Das Internet ist ein Minenfeld, voller Informationen, aber auch Gefahren. Wir alle sind schon einmal über Links gestolpert, die uns misstrauisch gemacht haben: Phishing-Versuche, Malware-verseuchte Seiten, oder Links, die direkt zu illegalen Inhalten führen. Aber was passiert, wenn man solch einen Link teilt, vielleicht sogar mit einer deutlichen Warnung vor dem Inhalt? Bewegt man sich dann in einer rechtlichen Grauzone? Dieser Frage wollen wir auf den Grund gehen.
Die Krux der Meinungsfreiheit vs. Schadenverursachung
Grundsätzlich gilt in Deutschland die Meinungsfreiheit, verankert im Grundgesetz. Das bedeutet, dass jeder das Recht hat, seine Meinung frei zu äußern und zu verbreiten – auch durch das Teilen von Links. Allerdings findet die Meinungsfreiheit ihre Grenzen dort, wo sie die Rechte anderer verletzt oder gegen Gesetze verstößt. Hier beginnt die Problematik.
Das Posten eines Links ist zunächst einmal die bloße Weitergabe einer Information. Es ist nicht per se strafbar. Die rechtliche Bewertung hängt stark vom Kontext, der Art des Links und der Intention des Teilers ab.
Welche Arten von schädlichen Links gibt es?
Um die Frage nach der Strafbarkeit zu beantworten, müssen wir zunächst die verschiedenen Arten von schädlichen Links betrachten:
- Phishing-Links: Diese Links zielen darauf ab, persönliche Daten wie Passwörter oder Kreditkarteninformationen zu stehlen.
- Malware-Links: Diese Links führen zu Webseiten, die Schadsoftware auf den Computer des Besuchers herunterladen.
- Links zu illegalen Inhalten: Dazu gehören beispielsweise Links zu Webseiten mit kinderpornografischem Material, rechtsextremistischen Inhalten oder urheberrechtsverletzendem Material.
- Links zu Fake News oder Desinformation: Diese Links verbreiten falsche oder irreführende Informationen.
- Doxing-Links: Diese Links veröffentlichen private Informationen einer Person ohne deren Zustimmung.
Der Kontext ist entscheidend: Warnung allein reicht nicht immer
Die Aussage „Ich habe ja gewarnt!” reicht nicht aus, um sich vor rechtlichen Konsequenzen zu schützen. Der Kontext, in dem der Link geteilt wird, spielt eine entscheidende Rolle. Es macht einen Unterschied, ob man den Link in einem geschlossenen Chat mit Freunden teilt oder in einem öffentlichen Forum mit Tausenden von Nutzern.
Auch die Formulierung der Warnung ist wichtig. Eine vage Warnung wie „Vorsicht, ist komisch” ist wenig hilfreich. Eine präzise Warnung, die den konkreten Gefahrenhinweis nennt (z.B. „Achtung, diese Seite ist ein Phishing-Versuch und versucht, Passwörter abzugreifen”), könnte die Situation etwas entschärfen, aber nicht vollständig entkräften.
Mögliche Straftatbestände
Je nach Art des Links und der Intention des Teilers können verschiedene Straftatbestände in Betracht kommen:
- Ausspähen von Daten (§ 202a StGB): Wenn der Link dazu dient, unbefugt auf fremde Daten zuzugreifen, kann dies strafbar sein.
- Datenveränderung (§ 303a StGB): Wenn der Link dazu dient, fremde Daten zu verändern oder zu löschen, kann dies strafbar sein.
- Computerbetrug (§ 263a StGB): Wenn der Link dazu dient, durch Manipulation von Daten einen Vermögensvorteil zu erlangen, kann dies strafbar sein.
- Verbreitung kinderpornografischer Schriften (§ 184b StGB): Das Teilen von Links zu Webseiten mit kinderpornografischem Material ist eine schwere Straftat.
- Volksverhetzung (§ 130 StGB): Das Teilen von Links zu Webseiten mit volksverhetzenden Inhalten kann strafbar sein.
- Beihilfe zu einer Straftat (§ 27 StGB): Auch wer wissentlich und willentlich eine Straftat eines anderen fördert, kann sich strafbar machen. Das könnte der Fall sein, wenn man einen Link teilt, der dazu dient, eine andere Straftat zu begehen.
Die Rolle der Fahrlässigkeit
Auch wenn keine böse Absicht vorliegt, kann das Teilen eines schädlichen Links strafbar sein, wenn man fahrlässig gehandelt hat. Fahrlässig handelt, wer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt außer Acht lässt. Das bedeutet, dass man sich vor dem Teilen eines Links vergewissern muss, ob dieser sicher ist und keine Schäden anrichten kann. Dies gilt besonders für Links, die von unbekannten Quellen stammen oder verdächtig aussehen.
Die Verantwortlichkeit von Plattformbetreibern
Auch Plattformbetreiber (z.B. soziale Netzwerke) sind in der Pflicht. Sie müssen sicherstellen, dass auf ihrer Plattform keine illegalen Inhalte verbreitet werden. Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) verpflichtet Plattformbetreiber, offensichtlich rechtswidrige Inhalte innerhalb von 24 Stunden zu löschen. Bei weniger eindeutigen Fällen haben sie sieben Tage Zeit, um die Inhalte zu prüfen.
Wie kann man sich schützen?
Um sich vor rechtlichen Konsequenzen zu schützen, sollte man folgende Tipps beachten:
- Seien Sie skeptisch: Klicken Sie nicht auf jeden Link, den Sie sehen. Überprüfen Sie die Quelle und den Inhalt der Seite, bevor Sie einen Link teilen.
- Nutzen Sie Sicherheitssoftware: Installieren Sie eine Antivirensoftware und eine Firewall, um sich vor Malware zu schützen.
- Denken Sie nach, bevor Sie teilen: Fragen Sie sich, ob der Link wirklich wichtig ist und ob er möglicherweise Schaden anrichten könnte.
- Formulieren Sie Warnungen präzise: Wenn Sie einen Link teilen, von dem Sie vermuten, dass er schädlich sein könnte, warnen Sie andere Nutzer deutlich und präzise vor den Gefahren.
- Melden Sie verdächtige Links: Melden Sie verdächtige Links an die Plattformbetreiber oder an spezielle Meldestellen.
Fazit: Eine Gratwanderung
Das Teilen von schädlichen Links ist ein heikles Thema. Auch wenn eine Warnung vor dem Inhalt ausgesprochen wird, kann man sich strafbar machen. Es kommt immer auf den Einzelfall an, insbesondere auf die Art des Links, die Intention des Teilers und den Kontext, in dem der Link geteilt wird. Es ist ratsam, im Zweifelsfall auf das Teilen zu verzichten und stattdessen andere Nutzer auf die Gefahren im Netz aufmerksam zu machen.
Das Internet bleibt eine rechtliche Grauzone in vielen Bereichen. Daher ist es wichtig, sich stets bewusst zu sein, welche Konsequenzen das eigene Handeln haben kann. Nur so können wir dazu beitragen, das Internet zu einem sichereren Ort für alle zu machen.