Excel-Problemstellung: Eigenkapitalanteil & Fremdkapitalanteil kinderleicht berechnen – so geht’s!

Die Welt der Finanzen kann manchmal einschüchternd wirken, gespickt mit Fachbegriffen und komplexen Berechnungen. Doch keine Sorge! Heute nehmen wir uns zwei der wichtigsten Finanzkennzahlen vor, die für jedes Unternehmen – ob Start-up, Mittelständler oder Großkonzern – von entscheidender Bedeutung sind: den Eigenkapitalanteil und den Fremdkapitalanteil. Und das Beste daran? Wir zeigen Ihnen, wie Sie diese mit Microsoft Excel nicht nur kinderleicht berechnen, sondern auch interpretieren können. Egal, ob Sie Unternehmer, Student oder einfach nur an Finanzthemen interessiert sind, dieser umfassende Guide hilft Ihnen, Licht ins Dunkel zu bringen und Ihre Finanzanalyse auf das nächste Level zu heben.

**Warum sind Eigenkapital- und Fremdkapitalanteil so wichtig?**

Bevor wir uns in die Tiefen von Excel stürzen, lassen Sie uns kurz klären, warum diese beiden Kennzahlen so fundamental sind. Sie geben Aufschluss über die Finanzierungsstruktur eines Unternehmens, also darüber, wie das Vermögen finanziert wird.

Ein Unternehmen benötigt Kapital, um zu existieren, zu wachsen und Gewinne zu erzielen. Dieses Kapital stammt entweder von den Eigentümern (Eigenkapital) oder von externen Geldgebern (Fremdkapital). Das Verhältnis dieser beiden Kapitalarten zueinander ist ein Indikator für die finanzielle Stabilität, die Kreditwürdigkeit und das Risikoprofil eines Unternehmens.

* Die Eigenkapitalquote zeigt, wie viel Prozent des Gesamtvermögens durch Eigenkapital finanziert ist. Eine hohe Eigenkapitalquote signalisiert finanzielle Unabhängigkeit, Stabilität und eine gute Basis für zukünftige Investitionen. Sie ist ein Vertrauenssignal für Banken und Investoren.
* Die Fremdkapitalquote hingegen gibt an, welcher Anteil des Vermögens durch Schulden finanziert ist. Ein hoher Fremdkapitalanteil kann auf eine starke Abhängigkeit von externen Geldgebern hindeuten und das Risiko der Insolvenz erhöhen, insbesondere wenn Zinszahlungen und Tilgungen nicht mehr bedient werden können.

Für Gläubiger, potenzielle Investoren, aber auch für die interne Steuerung sind diese Kennzahlen unverzichtbar. Sie ermöglichen fundierte Entscheidungen und eine realistische Einschätzung der Unternehmenssituation.

**Grundlagen verstehen: Was ist Eigenkapital, was ist Fremdkapital?**

Um die Anteile korrekt berechnen zu können, müssen wir zunächst die Definitionen von Eigen- und Fremdkapital präzisieren. Beide Positionen finden Sie in der Bilanz eines Unternehmens auf der Passivseite (Kapitalseite).

**Eigenkapital (EK):**
Das Eigenkapital ist das Kapital, das von den Eigentümern oder Gesellschaftern eines Unternehmens eingebracht wurde oder im Unternehmen erwirtschaftet und belassen wurde (einbehaltene Gewinne). Es ist das Fundament der Finanzierung und dient als Haftungsmasse.

Typische Posten des Eigenkapitals sind:
* **Gezeichnetes Kapital / Stammkapital / Grundkapital:** Das bei Gründung oder Kapitalerhöhungen von den Eigentümern eingebrachte Kapital.
* **Kapitalrücklagen:** Überschüsse aus der Ausgabe von Anteilen über dem Nennwert.
* **Gewinnrücklagen:** Einbehaltene Gewinne aus Vorjahren, die nicht ausgeschüttet wurden.
* **Bilanzgewinn / Bilanzverlust:** Der im aktuellen Geschäftsjahr erwirtschaftete Gewinn oder Verlust.

Das Eigenkapital stärkt die Bonität des Unternehmens und ermöglicht es, Verluste abzufedern, ohne gleich insolvent zu werden. Es ist unbefristet im Unternehmen gebunden.

**Fremdkapital (FK):**
Das Fremdkapital sind alle Schulden und Verbindlichkeiten eines Unternehmens gegenüber Dritten. Es handelt sich um Kapital, das dem Unternehmen für eine bestimmte Zeit und zu bestimmten Konditionen (Zinsen) zur Verfügung gestellt wird und das zurückgezahlt werden muss.

Typische Posten des Fremdkapitals sind:
* **Anleihen / Unternehmensanleihen:** Langfristige Wertpapiere zur Kapitalbeschaffung.
* **Bankdarlehen / Kredite:** Lang- und kurzfristige Darlehen von Kreditinstituten.
* **Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen:** Offene Rechnungen gegenüber Lieferanten.
* **Sonstige Verbindlichkeiten:** Steuern, Sozialabgaben, erhaltene Anzahlungen etc.
* **Rückstellungen:** Künftige Verpflichtungen, deren Höhe oder Fälligkeit noch ungewiss ist (z.B. Pensionsrückstellungen, Steuerrückstellungen).

Fremdkapital bietet den Vorteil, dass es oft günstiger ist als Eigenkapital (Leverage-Effekt) und die Eigentümer ihre Kontrolle behalten. Es birgt jedoch das Risiko von Zins- und Tilgungszahlungen, die das Unternehmen unter Druck setzen können.

Es gilt stets die grundlegende Bilanzgleichung:
**Vermögen (Aktiva) = Eigenkapital (Passiva) + Fremdkapital (Passiva)**
Daher ist auch:
**Eigenkapital + Fremdkapital = Gesamtkapital (entspricht der Bilanzsumme)**

**Die Berechnung in Excel: Schritt für Schritt zum Erfolg**

Jetzt wird es praktisch! Wir nutzen Excel, um diese Kennzahlen zu berechnen. Angenommen, Sie haben Zugang zu einer Bilanz oder den relevanten Finanzdaten.

**Vorbereitung in Excel:**
Öffnen Sie ein neues Excel-Arbeitsblatt. Es ist hilfreich, die Daten übersichtlich zu strukturieren. Wir legen eine kleine Tabelle an, um unsere Ausgangswerte und die Ergebnisse darzustellen.

| A | B | C | D |
| :———– | :———- | :———— | :————- |
| **Kennzahl** | **Wert (€)** | **Formel** | **Ergebnis (%)** |
| Eigenkapital | | | |
| Fremdkapital | | | |
| Gesamtkapital| | | |
| | | | |
| EK-Quote | | | |
| FK-Quote | | | |
| Verschuldungsgrad | | | |

**Schritt 1: Daten eingeben**
Tragen Sie die Werte für Eigenkapital und Fremdkapital aus Ihrer Bilanz in die Zelle B2 und B3 ein.

**Beispielwerte:**
* Eigenkapital: 500.000 € (in Zelle B2)
* Fremdkapital: 1.500.000 € (in Zelle B3)

| A | B | C | D |
| :———– | :———- | :———— | :————- |
| **Kennzahl** | **Wert (€)** | **Formel** | **Ergebnis (%)** |
| Eigenkapital | 500.000 | | |
| Fremdkapital | 1.500.000 | | |
| Gesamtkapital| | | |
| | | | |
| EK-Quote | | | |
| FK-Quote | | | |
| Verschuldungsgrad | | | |

**Schritt 2: Gesamtkapital (Bilanzsumme) ermitteln**
Das Gesamtkapital ist die Summe aus Eigen- und Fremdkapital.
* Klicken Sie in Zelle B4.
* Geben Sie die Formel ein: `=B2+B3`
* Drücken Sie Enter. Das Ergebnis sollte 2.000.000 € sein.

**Schritt 3: Eigenkapitalquote (EKQ) berechnen**
Die Formel für die Eigenkapitalquote lautet:
`Eigenkapitalquote = (Eigenkapital / Gesamtkapital) * 100`

* Klicken Sie in Zelle D6.
* Geben Sie die Formel ein: `=B2/B4`
* **Formatieren Sie die Zelle als Prozent:** Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf Zelle D6, wählen Sie „Zellen formatieren…”, dann „Prozent” und stellen Sie die gewünschte Anzahl der Dezimalstellen ein (z.B. 2).
* Drücken Sie Enter. Das Ergebnis sollte 25,00% sein.

**Schritt 4: Fremdkapitalquote (FKQ) berechnen**
Die Formel für die Fremdkapitalquote lautet:
`Fremdkapitalquote = (Fremdkapital / Gesamtkapital) * 100`

* Klicken Sie in Zelle D7.
* Geben Sie die Formel ein: `=B3/B4`
* **Formatieren Sie die Zelle ebenfalls als Prozent.**
* Drücken Sie Enter. Das Ergebnis sollte 75,00% sein.

**Wichtiger Hinweis:** Die Summe der Eigenkapitalquote und der Fremdkapitalquote sollte immer 100% ergeben (25% + 75% = 100%). Dies ist eine einfache Kontrollmöglichkeit, ob Ihre Berechnung korrekt ist.

**Schritt 5: Verschuldungsgrad berechnen (optional, aber sehr nützlich)**
Der Verschuldungsgrad (auch Gearing Ratio oder Debt-to-Equity Ratio genannt) setzt das Fremdkapital ins Verhältnis zum Eigenkapital. Er zeigt an, wie viele Einheiten Fremdkapital auf eine Einheit Eigenkapital kommen.

Die Formel für den Verschuldungsgrad lautet:
`Verschuldungsgrad = Fremdkapital / Eigenkapital`

* Klicken Sie in Zelle D8.
* Geben Sie die Formel ein: `=B3/B2`
* **Formatieren Sie die Zelle als Zahl** (ggf. mit 2 Dezimalstellen).
* Drücken Sie Enter. Das Ergebnis sollte 3,00 sein.

**Interpretation des Beispiels:**
* **Eigenkapitalquote von 25%:** 25% des Vermögens sind durch Eigenkapital finanziert. Dies kann je nach Branche als niedrig bis durchschnittlich gelten. Im Allgemeinen gilt: Je höher, desto besser. Unternehmen mit einer EKQ unter 20% gelten oft als riskant.
* **Fremdkapitalquote von 75%:** 75% des Vermögens sind durch Fremdkapital finanziert. Das Unternehmen ist stark verschuldet. Dies kann ein Warnsignal für Banken sein.
* **Verschuldungsgrad von 3,00:** Für jeden Euro Eigenkapital sind 3 Euro Fremdkapital vorhanden. Dies ist ein relativ hoher Wert und deutet auf eine aggressive Finanzierungsstrategie oder eine hohe Abhängigkeit von Schulden hin.

| A | B | C | D |
| :———– | :———- | :————- | :————- |
| **Kennzahl** | **Wert (€)** | **Formel** | **Ergebnis (%)** |
| Eigenkapital | 500.000 | | |
| Fremdkapital | 1.500.000 | | |
| Gesamtkapital| 2.000.000 | `=B2+B3` | |
| | | | |
| EK-Quote | | `=B2/B4` | 25,00% |
| FK-Quote | | `=B3/B4` | 75,00% |
| Verschuldungsgrad | | `=B3/B2` | 3,00 |

**Tipps für die Excel-Praxis und darüber hinaus**

Um Ihre Finanzanalyse in Excel noch effizienter und aussagekräftiger zu gestalten, beachten Sie folgende Tipps:

1. **Zellenbenennung für mehr Lesbarkeit:** Statt `B2/B4` können Sie Zellen benennen (z.B. Zelle B2 als „Eigenkapital”, B3 als „Fremdkapital”, B4 als „Gesamtkapital”). Dann wären Ihre Formeln `=(Eigenkapital/Gesamtkapital)` – viel intuitiver! Markieren Sie dazu die Zelle und geben Sie im Namensfeld (links neben der Bearbeitungsleiste) den gewünschten Namen ein.
2. **Fehlerbehebung:** Achten Sie auf mögliche Fehler wie `#DIV/0!`, der auftritt, wenn Sie versuchen, durch Null zu teilen (z.B. wenn Eigenkapital null ist beim Verschuldungsgrad). Dies kann mit der `WENNFEHLER`-Funktion abgefangen werden: `=WENNFEHLER(B3/B2;”N/A”)`.
3. **Datenvalidierung:** Um sicherzustellen, dass nur gültige Zahlen eingegeben werden, können Sie die Datenvalidierung in Excel nutzen. Dies verhindert Tippfehler und sorgt für zuverlässigere Ergebnisse.
4. **Trendanalyse über die Zeit:** Die Berechnung dieser Kennzahlen für ein einzelnes Geschäftsjahr ist nur eine Momentaufnahme. Wirklich aufschlussreich wird es, wenn Sie die Werte über mehrere Jahre hinweg verfolgen. Erstellen Sie Liniendiagramme, um Trends bei der Eigenkapitalquote und Fremdkapitalquote zu visualisieren. Steigt die Eigenkapitalquote, verbessert sich die finanzielle Stabilität. Fällt sie, sollte man die Ursachen untersuchen.
5. **Vergleich mit Branchendurchschnitt:** Die „ideale” Eigenkapitalquote variiert stark je nach Branche. Ein Handelsunternehmen hat oft andere Quoten als ein technologiebasiertes Start-up oder ein produzierendes Großunternehmen. Recherchieren Sie Branchendurchschnitte, um Ihre Kennzahlen im Kontext zu bewerten.
6. **Szenario-Analyse (Was-wäre-wenn-Analyse):** Nutzen Sie Excel-Funktionen wie „Zielwertsuche” oder „Szenario-Manager”, um zu simulieren, wie sich die Quoten verändern, wenn sich Eigen- oder Fremdkapital ändern würden (z.B. durch eine Kreditaufnahme oder Kapitalerhöhung).
7. **Dashboard-Erstellung:** Für eine laufende Überwachung können Sie ein kleines Dashboard in Excel erstellen, das die wichtigsten Finanzkennzahlen übersichtlich darstellt und sich bei Datenänderungen automatisch aktualisiert.

**Häufige Fehler und wie man sie vermeidet**

Auch wenn die Berechnung in Excel einfach ist, gibt es einige Fallstricke, die Sie beachten sollten:

* **Verwechslung von Bilanzposten:** Stellen Sie sicher, dass Sie wirklich alle Posten korrekt dem Eigen- oder Fremdkapital zuordnen. Manchmal sind Posten wie Hybridkapital oder Mezzanine-Kapital nicht eindeutig zuzuordnen und müssen gesondert betrachtet werden.
* **Nichtberücksichtigung aller relevanten Posten:** Gerade bei der Bilanzsumme kann es vorkommen, dass Posten übersehen werden. Achten Sie darauf, die vollständige Bilanzsumme zu verwenden, da sie das Gesamtkapital darstellt.
* **Isolierte Betrachtung der Kennzahlen:** Eine hohe Eigenkapitalquote ist meist positiv, kann aber auch bedeuten, dass das Unternehmen Chancen zur Finanzierung über günstiges Fremdkapital ungenutzt lässt (Stichwort: Leverage-Effekt). Umgekehrt kann eine niedrige Eigenkapitalquote in einem Wachstumsunternehmen akzeptabel sein, wenn das Fremdkapital strategisch für Investitionen eingesetzt wird, die hohe Renditen versprechen. Betrachten Sie die Kennzahlen immer im Gesamtkontext des Unternehmens und seiner Strategie.
* **Einmalige Berechnung als Abschluss:** Wie bereits erwähnt, sind Finanzkennzahlen am aussagekräftigsten, wenn sie über einen längeren Zeitraum analysiert werden. Eine einmalige Berechnung liefert lediglich eine Momentaufnahme und lässt Trends oder Entwicklungen außer Acht.

**Fazit**

Sie sehen, die Berechnung des Eigenkapitalanteils und des Fremdkapitalanteils in Excel ist keine Zauberei, sondern eine klare, logische Abfolge von Schritten. Mit nur wenigen Klicks erhalten Sie wertvolle Einblicke in die Finanzierungsstruktur Ihres Unternehmens. Diese Finanzkennzahlen sind unerlässlich für die Beurteilung der finanziellen Gesundheit, der Bonität und der langfristigen Überlebensfähigkeit eines Unternehmens.

Durch die Beherrschung dieser einfachen Excel-Techniken legen Sie den Grundstein für eine fundierte Finanzanalyse und können bessere Entscheidungen treffen – sei es als Unternehmer, der die Finanzierung optimieren möchte, als Investor, der die Attraktivität eines Unternehmens bewerten will, oder als Studierender, der seine Kenntnisse vertiefen möchte. Packen Sie es an, öffnen Sie Excel und beginnen Sie noch heute mit Ihrer eigenen Finanzanalyse!