Die Umschulung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung ist ein beliebter Weg für Quereinsteiger, sich in der IT-Branche zu etablieren. Doch kursieren Gerüchte, dass in dieser Umschulung das Programmieren selbst zu kurz kommt. Ist das wirklich so? Dieser Artikel beleuchtet diesen Mythos genauer und gibt dir einen umfassenden Einblick in die Realität des Programmierens während der Umschulung.
Was steckt hinter dem Mythos?
Der Mythos, dass man in der Umschulung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung wenig programmiert, kann verschiedene Ursachen haben:
- Unterschiedliche Umschulungsanbieter: Die Inhalte und Schwerpunkte der Umschulungen können je nach Anbieter stark variieren. Einige Anbieter legen mehr Wert auf theoretisches Wissen und Projektmanagement, während andere einen höheren Praxisanteil mit Fokus auf Programmierung bieten.
- Individuelle Vorkenntnisse: Teilnehmer mit wenig oder gar keinen Vorkenntnissen in der Programmierung benötigen naturgemäß mehr Zeit, um die Grundlagen zu erlernen. Dies kann dazu führen, dass der Eindruck entsteht, es werde insgesamt wenig programmiert.
- Breites Berufsbild: Der Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung ist ein breit gefächertes Berufsbild. Neben der Programmierung gehören auch Aufgaben wie Anforderungsanalyse, Softwarearchitektur, Datenbankdesign, Testing und Dokumentation zum Tätigkeitsbereich. Die Umschulung muss all diese Bereiche abdecken.
- Praktika: Ein wesentlicher Bestandteil der Umschulung ist das Praktikum. Die dortige Tätigkeit kann sehr unterschiedlich sein. Manche Praktikanten verbringen viel Zeit mit der direkten Programmierung, während andere eher unterstützende Aufgaben übernehmen.
Die Wahrheit: Programmieren ist ein Kernbestandteil, aber nicht alles
Die Wahrheit ist, dass Programmieren ein essentieller Bestandteil der Umschulung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung ist. Du wirst definitiv programmieren lernen, aber es ist eben nicht der einzige Fokus. Die Umschulung zielt darauf ab, dich zu einem vielseitigen IT-Profi auszubilden, der in der Lage ist, komplexe Softwareprojekte zu planen, zu entwickeln und zu betreuen.
Während der Umschulung werden in der Regel folgende Programmierkonzepte und -sprachen behandelt:
- Grundlagen der Programmierung: Datentypen, Variablen, Kontrollstrukturen (Schleifen, Verzweigungen), Funktionen, Objektorientierung (OOP).
- Programmiersprachen: Typischerweise werden mindestens zwei Programmiersprachen intensiv behandelt. Beliebte Optionen sind Java, Python, C# oder JavaScript. Die Wahl der Sprachen hängt oft von den Schwerpunkten des Umschulungsanbieters und den Anforderungen des Arbeitsmarktes ab.
- Webentwicklung: Hier lernst du die Grundlagen von HTML, CSS und JavaScript, um interaktive Webseiten und Webanwendungen zu erstellen.
- Datenbanken: Du lernst den Umgang mit relationalen Datenbanken (z.B. MySQL, PostgreSQL) und die Abfragesprache SQL.
- Softwareentwicklungsprozesse: Agile Methoden (z.B. Scrum) und klassische Vorgehensweisen werden behandelt.
- Versionskontrolle: Die Arbeit mit Git und GitHub ist ein wichtiger Bestandteil.
Der Praxisanteil der Umschulung ist in der Regel hoch. Du wirst viele Übungsaufgaben bearbeiten, kleinere Projekte umsetzen und im Idealfall auch an einem größeren Projekt mitarbeiten. Das Ziel ist es, dass du das Gelernte direkt anwenden und vertiefen kannst.
Wie viel Programmieren ist genug?
Die Frage, wie viel Programmieren „genug” ist, hängt von deinen individuellen Zielen und Erwartungen ab. Wenn du dich ausschließlich auf die Programmierung konzentrieren möchtest, solltest du möglicherweise eine spezialisiertere Weiterbildung in Betracht ziehen. Wenn du jedoch ein breiteres Verständnis für Softwareentwicklungsprozesse erlangen und in verschiedenen Rollen eingesetzt werden möchtest, ist die Umschulung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung eine gute Wahl.
Was du selbst tun kannst, um den Programmieranteil zu erhöhen
Auch wenn die Umschulung selbst nicht zu 100% auf die Programmierung ausgerichtet ist, gibt es viele Möglichkeiten, den Programmieranteil selbst zu erhöhen:
- Wähle den richtigen Anbieter: Informiere dich gründlich über die verschiedenen Umschulungsanbieter und achte darauf, dass der Anbieter einen hohen Praxisanteil und einen Fokus auf Programmierung hat.
- Nutze die Lernmaterialien: Bearbeite alle Übungsaufgaben und Projekte sorgfältig. Scheue dich nicht, Fragen zu stellen und um Hilfe zu bitten.
- Ergänze dein Wissen: Nutze Online-Kurse, Tutorials und Bücher, um dein Wissen in bestimmten Bereichen zu vertiefen. Plattformen wie Udemy, Coursera und FreeCodeCamp bieten eine große Auswahl an Kursen zu verschiedenen Programmiersprachen und -technologien.
- Baue eigene Projekte: Starte eigene Projekte, um das Gelernte anzuwenden und neue Fähigkeiten zu erlernen. Dies ist eine hervorragende Möglichkeit, dein Portfolio zu erweitern und deine Fähigkeiten potenziellen Arbeitgebern zu demonstrieren.
- Engagiere dich in der Community: Tritt Online-Communities bei und tausche dich mit anderen Programmierern aus. Dies ist eine gute Möglichkeit, neue Ideen zu sammeln, Probleme zu lösen und Kontakte zu knüpfen.
- Praktikum bewusst wählen: Versuche ein Praktikum in einem Unternehmen zu finden, in dem du aktiv programmieren kannst. Sprich mit deinem Betreuer im Unternehmen über deine Interessen und Wünsche.
Fazit: Die Umschulung ist ein guter Ausgangspunkt, aber Eigeninitiative ist gefragt
Die Umschulung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung vermittelt dir die notwendigen Grundlagen für eine erfolgreiche Karriere in der IT-Branche. Programmieren ist ein wichtiger Bestandteil der Umschulung, aber es ist eben nicht alles. Um deine Programmierkenntnisse weiter zu vertiefen und dich zu einem gefragten Softwareentwickler zu entwickeln, ist Eigeninitiative gefragt. Nutze die Umschulung als Sprungbrett und bilde dich kontinuierlich weiter. Dann steht einer erfolgreichen Karriere nichts mehr im Wege.
Also, um die Frage vom Anfang nochmals aufzugreifen: Der Mythos, dass in der Umschulung zu wenig programmiert wird, ist nur teilweise wahr. Es hängt stark vom Anbieter, den individuellen Vorkenntnissen und der Eigeninitiative ab. Die Umschulung ist ein guter Grundstock, aber der Weg zum versierten Programmierer erfordert zusätzliche Anstrengungen.