen und Techniken, um herauszufinden, was für Ihren spezifischen Röhrenbildschirm und Ihre Kamera am besten funktioniert. Viel Erfolg!