Photoshop ist seit Jahrzehnten der unangefochtene König der Bildbearbeitung. Doch die Zeiten ändern sich, und mit Affinity Photo drängt ein ernstzunehmender Herausforderer auf den Markt. Viele sprechen bereits vom „Photoshop-Killer”. Aber hält Affinity Photo wirklich, was es verspricht? Ist es eine echte Alternative für Fotografen, Designer und Hobby-Bildbearbeiter? In diesem umfassenden Testbericht gehen wir der Sache auf den Grund.
Was ist Affinity Photo und was kann es?
Affinity Photo ist eine professionelle Bildbearbeitungssoftware, entwickelt von Serif. Sie zeichnet sich durch einen einmaligen Kaufpreis aus, im Gegensatz zum Abonnementmodell von Adobe Photoshop. Das Programm ist für Windows, macOS und iPadOS erhältlich und bietet eine breite Palette an Werkzeugen und Funktionen, die den Ansprüchen professioneller Nutzer gerecht werden sollen. Zu den wichtigsten Features gehören:
- Umfassende RAW-Entwicklung: Affinity Photo unterstützt eine Vielzahl von RAW-Formaten und bietet detaillierte Kontrolle über Belichtung, Kontrast, Farben und mehr.
- Ebenenbasierte Bearbeitung: Wie Photoshop basiert auch Affinity Photo auf einem Ebenensystem, das nicht-destruktive Bearbeitung ermöglicht.
- Retusche-Werkzeuge: Eine Vielzahl von Retusche-Werkzeugen, wie Stempel, Reparaturpinsel und Rote-Augen-Entfernung, stehen zur Verfügung, um Bilder zu perfektionieren.
- Auswahlwerkzeuge: Präzise Auswahlwerkzeuge, einschließlich der Möglichkeit, komplexe Auswahlbereiche zu erstellen und zu verfeinern.
- Filter und Effekte: Eine große Auswahl an Filtern und Effekten, um Bilder zu verändern und kreative Looks zu erzeugen.
- Farbmanagement: Umfassende Unterstützung für Farbprofile (ICC) und Farbmanagement-Workflows.
- HDR-Bearbeitung: Erstellung und Bearbeitung von HDR-Bildern.
- Panorama-Erstellung: Stitching von Panoramabildern.
- Fokus-Stacking: Kombinieren von Fotos mit unterschiedlichem Fokus zu einem Bild mit größerer Schärfentiefe.
- Unterstützung für PSD-Dateien: Affinity Photo kann PSD-Dateien öffnen und bearbeiten, allerdings mit gewissen Einschränkungen (dazu später mehr).
Benutzeroberfläche und Benutzerfreundlichkeit
Die Benutzeroberfläche von Affinity Photo ist modern und übersichtlich gestaltet. Sie ist in verschiedene „Personas” unterteilt, die jeweils auf bestimmte Aufgabenbereiche zugeschnitten sind: Photo Persona (für allgemeine Bildbearbeitung), Liquify Persona (für Verflüssigungseffekte), Develop Persona (für RAW-Entwicklung), Tone Mapping Persona (für HDR-Bearbeitung) und Export Persona (für den Export von Bildern). Diese Personas helfen dabei, die benötigten Werkzeuge schnell zu finden und den Arbeitsbereich auf die jeweilige Aufgabe zu optimieren.
Im Vergleich zu Photoshop mag die Oberfläche für langjährige Adobe-Nutzer zunächst ungewohnt sein. Die Lernkurve ist jedoch nicht allzu steil, und die meisten Werkzeuge und Funktionen sind intuitiv zu bedienen. Serif bietet zudem eine umfangreiche Dokumentation und viele Tutorials an, die den Einstieg erleichtern.
Leistung und Stabilität
Affinity Photo ist für seine Performance bekannt. Die Software läuft in der Regel flüssig und stabil, auch bei der Bearbeitung großer Bilddateien. Dies ist vor allem auf die Optimierung für moderne Hardware und die Unterstützung von GPU-Beschleunigung zurückzuführen. In unseren Tests zeigte Affinity Photo eine vergleichbare oder sogar bessere Leistung als Photoshop in einigen Bereichen, insbesondere bei der Bearbeitung großer RAW-Dateien und der Anwendung komplexer Filter.
Allerdings gab es in der Vergangenheit vereinzelt Berichte über Abstürze oder Fehler. Serif scheint jedoch aktiv an der Behebung von Bugs und der Verbesserung der Stabilität zu arbeiten, und die Software wird regelmäßig mit Updates versorgt.
Affinity Photo vs. Photoshop: Die wichtigsten Unterschiede
Obwohl Affinity Photo viele Funktionen mit Photoshop teilt, gibt es auch einige wesentliche Unterschiede, die bei der Entscheidung für oder gegen eine der beiden Software-Lösungen berücksichtigt werden sollten:
- Preismodell: Der größte Unterschied ist zweifellos das Preismodell. Affinity Photo ist ein einmaliger Kauf, während Photoshop im Rahmen eines Adobe Creative Cloud-Abonnements bezahlt werden muss. Für Nutzer, die Photoshop nur gelegentlich nutzen, ist Affinity Photo daher eine deutlich günstigere Option.
- Funktionsumfang: Photoshop bietet einen größeren Funktionsumfang als Affinity Photo, insbesondere in Bezug auf 3D-Bearbeitung, Videobearbeitung und Animationsfunktionen. Für professionelle Nutzer, die diese Funktionen benötigen, ist Photoshop möglicherweise die bessere Wahl.
- PSD-Kompatibilität: Affinity Photo kann PSD-Dateien öffnen und bearbeiten, aber die Kompatibilität ist nicht immer perfekt. Komplexe Ebenenstrukturen, Smartobjekte und bestimmte Filter werden möglicherweise nicht korrekt dargestellt oder funktionieren nicht wie erwartet. Für Nutzer, die regelmäßig mit komplexen PSD-Dateien arbeiten, kann dies ein Problem darstellen.
- Community und Ressourcen: Photoshop verfügt über eine größere und aktivere Community als Affinity Photo. Es gibt eine riesige Auswahl an Tutorials, Plugins und Presets für Photoshop, die für Affinity Photo nicht verfügbar sind.
- Integration mit anderen Programmen: Photoshop ist nahtlos in die Adobe Creative Cloud integriert, was die Zusammenarbeit mit anderen Programmen wie Illustrator und InDesign erleichtert. Affinity Photo bietet keine solche Integration, obwohl Serif mit Affinity Designer und Affinity Publisher alternative Programme anbietet.
Für wen ist Affinity Photo geeignet?
Affinity Photo ist eine ausgezeichnete Wahl für:
- Hobby-Fotografen und ambitionierte Amateure: Die Software bietet eine breite Palette an Werkzeugen und Funktionen zu einem attraktiven Preis.
- Professionelle Fotografen, die eine kostengünstige Alternative zu Photoshop suchen: Affinity Photo bietet viele der gleichen Funktionen wie Photoshop, jedoch zu einem deutlich niedrigeren Preis.
- Designer, die hauptsächlich Bildbearbeitung benötigen: Affinity Photo eignet sich gut für Aufgaben wie Retusche, Farbkorrektur und Compositing.
- Nutzer, die Wert auf Performance und Stabilität legen: Affinity Photo ist für seine Performance optimiert und läuft in der Regel flüssig und stabil.
Für wen ist Affinity Photo weniger geeignet?
Affinity Photo ist weniger geeignet für:
- Professionelle Nutzer, die den vollen Funktionsumfang von Photoshop benötigen: Photoshop bietet mehr Funktionen, insbesondere in Bezug auf 3D-Bearbeitung, Videobearbeitung und Animation.
- Nutzer, die regelmäßig mit komplexen PSD-Dateien arbeiten: Die PSD-Kompatibilität von Affinity Photo ist nicht immer perfekt.
- Nutzer, die Wert auf eine nahtlose Integration mit anderen Programmen der Adobe Creative Cloud legen: Affinity Photo bietet keine solche Integration.
Fazit: Eine echte Alternative?
Affinity Photo ist zweifellos eine leistungsstarke und kostengünstige Alternative zu Photoshop. Die Software bietet eine breite Palette an Werkzeugen und Funktionen, die den Ansprüchen professioneller Nutzer gerecht werden. Die Performance ist hervorragend, und die Benutzeroberfläche ist modern und intuitiv gestaltet. Zwar gibt es einige Einschränkungen in Bezug auf den Funktionsumfang und die PSD-Kompatibilität, aber für viele Nutzer ist Affinity Photo eine mehr als würdige Alternative.
Ob Affinity Photo der „Photoshop-Killer” ist, bleibt abzuwarten. Aber es ist definitiv ein starker Herausforderer, der den Markt aufmischt und Adobe dazu zwingt, sich weiterzuentwickeln. Für viele Fotografen, Designer und Hobby-Bildbearbeiter ist Affinity Photo bereits jetzt die bevorzugte Wahl.