Die Angst vor dem Unbekannten und die Sorge um die eigene Privatsphäre sind in der heutigen vernetzten Welt präsenter denn je. Eine der häufigsten Befürchtungen ist die, von Fremden oder gar „Verrückten” allein durch die Handynummer geortet und verfolgt werden zu können. Doch wie realistisch ist diese Vorstellung wirklich? Dieser Artikel beleuchtet die technischen Möglichkeiten der Standortbestimmung über Handynummern, die rechtlichen Rahmenbedingungen und die tatsächlichen Risiken, um Ihnen ein umfassendes Bild der Lage zu vermitteln.
Techniken der Standortbestimmung über Handynummern
Es gibt verschiedene Methoden, mit denen versucht werden kann, den Standort einer Person über ihre Handynummer zu ermitteln. Diese lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen: legale und illegale Methoden.
Legale Methoden der Standortbestimmung
Die legalen Methoden der Standortbestimmung sind in der Regel an bestimmte Voraussetzungen geknüpft und dürfen nur unter strengen Auflagen eingesetzt werden. Dazu gehören:
- Mobilfunkzellenortung: Diese Methode basiert auf der Identifizierung der Mobilfunkzelle, mit der sich das Mobiltelefon gerade verbindet. Die Genauigkeit ist hierbei relativ gering und kann je nach Dichte des Mobilfunknetzes zwischen einigen hundert Metern in Städten und mehreren Kilometern in ländlichen Gebieten liegen. Diese Methode wird hauptsächlich von Mobilfunkanbietern eingesetzt, um die Netzabdeckung zu optimieren und Notrufe zu lokalisieren. Im Falle eines Notrufs (110 oder 112) kann die Polizei oder Feuerwehr den ungefähren Standort ermitteln, selbst wenn der Anrufer nicht sprechen kann.
- GPS-Ortung (Global Positioning System): Diese Methode ist deutlich genauer als die Mobilfunkzellenortung. Sie nutzt Satelliten zur Positionsbestimmung und kann den Standort auf wenige Meter genau bestimmen. GPS wird in vielen Smartphones und Navigationsgeräten verwendet. Die Nutzung von GPS zur Ortung einer anderen Person ist jedoch nur mit deren ausdrücklicher Zustimmung möglich, beispielsweise durch die Verwendung von Apps zur Familienortung oder Freundesuche.
- WLAN-Ortung: Diese Methode nutzt die Informationen über verfügbare WLAN-Netzwerke, um den Standort eines Geräts zu bestimmen. Jedes WLAN-Netzwerk hat eine eindeutige Kennung (SSID), die zusammen mit der Signalstärke erfasst und in einer Datenbank gespeichert wird. Anhand dieser Daten kann der Standort des Geräts relativ genau bestimmt werden. Auch hier gilt, dass die Ortung nur mit Zustimmung der betreffenden Person erlaubt ist, beispielsweise durch die Nutzung von WLAN-basierten Ortungsdiensten.
Illegale Methoden der Standortbestimmung
Neben den legalen Methoden gibt es auch illegale Möglichkeiten, den Standort einer Person über ihre Handynummer zu ermitteln. Diese Methoden sind in der Regel mit hohen Risiken verbunden und können strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Dazu gehören:
- Hacking: Hacker können versuchen, sich Zugang zum Mobilfunkkonto einer Person zu verschaffen oder die Sicherheitslücken in der Mobilfunknetzinfrastruktur auszunutzen, um den Standort des Geräts zu ermitteln. Diese Methoden sind jedoch sehr komplex und erfordern ein hohes Maß an technischem Know-how.
- Spyware: Spyware ist eine Art von Schadsoftware, die heimlich auf einem Gerät installiert wird und Informationen über den Benutzer sammelt, einschließlich des Standorts. Diese Software kann über gefälschte Apps, Phishing-E-Mails oder andere Social-Engineering-Techniken verbreitet werden.
- SIM-Swapping: Beim SIM-Swapping wird die SIM-Karte einer Person auf eine andere SIM-Karte übertragen, wodurch der Angreifer die Kontrolle über die Handynummer des Opfers erhält. Damit kann der Angreifer nicht nur Anrufe und SMS abfangen, sondern auch den Standort des Geräts ermitteln.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Die Ortung einer Person ohne deren Zustimmung ist in Deutschland und den meisten anderen Ländern illegal. Das Telekommunikationsgesetz (TKG) und die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) regeln den Umgang mit personenbezogenen Daten und den Schutz der Privatsphäre. Die unbefugte Ortung einer Person kann mit hohen Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen geahndet werden.
Es gibt jedoch Ausnahmen von diesem Grundsatz. In Notfällen, beispielsweise bei der Vermisstensuche oder zur Abwehr einer unmittelbar bevorstehenden Gefahr, können die Strafverfolgungsbehörden eine richterliche Anordnung zur Ortung einer Person erwirken. Auch Mobilfunkanbieter sind verpflichtet, den Standort eines Notrufes zu ermitteln, um Hilfe leisten zu können.
Wie wahrscheinlich ist es, von einem „Verrückten” geortet zu werden?
Die Vorstellung, von einem „Verrückten” allein durch die Handynummer geortet zu werden, ist zwar beängstigend, aber in der Realität eher unwahrscheinlich. Die illegalen Methoden der Standortbestimmung sind komplex und erfordern ein hohes Maß an technischem Fachwissen. Darüber hinaus sind die Risiken für den Täter erheblich, da die Ortung ohne Zustimmung der betroffenen Person strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.
Dennoch ist es wichtig, sich der potenziellen Risiken bewusst zu sein und Maßnahmen zu ergreifen, um die eigene Privatsphäre zu schützen. Dazu gehören:
- Vorsicht bei der Weitergabe der Handynummer: Geben Sie Ihre Handynummer nur an vertrauenswürdige Personen und Unternehmen weiter. Vermeiden Sie es, Ihre Handynummer in öffentlichen Foren oder sozialen Medien zu veröffentlichen.
- Sichere Passwörter verwenden: Verwenden Sie sichere und eindeutige Passwörter für Ihre Online-Konten, insbesondere für Ihr Mobilfunkkonto. Aktivieren Sie die Zwei-Faktor-Authentifizierung, um zusätzlichen Schutz zu gewährleisten.
- Regelmäßige Überprüfung der Berechtigungen von Apps: Überprüfen Sie regelmäßig die Berechtigungen der Apps, die Sie auf Ihrem Smartphone installiert haben. Deaktivieren Sie unnötige Berechtigungen, insbesondere den Zugriff auf den Standort.
- Aktuelle Software verwenden: Halten Sie Ihr Betriebssystem und Ihre Apps auf dem neuesten Stand, um Sicherheitslücken zu schließen.
- Vorsicht vor Phishing: Seien Sie vorsichtig bei Phishing-E-Mails und SMS, die Sie auffordern, persönliche Daten preiszugeben oder auf verdächtige Links zu klicken.
Fazit
Es ist zwar technisch möglich, den Standort einer Person über ihre Handynummer zu ermitteln, aber die Wahrscheinlichkeit, dass dies von einem „Verrückten” ohne deren Zustimmung geschieht, ist relativ gering. Die illegalen Methoden der Standortbestimmung sind komplex und mit hohen Risiken verbunden. Dennoch ist es wichtig, sich der potenziellen Risiken bewusst zu sein und Maßnahmen zu ergreifen, um die eigene Privatsphäre zu schützen. Durch einen bewussten Umgang mit der eigenen Handynummer und den persönlichen Daten kann das Risiko, Opfer einer unerlaubten Ortung zu werden, deutlich reduziert werden. Die größte Gefahr besteht in der Regel nicht durch den „Verrückten” von der Straße, sondern eher durch Datenlecks bei großen Unternehmen oder durch unbedarften Umgang mit den eigenen Daten im Internet.