Gesucht: Eine Navi App, die Routen ohne Kraftfahrstraße plant? Diese Apps können es!

**Die Sehnsucht nach dem entschleunigten Weg: Warum wir Routen ohne Kraftfahrstraßen suchen**

In einer Welt, die immer schneller wird, sehnen sich viele Reisende nach dem Gegenteil: nach Entschleunigung, nach dem Gefühl, wirklich unterwegs zu sein, statt nur von A nach B zu rasen. Ob Motorradfahrer, die jede Kurve genießen, Wohnmobilisten, die malerische Dörfer entdecken wollen, Radfahrer auf der Suche nach verkehrsarmen Wegen oder Autofahrer, die den Stress der Autobahn meiden möchten – die Nachfrage nach **Navi-Apps**, die Routen abseits der Hauptschlagadern planen können, wächst stetig. Die üblichen Verdächtigen wie Google Maps, Apple Karten oder Here WeGo sind zwar hervorragend, um schnell ans Ziel zu kommen, doch ihre Standardeinstellungen bevorzugen fast immer die schnellste oder kürzeste Route – und die führt meist über Autobahnen und **Kraftfahrstraßen**. Doch was tun, wenn genau diese Straßentypen gemieden werden sollen? Dieser umfassende Guide beleuchtet die Herausforderungen und stellt Apps vor, die Ihnen helfen, Ihre ganz persönliche Traumroute zu finden.

**Das Problem: Was sind „Kraftfahrstraßen” und warum sind sie ein Hindernis?**

Bevor wir uns den Lösungen widmen, klären wir kurz, was genau unter „Kraftfahrstraßen” verstanden wird und warum sie für unsere spezielle Suche relevant sind. In Deutschland sind **Kraftfahrstraßen** (erkennbar am blau-weißen Schild mit dem stilisierten Auto) für schnellen, überregionalen Verkehr gedacht, ähnlich wie Autobahnen, aber oft mit weniger Fahrspuren, ebenerdigen Kreuzungen und teils innerorts verlaufend. Das Befahren ist nur für Kraftfahrzeuge mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von über 60 km/h erlaubt. Auch wenn sie nicht den gleichen Ausbaugrad wie Autobahnen haben, bieten sie oft wenig landschaftlichen Reiz und sind von hoher Verkehrsbelastung und Geschwindigkeit geprägt. Für Motorradfahrer, die enge Kurven suchen, Radfahrer, die Gefahren meiden, oder Autofahrer, die ruhige Landstraßen bevorzugen, sind sie daher oft unerwünscht. Viele Standard-Navis bieten zwar die Option „Autobahnen vermeiden”, doch diese Einstellung schließt selten **Kraftfahrstraßen** mit ein. Genau hier liegt die Crux.

**Die Herausforderung für Standard-Navis: Geschwindigkeit vs. Erlebnis**

Herkömmliche **Navi-Apps** sind darauf optimiert, die effizienteste Route zu berechnen. Effizienz bedeutet in den meisten Fällen: schnell. Und schnell bedeutet in der Regel: Autobahn oder gut ausgebaute **Kraftfahrstraßen** (oft Bundesstraßen). Die Priorisierung liegt auf der Minimierung von Reisezeit und Kraftstoffverbrauch, nicht auf der Maximierung des Fahrerlebnisses oder der Erkundung landschaftlich reizvoller Nebenwege. Auch wenn sie Optionen wie „Mautstraßen vermeiden” oder „Fähren vermeiden” anbieten, gibt es selten eine direkte, zuverlässige Einstellung, um *alle* schnellen, mehrspurigen Straßen auszuschließen und stattdessen gezielt kleinere Land- und Kreisstraßen zu bevorzugen. Manuelle Eingriffe wie das Setzen zahlreicher Zwischenziele sind mühsam und oft nur ein Notbehelf.

**Spezialisierte Apps und intelligente Strategien für Ihre Wunschroute**

Glücklicherweise gibt es eine Reihe von Apps und Methoden, die das gewünschte Ergebnis – eine Route ohne schnellen Durchgangsverkehr – effektiver liefern können.

**1. Navi-Apps für Motorradfahrer: Die Könige der Kurven**

Motorradfahrer sind oft die Vorreiter, wenn es um die Suche nach kurvenreichen und landschaftlich schönen Strecken geht. Ihre Navigationssysteme sind speziell darauf ausgelegt, die „schnellste“ oder „kürzeste“ Route zu ignorieren und stattdessen das Fahrerlebnis in den Vordergrund zu stellen.

* **Kurviger:** Diese App (und der zugehörige Web-Routenplaner) ist für viele Motorradfahrer die erste Wahl, und das aus gutem Grund. **Kurviger** ist explizit dafür entwickelt worden, die kurvenreichsten Routen zu finden. Man kann den Grad der Kurvigkeit einstellen (weniger kurvig bis extrem kurvig) und auch vermeiden, dass man zu oft wenden muss. Das System analysiert das Straßennetz nach dem Kurvenradius und dem Verkehr, um die ideale Strecke zu berechnen. Ein großer Vorteil ist, dass **Kurviger** in der Regel **Kraftfahrstraßen** und stark befahrene Bundesstraßen meidet, da diese meist nicht das gewünschte Kurvenprofil aufweisen. Die App bietet auch die Option, Schnellstraßen komplett zu vermeiden. Perfekt für Motorrad-, aber auch für Autofahrer, die gemütlich unterwegs sein wollen.
* **Calimoto:** Eine weitere sehr beliebte **Navi App** unter Motorradfahrern. Calimoto bietet ebenfalls die Funktion, „Superkurven” zu finden und Routen abseits des Hauptverkehrs zu planen. Die „Rundtour”-Funktion ist genial, wenn man einfach nur eine schöne Fahrt machen möchte, ohne ein festes Ziel zu haben. Auch Calimoto tendiert dazu, die großen, schnellen Straßen zu umfahren, um das Kurvenerlebnis zu maximieren.
* **Garmin Zumo & TomTom Rider:** Diese spezialisierten Motorrad-Navigationsgeräte (mit dazugehörigen Apps) bieten ebenfalls Funktionen wie „kurvenreiche Straßen” oder „bergige Straßen”, die automatisch schnellere Strecken ausschließen. Sie sind zwar Hardware-gebunden, aber ihre Routenplanungsalgorithmen sind oft auch in den dazugehörigen Smartphone-Apps verfügbar.

**2. Navi-Apps für Radfahrer: Die Entschleuniger par excellence**

Radfahrer sind noch empfindlicher gegenüber Verkehr und schnellen Straßen. Ihre Apps priorisieren Fahrradwege, ruhige Nebenstraßen und Feldwege. Auch wenn diese Routen für Autos oder Motorräder nicht immer geeignet sind (Stichwort: Wegbeschaffenheit), können sie eine hervorragende Basis sein oder zumindest aufzeigen, welche Bereiche von schnellen Straßen frei sind.

* **Komoot:** Einer der Top-Player im Bereich Outdoor-Navigation. **Komoot** bietet verschiedene Sportartenprofile (Rennrad, Mountainbike, Tourenrad, Wandern) und plant dementsprechend die Routen. Für Autofahrer oder Motorradfahrer könnte das Profil „Tourenrad” oder „Gravelbike” interessant sein, da diese oft gut ausgebaute, aber verkehrsarme Wege bevorzugen. Wichtig: Prüfen Sie immer die Wegbeschaffenheit in der App (oft mit Fotos von anderen Nutzern), um sicherzustellen, dass die Strecke für Ihr Fahrzeug geeignet ist. Komoot meidet naturgemäß **Kraftfahrstraßen** und Bundesstraßen, da diese für Radfahrer meist ungeeignet sind.
* **Bikemap:** Ähnlich wie Komoot, fokussiert sich Bikemap auf Fahrradrouten. Es bietet eine riesige Sammlung von Community-generierten Routen, die oft auf landschaftlich schönen und verkehrsarmen Wegen verlaufen.
* **Google Maps (Fahrrad-Modus):** Ja, sogar Google Maps kann hier hilfreich sein! Wechseln Sie in den Fahrrad-Modus (das Fahrrad-Symbol nach der Routeneingabe). Sie werden feststellen, dass Google Maps plötzlich ganz andere Routen vorschlägt, die Radwege und ruhige Nebenstraßen nutzen. Diese sind oft auch für Autos oder Motorräder befahrbar, wenn auch langsamer. Überprüfen Sie aber auch hier die Straßenart, da nicht alle als „Fahrradweg” klassifizierten Wege für Motorfahrzeuge zugänglich sind.

**3. Flexible und Anpassbare Open-Source-Lösungen: Die Alleskönner für individuelle Routen**

Wenn Sie maximale Kontrolle und Anpassungsfähigkeit wünschen, sind Open-Source-Lösungen oft der beste Weg.

* **OSMAnd:** Diese App basiert auf OpenStreetMap-Daten und ist extrem flexibel. **OSMAnd** ermöglicht es Ihnen, detaillierte Präferenzen für die **Routenplanung** festzulegen. Sie können verschiedene Straßenarten priorisieren oder vermeiden, darunter auch detaillierte Einstellungen für Autobahnen, Bundesstraßen, Landstraßen, Wohngebiete, Feldwege und vieles mehr. Es erfordert zwar etwas Einarbeitung, bietet aber im Gegenzug eine unübertroffene Kontrolle über Ihre Route. Sie können sogar festlegen, dass unbefestigte Straßen oder bestimmte Wegeklassen gemieden werden. Für die gezielte Vermeidung von **Kraftfahrstraßen** und stark befahrenen Bundesstraßen ist OSMAnd eine hervorragende Wahl, da Sie diese Straßenkategorien einfach de-priorisieren oder ausschließen können. Die **Offline-Karten**-Funktionalität ist ein weiterer riesiger Pluspunkt.
* **MAPS.ME:** Eine weitere App, die auf OpenStreetMap basiert und **Offline-Karten** bietet. Während MAPS.ME nicht ganz so detaillierte Routenplanungsoptionen wie OSMAnd bietet, ist es oft gut darin, kleinere Straßen zu finden, besonders wenn man den „Fußgänger”- oder „Fahrrad”-Modus wählt und dann die Route manuell für ein Auto anpasst.

**4. Wohnmobil-Navis und deren Besonderheiten**

Wohnmobilfahrer haben oft ähnliche Bedürfnisse wie Motorradfahrer: Sie wollen gemütlich reisen, schöne Landschaften genießen und Engpässe vermeiden.

* **Spezialisierte Wohnmobil-Navis (z.B. von Garmin oder TomTom):** Diese Geräte und ihre Apps legen den Fokus oft auf die Fahrzeugdimensionen (Höhe, Breite, Gewicht) und die Vermeidung von Straßen, die für große Fahrzeuge ungeeignet sind. Oft bieten sie aber auch „landschaftliche Routen” oder „Freizeit-Routen”, die indirekt **Kraftfahrstraßen** umgehen, da diese selten die gewünschte Atmosphäre bieten.

**Tipps und Tricks für die Nutzung vorhandener Standard-Apps**

Auch wenn Ihre Lieblings-Navi-App keine direkte Option „Kraftfahrstraßen vermeiden” bietet, gibt es Workarounds:

* **Zwischenziele setzen:** Planen Sie Ihre Route nicht direkt von A nach B, sondern fügen Sie strategisch Zwischenziele an Orten hinzu, die abseits der Hauptstraßen liegen (z.B. ein kleiner Ort, ein Aussichtspunkt, ein Hofladen). So zwingen Sie das Navi, andere Wege zu suchen. Dieser Ansatz ist jedoch bei längeren Strecken sehr aufwendig.
* **„Mautstraßen vermeiden“ aktivieren:** Manchmal, aber nicht immer, überschneidet sich die Vermeidung von Mautstraßen mit der Vermeidung bestimmter Schnellstraßen oder Autobahnen. Es ist einen Versuch wert, kann aber auch einfach bedeuten, dass Sie auf eine Maut-freie, aber immer noch schnelle **Kraftfahrstraße** geleitet werden.
* **Visuelle Routenplanung auf der Karte:** Zoomen Sie in die Karte und schauen Sie sich die Straßen genau an. Breitere Straßen sind meist Schnellstraßen, schmalere sind oft Landstraßen. Einige Apps (z.B. Google Maps im Satellitenbild-Modus) zeigen auch die Umgebung gut an, sodass Sie entscheiden können, ob eine Straße landschaftlich reizvoll ist. Ziehen Sie die Route an verschiedenen Punkten auf gewünschte Nebenstraßen, um sie zu erzwingen. Dies funktioniert in Google Maps und Apple Karten oft erstaunlich gut.
* **”Wohngebiet” oder „Anwohner” Präferenz:** Einige fortgeschrittene Navis bieten eine Option, Wohngebiete zu bevorzugen oder zu vermeiden. Das Bevorzugen von Wohngebieten kann dazu führen, dass Sie durch kleinere Orte und ruhige Straßen geleitet werden, die zwangsläufig keine **Kraftfahrstraßen** sind.

**Was Sie bei der Wahl Ihrer Navi-App beachten sollten:**

* **Granulare Kontrolle:** Bietet die App detaillierte Einstellmöglichkeiten für Straßentypen? Kann ich explizit **Kraftfahrstraßen** oder Bundesstraßen vermeiden?
* **Kartengrundlage und Aktualität:** Basieren die Karten auf OpenStreetMap (oft gut für Nebenwege) oder proprietären Daten? Wie aktuell sind sie?
* **Offline-Funktionalität:** Gerade auf abgelegenen **landschaftlichen Routen** ist eine zuverlässige Offline-Nutzung unerlässlich, da der Mobilfunkempfang lückenhaft sein kann.
* **Benutzerfreundlichkeit:** Wie einfach ist die **Routenplanung** und -anpassung?
* **Community & POIs:** Bietet die App Zugriff auf Community-generierte Routen oder interessante Orte (Points of Interest), die abseits der Hauptrouten liegen?
* **Kosten:** Viele der spezialisierten Apps sind kostenpflichtig oder bieten Premium-Funktionen gegen Gebühr an. Oft lohnt sich die Investition aber.

**Fazit: Der Weg ist das Ziel – und die richtige App zeigt ihn Ihnen**

Die Suche nach einer **Navi App**, die zuverlässig Routen ohne **Kraftfahrstraßen** plant, ist nicht trivial, aber durchaus machbar. Standard-Navis stoßen hier an ihre Grenzen, da ihr Fokus auf Geschwindigkeit liegt. Spezialisierte Lösungen wie **Kurviger** und **Calimoto** für Motorradfahrer, **Komoot** für Radfahrer oder die hochgradig anpassbare Open-Source-App **OSMAnd** bieten die nötige Flexibilität. Sie ermöglichen es Ihnen, die **landschaftlichen Routen** zu entdecken, die den eigentlichen Reiz des Reisens ausmachen.

Nehmen Sie sich die Zeit, verschiedene Apps auszuprobieren. Experimentieren Sie mit ihren Einstellungen und entdecken Sie die Freude am Fahren auf den weniger befahrenen Straßen. Denn letztendlich geht es nicht nur darum, von A nach B zu kommen, sondern darum, den Weg selbst als Teil des Abenteuers zu erleben. Gute Fahrt!