Haben Sie sich jemals gefragt, wie man diesen einen, ganz bestimmten Stil der Wandgestaltung nennt, der Ihnen einfach nicht aus dem Kopf geht? Vielleicht haben Sie ein Bild davon gesehen oder es in einem Magazin entdeckt, aber der richtige Begriff will Ihnen einfach nicht einfallen. Oftmals fällt im deutschen Sprachgebrauch reflexartig das Wort „Wallpaper“, dabei meinen wir doch eigentlich etwas ganz anderes als den digitalen Hintergrund unseres Smartphones oder Computers. Wir sprechen von Tapeten – von textilen Träumen, von Papiermustern und von Vinyl-Kreativität, die unsere Wände zum Leben erwecken.
Dieser Artikel nimmt Sie mit auf eine Reise durch die faszinierende Welt der Wandbekleidungen, entschlüsselt die gängigsten Begriffe und hilft Ihnen, Ihren persönlichen Wohnstil präzise zu benennen. Denn nur wer den Namen kennt, kann das Gesuchte auch finden und seine Wohnträume in die Realität umsetzen.
Das Missverständnis „Wallpaper“: Eine Klarstellung
Bevor wir tief in die Materie eintauchen, lassen Sie uns eine weit verbreitete Verwechslung aus dem Weg räumen. Der Begriff „Wallpaper“ stammt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Wandpapier“. Im digitalen Zeitalter hat sich dieser Begriff jedoch fast ausschließlich für Bildschirmhintergründe etabliert – sei es für den Desktop, das Tablet oder das Smartphone. Wenn Sie aber von der physikalischen Verkleidung Ihrer Wände sprechen, dann ist im Deutschen der korrekte und umfassende Begriff „Tapete“.
Die Tapete ist weit mehr als nur bedrucktes Papier. Sie ist ein Statement, ein Gestaltungselement, ein Ausdruck von Persönlichkeit und Stil. Ihre Geschichte reicht Jahrhunderte zurück, von handbemalten Stoffbahnen bis hin zu den heutigen hochmodernen, digital bedruckten Vliestapeten. Um also den gewünschten „Wallpaper“-Stil für Ihre Wände zu finden, müssen wir die Vielfalt der Tapetenarten und ihrer Bezeichnungen verstehen.
Was ist eine Tapete wirklich? Grundlagen der Wandbekleidung
Eine Tapete ist im Grunde eine dekorative Wandbekleidung, die in der Regel auf Rollen verkauft und an Wänden angebracht wird, um diesen Farbe, Muster und Textur zu verleihen. Die Materialien, aus denen Tapeten gefertigt werden, sind vielfältig und bestimmen maßgeblich ihre Eigenschaften, Haptik und Optik. Von der traditionellen Papiertapete bis zur robusten Vliestapete, von der rustikalen Rauhfaser bis zur luxuriösen Textiltapete – jede hat ihre Besonderheiten und ihren Einsatzbereich.
Die Wahl der richtigen Tapete beeinflusst nicht nur die Ästhetik eines Raumes, sondern auch dessen Atmosphäre, Lichtwirkung und sogar die Akustik. Ein tiefes Verständnis der verschiedenen Tapetenmaterialien und -techniken ist daher der erste Schritt auf dem Weg zur perfekten Wandgestaltung.
Der Schatz der Begriffe: Wie nennt man diese Tapetenstile wirklich?
Hier beginnt die eigentliche Detektivarbeit. Viele Menschen sehen ein Muster oder eine Textur und können sie nicht benennen. Dabei gibt es für fast jeden erdenklichen Stil einen oder sogar mehrere spezifische Begriffe. Lassen Sie uns die gängigsten und wichtigsten Tapetenstile und Musterarten aufschlüsseln:
1. Musterorientierte Tapeten: Von klassisch bis modern
Muster sind das Herzstück vieler Tapeten. Sie erzählen Geschichten, schaffen Stimmungen und definieren den Charakter eines Raumes. Hier sind einige der prominentesten Musterstile:
- Geometrische Tapeten: Diese Kategorie umfasst eine breite Palette von Mustern, die auf mathematischen Formen basieren.
- Streifentapeten: Zeitlos elegant, können vertikal für mehr Höhe oder horizontal für mehr Weite sorgen. Sie reichen von feinen Nadelstreifen bis zu breiten Blockstreifen.
- Rauten- und Karomuster: Klassisch und oft mit einem Hauch von Vintage oder Landhausstil assoziiert, aber auch modern interpretierbar (z.B. Argyle, Harlekin).
- Gittermuster: Schaffen eine subtile Struktur und Ordnung.
- Hexagonale Muster: Modern und oft im skandinavischen oder minimalistischen Design zu finden.
- Kreise und Halbkreise: Verspielt, retro oder minimalistisch, je nach Ausführung.
- Art-Deco-Muster: Oft eine Mischung aus geometrischen Formen, Sonnenschraffuren und stilisierten Motiven, die Luxus und Glamour der 1920er und 30er Jahre widerspiegeln.
- Florale und botanische Tapeten: Sie bringen die Natur ins Haus und sind in unzähligen Variationen verfügbar.
- Blumentapeten: Von filigranen Streublümchen (z.B. im Landhausstil) über opulente Rosenranken (Barock) bis zu stilisierten Blütendessins (Jugendstil).
- Blättermuster: Oft inspiriert von tropischen Pflanzen (z.B. Palmen, Monstera im Urban-Jungle-Stil) oder heimischen Wäldern.
- Rankenmuster: Elegante, geschwungene Linien, die sich über die Tapete ziehen.
- Damasttapeten: Ein sehr opulentes, meist symmetrisches Muster, das an Brokatstoffe erinnert. Es ist oft ton-in-ton gehalten und erzeugt eine luxuriöse, erhabene Atmosphäre, typisch für Barock und Klassizismus.
- Toile de Jouy: Ein französischer Klassiker, der idyllische, pastorale oder mythologische Szenen in Monochrom (meist blau, rot oder grün auf hellem Grund) darstellt. Wirkt romantisch und traditionell.
- Chinoiserie: Europäische Interpretation chinesischer Kunst, oft mit Vögeln, Blumen, Pagoden und Landschaften in exotischer Manier. Sehr detailreich und farbenfroh, luxuriös.
- Abstrakte und Textur-Tapeten: Für moderne und unkonventionelle Räume.
- Texturtapeten: Imitieren die Oberfläche anderer Materialien wie Beton, Stein, Holz, Putz, Leinen oder Leder. Sie schaffen Tiefe und haptische Erlebnisse. Oft auch als „Betonoptik Tapete“ oder „Holzoptik Tapete“ bekannt.
- Marmor- oder Steinoptik: Verleiht Eleganz und einen Hauch von Luxus.
- Abstrakte Kunstmuster: Nicht-figürliche Designs, oft mit fließenden Formen, Farbspritzern oder geometrischen Anordnungen, die an moderne Malerei erinnern.
- Used-Look/Shabby Chic: Tapeten, die bewusst gealtert oder abgenutzt wirken, oft mit Patina-Effekten oder verblichenen Mustern.
- Szenische und Panoramische Tapeten: Wenn die Wand selbst zur Geschichte wird.
- Panoramatapeten: Eine fortlaufende, oft großformatige Szenerie, die sich über mehrere Bahnen erstreckt und den Raum optisch erweitert. Dies können Landschaften, Stadtansichten oder fantastische Welten sein. Oft handgezeichnet oder gemalt wirkend.
- Fototapeten: Direkte Abbildung eines Fotos, oft in hoher Auflösung, von Naturmotiven, Skylines oder individuellen Bildern. Hier ist der Begriff „Fototapete” treffender als „Fototapeten-Wallpaper”.
- Thematische Tapeten: Für spezielle Bereiche oder Interessen.
- Kindertapeten: Mit Motiven wie Tieren, Märchenfiguren, Sternen oder bunten Mustern, speziell für Kinderzimmer gestaltet.
- Küchen- oder Badtapeten: Oft robustere, abwaschbare Materialien mit thematisch passenden Motiven (z.B. Kaffee, Obst, maritime Elemente).
2. Tapeten nach Material und Haptik: Mehr als nur Papier
Das Material einer Tapete ist entscheidend für ihre Haltbarkeit, Anbringung und die sensorische Wahrnehmung. Hier die wichtigsten Typen:
- Papiertapete: Der Klassiker. Umweltfreundlich, atmungsaktiv und in unzähligen Designs erhältlich. Relativ preisgünstig, aber weniger strapazierfähig als andere Arten.
- Rauhfaser: Die wohl bekannteste Strukturtapete in Deutschland. Besteht aus Zellstoff und Holzfasern und ist überstreichbar. Schafft eine gleichmäßige, dezente Oberflächenstruktur.
- Vliestapete: Extrem beliebt wegen ihrer einfachen Handhabung (Wandklebetechnik!) und Strapazierfähigkeit. Sie ist dimensionsstabil, reißfest und oft abwaschbar. Ideal für Mieter, da sie sich in der Regel trocken abziehen lässt.
- Vinyltapete: Besteht aus einem Trägermaterial (Papier oder Vlies) mit einer PVC-Beschichtung. Dadurch ist sie sehr robust, scheuerbeständig und wasserabweisend – perfekt für Küche und Bad oder stark frequentierte Bereiche.
- Textiltapete: Luxuriös und taktil. Sie besteht aus einem Trägermaterial, auf das natürliche oder synthetische Fasern (Leinen, Seide, Baumwolle, Viskose) aufgeklebt sind. Schafft eine warme, schallabsorbierende Atmosphäre.
- Grastapete (Grasfasertapete): Eine Art der Textiltapete, bei der natürliche Gräser auf ein Trägermaterial gewebt werden. Sie hat eine natürliche, unregelmäßige Textur und ist ideal für einen organischen, beruhigenden Look.
- Metallictapete: Besitzt metallische Pigmente, die für einen Glanz- oder Schimmereffekt sorgen. Verleiht Räumen einen glamourösen oder futuristischen Touch.
- Flocktapete: Eine Tapete mit einem samtigen, erhabenen Muster, das durch das Aufbringen von feinen Fasern (Flock) entsteht. Sehr edel und haptisch ansprechend.
- Glasfasertapete: Extrem robust, strapazierfähig und brandschutzklassifiziert. Oft in öffentlichen Gebäuden oder stark beanspruchten Räumen eingesetzt, da sie rissüberbrückend ist und vielfach überstrichen werden kann.
- Spezialtapeten: Hierzu gehören unter anderem magnetische Tapeten (mit Eisenteilchen), beschreibbare Tapeten (Whiteboard-Effekt), schallabsorbierende Tapeten oder wärmedämmende Tapeten.
3. Tapeten nach Stil-Epochen und Designtrends: Eine Zeitreise für Ihre Wände
Manchmal ist es der allgemeine Einrichtungsstil einer Epoche oder eines Trends, der eine Tapete definiert:
- Barock & Rokoko: Opulent, verschnörkelt, oft mit Damastmustern, floralen Ornamenten, Putten und üppigen Gold- oder Silberakzenten. Vermittelt Luxus und Pracht.
- Jugendstil (Art Nouveau): Organische, fließende Linien, von der Natur inspirierte Motive (Schwäne, Lilien, lange Stiele), oft asymmetrisch. Elegant und künstlerisch, um die Jahrhundertwende (ca. 1890-1910) populär.
- Art Deco: Geometrische Formen, stilisierte Naturmotive, strahlende Symmetrie, oft mit metallischen Akzenten. Glanz und Glamour der 1920er und 30er Jahre.
- Retro-Tapeten: Umfassen Stile der 1950er bis 1970er Jahre. Von psychedelischen Mustern und knalligen Farben der 70er (Orange, Braun, Grün) über grafische, teils futuristische Designs bis zu verspielten, oft kleinteiligen Mustern der 50er/60er.
- Vintage-Tapeten: Ein Oberbegriff für Tapeten, die einen „alten” Charme haben oder alte Muster und Designs imitieren. Dies kann von viktorianisch bis zu den 80ern reichen, oft mit Patina-Effekten.
- Minimalistische Tapeten: Wenig Muster, dezente Farben (Grau, Beige, Weiß), Fokus auf Textur oder subtile geometrische Strukturen. Schafft Ruhe und Klarheit.
- Skandinavischer Stil: Helle Farben, natürliche Materialien (Holzoptik, Leinenstruktur), einfache, oft von der Natur inspirierte Muster (Blätter, kleine Tiere, grafische Formen). Gemütlich und funktional.
- Industrie-Look: Imitiert rohe Materialien wie Beton, Ziegel, Rost oder blankes Metall. Kühl, urban, oft in Lofts oder modernen Wohnungen.
- Urban Jungle: Tapeten mit großformatigen, oft tropischen Blättern und Pflanzenmotiven. Bringt die Natur in die Stadtwohnung.
- Shabby Chic: Kombiniert Eleganz mit einer gewollten Patina. Zarte, verblichene florale Muster, Pastellfarben, oft mit einem nostalgischen Gefühl.
Wie finde ich den „speziellen Stil“ und benenne ihn korrekt?
Nachdem wir nun eine Vielzahl von Tapetenstilen und -begriffen kennengelernt haben, stellt sich die Frage: Wie finden Sie den spezifischen Stil, der Ihnen vorschwebt, und wie beschreiben Sie ihn, wenn Sie ihn nicht gleich beim Namen nennen können?
- Visuelle Analyse: Schauen Sie sich das Bild oder die Tapete genau an.
- Welche Formen dominieren? (Kreise, Streifen, Blätter, abstrakte Schwünge)
- Welche Farben werden verwendet? (Pastell, kräftig, monochrom, erdig)
- Wirkt das Muster regelmäßig oder unregelmäßig? Symmetrisch oder asymmetrisch?
- Welche Stimmung vermittelt es? (Ruhig, aufregend, elegant, verspielt, rustikal, modern)
- Gibt es eine erkennbare Epoche oder ein Thema? (Vintage, Retro, tropisch, barock, skandinavisch)
- Gibt es eine Textur? (Glatt, rau, glänzend, matt, samtig)
- Suchbegriffe erweitern: Anstatt nur „Wallpaper” oder „Tapete” einzugeben, kombinieren Sie Beschreibungen mit dem Wort „Tapete”.
- „Tapete geometrische Muster”
- „Tapete tropische Blätter”
- „Tapete Damast silber”
- „Tapete Betonoptik”
- „Tapete Art Deco Gold”
- „Vliestapete Blumen Vintage”
- „Panoramatapete Landschaft”
- Bilder-Rückwärtssuche nutzen: Wenn Sie ein Bild haben, nutzen Sie Google Bilder, Pinterest oder spezielle Tapetenshops, die eine Bildersuche anbieten. Dies kann direkt zu ähnlichen Produkten oder zur korrekten Stilbezeichnung führen.
- Beratung einholen: Zögern Sie nicht, Fachleute in Tapetenfachgeschäften oder Innenarchitekten um Rat zu fragen. Zeigen Sie ihnen Ihr Inspirationsbild und die Liste der Begriffe, die Sie bereits kennen.
Warum die präzise Bezeichnung wichtig ist
Die genaue Kenntnis der Tapetenstile und ihrer Fachbegriffe ist aus mehreren Gründen von Vorteil:
- Effiziente Suche: Sie finden schneller genau die Tapete, die Sie sich vorstellen, online und im Handel.
- Bessere Kommunikation: Sie können Ihre Vorstellungen gegenüber Verkäufern, Handwerkern oder Innenarchitekten präziser formulieren. Missverständnisse werden vermieden.
- Harmonische Raumgestaltung: Wenn Sie den Stil Ihrer Tapete kennen, können Sie andere Einrichtungselemente (Möbel, Textilien, Dekoration) besser darauf abstimmen und ein stimmiges Gesamtkonzept schaffen.
- Wissen ist Macht: Ein tieferes Verständnis für Design und Materialien ermöglicht Ihnen bewusstere Entscheidungen und eine höhere Wertschätzung für die Kunst der Raumgestaltung.
Fazit: Die Wand als Leinwand Ihrer Persönlichkeit
Die Welt der Tapeten ist unglaublich vielfältig und bietet für jeden Geschmack und jeden Raum die passende Lösung. Von der schlichten Eleganz einer Texturtapete bis zur opulenten Pracht eines Damastmusters, von der natürlichen Wärme einer Grastapete bis zur urbanen Coolness einer Betonoptik – die Möglichkeiten sind grenzenlos. Vergessen Sie den generischen Begriff „Wallpaper“, wenn Sie von Ihrer Wand sprechen. Nutzen Sie die reiche Terminologie der Tapetenkunst, um Ihre Vision präzise zu benennen und zu finden.
Ihre Wände sind mehr als nur Begrenzungen – sie sind die größte Leinwand in Ihrem Zuhause. Nutzen Sie die Gelegenheit, sie mit einem Stil zu schmücken, der Ihre Persönlichkeit widerspiegelt und Ihnen jeden Tag Freude bereitet. Jetzt wissen Sie, wie Sie diesen speziellen Stil wirklich nennen!