Schritt für Schritt erklärt: Wie macht man eine funktionierende .desktop Datei unter Linux?

Du möchtest ein Programm oder Skript mit einem Klick über dein Anwendungsmenü oder den Desktop starten? Dann bist du hier genau richtig! Eine .desktop-Datei ist der Schlüssel, um unter Linux eigene Starter für Anwendungen, Skripte und sogar Webseiten zu erstellen. In dieser detaillierten Anleitung zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du eine funktionierende .desktop-Datei erstellst und was du dabei beachten musst.

Was ist eine .desktop-Datei?

Eine .desktop-Datei ist eine Textdatei, die Informationen über eine Anwendung oder ein Skript enthält. Diese Informationen umfassen den Namen der Anwendung, den Pfad zur ausführbaren Datei, ein Icon und andere Eigenschaften. Desktop-Umgebungen wie GNOME, KDE oder XFCE nutzen diese Dateien, um Anwendungen im Anwendungsmenü anzuzeigen und Desktop-Verknüpfungen zu erstellen. Kurz gesagt: Sie ist das Linux-Äquivalent zur Windows .lnk-Datei oder zur macOS .app.

Warum eine .desktop-Datei erstellen?

Es gibt viele Gründe, warum du eine .desktop-Datei erstellen solltest:

• Einfacher Zugriff: Starte deine Lieblingsanwendungen und Skripte mit einem Klick.
• Benutzerfreundlichkeit: Ordne deine eigenen Programme in Kategorien ein und gib ihnen ein ansprechendes Icon.
• Anpassung: Passe dein System an deine Bedürfnisse an, indem du eigene Starter für häufig verwendete Befehle erstellst.
• Integration: Integriere selbstgeschriebene Skripte nahtlos in dein System.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: So erstellst du deine .desktop-Datei

Schritt 1: Texteditor öffnen und Datei erstellen

Öffne deinen bevorzugten Texteditor. Das kann ein einfacher Editor wie nano oder gedit sein, oder eine komplexere IDE wie Visual Studio Code. Erstelle eine neue Datei und speichere sie unter einem aussagekräftigen Namen mit der Endung .desktop. Zum Beispiel: mein-skript.desktop oder mein-programm.desktop.

Wichtig: Achte darauf, dass der Dateiname keine Leerzeichen enthält und mit einem Kleinbuchstaben beginnt. Vermeide Sonderzeichen außer dem Bindestrich (-) und dem Unterstrich (_).

Schritt 2: Grundgerüst der .desktop-Datei einfügen

Jede .desktop-Datei beginnt mit einem bestimmten Grundgerüst. Füge folgenden Text in deine neue Datei ein:

[Desktop Entry]
Version=1.0
Name=
Comment=
Exec=
Icon=
Terminal=false
Type=Application
Categories=

Lass uns die einzelnen Zeilen genauer betrachten:

• [Desktop Entry]: Markiert den Beginn des .desktop-Datei-Abschnitts. Diese Zeile ist obligatorisch.
• Version=1.0: Gibt die Version des .desktop-Datei-Formats an. In den meisten Fällen ist 1.0 ausreichend.
• Name=: Hier gibst du den Namen deiner Anwendung oder deines Skripts an, der im Anwendungsmenü oder auf dem Desktop angezeigt wird. Beispiel: Name=Mein Super Skript
• Comment=: Eine kurze Beschreibung der Anwendung. Diese wird oft als Tooltip angezeigt, wenn du mit der Maus über das Icon fährst. Beispiel: Comment=Ein Skript, das Dateien sichert
• Exec=: Der wichtigste Eintrag! Hier gibst du den Befehl an, der ausgeführt werden soll, wenn du auf den Starter klickst. Das kann der Pfad zu einer ausführbaren Datei, ein Skript oder ein Befehl sein. Beispiel: Exec=/home/benutzer/skripte/backup.sh oder Exec=firefox
• Icon=: Der Pfad zu einer Icon-Datei (PNG, SVG, etc.), die im Anwendungsmenü und auf dem Desktop angezeigt wird. Du kannst entweder einen absoluten Pfad angeben (z.B. /home/benutzer/icons/mein-icon.png) oder einen Icon-Namen aus dem installierten Icon-Theme verwenden (z.B. Icon=firefox). Beispiel: Icon=my-app-icon
• Terminal=false: Gibt an, ob die Anwendung in einem Terminalfenster gestartet werden soll. Setze den Wert auf true, wenn es sich um eine Konsolenanwendung handelt oder du die Ausgabe des Skripts im Terminal sehen möchtest. Andernfalls lasse den Wert auf false.
• Type=Application: Definiert den Typ des Starters. In den meisten Fällen ist Application die richtige Wahl. Andere mögliche Werte sind Link (für Webseiten) und Directory (für Ordner).
• Categories=: Hier gibst du an, in welcher Kategorie die Anwendung im Anwendungsmenü angezeigt werden soll. Mehrere Kategorien können durch Semikolons (;) getrennt werden. Eine Liste der möglichen Kategorien findest du in der Desktop Entry Specification. Beispiele: Categories=Utility;System; oder Categories=Game;. Gängige Kategorien sind: AudioVideo, Development, Game, Graphics, Network, Office, Settings, System, Utility.

Schritt 3: Die .desktop-Datei anpassen

Jetzt kannst du die einzelnen Felder in deiner .desktop-Datei anpassen, um sie an deine Bedürfnisse anzupassen. Hier sind einige Beispiele:

Beispiel 1: Starter für ein Skript

[Desktop Entry]
Version=1.0
Name=Dateien sichern
Comment=Sichert alle wichtigen Dateien
Exec=/home/benutzer/skripte/backup.sh
Icon=document-save
Terminal=true
Type=Application
Categories=Utility;System;

In diesem Beispiel wird ein Skript namens backup.sh ausgeführt, das sich im Ordner /home/benutzer/skripte/ befindet. Das Skript wird in einem Terminalfenster ausgeführt (Terminal=true), und das Icon document-save wird verwendet.

Beispiel 2: Starter für eine Webanwendung

[Desktop Entry]
Version=1.0
Name=Google Mail
Comment=Öffnet Google Mail im Browser
Exec=firefox https://mail.google.com
Icon=firefox
Terminal=false
Type=Application
Categories=Network;

Hier wird Firefox mit der URL von Google Mail gestartet. Das Icon ist das Firefox-Icon, und die Anwendung wird in der Kategorie „Network” angezeigt.

Schritt 4: Die .desktop-Datei speichern

Speichere die .desktop-Datei mit deinen Änderungen.

Schritt 5: Die .desktop-Datei ausführbar machen (falls nötig)

Wenn die .desktop-Datei ein Skript ausführt, das ausführbar sein muss, stelle sicher, dass die Skriptdatei selbst ausführbar ist. Du kannst dies im Terminal mit dem Befehl chmod +x /pfad/zum/skript.sh erreichen.

Schritt 6: Die .desktop-Datei an den richtigen Ort verschieben

Damit deine .desktop-Datei vom System erkannt wird, musst du sie an den richtigen Ort verschieben. Es gibt zwei Möglichkeiten:

• Für den aktuellen Benutzer: Verschiebe die Datei in den Ordner ~/.local/share/applications/.
• Für alle Benutzer: (Benötigt Administratorrechte) Verschiebe die Datei in den Ordner /usr/share/applications/.

Im Terminal sieht das so aus:

# Für den aktuellen Benutzer
mv mein-skript.desktop ~/.local/share/applications/

# Für alle Benutzer (mit Administratorrechten)
sudo mv mein-skript.desktop /usr/share/applications/

Schritt 7: Anwendungsmenü aktualisieren

In einigen Fällen musst du das Anwendungsmenü manuell aktualisieren, damit die neue Anwendung angezeigt wird. Dies kann durch Abmelden und erneutes Anmelden, Neustarten der Desktop-Umgebung oder mit einem speziellen Befehl geschehen. In KDE Plasma kannst du zum Beispiel kbuildsycoca5 im Terminal ausführen.

Fehlerbehebung

Sollte deine .desktop-Datei nicht funktionieren, überprüfe Folgendes:

• Syntaxfehler: Stelle sicher, dass alle Einträge korrekt geschrieben sind und die Datei keine Tippfehler enthält.
• Pfadfehler: Überprüfe, ob der Pfad zur ausführbaren Datei im Exec=-Eintrag korrekt ist.
• Berechtigungen: Stelle sicher, dass die Skriptdatei ausführbar ist, falls nötig.
• Speicherort: Überprüfe, ob die .desktop-Datei im richtigen Ordner liegt.
• Icon-Pfade: Vergewissere dich, dass das Icon existiert und der Pfad korrekt ist oder der Name des Icons richtig ist.

Zusätzliche Optionen

.desktop-Dateien bieten noch viele weitere Optionen, um das Verhalten deiner Starter anzupassen. Hier sind einige Beispiele:

• StartupNotify=true: Zeigt eine Benachrichtigung an, wenn die Anwendung gestartet wird.
• StartupWMClass=: Gibt die Window-Manager-Klasse der Anwendung an. Dies ist nützlich, um Fenster zu gruppieren.
• Actions=: Erlaubt das Definieren von zusätzlichen Aktionen, die über das Kontextmenü des Starters ausgeführt werden können.
• Lokalisierung: Du kannst verschiedene Namen und Kommentare für verschiedene Sprachen definieren, indem du Suffixe wie [de] für Deutsch verwendest. Zum Beispiel: Name[de]=Mein Super Skript und Comment[de]=Ein Skript, das Dateien sichert.

Fazit

Mit einer .desktop-Datei kannst du deine Linux-Umgebung ganz einfach an deine Bedürfnisse anpassen und Programme und Skripte schnell und bequem starten. Diese Anleitung hat dir gezeigt, wie du Schritt für Schritt eine funktionierende .desktop-Datei erstellst. Viel Spaß beim Ausprobieren!