Die Welt des Programmierens hat sich rasant verändert, besonders seit dem Aufkommen von KI-basierten Tools wie ChatGPT. Was früher mühsame Recherche und stundenlange Tüftelei bedeutete, kann nun in Sekundenschnelle durch eine intelligente Abfrage unterstützt werden. Doch was bedeutet das für den Bewerbungsprozess, speziell für Coding Assessments? Solltest du zugeben, ChatGPT verwendet zu haben, oder ist es besser, den Code als dein eigenes Werk auszugeben? Diese Frage ist komplex und verdient eine differenzierte Betrachtung.
Das Dilemma: Ehrlichkeit vs. Wettbewerbsfähigkeit
Stell dir vor, du sitzt vor einem Coding Assessment. Die Zeit tickt, der Druck steigt. Du hast eine knifflige Aufgabe, und ChatGPT scheint die perfekte Lösung zu liefern. Du nutzt es, passt den Code an deine Bedürfnisse an und… was nun? Beichtest du, dass du KI-Unterstützung in Anspruch genommen hast, oder präsentierst du den Code als dein eigenes Werk?
Die Antwort ist nicht einfach. Einerseits wird Ehrlichkeit oft als höchste Tugend angesehen. Sie schafft Vertrauen und Respekt. Andererseits befindest du dich in einem Wettbewerb. Andere Bewerber könnten denselben Trick anwenden, ohne es zuzugeben. Wäre es dann nicht naiv, sich selbst einen Nachteil zu verschaffen?
Die Argumente für Ehrlichkeit
Es gibt gewichtige Gründe, die für ein offenes Bekenntnis zur Nutzung von KI-Tools sprechen:
- Langfristige Vertrauensbasis: Unternehmen suchen nicht nur nach Programmierern, sondern nach langfristigen Mitarbeitern. Ehrlichkeit in der Bewerbung zeugt von Charakterstärke und Integrität. Ein Unternehmen, das Wert auf diese Eigenschaften legt, wird deine Offenheit möglicherweise positiv bewerten.
- Demonstration von kritischem Denken: Die Nutzung von ChatGPT ist nur der erste Schritt. Du musst den Code verstehen, anpassen und debuggen. Wenn du erklärst, wie du ChatGPT eingesetzt hast und welche Anpassungen du vorgenommen hast, zeigst du, dass du kritisches Denken und Problemlösungsfähigkeiten besitzt.
- Transparenz schafft Akzeptanz: Die Technologie ist neu und Unternehmen lernen noch, damit umzugehen. Indem du transparent bist, hilfst du ihnen, Richtlinien und Erwartungen für den Umgang mit KI-Tools zu entwickeln.
- Vermeidung von späteren Problemen: Wenn dein Code später im Job Probleme verursacht und herauskommt, dass du ihn mit ChatGPT erstellt hast, ohne es anzugeben, kann das dein Vertrauensverhältnis zum Arbeitgeber nachhaltig schädigen.
Die Argumente gegen Ehrlichkeit (und warum sie problematisch sind)
Die Versuchung, die Nutzung von ChatGPT zu verschweigen, ist verständlich. Hier sind einige Gründe, warum Bewerber sich dafür entscheiden könnten:
- Angst vor Ablehnung: Die größte Angst ist, dass die Verwendung von KI-Tools als Schummeln interpretiert wird und zur sofortigen Ablehnung führt.
- Wettbewerbsdruck: Wie bereits erwähnt, der Gedanke, dass andere Bewerber denselben Vorteil nutzen, ohne es zuzugeben, ist beunruhigend.
- Schwierigkeiten beim Nachweis: Es ist oft schwer nachzuweisen, dass Code von ChatGPT stammt, es sei denn, er wird unverändert übernommen.
Obwohl diese Bedenken nachvollziehbar sind, sollte man bedenken, dass sie oft auf kurzfristigem Denken basieren. Ein Unternehmen, das dich aufgrund der Verwendung von KI-Tools ablehnt, ist möglicherweise nicht der richtige Arbeitgeber für dich. Außerdem besteht immer das Risiko, dass deine Täuschung auffliegt, was weitaus schlimmere Konsequenzen haben könnte.
Wie du ChatGPT im Coding Assessment einsetzen kannst (und ehrlich darüber sein solltest)
Der Schlüssel liegt nicht darin, ChatGPT als Abkürzung zu nutzen, sondern als Werkzeug, um deinen Lernprozess und deine Fähigkeiten zu verbessern. Hier sind einige Möglichkeiten, wie du ChatGPT im Coding Assessment einsetzen kannst und ehrlich darüber sein kannst:
- Nutze ChatGPT zur Ideenfindung: Wenn du nicht weiterweißt, kannst du ChatGPT bitten, dir verschiedene Ansätze für die Lösung des Problems aufzuzeigen.
- Nutze ChatGPT zur Code-Generierung von Teilaufgaben: Lass ChatGPT Boilerplate-Code generieren oder Hilfsfunktionen schreiben, aber stelle sicher, dass du den Code verstehst und an deine Bedürfnisse anpasst.
- Nutze ChatGPT zur Code-Optimierung: Nachdem du deinen Code geschrieben hast, kannst du ChatGPT bitten, ihn auf Verbesserungspotenzial zu prüfen.
- Nutze ChatGPT zur Code-Dokumentation: Lass ChatGPT deinen Code kommentieren oder Dokumentationen generieren.
Wenn du KI-Tools eingesetzt hast, solltest du dies im Bewerbungsgespräch oder in der Dokumentation deines Codes offenlegen. Erkläre, wie du ChatGPT eingesetzt hast, welche Anpassungen du vorgenommen hast und was du dabei gelernt hast. Betone, dass du den Code verstehst und dass du in der Lage bist, ihn zu warten und weiterzuentwickeln.
Die Zukunft der Coding Assessments
Coding Assessments werden sich in Zukunft verändern müssen, um den Einsatz von KI-Tools zu berücksichtigen. Unternehmen werden wahrscheinlich mehr Wert auf Fähigkeiten wie Problemlösung, kritisches Denken und Teamarbeit legen. Sie werden auch bewerten, wie gut Bewerber KI-Tools nutzen können, um ihre Arbeit zu verbessern.
In dieser sich wandelnden Landschaft ist Ehrlichkeit und Transparenz wichtiger denn je. Indem du offen über deine Nutzung von KI-Tools sprichst, zeigst du, dass du bereit bist, dich anzupassen und zu lernen. Das ist eine wertvolle Eigenschaft, die von Unternehmen geschätzt wird.
Fazit: Ehrlichkeit ist der bessere Weg
Auch wenn es verlockend sein mag, die Nutzung von ChatGPT im Coding Assessment zu verschweigen, ist Ehrlichkeit langfristig der bessere Weg. Sie schafft Vertrauen, demonstriert kritisches Denken und hilft Unternehmen, sich an die neue Realität anzupassen. Nutze KI-Tools als Werkzeug, um deine Fähigkeiten zu verbessern, und sei transparent über deine Vorgehensweise. So kannst du dich von der Konkurrenz abheben und den Job bekommen, der wirklich zu dir passt.