Du bist Musiker, hast eine tolle Interpretation eines bestehenden Songs geschaffen und möchtest deine Version der Welt präsentieren? Das ist großartig! Das Covern von Musik ist eine beliebte Möglichkeit, Kreativität auszuleben, das eigene Publikum zu erweitern und vielleicht sogar ein Einkommen zu generieren. Allerdings lauern im Dickicht des Urheberrechts einige Fallstricke, die du unbedingt kennen solltest, um Abmahnungen und rechtliche Probleme zu vermeiden. Dieser umfassende Guide führt dich durch alle wichtigen Aspekte, die du beachten musst, wenn du Musik covern und veröffentlichen möchtest – von den grundlegenden Rechten bis hin zu den praktischen Schritten der Lizenzerwerbung.
Was bedeutet „Covern” eigentlich?
Im musikalischen Kontext bedeutet „Covern”, einen bereits existierenden Song neu zu interpretieren. Das kann eine einfache Wiedergabe des Originals sein, aber auch eine kreative Umgestaltung im eigenen Stil, beispielsweise durch veränderte Instrumentierung, Melodie oder Rhythmus. Entscheidend ist, dass die Urheberrechte des Originalsongs berücksichtigt werden müssen.
Das Urheberrecht: Das A und O für Cover-Musiker
Das Urheberrecht schützt die Rechte des Urhebers (Komponist und Textdichter) an seinem Werk. Es gibt ihm das ausschließliche Recht, sein Werk zu vervielfältigen, zu verbreiten, öffentlich aufzuführen und zu bearbeiten. Wenn du einen Song coverst, greifst du in diese Rechte ein, da du den Song vervielfältigst und öffentlich aufführst (z.B. durch Veröffentlichung auf Streaming-Plattformen oder YouTube).
Welche Rechte sind betroffen?
* **Vervielfältigungsrecht:** Du benötigst die Erlaubnis, den Song zu vervielfältigen, z.B. durch Aufnahmen und Speicherung auf Datenträgern.
* **Verbreitungsrecht:** Du benötigst die Erlaubnis, Kopien des Songs zu verbreiten, z.B. durch Verkauf oder kostenloses Anbieten im Internet.
* **Öffentliche Aufführungsrechte:** Du benötigst die Erlaubnis, den Song öffentlich aufzuführen, z.B. auf Konzerten, in Bars oder durch Streaming.
* **Bearbeitungsrecht:** Wenn du den Song stark veränderst (z.B. neue Strophen hinzufügst oder die Melodie wesentlich abwandelst), greifst du in das Bearbeitungsrecht ein und benötigst hierfür eine separate Genehmigung.
Welche Lizenzen brauche ich, um Musik zu covern und zu veröffentlichen?
Die gute Nachricht: Es gibt Mechanismen, die es dir als Cover-Musiker ermöglichen, legal Musik zu veröffentlichen. Die wichtigste Lizenz ist die sogenannte Mechanische Lizenz (Mechanical License). Diese erlaubt dir, den Song aufzunehmen und zu vervielfältigen. In vielen Ländern, darunter die USA, gibt es eine sogenannte „compulsory license”, die dir erlaubt, einen Song zu covern, solange du die Lizenzgebühren bezahlst und die festgelegten Regeln einhältst. In Deutschland ist der Prozess etwas anders, da es keine „compulsory license” gibt. Hier läuft der Erwerb der Mechanischen Lizenz in der Regel über die GEMA.
Die Mechanische Lizenz über die GEMA (Deutschland)
In Deutschland ist die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) die wichtigste Anlaufstelle für Urheberrechtsfragen. Allerdings vergibt die GEMA keine Mechanischen Lizenzen direkt an Privatpersonen. Sie räumt diese Rechte in der Regel an Musikverlage ein. Daher ist es ratsam, sich an den Verlag des jeweiligen Songs zu wenden oder einen Dienstleister zu nutzen, der die Lizenzierung übernimmt.
Alternativen zur GEMA: Dienstleister für die Lizenzierung
Es gibt verschiedene Online-Dienstleister, die sich auf die Lizenzierung von Cover-Songs spezialisiert haben. Diese Dienstleister kümmern sich um die gesamte Abwicklung, von der Recherche der Rechteinhaber bis zur Bezahlung der Lizenzgebühren. Einige bekannte Anbieter sind:
* **Easy Song Licensing:** Bietet eine einfache und schnelle Möglichkeit, Mechanische Lizenzen zu erwerben.
* **Harry Fox Agency (HFA):** Eine renommierte Agentur, die in den USA und anderen Ländern tätig ist.
* **Songfile:** Eine Plattform, die speziell für die Lizenzierung von Cover-Songs entwickelt wurde.
Wie viel kostet eine Mechanische Lizenz?
Die Kosten für eine Mechanische Lizenz variieren je nach Land, Songlänge und Anzahl der verkauften oder gestreamten Kopien. In den USA gibt es einen gesetzlich festgelegten Satz (statutory rate), der regelmäßig angepasst wird. In Deutschland sind die Kosten verhandelbar, orientieren sich aber ebenfalls an den Verkaufs- und Streamingzahlen.
Öffentliche Aufführungsrechte: Was ist mit Streaming-Plattformen?
Wenn du deinen Cover-Song auf Plattformen wie Spotify, Apple Music oder YouTube hochlädst, werden öffentliche Aufführungsrechte relevant. Diese Rechte werden in der Regel von den Plattformen selbst mit den Verwertungsgesellschaften (wie der GEMA) geklärt. Du musst dich also nicht direkt darum kümmern, solange du eine Mechanische Lizenz hast. Allerdings solltest du dich vergewissern, dass die Plattform deine Cover-Version korrekt identifiziert und die entsprechenden Gebühren an die Rechteinhaber abführt.
YouTube und Cover-Songs: Content ID und Monetarisierung
YouTube hat ein System namens Content ID, das urheberrechtlich geschütztes Material automatisch erkennt. Wenn du einen Cover-Song hochlädst, kann es sein, dass Content ID eine Übereinstimmung findet. Dies bedeutet nicht automatisch, dass du deinen Song nicht veröffentlichen darfst. Es gibt verschiedene Szenarien:
* **Der Rechteinhaber erlaubt die Nutzung des Songs:** In diesem Fall kannst du deinen Song weiterhin veröffentlichen, und die Einnahmen aus der Monetarisierung werden mit dem Rechteinhaber geteilt.
* **Der Rechteinhaber erlaubt die Nutzung, monetarisiert aber den Song selbst:** In diesem Fall kannst du deinen Song veröffentlichen, aber du erhältst keine Einnahmen daraus.
* **Der Rechteinhaber verbietet die Nutzung des Songs:** In diesem Fall kann dein Video von YouTube entfernt werden.
Es ist wichtig, sich vor der Veröffentlichung auf YouTube über die Nutzungsbedingungen und Urheberrechtsrichtlinien der Plattform zu informieren.
Do’s and Don’ts beim Covern von Musik
* **DO:** Hole dir immer eine Mechanische Lizenz, bevor du deinen Cover-Song veröffentlichst.
* **DO:** Recherchiere gründlich nach den Rechteinhabern des Songs.
* **DO:** Nutze professionelle Dienstleister für die Lizenzierung.
* **DO:** Achte auf die Nutzungsbedingungen und Urheberrechtsrichtlinien der Plattformen, auf denen du deinen Song veröffentlichst.
* **DON’T:** Gehe davon aus, dass du einen Song kostenlos covern kannst, nur weil er „alt” ist. Die Urheberrechte gelten in der Regel 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers.
* **DON’T:** Veröffentliche deinen Cover-Song, ohne die Rechte zu klären. Das kann teure Abmahnungen nach sich ziehen.
* **DON’T:** Ignoriere die Content ID-Hinweise von YouTube.
Kreative Freiheit vs. Urheberrecht: Wie viel Veränderung ist erlaubt?
Auch wenn du eine Mechanische Lizenz hast, solltest du beachten, dass du den Song nicht beliebig verändern darfst. Deutliche Veränderungen, die über eine reine Interpretation hinausgehen (z.B. neue Strophen, erhebliche Veränderungen der Melodie), könnten das Bearbeitungsrecht des Urhebers verletzen. In solchen Fällen solltest du dich zusätzlich mit dem Rechteinhaber in Verbindung setzen und eine separate Genehmigung einholen.
Fazit: Rechtssicherheit für kreative Musiker
Das Covern von Musik kann eine tolle Möglichkeit sein, deine Kreativität auszuleben und dein Publikum zu begeistern. Indem du dich jedoch sorgfältig über die Urheberrechtsbestimmungen informierst und die notwendigen Lizenzen erwirbst, kannst du sicherstellen, dass du rechtssicher unterwegs bist und dich voll und ganz auf deine Musik konzentrieren kannst. Nutze die verfügbaren Ressourcen und Dienstleister, um den Lizenzierungsprozess so einfach wie möglich zu gestalten. So steht deiner Karriere als Cover-Musiker nichts mehr im Wege!