Die Installation einer neuen Android-Version, insbesondere eines großen Sprungs wie Android 11, ist für viele Technikbegeisterte ein aufregender Moment. Sie verspricht neue Funktionen, verbesserte Sicherheit und eine optimierte Leistung für Ihr Smartphone. Doch der Prozess des Flashens, also des manuellen Installierens einer Werks- oder Custom-ROM, ist oft nicht ohne Hürden. Eine der frustrierendsten Fehlermeldungen, die Ihnen dabei begegnen kann, lautet: „FAILED (remote: ‘Not enough space to resize partition’)”. Diese Fehlermeldung stoppt den Flash-Vorgang abrupt und hinterlässt Sie mit einem möglicherweise unbrauchbaren Gerät oder einem unvollständigen Update.
Dieser umfassende Leitfaden soll Ihnen dabei helfen, die Ursachen dieses Fehlers zu verstehen und Ihnen detaillierte Schritte zur Behebung aufzeigen. Wir tauchen tief in die Welt der Android-Partitionen ein und erklären, wie Sie Ihr Gerät erfolgreich auf Android 11 oder eine andere Version flashen können, ohne an dieser Hürde zu scheitern.
Den Fehler verstehen: „Not enough space to resize partition”
Bevor wir uns den Lösungen widmen, ist es entscheidend zu verstehen, was diese Fehlermeldung wirklich bedeutet. Entgegen der ersten Annahme, dass der interne Speicher Ihres Geräts einfach voll ist, bezieht sich der Fehler auf ein Problem bei der Neuordnung oder Größenänderung der internen Speicherpartitionen Ihres Smartphones. Moderne Android-Geräte, insbesondere seit Android 10 und 11, verwenden ein komplexes Partitionslayout mit sogenannten dynamischen Partitionen und dem Konzept der A/B-Slots (nahtlose Updates).
- Partitionen: Ein Android-Gerät ist in verschiedene logische Speicherbereiche unterteilt. Die wichtigsten sind:
/system: Enthält das Android-Betriebssystem./vendor: Enthält herstellerspezifische Treiber und Hardware-Abstraktionsschichten./product: Enthält OEM-spezifische Apps und Funktionen./userdata: Ihr persönlicher Speicher für Apps, Fotos und Dateien./cache: Temporärer Speicher./boot: Enthält den Kernel und die Ramdisk.
- Dynamische Partitionen und die Super-Partition: Seit Android 10 sind
system,vendor,productund andere zu dynamischen Partitionen geworden. Das bedeutet, ihre Größe ist nicht fest, sondern kann bei Bedarf angepasst werden. Sie alle befinden sich innerhalb einer größeren Partition namenssuper-Partition. Wenn Sie Android 11 flashen, versucht das System, diese dynamischen Partitionen innerhalb dersuper-Partition neu zu organisieren und deren Größen an die Anforderungen der neuen Software anzupassen. Der Fehler „Not enough space to resize partition” tritt auf, wennfastboot(das Tool, das für das Flashen verwendet wird) diese Neuorganisation nicht erfolgreich durchführen kann, oft weil die aktuelle Layout-Information in dersuper-Partition beschädigt ist oder nicht den Erwartungen des Flash-Tools entspricht. - A/B-Slots: Viele neuere Geräte nutzen zwei Sätze von Partitionen (Slot A und Slot B) für nahtlose System-Updates. Während ein Slot aktiv ist und verwendet wird, kann das Update im Hintergrund auf dem inaktiven Slot installiert werden. Ein Wechsel zwischen diesen Slots kann manchmal das Problem beheben.
Kurz gesagt, der Fehler bedeutet nicht, dass Ihr Telefonspeicher physisch voll ist, sondern dass das Flashtool die logische Struktur Ihrer Systempartitionen nicht korrekt anpassen kann.
Vorbereitungen und Sicherheitshinweise
Bevor Sie mit der Fehlerbehebung beginnen, ist äußerste Vorsicht geboten. Ein unsachgemäßes Vorgehen kann Ihr Gerät dauerhaft beschädigen (sogenanntes „Bricking”).
- Sicherung Ihrer Daten: Dies ist der absolut wichtigste Schritt. Der Flash-Vorgang und insbesondere die unten beschriebenen Schritte werden höchstwahrscheinlich alle Daten auf Ihrem Gerät löschen. Sichern Sie Fotos, Videos, Kontakte, Nachrichten und alle wichtigen Dateien auf einem Computer oder in der Cloud.
- Akku: Stellen Sie sicher, dass Ihr Gerät zu mindestens 80% geladen ist, um einen Stromausfall während des Flash-Vorgangs zu vermeiden.
- ADB & Fastboot Tools: Verwenden Sie die neuesten Versionen der Android SDK Platform-Tools. Veraltete Tools sind eine häufige Ursache für Flash-Fehler. Laden Sie sie direkt von der offiziellen Google-Entwicklerseite herunter.
- USB-Treiber: Stellen Sie sicher, dass die korrekten USB-Treiber für Ihr Gerät auf Ihrem Computer installiert sind. Oft sind diese Teil der Platform-Tools oder können von der Herstellerwebsite bezogen werden.
- Bootloader entsperren: Ihr Bootloader muss entsperrt sein, um Werksbilder flashen zu können. Beachten Sie, dass das Entsperren des Bootloaders Ihr Gerät auf die Werkseinstellungen zurücksetzt und damit alle Daten löscht. Die Meldung „FAILED (remote: ‘Not enough space to resize partition’)” tritt normalerweise *nach* dem Entsperren auf, wenn Sie versuchen, die erste ROM zu flashen.
- Original Werks-Image: Laden Sie das genaue Werks-Image (Factory Image) für Ihr Gerätemodell und Ihre Region von der offiziellen Google-Website (für Pixel-Geräte) oder der Website Ihres Geräteherstellers herunter. Vergewissern Sie sich, dass es sich um das richtige Image handelt.
Häufige Ursachen und erste Überprüfungen
Manchmal ist der Fehler einfacher zu beheben, als Sie denken. Überprüfen Sie Folgendes, bevor Sie tiefergehende Schritte unternehmen:
- Veraltete ADB/Fastboot Tools: Dies ist die Ursache Nummer eins. Ältere Versionen können mit den neueren Partitionslayouts von Android 11 nicht umgehen.
- Beschädigtes Werks-Image: Das heruntergeladene Image könnte während des Downloads beschädigt worden sein. Versuchen Sie einen erneuten Download.
- Falsche USB-Verbindung: Versuchen Sie einen anderen USB-Port oder ein anderes USB-Kabel. Vermeiden Sie USB-Hubs.
- Antivirus/Firewall: Deaktivieren Sie vorübergehend Ihre Antivirensoftware oder Firewall, da diese den Flash-Vorgang stören könnten.
- Administratorrechte: Führen Sie die Eingabeaufforderung (CMD/PowerShell) oder das Terminal als Administrator aus.
Lösungen: So beheben Sie den Flash-Fehler
Wenn die einfachen Überprüfungen nicht geholfen haben, ist es Zeit für gezieltere Maßnahmen.
Lösung 1: ADB & Fastboot Tools aktualisieren
Wie bereits erwähnt, ist dies oft der Schlüssel. Navigieren Sie zur offiziellen Android-Entwicklerseite für Platform-Tools und laden Sie die neueste Version herunter. Extrahieren Sie das ZIP-Archiv und stellen Sie sicher, dass sich die ausführbaren Dateien (adb.exe, fastboot.exe) in Ihrem Systempfad befinden oder navigieren Sie in der Kommandozeile in das Verzeichnis, in das Sie die Tools extrahiert haben.
Lösung 2: Werks-Image erneut herunterladen und prüfen
Laden Sie das gesamte Werks-Image erneut herunter. Manchmal ist ein einfacher erneuter Download die Lösung, falls die Datei beim ersten Mal korrupt heruntergeladen wurde. Nach dem Download können Sie optional die SHA256-Prüfsumme des Archivs mit der auf der Download-Seite angegebenen vergleichen, um die Integrität der Datei zu gewährleisten.
Lösung 3: Tiefgehende Bereinigung und Partitionsmanagement (Die wahrscheinlichste Lösung)
Dieser Schritt ist der wichtigste für den Fehler „Not enough space to resize partition”, da er direkt auf die Probleme mit der Partitionsgröße und -organisation abzielt, insbesondere im Kontext von dynamischen Partitionen und der super-Partition.
Normalerweise wird ein Werks-Image über das mitgelieferte Skript flash-all.sh (Linux/macOS) oder flash-all.bat (Windows) geflasht. Dieses Skript enthält Befehle, die die Partitionen des Geräts automatisch bereinigen, formatieren und die neuen Images flashen sollten, einschließlich der Neuanordnung der dynamischen Partitionen in der super-Partition. Wenn dieses Skript den Fehler ausgibt, bedeutet dies, dass fastboot die nötigen Änderungen nicht vornehmen konnte.
Achtung: Die folgenden Schritte sind aggressiv und löschen ALLE Daten. Vergewissern Sie sich, dass Ihr Backup aktuell ist!
1. Gerät in den Fastboot-Modus booten: Schalten Sie Ihr Gerät aus. Halten Sie dann in der Regel die Leiser-Taste und die Power-Taste gleichzeitig gedrückt, bis Sie den Fastboot-Modus sehen. Verbinden Sie das Gerät dann mit Ihrem Computer.
2. Überprüfen Sie die Verbindung: Öffnen Sie eine Kommandozeile (als Administrator) im Ordner Ihrer ADB/Fastboot-Tools und geben Sie ein:
fastboot devicesSie sollten die Seriennummer Ihres Geräts sehen.
3. Aggressives Löschen von Partitionen (optional, aber oft hilfreich):
Manchmal muss man fastboot eine „leere Leinwand” geben, damit es die dynamischen Partitionen neu aufbauen kann. Versuchen Sie diese Befehle nacheinander. Einige Befehle schlagen möglicherweise fehl, was normal ist, wenn Ihr Gerät die entsprechende Partition nicht direkt löschen lässt oder wenn sie dynamisch ist. Das Wichtigste ist, die für Ihr Gerät relevanten kritischen Partitionen zu bereinigen.
fastboot erase userdatafastboot erase cachefastboot erase metadatafastboot erase system(Für ältere Geräte oder wenn das System noch keine dynamische Partition war. Bei dynamischen Partitionen schlägt dieser Befehl möglicherweise fehl oder ist nicht ausreichend.)fastboot erase vendor(Ähnlich wie bei System.)fastboot erase product(Ähnlich wie bei System.)fastboot erase super: Dieser Befehl ist der wichtigste bei Problemen mit dynamischen Partitionen, da er die gesamtesuper-Partition löscht, die alle dynamischen Partitionen enthält. Vorsicht: Dieser Befehl ist sehr aggressiv und sollte nur angewendet werden, wenn andere Lösungen fehlschlagen und Sie die Risiken verstehen. Nicht alle Geräte oder Bootloader unterstützen das direkte Löschen dersuper-Partition. Wenn es fehlschlägt, ist das in Ordnung; das Flashen des gesamten Images im nächsten Schritt versucht, dies ohnehin zu tun.
4. Slot wechseln (bei A/B-Geräten): Bei Geräten mit A/B-Slots kann es manchmal helfen, den aktiven Slot zu wechseln, da der andere Slot möglicherweise „sauberer” ist oder eine bessere Ausgangsbasis für das Update bietet.
fastboot getvar current-slot
fastboot --set-active=a (oder b, je nachdem, welcher Slot gerade nicht aktiv ist)Versuchen Sie dann den Flash-Vorgang erneut.
5. Werks-Image flashen: Navigieren Sie zum extrahierten Ordner Ihres Werks-Images. Starten Sie das mitgelieferte Skript:
- Unter Windows: Doppelklicken Sie auf
flash-all.bat - Unter Linux/macOS: Öffnen Sie ein Terminal im Ordner und führen Sie aus:
./flash-all.sh(stellen Sie sicher, dass die Datei ausführbar ist:chmod +x flash-all.sh)
Dieses Skript enthält den entscheidenden Befehl fastboot update [IMAGE_NAME].zip, der für das Flashen und die korrekte Größenanpassung der Partitionen zuständig ist. Wenn Sie zuvor manuell Partitionen gelöscht haben, gibt dies dem Skript die beste Chance, die super-Partition korrekt neu zu initialisieren und die dynamischen Partitionen zu installieren.
Wichtiger Hinweis zum flash-all Skript:
Manche ältere Versionen des flash-all.bat Skripts enthalten nicht den -w Parameter für den fastboot update Befehl, was bedeutet, dass die userdata Partition nicht automatisch gelöscht wird. Wenn Sie den Fehler „Not enough space to resize partition” erhalten, ist es oft ratsam, sicherzustellen, dass die userdata Partition sauber ist. Das manuelle Löschen mittels fastboot erase userdata vor dem Ausführen des Skripts ist immer eine gute Praxis.
Lösung 4: Manuelles Flashen (Wenn flash-all.sh modifiziert werden muss)
In sehr seltenen Fällen, insbesondere wenn das flash-all.sh Skript selbst nicht funktioniert oder der Fehler immer noch auftritt, müssen Sie die einzelnen Komponenten des Werks-Images manuell flashen. Dies ist komplexer und sollte nur von erfahrenen Benutzern durchgeführt werden.
Das Werks-Image enthält typischerweise eine Datei wie image-[Gerätename]-[Version].zip, die wiederum alle relevanten .img-Dateien enthält (z.B. boot.img, system.img, vendor.img, product.img, super.img etc.). Extrahieren Sie diese Dateien in Ihren Fastboot-Ordner.
Die genaue Reihenfolge und die Befehle hängen stark von Ihrem Gerätemodell und dem Android-Build ab. Ein typischer Ablauf könnte so aussehen (Dies ist ein Beispiel! Suchen Sie unbedingt eine gerätespezifische Anleitung!):
fastboot flash boot boot.img
fastboot flash system system.img
fastboot flash vendor vendor.img
fastboot flash product product.img
... (weitere Partitionen wie dtbo, vbmeta etc.)
fastboot -w update image-[Gerätename]-[Version].zipDer letzte Befehl fastboot -w update image-[Gerätename]-[Version].zip ist weiterhin der entscheidende, da er das gesamte Werks-Image flasht und die dynamischen Partitionen innerhalb der super-Partition korrekt anlegt. Die manuellen Schritte davor dienen dazu, eine sauberere Basis zu schaffen, falls das Skript dies nicht vollumfänglich tut. Bei manchen Geräten müssen Sie möglicherweise zuerst die super-Partition leeren, bevor Sie die dynamischen Images flashen können.
Lösung 5: Geräte-Kompatibilität prüfen
Stellen Sie nochmals sicher, dass das heruntergeladene Werks-Image exakt für Ihr Gerätemodell und Ihre Hardware-Revision bestimmt ist. Ein falsches Image ist eine garantierte Fehlermeldung und kann im schlimmsten Fall zu einem Hard-Brick führen.
Nach dem erfolgreichen Flash
Wenn der Flash-Vorgang ohne Fehlermeldungen abgeschlossen wurde:
- Trennen Sie Ihr Gerät vom PC.
- Führen Sie einen Neustart durch:
fastboot reboot - Der erste Start nach einem großen Update oder einer Neuinstallation kann ungewöhnlich lange dauern (10-15 Minuten sind nicht unüblich). Haben Sie Geduld.
- Nach dem Start richten Sie Ihr Gerät ein und stellen Ihre gesicherten Daten wieder her.
Fehlersuche, wenn alles fehlschlägt
Sollten alle oben genannten Schritte fehlschlagen, gibt es noch einige letzte Optionen:
- Anderen PC versuchen: Manchmal liegt das Problem an der PC-Umgebung, den USB-Controllern oder installierter Software.
- Gerätespezifische Foren: Konsultieren Sie Foren wie XDA Developers. Hier finden Sie oft gerätespezifische Lösungen oder alternative Methoden, die von der Community entwickelt wurden. Suchen Sie nach Ihrem genauen Gerätemodell und der spezifischen Fehlermeldung.
- USB-Debugging aktivieren: Stellen Sie sicher, dass USB-Debugging in den Entwickleroptionen Ihres Geräts aktiviert ist (falls Sie es noch booten können).
- Spezielle Tools des Herstellers: Manche Hersteller bieten eigene Flash-Tools an, die robuster sein können als die generischen Fastboot-Tools.
Prävention für zukünftige Flash-Vorgänge
Um zukünftige Flash-Fehler zu vermeiden, beherzigen Sie diese Ratschläge:
- Immer die neuesten Tools: Halten Sie Ihre ADB- und Fastboot-Tools stets auf dem neuesten Stand.
- Offizielle Images: Verwenden Sie immer offizielle Werks-Images von vertrauenswürdigen Quellen.
- Gründliche Recherche: Informieren Sie sich vor jedem Flash-Vorgang über gerätespezifische Besonderheiten und Anleitungen.
- Backup ist Pflicht: Sichern Sie Ihre Daten regelmäßig, besonders vor Eingriffen ins System.
Fazit
Der Fehler „FAILED (remote: ‘Not enough space to resize partition’)” bei der Installation von Android 11 oder anderen Versionen ist zwar frustrierend, aber in den meisten Fällen behebbar. Er deutet in erster Linie auf ein Problem mit der Neuordnung der dynamischen Partitionen in der super-Partition hin, nicht auf einen tatsächlichen Speichermangel. Mit den richtigen, aktualisierten Tools, einer sauberen Datenbasis und manchmal einem aggressiven Löschen kritischer Partitionen können Sie Ihr Gerät erfolgreich flashen.
Geduld und Sorgfalt sind hierbei Ihre wichtigsten Verbündeten. Befolgen Sie die Schritte genau, gehen Sie keine unnötigen Risiken ein und zögern Sie nicht, die Ressourcen der Android-Community zu nutzen, wenn Sie an Ihre Grenzen stoßen. Viel Erfolg beim Flashen!
